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Mieczysław Weinberg

Polnisch-russischer Komponist, geboren am 8. Dezember 1919 in Warschau. Sein Name lautete auch Moisey bzw. Moishe Vainberg oder Moisey Samuilovich Vaynberg. Er kam als Sohn eines Musikers schon früh mit Musik in Berührung und begann bereits als Zwölfjähriger Klavier am Konservatorium der Musikakademie Warschau zu studieren.


Nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 brach er sofort seine Studien ab und floh über Minsk und Taschkent nach Moskau, da er Jude war. Seine Familie, die aus Kischinjow stammte, von wo aus sie 1903 nach Polen geflohen war, wurde im Krieg ermordet.

Zunächst liess sich Weinberg in Minsk nieder, wo er Komposition bei Wassili Solotarjow studierte. Wenige Tage, nachdem er 1941 seine Studien abgeschlossen hatte, musste er vor dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion fliehen. Er reiste nach Taschkent, wo er an der Oper arbeitete.


Dort heiratete er 1942 Natalja Wowsi-Michoels, die Tochter des Schauspielers und Regisseurs Solomon Michoels. 1943 schickte Weinberg seine erste Sinfonie an Dmitri Shostakovitsh, der ihn daraufhin nach Moskau einlud. Noch im selben Jahr liess sich Weinberg dort nieder und lebte bis zu seinem Tode in der russischen Hauptstadt als freischaffender Komponist.


Bevor Weinberg ein Werk veröffentlichte, zeigte er es Shostakovitch. Das galt auch umgekehrt. Es ist auch bekannt, dass sie sich gegenseitig zum Komponieren animierten. Sie lieferten sich einen privaten Wettbewerb um Streichquartette. 1948 wurde Weinberg als einer von den "kleinen Schostakowitschen" wegen formalistischer Tendenzen gerügt.


1953, kurz vor dem Tode Josef Stalins, wurde er – unter dem Vorwurf, die Errichtung einer jüdischen Republik auf der Krim propagiert zu haben – inhaftiert. Sein lebenslanger Freund und Mentor Dmitri Shostakovitsh setzte sich daraufhin mit einem für die Zeit sehr mutigen Brief für ihn ein. Weinbergs Freilassung erfolgte letztlich jedoch aufgrund von Stalins Tod.


Die Oper "Die Passagierin" gilt als Hauptwerk von Mieczysław Weinberg. Es ist die Geschichte einer Auschwitz-Überlebenden, die ihrer KZ-Aufseherin nach dem Krieg auf einem Ozeandampfer wiederbegegnet. Das 1968 fertiggestellte Werk des Komponisten wurde erstmals 2006 konzertant in Moskau uraufgeführt und erlebte 2010 – mit 42 Jahren Verspätung – seine szenische Weltpremiere als Oper bei den Bregenzer Festspielen.


Neben seiner kompositorischen Tätigkeit trat Weinberg auch als Pianist auf. Er komponierte zudem eine grosse Anzahl von Filmmusiken, darunter zu Michail Kalatosows "Die Kraniche ziehen" (1957), Sergei Urussewskis "Abschied von Gulsary" (1968), Fjodor Chitruks "Die Ferien des Bonifazius" (1965) und "Winnie Pooh" (1969) sowie Alows & Naumows "Teheran 43" (1981).


Weinbergs Werke sind meist grossformatig angelegt. Er konzentrierte sich auf Gattungen wie Sinfonie und Sonate. Nach einigen recht modernen ersten Kompositionen waren seine folgenden Werke, besonders jene um 1950, durch eine klare Tonalität gekennzeichnet. In späteren Werken weitete Weinberg das tonale Idiom beträchtlich aus und schrieb eine eher introvertierte, persönliche Musik.


Viele seiner Werke setzen sich mit der Thematik des Krieges auseinander. Seine letzten Werke, besonders die Kammersinfonien, sind teilweise von ungewöhnlicher Heiterkeit erfüllt und kehren wieder zu eingängiger Melodik und klarer Tonalität zurück. Seine Musik ist auf fast 200 Aufnahmen verewigt worden. Darunter befanden sich auch mehrere Zusammenfassungen.


Je eine CD umfasste "Complete Piano Works • 1 und 2" (beide Grand Piano, 2012) mit Allison Brewster Franzetti. Drei CD stark war "Complete Sonatas And Works" (Challenge Classics, 2013) mit Linus Roth (vio) und José Gallardo (p) als Interpreten. Unter dem Titel "Complete String Quartets" (cpo, 2014) erschien ein 6-CD-Set mit allen Streichquartetten von Weinberg, eingespielt vom Quatuor Danel.


Die Triple-CD "Selected Works" (2019) erschien auf dem ehemaligen sowjetischen Staatslabel "Melodiya". 08/23

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