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- André Hodeir
Französischer Jazz-Violinist, Komponist, Arrangeur, Bandleader sowie Musikkritiker und Romanautor, geboren am 22. Januar 1921 in Paris. Er studierte am Pariser Konservatorium unter anderem bei Olivier Messiaen. Daneben spielte er in Cafés Violine, so ab 1942 unter dem Namen Claude Laurence im Sextett von André Ekyan. Ab der zweiten Hälfte der 1940er Jahre war er als Arrangeur tätig, zunächst für Django Reinhardt (1946) und Don Byas (1949), dann für James Moody (1951), Bernard Peiffer (1952) und Bobby Jaspar (1954). 1954 wurde er zu Präsidenten der Academie du Jazz de Paris gewählt. Hodeir komponierte mehrere Filmmusiken wie diejenige für "Le Palais Idéal" für Adonis Kyrou (1958), "Mamselle Pigalle" von Roger Vadim (1958), "Saint Tropez Blues" von Marcel Moussy (1961) und "Welt ohne Sonne" von Jacques-Yves Cousteau (1964). 1954 gründete Hodeir die experimentelle Jazz Groupe de Paris, bei der unter anderen Bobby Jaspar (ts), Jean Aldegon (as), Armand Migiani (bars), Roger Guérin (tp), Buzz Gardner (tp), Jean Liesse (tp), Nat Peck (tb), Fats Sadi (vibes), Pierre Michelot (b), Jacques David und/oder Christian Garros (dm) spielten. Mit ihr wollte Hodeir symphonische Musik und Jazz verbinden. Von dieser Formation erschien die mehrfach wieder veröffentlichte LP "Joue André Hodeir" (Vega, 1956), die 10"-EP "Essais D'André Hodeir" (Swing, 1957) und die 7"-EP "Les Tripes Au Soleil" (Fontana, 1958). Letztere Schallplatte entstand zusammen mit der Sängerin Christiane Legrand, der Schwester des Komponisten Michel Legrand, und enthielt den Soundtrack zum gleichnamigen Film von Claude Bernard-Aubert. Weitere Aufnahmen der Jazz Groupe de Paris, datiert vom 20. Oktober 1957, erschienen auf der Split-LP "The Historic Donaueschingen Jazz Concert 1957" (MPS, 1977). Weitere Gruppen, die bei diesem Konzert auftraten und auf der LP vertreten sind, waren die Eddie Sauter Big Band und das Modern Jazz Quartet. Zu Hodeirs Kompositionen gehören auch seine "Livres d’Essais" (1954 und 1956). Diese setzte Hodeir mit US-Musikern wie Hal McKusick (as, bcl), Donald Byrd (tp) und anderen um und nahm sie unter dem Titel "American Jazzmen Play Andre Hodeir's Essais" (Savoy, 1957) auf. Schon im Jahr davor war die LP "Kenny Clarke's Sextet joue André Hodeir" (Philips, 1956) erschienen, allerdings eingespielt grösstenteils von französischen Musikern. Auch das Modern Jazz Quartet spielte Stücke von Hodeir. In den 1960er Jahren leitete André Hodeir sein eigenes Orchester. Dieses spielte auf der LP "Jazz Et Jazz" (Philips, 1960) Hodeirs mehrteilige Kompositionen "Jazz Cantata" und "Le Palais Idéal". 1966 komponierte er auf der Basis von "Finnegans Wake" von James Joyce die monumentale Jazz-Kantate "Anna Livia Plurabelle", die auch für eine LP "(Philips, 1966) eingespielt wurde. Die LP "Bitter Ending" (Epic, 1972) mit einem weiteren Monumentalwerk für Jazzquintett und die Swingle Singers war quasi der zweite Teil des Diptychons "Jazz On Joyce". Auf "Martial Solal et son Grand Orchestre jouent André Hodeir" (Carlyne, 1984) wurde Hodeir erneut als Komponist geehrt. "The Vogue Sessions" (BMG France, 1999) hiess eine Sammlung von Werken, die Hodeir zwischen 1949 und 1954 einspielen liess. Auf der Doppel-CD "Essais-Complete Paris & New York Sessions" (Fresh Sound, 2017) wurden mehrere wichtige Werke zusammengefasst. Auf der Doppel-CD "Musique Classique Et Jazz 1958-1962 La Naissance Du Crossover" (Frémeaux & Associés, 2020) wurden Stücke von Hodeir solchen von Jacques Loussier, Andrè Previn und Claude Bolling, anderen Pionieren der Verbindung von Jazz und Klassik, gegenübergestellt. Als Jazz-Kritiker errang Hodeir mit seiner wissenschaftlichen Herangehensweise allgemeine Anerkennung. Von 1947 bis 1950 war er Herausgeber der Fachzeitschrift "Jazz Hot" und in dieser Zeit ein eifriger Fürsprecher des Bebop. 1954 erschien "Hommes et problemes du Jazz", eine der ersten analytischen musikwissenschaftlichen Studien über Jazz, das als Standardwerk gilt. Gesamthaft verfasste er rund ein Dutzend Bücher über den Jazz, dazu einen Sammelband mit Erzählungen und drei Romane. André Hodeir verstarb am 1. November 2011 in Versailles in der Nähe von Paris im Alter von 90 Jahren. Am selben Tag verstarb in Paris die erwähnte Sängerin Christiane Legrand, mit der er zusammengearbeitet hatte. 07/23
- Stéphane Grappelli
Französischer Jazz-Violinist und Bandleader zwischen Swing und Sinti Jazz, geboren am 26. Januar 1908 in Paris. Als Sohn eines italienischen Marchese und einer Französin wurde er auf den Namen Stefano getauft. Er verlor seine Mutter, als er vier Jahre alt war. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde sein Vater ins italienische Heer eingezogen. Der sechsjährige Stefano konnte einige Tanzstunden bei Isadora Duncan nehmen, kam in ein katholisches Waisenhaus, das er als traumatisierende Erfahrung erlebte. Er musste dort auf dem Boden schlafen und hugerte oftmals. Als sein Vater aus dem Krieg zurückkehrte, sorgte er dafür, dass sein Sohn Stefano die französische Staatsbürgerschaft erhielt. Dabei wurde sein Vorname in Stéphane geändert. Als Jugendlicher brachte sich Grappelli das Violin- und Klavierspiel selber bei und bestand, ohne jemals einen Lehrer gehabt zu haben, die Aufnahmeprüfung für das Pariser Konservatorium. Dort studierte er zwischen 1924 und 1928. Während dieser Zeit und noch nach seinem Studium verdingte er sich als Musiker in Kinos. Er spielte auch in Tanzbands wie Grégor et ses Grégoriens, bis er 1933 Django Reinhardt traf. Grappelli gründete 1934 mit Reinhardt das Quintette du Hot Club de France, von dem mehrere Schallplatten erschienen. Es handelte sich um die erste Jazzformation, in der ausschliesslich Saiteninstrumente (drei Gitarren, Violine und Bass) zum Einsatz kamen. Als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, befand sich die Band auf Konzerttournee in London. Django Reinhardt ging nach Paris zurück, Grappelli blieb in England. Dort gründete Grappelli mit dem jungen Pianisten George Shearing eine neue Band, die aus dem Arthur Youngs Swingtette hervorging. Mit Reinhardt arbeitete er erst nach dem Krieg wieder zusammen. Grappelli und Reinhardt hatten ab 1935 auch in der Gruppe Stéphane Grappelli And His Hot Four zusammengearbeitet. Diese Gruppe war von den Instrumenten und teilweise von den Musikern gleich besetzt war die das Quintette und existierte etwa gleich lange, nämlich bis Ende der 1940er Jahre. Weitere Aufnahmen hatte Grappelli ab den 1930er Jahren an der Seite von Bandleadern wie Lionel Hampton, Coleman Hawkins Bill Coleman, Philippe Brun,Charlie Ventura und anderen gemacht. Auch mit dem Geiger Eddie South trat er auf und ging ins Studio. In den 1950er Jahren war Grappelli als Leader immer weniger aktiv. Erst ab der Mitte der 1960er Jahre wurde seine Karriere durch das wachsende Interesse an der Jazzvioline wiederbelebt, zumal ihn Duke Ellington 1963 zusammen mit den Geigern Ray Nance und Svend Asmussen zu den Aufnahmen der erst später veröffentlichten LP "Duke Ellington's Jazz Violin Session" (Atlantic, 1976) einlud. Am 30. September 1966 kam es bei einem Konzert in Basel unter dem Titel "Violin Summit" zu einem Remake dieser Session. Mit dabei waren neben Grappelli und Asmussen auch die Geiger Stuff Smith und Jean-Luc Ponty. Nach dem Erfolg des Albums "Violin Summit" (Saba, 1967) entwickelte Grappellis sich zum einflussreichsten Geiger der Jazzszene und machte sein Instrument im Jazz salonfähig. Grappelli nahm fortan mit vielen Jazzmusikern weltweit Schallplatten auf oder ging mit ihnen auf Tournee. 1969 besuchte er die USA, um beim Newport Jazz Festival aufzutreten. Er spielte mit Joe Venuti, Gary Burton und Earl Hines. Zu Beginn der 1970er Jahre begann er eine künstlerische Zusammenarbeit mit dem klassischen Geiger Yehudi Menuhin, die zu drei Alben führte. Er feierte seinen 86. Geburtstag mit Gary Burton, Martial Solal und Jean-Luc Ponty. Er spielte bis kurz vor seinem Tod Studioaufnahmen ein, so 1975 ein Solo für eine Gage von 300 Pfund für Pink Floyd bzw. dessen Album "Wish You Were Here" (Harvest, 1975). Von Stéphane Grappelli erschienen hunderte von Schallplatten. Sie kamen unter seinem eigenen Namen oder unter Gruppennamen wie Oscar Peterson-Stéphane Grappelli Quartet, South-Grappelli-Reinhardt Combo, Stéphane Grappelli And His Hot Four, Stephane Grappelli And His Quartet, Stéphane Grappelli Ensemble, Stephane Grappelli Quartet oder Stéphane Grappelli Quintet heraus. Andere Gruppenbezeichnungen waren Stéphane Grappelli Trio, Stéphane Grappelli-Henri Crolla Quartet, Stéphane Grappelly And His Musicians, Stephane Grappelly Et Son Orchestre, Stéphane Grappelly Et Son Quartette, Stephane Grappelly Quintet oder Stephane Grappelly Sextet. Die Datenbank discogs.com verzeichnet für ihn fast 750 Credits als Musiker und fast 800 als Komponisten oder Arrangeur. Seine Musik wurde auf über 200 Compilations zusammengefasst. Die meisten davon deckten seine Zusammenarbeit mit Django Reinhardt ab. Darunter befanden sich als besonders üppige Sammlungen die 5-CD-Box "Swinging With Django Reinhardt" (Le Chant Du Monde, 2007) und "Les Rois Du Swing Manouche" (Wagram, 2009). Stéphane Grappelli starb am 1. Dezember 1997 in Paris im Alter von 89 Jahren. 07/23
- Django Reinhardt
Französischer Sinti Jazz-Gitarrist und Bandleader, geboren am 23. Januar 1910 in Liberchies, Belgien. Als Sohn von so genannten Manouches, von französischsprachigen Sintis, wuchs er in einer Wohnwagensiedlung ausserhalb von Paris auf, lernte früh Violine, Banjo und Gitarre zu spielen und begann seine Karriere als professioneller Musiker als Zwölfjähriger mit dem Akkordeonisten Guérino. Am 2. November 1928 erlitt er beim Brand seines Wohnwagens schwere Verletzungen, nachdem die im Wohnwagen befindlichen Zelluloidblumen, die Djangos damalige Frau Florine "Bella" Mayer am folgenden Tag verkaufen wollte, Feuer gefangen hatten. Djangos rechtes Bein wurde gelähmt und seine linke Hand stark verbrannt. Daneben erlitt er am Körper schwere Verbrennungen. Die Ärzte hatten vor, das Bein zu amputieren, doch Reinhardt erholte sich von den Verletzungen. In den anderthalb Jahren der Rehabilitation entwickelte Django Reinhardt eine völlig neue und höchst virtuose Spieltechnik, bei der er für das Spielen der Melodie lediglich Zeige- und Mittelfinger einsetzte. Für Akkorde konnte er in beschränktem Masse auch den Ringfinger und kleinen Finger zu Hilfe nehmen. Dazu benutzte er ausgiebig den Daumen. Anfang der 1930er Jahre spielte Reinhardt im Orchester des Violinisten Michel Warlop und trat in Pariser Cafés auf, wo ihn 1934 Pierre Nourry und Charles Delaunay vom Hot Club de France entdeckten. Diese hatten die Idee, ein mit Saiteninstrumenten besetztes Ensemble zusammenzustellen, und stellten Reinhardt dem Violinisten Stéphane Grappelli vor. Nach Proben im Hotel Claridge wurde das legendäre Quintette du Hot Club de France gegründet, in dem neben Reinhardt und Grappelli Djangos Bruder Joseph "Nin-Nin" Reinhardt und Roger Chaput als Rhythmusgitarristen sowie Louis Vola als Bassist mitwirkten. Dieses Quintett wurde ein Sensationserfolg und blieb bis auf eine Umbesetzung - Roger Chaput wurde durch Pierre "Baro" Ferret ersetzt - in seiner ursprünglichen Form bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 bestehen. Während Grappelli bis Kriegsende in London blieb, hielt sich Reinhardt vorerst im besetzten Paris auf und spielte mit wechselnden Musikern. Sein Quintett bestand nun aus Sologitarre, Rhythmusgitarre und Klarinette anstelle der Violine, dazu Bass und Schlagzeug sowie teilweise Klavier. Im Frühjahr 1942 konnte er in Belgien einige Aufnahmen, unter anderem mit den Orchestern Fud Candrix und Stan Brenders für das Label "Rhythme" einspielen. 1943 versuchte Reinhardt in die Schweiz zu gelangen, wurde aber an der Grenze zurückgewiesen. Nach Paris zurückgekehrt, bewahrten ihn seine Berühmtheit, die Beliebtheit seiner Musik bei der französischen Bevölkerung und bei einigen Besatzungsoffizieren davor, wie viele seiner Verwandten als Sinti verfolgt und in ein KZ gebracht zu werden. Bis zum Ende des Krieges blieb er unbehelligt in Paris, hielt sich aber bedeckt und mied die Öffentlichkeit in der Hauptstadt. Von November bis Dezember 1945 nahm Django Reinhardt zusammen mit der amerikanischen Air Transport Command Band unter der Leitung von Sgt. Jack Platt eine Reihe von Titeln auf, darunter "Djangology" und "Uptown Blues". Bei diesen Aufnahmen handelte es sich um Live-Mitschnitte für den AFN, die später auf Schallplatten veröffentlicht wurden. 1946 trat Django Reinhardt auf einer Tournee in den USA zusammen mit dem Duke Ellington Orchestra auf. Vom Auftritt am 20. November im Civic Opera House in Chicago sind vier Aufnahmen erhalten, die als "The Great Concerts: Duke Ellington: Chicago 1946" später auch auf einer Doppel-CD veröffentlicht wurden. Ab 1947 spielte Reinhardt hauptsächlich eine elektrisch verstärkte Gitarre. 1947 nahm er wieder auf der akustischen Gitarre zusammen mit Stéphane Grappelli eine Reihe von Titeln auf. 1951 zog Django Reinhardt in das bei Fontainebleau gelegene Samois-sur-Seine. Im Februar desselben Jahres trat er mit einer neuen Band im Pariser Club St. Germain auf, die aus Bebop-beeinflussten jungen Musikern wie den Brüdern Hubert (as) und Raymond Fol (p), Bernard Hullin (tp), Pierre Michelot (b) und Pierre Lemarchand (dm) bestand. Wenn er nicht mit dieser Band spielte, widmete Django Reinhardt sich grösstenteils der Familie, Freunden, der Malerei, dem Angeln und dem Billardspielen. Danach nahm Django Reinhardt nur noch sporadisch auf, die letzte Session datiert vom 8. April 1953 mit Fats" Sadi Lallemand (vibes), Martial Solal (p), Pierre Michelot (b) und Pierre Lemarchand (dm). Am 15. Mai 1953 erlitt er im Café "Auberge de l'Ile" in Samois einen Schlaganfall. Er wurde umgehend ins Spital von Fontainebleau gebracht, konnte jedoch nicht mehr gerettet werden. Er wurde nur 43 Jahre alt. Django wurde in Samois beigesetzt, wo inzwischen alljährlich zu seinen Ehren ein Festival stattfindet. Das Besondere an der Musik Reinhardts war die Mischung aus drei verschiedenen Musikstilen: er schuf aus dem schon gängigen New-Orleans-Jazz der 1920er Jahre, den französischen Walzern (Valses musettes) und der traditionellen Spielweise der Roma (Romamusik) einen neuen Musikstil, der Manouche-, Zigeuner- oder Gypsy Jazz genannt wurde und neben der jazzgemässen Rhythmik durch Akkordeffekte und Stimmungen gekennzeichnet war. Reinhardts Handicap brachte ihn dazu, das Griffbrett eher vertikal als horizontal zu nutzen. Dieses Prinzip setzt er in der Technik des Downstroke-Sweepings um, bei der Töne auf benachbarten Saiten mit einer einzigen schnellen Bewegung angeschlagen werden. Dazu führte Reinhardt Läufe aus Oktav-Doppelgriffen in den Jazz ein. Von Reinhardt erschienen im Laufe der Jahre eine beträchtliche Zahl von Schallplatten, dazu hunderte von sich überschneidenden Compilations. Zum ersten Mal umfangreich und zudem chronologisch geordnet wurde sein Werk in den frühen 1970er Jahren im Rahmen der 18-teiligten LP-Serie "Djangologie" des Labels "Pathé". Danach erschienen fast 700 Compilations oder Serien. Viele davon waren mehrere LPs oder CDs stark. "History" (TIM, 2000) umfasste 15 CD. Unter dem Obertitel "Intégrale Django Reinhardt" wurden die beiden 14-CD-Boxes "Saison 1: The Complete Django Reinhardt (1928-1938)" und "Saison 2: The Complete Django Reinhardt (1938-1947)" sowie die 12-CD-Box "Saison 3: The Complete Django Reinhardt (1947-1953)" (alle Frémeaux & Associés, 2009) auf den Markt gebracht. Im selben Jahre veröffentlichte das Label "Complete Jazz Series" unter dem Obertitel " In Chronology" zwölf DL-Alben mit jeweils über 20 Tracks. Es handelte sich um jene Aufnahmen, die "Classics" ab den 1990er Jahren im Rahmen einer umfangreichen CD-Serie veröffentlicht gebracht hatte. "The Genius Of Django" (Label Ouest, 2022) war 21 CD stark. Sein Sohn Babik Reinhardt (1944-2001) und viele andere Musiker aus der weit verzweigten Reinhardt-Familie traten später ebenfalls in die Fussstapfen ihres berühmten Vorfahren. 07/23
- Quintette du Hot Club de France
Französische Swing-Gruppe, gegründet 1934 in Paris von Django Reinhardt (g) und Stéphane Grappelli (vio) auf Anregung von Pierre Nourry und Charles Delaunay vom Hot Club de France. Das Quintette du Hot Club de France war das erste, ausschliesslich mit Saiteninstrumentalisten besetzte Jazz-Ensemble. Neben den beiden Leadern wirkten zunächst Djangos Bruder Joseph Reinhardt sowie Roger Chaput oder Pierre "Baro" Ferret als weitere Gitarristen sowie Louis Vola als Bassist mit. Damit kam es erstmals im Jazz zu einer Arbeitsteilung zwischen Solo- und Rhythmusgitarre. Die beiden Rhythmusgitarristen nahmen zugleich eine perkussive Funktion wahr und ersetzten damit ein Schlagzeug. Ihren Namen erhielt die Gruppe, weil ihre ersten Auftritte unter dem organisatorischen Dach des Hot Club de France stattfanden. 1934 erschien die erste Schallplatte bei "Ultraphon", nachdem die Gruppe davor bvom Label "Odeon" als "viel zu modern" abgelehnt worden war. Bei dieser ersten Session im "Ultraphon"-Studio im Pariser Quartier Montparnasse nahmen Reinhardt und seine Musiker die Standards "Dinah", "Tiger Rag", "I Saw Stars" und "Lady Be Good" auf. Das Quintette tourte durch weite Teile Europas. Im März 1937 kam dessen Version von "After You’ve Gone" auf Platz 20 der US-Hitparade. Zwischen Dezember 1934 und August 1939 entstanden, teilweise ergänzt durch andere Musiker, rund 100 Aufnahmen. Von kleineren Umbesetzungen abgesehen blieb das Quintette bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 bestehen. Zu jenem Zeitpunkt befand sich die Gruppe in England. Weil Stéphane Grappelli bis Kriegsende in London blieb, wurde das Quintett umgeformt. Hubert Rostaing trat mit seiner Klarinette an Stelle der Violine. Vom Quintette erschienen im Laufe der Jahre fast 200 Aufnahmen, von den frühen Schellack-Schallplatten, über Vinyl-Veröffentlichungen bis hin zu CDs. Dazu kamen Dutzende von Compilations. Eine der umfangreichsten war das 6-CD-Set "The Complete Django Reinhardt And Quintet Of The Hot Club Of France Swing/HMV Sessions 1936-1948" (Mosaic, 2000). Django Reinhardt und Stéphane Grappelli spielten daneben auch viele Aufnahmen unter eigenem Namen oder mit anderen Gruppen ein. 07/23
- Elek Bacsik
Ungarischer Jazzgitarrist und Geiger, geboren am 22. Mai 1926 in Budapest. Der aus einer Roma-Familie stammende Bacsik begann im Alter von vier Jahren mit dem Violinenspiel. Später studierte er am Konservatorium seiner Geburtsstadt. Ab 1943 trat er hauptsächlich als Gitarrist in Folkloregruppen, wie jener des Akkordeonisten Mihály Tabányi, auf. Er diente drei Jahre in der ungarischen Armee. 1949 verliess er Ungarn und trat eine Zeitlang in Österreich und der Schweiz mit seinem Freund, dem Pianisten György Cziffra, auf. Danach hielt er sich rund zwei Jahre im Libanon auf, wo er in Tanzorchestern und in klassischen Orchestern musizierte. 1951 spielte er in Italien und machte unter anderem bei Aufnahmen des neapolitanischen Pianisten und Sängers Renato Carosone (1920–2001) mit. 1957 spielte er in Spanien und für kurze Zeit in Portugal. Ab 1959 lebte er in Paris, wo er mit dem amerikanischen Jazz-Pianisten Art Simmons und mit dem Bassisten Michel Gaudry im Mars-Club nahe der Champs-Elysées spielte. Während seines Frankreich-Aufenthalts trat er auch mit Jazzmusikern wie Clark Terry, Kenny Clarke, Pierre Michelot, Dizzy Gillespie, Lou Bennett, Georges Arvanitas, Quincy Jones und Chanson-Sängern wie Barbara, Sacha Distel, Serge Gainsbourg, Claude Nougaro, Juliette Gréco und Jeanne Moreau auf. Dizzy Gillespie lud ihn 1962 zu einem Auftritt zum Jazzfestival in Juan-les-Pins ein. Der Auftritt wurde für die LP "Dizzy On The French Riviera" (Philip, 1962) mitgeschnitten. Dazu kamen die ersten eigenen Aufnahmen. Auf "The Electric Guitar Of The Eclectic Elek Bacsik" (Fontana, 1962) wurde er von Michel Gaudry (b) und Daniel Humair (dm) bzw. von Pierre Michelot (b) und Kenny Clarke (dm) begleitet. Diese LP wurde zusammen mit den Titeln der 7"-EP "Bossa Nova – Desafinado" (Fontana, 1962) im Rahmen der "Jazz in Paris"-Serie unter dem Titel "Nuages" (Gitanes Jazz, 2002) wieder veröffentlicht. Für "Guitar Conceptions" (Fontana, 1963) griff er je nach Stück auf Maurice Vander (org), Pepito Riestria (perc), Guy Pedersen (b) und/ oder Daniel Humair (dm) zurück. Auch dieses Album wurde im Rahmen der "Jazz in Paris"-Serie (Gitanes Jazz, 2000) wieder veröffentlicht. Beide Alben für "Fontana" waren davor schon unter dem Titel "Blue Rondo A La Turk" (Fontana und Phonogram, 1980) auf einer Doppel-LP gemeinsam neu aufgelegt worden. 1966 ging er in den USA, wo er in Gypsy Jazz-Gruppen oder in der Bouzouki-Gruppe des armenischen Violinisten Hrach Yacoubian tätig war. Dann liess er sich in Las Vegas, Nevada, nieder wo er Sänger wie Tony Bennett begleitete oder Musik für TV-Sendungen einspielte. Zeitweise spielte er auch Violine in einem Begleitorchester von Elvis Presley. 1974 holte ihn der Produzent Bob Thiele in die Jazzszene zurück: Er trat als Violinist mit Dizzy Gillespie auf dem Newport Jazz Festival auf und nahm mit Oliver Nelson (as), Bucky Pizzarelli (g), Hank Jones (p), Richard Davis (b), Elvin Jones (dm) und Ray Barretto (perc) das Album "I Love You" (Bob Thiele, 1974) auf. Im Jahr darauf erschien "Bird And Dizzy - A Musical Tribute" (Flying Dutchman, 1975). Prominenteste Mitmusiker waren Warne Marsh (ts) und Shelly Manne (dm). Dann arbeitete er erneut in Las Vegas, wo er Konzertmeister des Orchesters des Sängers Wayne Newton war. 1991 erlitt er einen Schlaganfall, der ihn teilweise lähmte. Hinzu kam Lungenkrebs. Er starb am 14. Februar 1993 im Alter von 66 Jahren in Glen Ellyn, Illinois. 07/23
- Chet Baker
Amerikanischer Jazz-Trompeter, Sänger und Bandleader, geboren am 23. Dezember 1929 in Yale, Oklahoma, als Chesney Henry Baker, Jr.. Im Alter von zehn Jahren erhielt er von seinem Vater, der Gitarrist war, eine Posaune. Der junge Chet tauschte sie gegen eine Trompete ein. Nach kürzester Zeit konnte er einfache Swing-Melodien nachspielen. Dazu lernte er nebenbei als Autodidakt das Improvisieren. Seine Fähigkeit bestand darin, harmonische Zusammenhänge schnell zu erfassen und harmonische Vorgaben melodisch zu umspielen. Baker komponierte während seiner Karriere als Musiker nur wenige Stücke. Er spielte zunächst im Schulorchester, dann bei Tanzveranstaltungen. 1946 meldete er sich zum Militär und kam zur 298th Army Band nach Berlin. 1948 wurde er ausgemustert. Baker studierte Theorie und Harmonie im El Camino College in Los Angeles, abends spielte er in Clubs. 1950 trat er erneut in die Armee ein und wurde Mitglied der 6. Armee-Band in Presidio in San Francisco. Dann bat er um seine Entlassung und entschloss sich, professioneller Jazzmusiker zu werden. Im Frühling 1952 wurde er Trompeter in der Band von Charlie Parker. Bekannt wurde Chet Baker als Trompeter im klavierlosen Quartett von Gerry Mulligan. Mit Mulligan (bars), Bob Whitlock oder später mit Carson Smith (b) und Chico Hamilton (dm) kam Baker auch zu ersten Aufnahmen. Einige erschienen 1952 beim Label "Pacific Jazz Records" in Form von Schellack-Schallplatten, andere bereits in Form von 10"-Minialben. Einer der Titel, "My Funny Valentine" (Fantasy, 1953) wurde zu einem Hit und fortan zum Markenzeichen von Baker. Er spielte den Song in unzähligen Variationen bis zu seinem Lebensende immer wieder. Als Gery Mulligan wegen eines Drogenvergehens im Frühling 1953 ins Gefängnis musste, gründete Baker ein eigenes Quartett. Es bestand anfänglich aus Russ Freeman (b), Bob Whitlock, Carson Smith oder Joe Mondragon (b) sowie Shelly Manne, Larry Bunker oder Bobby White (dm). Für das Label "Pacific Jazz" entstanden zahlreiche weitere Aufnahmen. Dazu erschienen weiterhin noch Dutzende Aufnahme von Baker als Mitglied der Mulligan Quartets. "Chet Baker Ensemble" (Pacific Jazz, 1954) war Chet Bakers erste Aufnahme ausserhalb des Quartett-Umfeldes. Bei den Aufnahmen für dieses 10"-Album liess er sich von Herb Geller (as, ts), Jack Montrose (ts), Bob Gordon (bars), Russ Freeman (p), Joe Mondragon (b) und Shelly Manne (dm) begleiten. Mit Bud Shank (bars), Bob Brookmeyer (v-tb), Russ Freeman (p), Carson Smith (b) und Shelly Manne (dm) entstand als Chet Baker Sextet ein gleichnamiges 10"-Album (Pacific Jazz, 1954). Baker wurde vom Fotografen William Claxton dank seines Aussehens und seiner Ähnlichkeit mit James Dean perfekt in Szene gesetzt. Er wurde zum Superstar und liess in Umfragen andere Trompeter wie Dizzy Gillespie, Miles Davis und Clifford Brown hinter sich. Ungefähr zu jener Zeit begann jedoch seine Abhängigkeit von Heroin, die bis zu seinem Tod andauerte. "Chet Baker & Strings" (Columbia, 1954) und "Chet Baker Sings" (Pacific Jazz, 1954) waren weitere Alben. Die erste kam mit Hilfe von Bud Shank (as), Jack Montrose und Zoot Sims (ts), Russ Freeman (p), Joe Mondragon (b) und Shelly Manne (dm) zu Stande und stellte seine erste LP dar. Dazu kamen neun Streicher oder Streicherinnen. Die zweite war eine Quartett-10-Album mit Freeman, Smith und Bob Neel (dm). 1955 verliess Freeman die Gruppe von Baker. Dieser heuerte den begabten, gleichfalls heroinsüchtigen Pianisten Dick Twardzik an und begab sich auf Tournee nach Europa. Für den Produzente Eddie Barclay spielte er in Paris eine Reihe von Aufnahmen ein. Die Erfolge wurden im Oktober 1955 jedoch von Twardziks Tod infolge einer Überdosis Heroin überschattet. 1956 kehrte Baker in die USA zurück. Nach weiteren Aufnahmen für das Label "Pacific Jazz", wechselte er zu "Riverside Records", für das er nur wenige Alben aufnahm. Nachdem er 1959 wegen Drogenbesitzes festgenommen worden war, ging Baker nach Italien, wo er wegen Fälschens von Arzneirezepten verhaftet wurde. Er verbrachte eineinhalb Jahre im Gefängnis und spielte unmittelbar nach seiner Entlassung im Jahr 1962, als er noch auf Entzug war, mit den Europäern Bobby Jaspar (ts, fl), René Thomas (g), Amadeo Tommasi (p), Benoit Quersin (b) und Daniel Humair (dm) das Album "Chet Is Back" (RCA, 1962) ein. Noch bevor die Schallplatte in die Läden kam, verfiel Baker erneut der Sucht. Um die Mitte der 1960er wechselte er für kurze Zeit von der Trompete zum Flügelhorn. 1964 wurde er in Deutschland zum zweiten Mal wegen eines Drogenvergehens verhaftet und in die USA ausgewiesen. Dort entstanden 1965 mit dem Saxophonisten George Coleman für das Label "Prestige" Hardbop-Aufnahmen. Danach nahm Baker für Dick Bocks neues Label "World Pacific" mit der Formation The Mariachi Brass eine Reihe von kommerziellen Easy-Listening- und Mariachi-Platten auf. Im Sommer 1966 wurde er in San Francisco Opfer einer Schlägerei, bei der seine Zähne beschädigt wurden. Trotz dieser Beeinträchtigungen schaffte er Ende der 1960er Jahre mit Hilfe von Dizzy Gillespie ein Comeback. Zwischen 1974 und 1977 entstand eine Reihe von Aufnahmen, darunter einige mit Paul Desmond und eine Reunion mit Gerry Mulligan, an der auch der junge Gitarrist John Scofield teilnahm. Chet Baker hatte damit begonnen, Heroin mit Kokain (Speedball) und mit Amphetaminen zu mischen. Am 13. Mai 1988 fiel er aus dem Fenster seines Zimmers im "Prins Hendrik Hotel" in Amsterdam und starb. Er wurde 58 Jahre alt. Discogs.com listet für Baker fast 200 Alben unter eigenem Namen auf. Dazu kamen Aufnahmen unter Gruppennamen wie Archie Shepp/Chet Baker Quintet, Chet Baker/Stan Getz Quartet, Chet Baker/René Thomas Quintet, Chet Baker & Crew, Chet Baker & Strings, Chet Baker Big Band, Chet Baker Ensemble, Chet Baker Group, Chet Baker Octet, Chet Baker Orchestra, Chet Baker Quartet, Chet Baker Septet, Chet Baker Sextet, Chet Baker Trio, The Chet Baker Quintet und The Chet Baker-Art Pepper Sextet. Als Musiker besitzt er bei discogs.com über 750 Credits, dazu fast 300 als Sänger. Dazu listet die Datenbank über 350 Compilations auf, viele davon allerdings waren inoffizielle Aufnahmen. Mit 10 CD war das Set "Milestones Of A Jazz Legend" (The Intense Media und Documents, 2015) besonders umfangreich "The Pacific Jazz Collection" (Enlightenment, 2016), "The Riverside Collection" (Enlightenment, 2017) und "Eight Classic Albums" (Real Gone, 2019) waren je vier CD stark. Dazwischen enthielten "Rebel At Work (The Complete Studio Master Takes 1956-1959)" und "The Thrill Is Gone - The Complete Studio Master Takes 1952-1956" (beide Le Chant Du Monde, 2018) ebenfalls je zehn CD. "Portrait In Jazz By William Claxton" (Jazz Images, 2018) bestand gar aus 18 CD. Es handelte sich um alle Aufnahmen, die im Rahmen der "William Claxton's Chet Baker Collection" erschienen waren. "The Legendary Riverside Albums" (Riverside, 2019) bestand aus fünf LPs. In Form eines 6-CD-Sets erschien "Eleven Classic Albums" (Reel To Reel, 2020). 07/23
- Henri Crolla
Französischer Jazz-Gitarrist und Bandleader, geboren am 26. Februar 1920 in Neapel als Enrico Crolla. Seine Familie liess sich 1922 in Paris, im Viertel an der Porte de Choisy nieder, wo auch die Familie von Django Reinhardt lebte. Er spielte in seinen Jugendjahren in Pariser Cafés und Jazzclubs wie dem "La Boîte à Sardines", wo damals auch Coleman Hawkins auftrat. Der Zweite Weltkrieg unterbrach seine Karriere als Musiker. Er wurde in Italien mobilisiert, desertierte und kehrte nach Frankreich zurück. In den Kriegsjahren schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten und einigen seltenen Auftrittsmöglichkeiten durch. 1946 wurde er als französischer Staatsbürger naturalisiert. Er arbeitete in den 1940/50er Jahren in der französischen Nachkriegs-Jazzszene unter anderem mit Stephane Grappelli, André Hodeir, Léo Chauliac, Emmanuel Soudieux und mit dem Sänger Yves Montand, den er von 1947 bis 1953 begleitete und mit dem er 1957/58 erneut auftrat. 1956 hatte er seinen ersten Filmauftritt als Komödiant. Er war Co-Leader auf Aufnahmen von Hubert Rostaing und Jacques Prévert. Ab Mitte der 1950er Jahre konnte Henri Crolla erste Aufnahmen unter eigenem Namen für das französische Label "Vega" einspielten. Unter dem Bandnamen Henri Crolla Sa Guitare Et Son Ensemble entstanden die beiden 10"-Alben "Love For Sale" und "There's A Small Hotel" (beide Vega, 1957). Unter seinem Namen erschienen die 10"-Alben "Le Long Des Rues ..." (Vega, 1957) und "C'est Pour Toi Que Je Joue" (Vega, 1958). Mit André Ekyan (sax), Stéphane Grappelli (vio) und Hubert Rostaing (cl) als Co-Leader realisierte er die LP "Notre Ami Django Hommage De Ses Compagnons" (Vega, 1958). Weitere beteiligte Musiker waren Géo Daly (vibes), Maurice Vander oder René Urtreger (p), Emmanuel Soudieux (b) sowie Al Levitt oder Pierre Lemarchand (dm). Im selben Jahr entstand ein Film von Paul Paviot über diese Hommage. Durch die Familie Prévert geriet Crolla in die Filmszene. 1958 hatte er eine grössere Rolle in einem Film von Henri Fabiani mit dem Titel "Le bonheur est pour demain". Henri Crolla betätigte sich auch als Komponist für Filmmusik. Mit André Hodeir war er an Soundtrack für Filme mit Jean Gabin, Jeanne Moreau und Brigitte Bardot beteiligt. Dazu spielte er weitere Aufnahmen unter seinem Namen ein. Henri Crolla starb am Ende einer Tournee am 17. Oktober 1960 in Paris im Alter von nur 40 Jahren. Von Henri Crolla selber oder seinen Gruppen Henri Crolla & Son Trio, Henri Crolla All Stars, Henri Crolla Sa Guitare Et Son Ensemble und Stéphane Grappelli-Henri Crolla Quartet erschienen rund ein Dutzend Alben und etwas mehr Singles/EPs. Im Rahmen der Serie "Jazz in Paris" des Labels "Gitanes Jazz Productions" wurden viele seiner Aufnahmen wieder veröffentlicht. 07/23
- Buck Clayton
Amerikanischer Jazz-Trompeter und Bandleader, geboren am 12. November 1911 in Parsons, Kansas, Wilbur Dorsey Clayton. Er hatte bei seinem Vater Klavier- und Trompetenunterricht und spielte in dessen Kirchenorchester. 1932 begann er seine musikalische Karriere in Kalifornien, wo er 1934 eine Big Band organisierte, mit der er bis 1936 in Shanghai tätig war. Als er sich 1936 in Kansas City aufhielt, holte ihn Count Basie in sein Orchester. Dazu begleitete er um Ende der 1930er Jahre Billie Holiday, Lester Young und Teddy Wilson und spielte bei den Kansas City Six. Mit Count Basie, Teddy Wilson, Harry James, Billie Holiday und anderen kam er ab 1937 zu seinen ersten Aufnahmen. 1943 verliess Clayton das Count Basie Orchester, weil er in die Armee eingezogen wurde. Danach betätigte sich Buck Clayton vor allem als Arrangeur für Count Basie, Benny Goodman und Harry James. Mitte der 1940er Jahre kam er zu ersten Aufnahmen als Leader. Im Buck Clayton Quintet wurde er von Flip Phillips (ts), Theodocius (Thelonious Monk?) (p) sowie Slam Stewart (b) und Danny Alvin (dm) begleitet. Vier Titel dieses Quintetts erschienen auf zwei Schellack-Schallplatten bei "Melrose". Später stellte er mit anderen Musikern immer wieder Quintett-Formationen zusammen. 1947/1948 begleitet er mit seinem Orchester die Sängerin Helen Humes bei Aufnahmen für das Label "Mercury". Ende der 1940er Jahre trat er mit dem Buck Clayton Sextet auf, das neben ihm aus Don Byas (ts), Merril Stepter (tp), Charlie Lewis (p), Georges Hadjo (b) und Wallace Bishop (dm) bestand.Mit dieser Gruppe tourte er 1949 und 1950 durch Europa und konnte in Frankreich für das dortige Label "Royal Jazz" mehrere Schellack-Schallplatten einspielen. Dazu kamen Aufnahmen für die 7"-EP "Blues In First" (Vogue) ohne Byas. Darauf ist sein Quintett mit Bill Coleman (tp) und sein Sextett mit Bill Coleman und Merril Stepter als weitere Trompeter zu hören. Bei beiden Aufnahmen war André Persiany der Pianist. Die A-Seite bestand aus Quartettaufnahmen von Clayton, Lewis, Hadjo und Bishop. Weitere Aufnahmen machte er in jener Zeit für "Royal Jazz" mit seiner Band Buck Clayton And His Rhythm. Bis zu seinem Tod war er aktiv wie kaum ein anderer Jazzmusiker. Er leitete weitere eigene Bands, die Buck Clayton And His French Stars, Buck Clayton And His Swing Band, Buck Clayton And His Swiss Allstars, Buck Clayton Quartet, Buck Clayton Trio, Buck Clayton With His All-Stars, Buck Clayton's Band, Buck Clayton's Big Eight, Buck Clayton's Big Four, Buck Clayton's Big Seven, Buck Clayton's Buckeroos und The Buck Clayton Septet hiessen. Dazu spielte er in Dutzenden von Bands anderer Leader oder wurde für hunderte von Aufnahmen dazugeholt. Bei discogs.com werden für ihn über 1000 Credits als Musiker verzeichnet, dazu über 100 Alben unter seinem Namen oder mit seinen Gruppen. Er spielte auf der ganzen Welt. Ende der 1960er Jahre konnte er wegen gesundheitlichen Problemen, die auch seine Lippe betrafen, kaum noch Trompete spielen. 1972 musste sich Clayton mehreren Operationen unterziehen und vorübergehend das Spielen ganz aufgeben. Daher betätigte er sich vor allem als Arrangeur und Komponist. 1976 kehrte er als Musiker auf die Szene zurück. Anfang der 1980er Jahre nahm er ein Lehramt an einem College an. Buck Clayton starb am 8. Dezember 1991 80-jährig in New York City. 07/23
- Bill Coleman
Amerikanischer Swing-Trompeter und Bandleader, geboren am 4. August 1904 in Paris, Kentucky, als William Johnson Coleman. Er spielte zunächst Klarinette und Saxophon, bevor er als Mitgllied eines Kinderorchesters in Cincinnati Trompete spielte. Mit 16 Jahren stellte er seine erste Formation, Professor Johnson Coleman & His Band, auf die Beine. Er begann seine Profikarriere im Orchester von Clarence Paige, spielte dann in der Band der Brüder Lloyd und Cecil Scott, mit der er 1927 nach New York City ging, im Savoy Ballroom in Harlem auftrat und erste Schallplatten einspielte. 1929 war er Mitglied in Luis Russells Orchester. Er verliess die Band 1933, als die Soli fast nur noch an Red Allen gingen. 1933 war er mit der Band von Lucky Millinder erstmals in Frankreich. Nach der Rückkehr in die USA machte er 1934 Aufnahmen als Mitglied der Gruppe Fats Waller & His Rhythm. Er arbeitete bei Teddy Hill und Teddy Charles und ging er 1935 wieder nach Frankreich, wo er als Bill Coleman & His Orchestra für das Label "Swing" zu mehreren eigenen Aufnahmen kam. Weitere Aufnahmen für dieses Label machte er als Miglied der Bands Dickie Wells And His Orchestra, Alix Combelle Et Son Orchestre, Eddie Brunner und sein Orchester sowie Bobby Martin And His All Star Orchestra. Dazwischen war er von 1938 bis 1940 war er mit der Band von Herman Chittison in Ägypten. Wegen des Zweiten Weltkriegs musste Coleman in die USA zurückkehren. Wieder in New York spielte er 1940 bei Benny Carter und Teddy Wilson sowie 1941/42 bei Andy Kirk. Er nahm mit Billie Holiday sowie 1943 mit Lester Young und Coleman Hawkins auf. Danach spielte er mit Mary Lou Williams, 1945 mit John Kirby in Kalifornien sowie 1946/47 in den Bands von Sy Oliver und Billy Kyle. 1948 kehrte er nach Frankreich zurück, wo er von da an blieb. Mit eigenen Bands und speziell zusammengestellten All-Star Besetzungen tourte er häufig in Europa. Er spielte ab Mitte der 1950er Jahre in einem Pariser Club, wo er mit durchreisenden und exilierten US-amerikanischen Musikern wie Don Byas und Albert Nicholas oder mit französischen Musikern wie Guy Lafitte und Stéphane Grappelli spielte. 1961 spielte er mit der Bigband von Count Basie in Antibes. 1967 nahm er mit Ben Webster in London auf. Unter seinem eigenen Namen oder mit Gruppen wie Bill Coleman & His Orchestra, Bill Coleman And His Seven, Bill Coleman And His Swing Stars, Bill Coleman And His Trio, Bill Coleman Bop Group, The Bill Coleman Quartet spielte er im Laufe der Jahre über 40 Full-Length-Aufnahmen ein. Sein Schaffen wurde auf unzähligen Compilations dargestellt, so im Rahmen einer Reihe des französischen Labels "Classics" auf den CDs "1936-1938" (1994), "1940-1949" (2002), "1951-1952" (2004) und "1952-1953" (2005). "An American in Paris" (Retrospective, 2019) deckte auf zwei CD seine beste Zeit in Frankreich ab. Seine Autobiographie "Trumpet Story" kam 1981 auf französisch heraus. Darin gibt er als einen wichtigen Grund dafür, die USA zu verlassen, die dortige Rassentrennung an. 1974 erhielt er den Ordre national du Mérite. Zuletzt lebte er in Südwestfrankreich in Cadeillan, Gers. Bill Coleman starb am 24. August 1981 in Toulouse. Seine Trompete und weiterer Nachlass befinden sich im Jazzmuseum von Marciac, wo seit 1978 im August ein Jazzfestival stattfindet. 07/23
- Dizzy Gillespie
Amerikanischer Jazz-Trompeter, Sänger, Komponist, Arrangeur und Bandleader, geboren am 21. Oktober 1917 in Cheraw, South Carolina, als John Birks Gillespie. Er kam als eines der jüngeren von zehn Kindern zur Welt und wurde von seinem Vater, einem Bauarbeiter und lokalen Amateur-Bandleader, in seiner musikalischen Entwicklung unterstützt und gefördert. Mit vier Jahren spielte er bereits Klavier. Danach erlernte er autodidaktisch die Zugposaune. Bevor er zwölf Jahre alt war, stieg er auf die Trompete um. Er erhielt ein Stipendium für das Laurinburg Institute in North Carolina, verliess die Schule aber bald, um Vollzeit-Musiker zu werden. In jungen Jahren spielte er in mehreren Swing-Bigbands. 1935 wurde er in Philadelphia von Frank Fairfax angeheuert. Mit der Band von Teddy Hill bereiste er Europa und kam 1937 zu ersten Aufnahmen. Auch Lionel Hampton holte ihn 1939 für Aufnahmen in sein Orchester. Gillespie spielte von 1939 bis 1941 mit Chu Berry, Cozy Cole und anderen bei Cab Calloway, bis er aus der Band geworfen wurde. Er trat ab 1941 im "Minton’s Playhouse" in Harlem, New York City, auf. Qualitativ schlechte Mitschnitte von Aufnahmen vom Mai 1941 mit Chu Berry und Don Byas (ts), Joe Guy (tp), Kenny Kersey (p), Nick Fenton (b) und Doc West oder Kenny Clarke (dm) in diversen Zusammensetzungen wurden später auf diversen Alben veröffentlicht. Andere frühe Tondokumente von Bebop-Aufnahmen mit Gillespie wurden 1943 in Chicago aufgezeichnet, als er mit Charlie Parker (ts), Oscar Pettiford (b) und Shadow Wilson (dm) auftrat. Dazu folgten weitere Aufnahmen zwischen Swing und Bebop als Mitglied der Bands von Les Hite, Coleman Hawkins, Clyde Hart, Red Norvo, Georgie Auld, Oscar Pettiford, Boyd Raeburn und Billy Eckstein. 1945 entstanden erste Aufnahmen von Gillespie als Leader. Bei einer Session am 9. Januar mit Don Byas (ts), Trummy Young (tb), Clyde Hart (p), Oscar Pettiford (b) und Irv Kluger (dm) wurden mehrere Titel eingespielt. Einen Monat später bestand das Dizzy Gillespie Sextet neben dem Leader aus Dexter Gordon (ts), Frank Paparelli (p), Chuck Wayne (g), Murray Shipinski (b) und Shelly Manne (dm). Ende Februar 1945 scharte er für weitere Aufnahmen Charlie Parker (as), Clyde Hart (p), Remo Palmieri (g), Slam Stewart (b) und Cozy Cole (dm) um sich. Im Mai 1945 nannte er eine ähnlich besetzte Gruppe Dizzy Gillespie And His All Stars. Gillespie und Parker trafen sich auch in Gruppen von Parker oder Red Norvo als Leader. In den vielen Aufnahmen, die ab 1945 in diesem Musikerkreis entstanden, waren auch Lester Young (ts), Sonny Stitt (as), Miles Davis (tp), Milt Jackson (vibes), Ray Brown (b), Max Roach (dm) und andere zu hören. 1946 gründete er die Dizzy Gillespie Big Band, in der unter anderem Kenny Clarke, John Lewis, Milt Jackson, James Moody und John Coltrane spielten. Damit bereiste er Anfang 1948 die USA, Frankreich und Belgien. 1947 erhielt Gillespie als erster Bebop-Musiker einen Vertrag mit "RCA-Victor", einem der drei grossen Labels dieser Zeit neben "Columbia" und "Decca". Aufnahmen für dieses Label, die zwischen 1947 und 1949 entstanden, wurden Jahre später auf der Doppel-CD "The Complete RCA Victor Recordings" (Bluebird, 1995) präsentiert. 1950 löste er die Gruppe aus finanziellen Gründen auf und spielte meist in Kleinformationen. Gelegentlich stellte er Bigbands zusammen, mit denen er auch auf Tournee ging. Gillespie zählte zu den ersten amerikanischen Jazzmusikern, die lateinamerikanische, afrokubanische und afrikanische Elemente in ihre Kompositionen und Improvisationen einfliessen liessen. Er spielte mit Chano Pozo, Lalo Schifrin, José Mangual Sr., Mongo Santamaría und anderen Spezialisten der afrokubanischen und lateinamerikanischen Klänge. In späteren Jahren war er Freund und Förderer jüngerer kubanischer Talente wie Arturo Sandoval und Gonzalo Rubalcaba. Gillespies Eintreten gegen Rassismus führte ihn zum Glauben der Bahai, deren Ideale ihn anzogen und deren Religion er um 1970 annahm, was seinen Lebensstil und sein Auftreten in der Öffentlichkeit veränderte. Der Clown des Bebop wurde ein ernsthafter Musiker, der sich auch für politische Ziele einsetzte, ohne jedoch parteipolitisch aktiv zu werden. Er hatte 1964 erfolglos für das Amt des US-Präsidenten kandidiert und trat mit dem Slogan auf "Ich kandidiere als Präsident, weil wir einen brauchen". Seine Bands hiessen Dizzy Gillespie/Sonny Stitt Quintet, Dizzy Gillespie/Stan Getz Sextet, Dizzy Gillespie & Friends, Dizzy Gillespie All Stars, Dizzy Gillespie And His All Star Quintet, Dizzy Gillespie and His All Stars, Dizzy Gillespie And His Operatic Strings, Dizzy Gillespie And His Orchestra, Dizzy Gillespie Big Band, Dizzy Gillespie Jazzmen, oder Dizzy Gillespie Jazz Ensemble. Andere Gruppen nannte sich Dizzy Gillespie Quartet, Dizzy Gillespie Quintet, Dizzy Gillespie Septet, Dizzy Gillespie Sextet, Dizzy Gillespie Tempo Jazzmen, Dizzy Gillespie's Big 4, Dizzy Gillespie's Cool Jazz Stars, Dizzy Gillespie's Rebop Six, Dizzy Gillespie/Oscar Pettiford Quintet, The Dizzy Gillespie 6, The Dizzy Gillespie Alumni All Star Big Band, The Dizzy Gillespie Big 7, The Dizzy Gillespie Octet oder The Dizzy Gillespie Reunion Big Band. 1988 gründete er das United Nation Orchestra, mit dem er Ägypten, Marokko und etwas später Kanada sowie Südamerika bereiste. Bei der Datenbank discogs.com besitzt Dizzy Gillespie fast 1500 Credits als Musiker, dazu fast 4000 als Komponist oder Arrangeur. Unüberschaubar ist die Zahl der Schallplatten, die Musik von ihm enthalten. Auch die Zahl der Compilations geht in die Hunderte. Die Labels "Média 7" und "Classics" veröffentlichten ab den 1990er Jahre Serie von mehreren Einzel-CDs. Dazu kamen mehrere üppige, meist illegal zusammengestellte Boxsets, auf denen jeweils mehrere Alben zusammengefasst wurden. Zehn CD stark war "Kind Of Gillespie" (House Of Jazz, 2009). Über sieben CDs erstreckte sich "Complete Big Band Studio Sessions 1946-1960" (United Archives, 2011). Vier CD umfassten "Dizzy Atmosphere" (Quadromania, 2005), "Eight Classic Albums" (Real Gone, 2012), "Vol. 2 Seven Classic Albums" (Real Gone, 2014) und "The Classic Verve Collection" (Enlightenment, 2018). "Twelve Classic Albums" (Reel To Reel, 2020) war ein weiteres Boxset. Es enthielt sechs Alben. Viele dieser Boxsets überschnitten sich. Dizzy Gillespie war am 6. Januar 1993 in Englewood, New Jersey, im Alter von 75 Jahren verstorben. 07/23
- Madhouse
Amerikanische Instrumental-Band zwischen Funk und Jazz, gegründet 1987 in Minneapolis, Minnesota von Prince als eines von vielen Nebenprojekten. Erste Versuche in dieser Richtung hatte er 1985 zusammen mit seinem engsten Mitarbeiter, dem Saxophonisten Eric Leeds, im Rahmen eines anderen Nebenprojekts mit dem Namen The Family gemacht. Ende 1985/Anfang 1986 spielte Prince mit Leeds, Sheila E. (dm, perc), Wendy Malvoin (g), Lisa Coleman (key) und anderen Musikerinnen und Musiker seiner Bands ein Album mit dem Titel "The Flesh" ein, welches allerdings nie veröffentlicht wurde. Das Konzept wurde dann überarbeitet und daraus das Projekt Madhouse geformt. Das erste Album "8" (Warner und Paisley Park, 1987) war eine reine Duoaufnahme von Prince und Leeds. Die Tracks waren mit "One" bis "Eight" betitelt. Aus dem Album wurden Singles ausgekoppelt. Auf dem zweiten Album "16" (Warner und Paisley Park, 1987) fanden sich die Tracks "Nine" bis "Sixteen". Auch daraus wurden Singles ausgekoppelt. Bei den Aufnahmen zum zweiten Album waren neben Leeds noch Matt Fink (key), Levi Seacer Jr. (e-b) sowie John Lewis oder Sheila E. (dm) zugezogen. 1987 diente Madhouse als Opener für Prince, der bei den Auftritten oftmals incognito mitspielte. Madhouse spielte zwei weitere Alben ein, welche bis jetzt unveröffentlicht sind. 1988 entstand das Album "24", wiederum eine Duo-Produktion von Prince und Leeds. Ein Track tauchte später auf dem Leeds-Album "Times Squared" (Paisley Park, 1991) auf. Das Album selber war als Bootleg im Umlauf. 1993 spielten Prince und Leeds zusammen mit Levi Seacer, Jr. (g), Sonny T. (e-b) und Michael B. (dm) ein weiteres, bis heute unveröffentlichtes Album ein. Einer der Tracks mit dem Titel "17" wurde auf dem Label-Sampler "1-800-NEW-FUNK" (NPG, 1994) bzw. auf der CD-Split-Single "Standing At The Altar/17" (NPG, 1994) und ein zweiter auf der Website von Prince veröffentlicht. Einer dieser zwei und zwei weitere Songs fanden sich auf einer Promo-Kassette mit dem Titel "NPG Sampler Experience" (1995). Auch dieses Album kursierte bei Fans als Bootleg. 07/23
- Wendy & Lisa
Amerikanisches Funk-, R&B- bzw. Pop-Duo, bestehend aus der am 26. Januar 1964 geborenen Wendy Melvoin (g, e-b, dm, hca, oud, perc) und der am 17. August 1960 geborenen Lisa Coleman (key, p, hca, dm, g, harm, hurdy-gurdy). Die beiden Musikerinnen kannten sich seit ihrer Kindheit, waren ihre beide Väter ebenfalls Musiker. Wendy & Lisa waren auch privat ein Paar. Lisa Coleman hatte in ihrer Jugend mit ihrer Schwester Cole Ynda und ihrem Bruder David Coleman sowie Jonathan Melvoin die Band Waldorf Salada gebildet. Sie war als Kind auch als Schauspielerin tätig. Bekannt wurden die beiden dann als Musikerinnen in Bands um Prince, vor allem als Mitglieder von Prince & The Revolution. Lisa Coleman hatte schon vor The Revolution zu den Musikerinnen und Musikern um Prince gezählt. Sie wirkte bei den Aufnahmen zum dritten Prince-Album "Dirty Mind" (Warner, 1980) mit und wurde nach der entsprechenden Tournee, bei der Prince als Opener für Rick James unterwegs war, Nachfolgerin in der Prince-Backingband für Gayle Chapman. Danach war Coleman bei den Aufnamen zum Prince-Album "Controversy" (Warner, 1981) dabei. Auf dem nächsten Prince-Album "1999" (Warner, 1982) machte dann auch Wendy Melvoin mit. Kurz darauf bildete Prince mit Dez Dickerson (g), Lisa Coleman (key, vcl), Doctor Fink (key), Brown Mark (e-b) und Bobby Z. (dm, perc) seine neue Begleitband The Revolution. Dickerson wurde nach der "1999"-Tournee durch Wendy Melvoin (g) ersetzt. In der neuen Revolution-Besetzung entstand das Erfolgsalbum "Purple Rain" (Warner, 1984), gleichzeitig der Soundtrack zu einem gleichnamigen Film. Das Album verkaufte sich weltweit 25 Millionen Mal, erhielt drei Grammys und enthielt mit "Purple Rain", "When Doves Cry" and "Let's Go Crazy" drei weltweite Top-Singlehits. Auch der Film war hocherfolgreich und spielte 80 Milionen Dollar ein. Nach "Around The World In A Day" (Warner, 1985) und "Parade" (Warner, 1986), dem Soundtrack zum zweiten Prince-Film "Under The Cherry Moon", - beide eingespielt nur noch mit Wendy & Lisa von der Revolution-Originalband - löste Prince The Revolution mehr oder weniger auf, bzw. formierte sie völlig neu. Wendy Melvoin und Lisa Coleman wurden aus der Band geworfen. Sie gründeten darauf mit Wendy & Lisa ihre eigene Formation. Dennoch waren Wendy & Lisa auch auf dem nächsten Prince-Album "Sign O' The Times" (Warner, 1987) zu hören. Es handelte sich allerdings um Aufnahmen, die noch während der The Revolution-Zeit entstanden waren. Das erste Album als Duo nannte sich schlicht "Wendy & Lisa" (Columbia, 1987). Als Mitmusiker waren Jonathan Melvoin oder Carla Azar (dm, perc), Tom Scott (ss, lyricon), Cole Ynda und Susannah Melvoin (vcl) sowie David Coleman und Gary Coleman (perc) im Einsatz. Mit "Waterfall" wurde auch eine Single ausgekoppelt, die es unter die Top-60 der Billboard Hot 100 schaffte. Das Album selber verkaufte sich nur schwach. Auch der Zweitling "Fruit At The Bottom" (Columbia, 1989) mit Susannah Melvoin und Cole Ynda (vcl), Carla Azar (dm) und Jesse Johnson (g) als Mitmusikerinnen und Musiker führte nicht zum Durchbruch. Nach einem Labelwechsel erschien mit "Eroica" (Virgin, 1990) ein drittes Album. Bei den Aufnahmen wirkten Susannah Melvoin, Cole Ynda und k.d. lang (vcl), Carla Azar (dm), C. Bruce (g), A. Kamai (e-b), David Coleman (e-cello), Tony Berg (hurdy gurdy) und Eric Leeds (horns). Mit "Strung Out" hatte das Album wiederum einen kleinen Single-Hit. Wendy & Lisa fanden vor allem in Grossbritannien Anklang, waren alle drei Alben bis zu diesem Zeitpunkt in den Charts, wenn auch nicht weiter vorne als auf Platz 33. Unter dem Titel "Re-mix-In-a-Carnation" (Virgin, 1991) erschien in England zudem ein Remix-Album mit Songs aus alle bisherigen Alben in Neubearbeitungen von The Orb & Youth, William Orbit, Nellee Hooper, Paul Oakenfold & Steve Osborne, DJ Premier und Steve Anderson. Mitte der 1990er Jahre arbeiteten Wendy & Lisa an mehreren Filmmusiken des Produzenten Trevor Horn oder gingen mit Seal ins Studio. Ein viertes, ebenfalls unter Trevor Horn eingespieltes Album wurde nie veröffentlicht. Es kursierte allerdings unter dem Titel "Friendly Fire" unter Fans und Bootleggern. "Are You My Baby" (Disky, 1996) und "Always In My Dreams" (Sony, 2000) waren zwei Compilations, letztere mit Songs aus den beiden ersten Alben. In den späten 1990er Jahren traten Wendy Malvoin und Lisa Coleman als Girl Bros. in Erscheinung und nahmen ein gleichnamiges Album (World Domination, 1998) auf. Es wurde schon im Jahr darauf in Eigenregie unter dem Titel "Girl Brothers Inc." wieder veröffentlicht. Mit "White Flags Of Winter Chimneys" (2008) erschien später ein ganzes Album in Eigenregie. Wendy & Lisa schrieben und interpretierten zwischen 1992 und 2010 auch mehrere Soundtracks zu TV-Serien oder Filmen. Weitere Aufnahmen machten Wendy & Lisa mit Grace Jones, Sheryl Crow, Eric Clapton, Neil Finn, Joni Mitchell, Meshell Ndegeocello, Michael Penn, Liz Phair, Victoria Williams, k.d. lang und Doyle Bramhall II. Im Sommer 2005 traten die beiden unter dem Gruppennamen Pacifico mit Doyle Bramhall II, Susannah Melvoin, Abe Laboriel Jr. Mike Elizondo Jr. auf. Als Gast wirkte zum Teil Eric Clapton mit. Mit '?uestlove alias Questlove von The Roots anstelle von Laboriel sowie mit Erykah Badu nannte sich diese Gruppe auch Funksway. Auch mit Prince traten Wendy & Lisa 1988 und 2006 sporadisch wieder auf. Im Anschluss dran wurden Wendy & Lisa in einzelnen Songs zu den Aufnahmen des Prince-Albums "Planet Earth" (NPG, 2007) beigezogen. Wendy Malvoin allein war auch später wieder Gast von Prince bei Konzerten oder bei Aufnahmen. 07/23











