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- Khan Jamal
Amerikanischer Jazz-Vibraphonist, Komponist und Bandleader, geboren am 23. Juli 1946 in Jacksonville, Florida als Warren Robert Cheeseboro. Er spielte auch Marimba, Balafon, Piano und Perkussion. Er wuchs als Sohn einer Klavierlehrerin in Philadelphia auf, erlernte zunächst Klavier und dann Saxophon. Während seines Musikstudiums an der Granoff School of Music und am Combs College nahm er privaten Vibraphon-Unterricht bei Bill Lewis. 1971 gründete er mit Byard Lancaster (as) die Gruppe Sound Of Liberation, von der eine gleichnamige LP (Dogtown, 1972) erschien. Weitere Musikerinnen/ Musiker waren Monette Sudler (g), Billy Mills (b), Rashid Salim und Omar Hill (perc) und Dwight James (dm). Aufnahmen von Sound Of Liberation fanden später auch unter dem Titel "Unreleased (Columbia University 1973)" (Dogtown, 2018) den Weg an die Öffentlichkeit. Zur selben Zeit war The Kahn Jamal Creative Art Ensemble eine andere, ähnlich besetzte Formation von Jamal. Liveaufnahmen von einem Auftritt am 7. Oktober 1972 in Philadelphia mit Monnette Sudler (g), Billy Mills (b, e-b), Alex Ellison (dm, perc) und Dwight James (dm, glockenspiel, cl) erschienen unter dem Titel "Drum Dance To The Motherland" (Dogtown, 1973). Ab 1973 gehörte er, obwohl er noch in Philadelphia lebte und dort musikalischer Leiter der Philadelphia Jazz Foundation war, zur Loft Jazz-Szene von New York City. Er war auf zwei der Loft Jazz-Compilations der Serie "Wildflowers" zu hören. Auf "Wildflowers 1 und 5: The New York Loft Jazz Sessions" (beide Douglas, 1977) bildete Jamal zusammen mit Byard Lancaster (as), David Murray (ts), Fred Hopkins (b) und Sunny Murray (dm) in je einem Stück die Gruppe Sunny Murray & The Untouchable Factor. Ab Mitte der 1970er Jahre erschienen die ersten Aufnahmen unter eigenem Namen. Auf "Give The Vibes Some" (Palm, 1974) wurde Jamal entweder von Clint Jackson (tp) oder Hassan Rashid (dm) begleitet. Bei Hassan Rahid handelte es sich um Christian Vander, den Schlagzeuger und Leader der französischen Zeuhl-Gruppe Magma. Zusammen mit Bill Lewis (marimba) nahm Khan in einer Kirche in Philadelphia "The River" (Philly Jazz, 1978) auf. "Infinity" (Jam'brio und Con'brio, 1984) zeigt Jamal in zwei Sessions von 1982 bzw. mit Byard Lancaster (as, fl), Bernard Sammul (p), Clifton Burton (hca), Omar Hill (perc), Reggie Curry (b) und Dwight James oder Sunny Murray (dm). Als Khan Jamal Quartet nahm er mit Charles Tyler (as, bars), Johnny Dyani (b) und Leroy Lowe (dm) "Dark Warrior" (SteepleChase, 1984) auf. Beim selben europäischen Label erschienen zwei weitere Aufnahmen. "Three" (SteepleChase, 1985) zeigt Khan Jamal mit Pierre Dørge (g) und Johnny Dyani (b). Mit Dyani und Leroy Lowe (dm) als Begleiter sowie als Khan Jamal Trio wurde "The Traveller" (SteepleChase, 1986) eingespielt. "Thinking Of You" (Storyville, 1987) war eine Aufnahme mit Byard Lancaster (as, fl, cl, bcl), Oliver Collins (p, synth), Jamaaladeen Tacuma (b), Omar Hill (perc) und Billy Hart (dm). "Don't Take No!" (Stash, 1989) bestand zum Teil aus aktuellen Aufnahmen mit einer grösseren Gruppe sowie mit drei Tracks der erwähnten LP "Infinity". Für die Aufnahmen von "Speak Easy" (Gazell, 1989) umgab er sich mit Dave Burrell (p), William Parker (b) und Sunny Murray (dm). "Percussion & Strings" (CIMP/Cadence, 1997) hiess eine Aufnahme mit Dylan Taylor (cello), Ed Crockett (b), Pete Vinson (dm, cowbell) und Craig McIver (dm, marimba). Später entstand unter dem Gruppennamen Khan Jamal Percussion & Strings Quartet mit John Rodgers (cello), Warren Ore (b) und Dwight James (dm) die CD-R "Cool" (Jambrio, 2002). Aufnahmen von einem Auftritt 1987 in Berlin mit einer 13-köpfigen Band erschienen als "Change Of The Century Orchestra" (J.A.S., 1999). Mit Byard Lancaster (fl) und unbekannten Musikern, darunter einem Rapper, nahm er "Cubano Chant" (Jambrio, 2000) auf. Vom Khan Jamal Quintet in der Besetzung Jemeel Moondoc (as), Roy Campbell (tp, flh), Dylan Taylor (b) und Dwight James (dm) erschien das Album "Balafon Dance" (CIMP/Cadence, 2002). Mit Byard Lancaster (as) an Stelle von Moondoc und Grachan Moncur III (tb) für Campbell nahm das Quintett "Black Awareness" (CIMP/Cadence, 2005) auf. Odean Pope & Khan Jamal Quartet hiess dazwischen eine Gruppe mit Odean Pope (ts) Arthur Harper (b) und Allen Nelson (dm), von der "Nothing Is Wrong" (CIMP/Cadence, 2003) erschien. "Returm From Exile" (Discograph, 2005) war eine Aufnahme mit seinem damaligen Quartett. "Impressions Of Coltrane" (SteepleChase, 2009) zeigt Khan mit Farid Barron (p), Curtis Lundy (b) und Edgar Bateman (dm) sowie mit Byard Lancaster (as) bzw. Odean Pope (ts) in je einem der acht Tracks. Weitere Aufnahmen machte er Leadern/Bands wie Ted Daniel, Monnette Sudler, Billy Bang, Shannon Jackson & The Decoding Society, Jemeel Moondoc Sextet und Vtet, Dwight James, Joe Bonner Quartet, Omar Hill & Art Webb, Dan Fogel, Roy Campbell Quartet, Matthew Shipp, Antipop Consortium, Thunderbird Service, DJ Spooky, Scanner und anderen. Khan Jamal starb am 10. Januar 2022 im Alter von 75 Jahren in Philadelphia, Pennsylvania. Von The Philly Connection mit Jamaaladeen Tacuma (e-b) und Dennis Alston (e-dm, elect) kam "The Liberation Of Sound" (Jam-All, 2022) mit Aufnahmen von 1988 heraus. 11/25
- Gordon Beck
Englischer Jazz-Pianist, Komponist und Bandleader, geboren am 16. September 1935 in Brixton, London und aufgewachsen in South Harrow. Er absolvierte eine klassische Klavierausbildung, wurde dann aber technischer Zeichner. Er arbeitete 1957/58 ein Jahr in Kanada, wo sein Interesse für den Jazz erwachte. Er spielte dort in mehreren Jazzbands. Nach seiner Rückkehr nach England hatte er Engagements bei Dave Morse, Peter King und Tony Crombie, mit dem er im Sommer 1960 in Monte Carlo engagiert war. Weitere Stationen waren Gus Galbraith's New Stars, das Bobby Wellins/Ken Wray Quintet, die Vic Ash/Harry Klein Five, das Tony Kingsey Quintet und das Ben Courtley Sextet. Er war Mitglied in den Gruppen Pete King Quartet, Tubby Hayes Quintet, Tony Kinsey Trio, Harry South Big Band und Ronnie Scott Octet. Zudem spielte in der Gruppe von Georgie Fame. Gordon Beck + Two hiess ein Trio mit Ken Baldock (b) und Jackie Dougan (dm), mit dem Beck die beiden Alben "Dr Dolittle Loves Jazz" (Major Minor, 1967) und "Half A Jazz Sixpence" (Major Minor, 1968) einspielte. Im selben Jahr erschien mit "Experiments With Pops" (Major Minor, 1968) eine Aufnahme des Gordon Beck Quartets, das neben dem Leader aus John McLaughlin (g), Jeff Clyne (b) und Tony Oxley (dm) bestand. Aufnahmen dieses Quartetts mit der Sängerin Joy Marshall kamen später unter dem Titel "When Sunny Gets Blue: Spring'68 Sessions" (Cherry Red, 2018) auf den Markt. Dazu gab's als Bonus eine 1966er Session des Gordon Beck Trios, ebenfalls mit Marshall als Sängerin. Ohne McLaughlin und als Gordon Beck Trio entstand mit Clyne und Oxley "Gyroscope" (Morgan, 1969). Den Gruppennamen Gordon Beck Trio brauchte er später noch einmal für die Liveaufnahme "Appleby Blues" (Art Of Life, 2007), die er 2005 mit Jeremy Brown (b) und Tony Levin (dm) eingespielt hatte. Mit seinen Trios begleitete Beck oftmals amerikanische Musiker, die nach Europa kamen. Auch der Gruppennamen Gordon Beck Quartet kam später erneut zur Anwendung. Für das Album "November Song" (JMS, 1999) stellte Beck (p, synth) mit Stan Sulzmann (ts, ss, fl), Steve Watts (b, e-b) und Gene Calderazzo (dm) ein Quartett zusammen. Ein weiteres Gordon Beck Quartet war auf der Live-CD "Seven Steps To Heaven" (Art Of Life, 2005) zu hören. Pierrick Pédron (as), Bruno Rousselet (b) und Philippe Soirat (dm) bildeten die Begleitmannschaft von Beck. Zwischen 1969 und 1972 war er Mitglied von Phil Woods And His European Rhythm Machine . Weitere Aufnahmen machte er in den 1970er Jahren mit Michael Gibbs, Dick Heckstall-Smith, Ian Carr und dessen Band Nucleus , George Gruntz, Neil Ardley, Stan Tracey, Don Sebesky, Clark Terry, Rosemary Clooney, Henri Texier und anderen. Zudem war er Mitglied der Piano Conclave. Unter den Namen von Gordon Beck, Ron Mathewson (b) und Daniel Humair (dm) wurde die LP "Beck Mathewson Humair Trio" (Dire, 1972) veröffentlicht. Die selben Aufnahmen wurden unter anderen Titeln wiederveröffentlicht. Gyroscope, wie eine vorhergie Quartettaufnahme, hiess ein Quintett mit Stan Sulzmann (ts, ss, fl), Frank Ricotti (vibes, perc), Ron Mathewson (e-b, b) und Tony Levin (dm, perc). Vo dieser Gruppe erschien damals die Kassette "One, Two, Three_ Go!" (Jaguar, 1974). Teile dieser Kassette sowie weiteres Material aus den Jahren 1973 und 1974 wurde später auf der Triple-CD "Progress" (Jazz In Britain, 2024) vereint. In zwei Tracks des ersten Konzerts dieser Gruppe 1973 spielte noch Brian Smith (ts, ss, fl) an Stelle von Sulzmann. "One For The Road" (Jaguar, 1977) und "The French Connection" (Owl, 1978) hiessen unbegleitete Soloaufnahmen. "French Connection 2" (JMS, 1982) war vier Jahre später die Fortsetzung davon. Mit Didier Lockwood (vio),, Niels-Henning Ørsted Pedersen (b) und Tony Williams (dm) als Co-Leader wurde "New World" (MPS, 1979) eingespielt. Ab Ende der 1970er Jahre folgten mehrere Aufnahmen, bei denen Beck mit Allan Holdsworth (g, vio) zusammenarbeitete. Die erste war "Sunbird" (JMS, 1979) mit Jean-François Jenny-Clark (b) und Aldo Romano (dm) als weitere Mitmusiker. Aufnahmen dieses Quartetts, mit Didier Lockwood (vio) zum Quintett aufgestockt, wurden später unter dem Titel "The Unique Concert" (JMS, 2020) zugänglich gemacht. "The Things You See" (JMS, 1980) sowie später "With A Heart In My Song" (JMS, 1988) und "The Things You See" (JMS, 1989) waren Duoaufnahmen von Beck und Holdsworth, während "Conversation Piece-Part 1 & 2" (View, 1980) eine Quartettaufnahme mit Jeff Clyne (b) und John Stevens (dm) als weitere Musiker darstellte. Mit Stan Sulzmann (ts, ss), Kenny Wheeler (tp, flh), Ron Mathewson (b) und Tony Oxley (dm) als Co-Leader entstand "Seven Steps To Evans-A Tribute To The Compositions Of Bill Evans" (MPS, 1980). "Reasons" (JMS, 1983) war wieder einmal eine unbegleitete Soloaufnahme. Mit der Sängerin Helen Merrill nahm er die Duo-LP "No Tears, No Goodbyes" (Owl, 1984) auf. Später folgten weitere Alben als Begleiter von Merrill. Am Bracknell Festival 1984 trat Beck mit Stan Sulzmann (ts, ss, fl), Frank Ricotti (vibes, perc), Mick Hutton (b) und Steve Argüelles (dm) als Gordon Beck Quintet auf. Der Mitschnitt des Konzerts erschien unter dem Titel "Celebration" (JMS, 1985). "Pay Now, Live Later: Live at the Bass Clef '85" (Jazz in Britain, 2025) enthielt nachträglich Trio- und Quintett-Aufnahmen von Beck mit Dave Green (b) und Spike Wells (dm) bzw. mit zusätzlich Ray Warleigh (as, fl) und Iain Bellamy (ts, ss). Eine Aufnahme mit Didier Lockwood (vio), Dave Holland (b) und Jack DeJohnette (dm) als Begleiter hiess "For Evans Sake" (JMS, 1992). Mit seinem langjährigen Partner Stan Sulzmann sowie mit Chris Laurence (b) und Paul Clarvis (dm, perc), nahm Beck "Once Is Never Enough" (FMR, 1996) auf. Am 5. Mai 1996 trat Beck in London mit seinem früheren Chef Phil Woods (as) im Duo auf. Der Mitschnitt davon erschien auf der Doppel-CD "Love At The Wigmore Hall – London: The Complete Concert" (JMS, 1998). Bei einem Festival in Bath wurde 1997 die Solo-CD "Reflections: Live At The Bath" (Art Of Life, 2003) mitgeschnitten. Gordon Beck starb am 6. November 2011, 76-jährig in Ely, Cambridgeshire. Nachträglich erschienen im Rahmen des 3-CD-Sets "Jubilation!" (Turtle, 2018) Aufnahmen aus den Jahren 1964 bis 1984. 11/25
- Bobby Wellins
Schottischer Jazz-Tenorsaxophonist und Bandleader, geboren am 24. Januar 1936 in Glasgow als Robert Coull Wellins. Er wurde von seinem Vater Max Wellins in Harmonielehre und Altsaxophonspiel unterrichtet und spielte in seinen Jugendjahren auch Klavier und Klarinette. Er ging zur Royal Air Force und spielte dort in einer Armeeband. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte er zuerst in schottischen Bands, ehe er sich Mitte der 1950er Jahre in London niederliess. 1956/1957 war er Mitglied des Quintetts von Buddy Featherstonhaugh, wo auch Kenny Wheeler (tp) spielte. In der Band Tony Crombie's Jazz Inc. kam er zu ersten Aufnahmen und traf auf den Pianisten Stan Tracey, in dessen Quartett er ab Anfang der 1960er Jahre spielte. Wellins war dabei, als Tracey mit Jeff Clyne (b) und Jackie Dougan (dm) sein bekanntestes Album "Jazz Suite (Inspired By Dylan Thomas's Under Milk Wood)" (Columbia, 1965) einspielte. "The New Departures Quartet" (Transatlantic, 1965) hiess im selben Jahr eine Aufnahme bzw. eine Band von Wellins und Tracey mit Jeff Clyne (b) und Laurie Morgan (dm). In den 1960er Jahren machte Wellins auch Aufnahmen als Mitglied der Orchester von Johnny Dankworth und Tubby Hayes. Ab Ende der 1970er Jahre leitete er mit dem Bobby Wellins Quartet eine eigene Gruppe, die mehrere Alben einspielte. Auf "Live... Jubilation" (Vortex, 1978) und "Dreams Are Free" (Vortex, 1979) bestand die Gruppe neben dem Leader aus Pete Jacobsen (p, e-p), Adrian Kendon (b) und Spike Wells (dm), Stücke dieser beiden LPs und weiteres Material aus jener Zeit wurde später auf der Doppel-CD "What Was Happening" (Jazz In Britain, 2024) zusammengefasst. "Homage To Caledonia (Including The Culloden Moor Suite)" (Jazz In Britain, 2024) enthielt teilweise Tracks des Quartets von 1979 sowie Sextettaufnahmen vom selben Jahr mit Lol Coxhill (ss) und Bryan Spring (perc) als weitere Musiker. Zu den Quartettaufnahmen kamen auch rund ein Dutzend unter seinem eigenen Namen sowie weitere als Begleiter. Viele von ihnen wurden erst später auf den Markt gebracht. "Bird Of Brazil" (Sungai, 1989) hatte ein Album geheissen, auf dem Wellins sein mehrteiliges Werk "The Endangered Species" für Jazzensemble und Streichquartett in Aufnahmen von 1982 präsentierte. Die Streichquartett-Klänge wurden erst vor der Veröffentlichung der LP hinzugefügt. Jahrzehne später wurden die Aufnahmen unter dem richtigen Titel "The Endangered Species" (Jazz in Britain, 2025) ohne die Streicherklänge wiederveröffentlicht. Das 3-CD-Set enthielt zudem weitere Aufnahme des Bobby Wellins/Kenny Wheeler Quintets aus jener Zeit von Anfang der 1980er Jahre. Die Gruppe bestand neben Wellins (ts) und Wheeler (tp, flh) aus Pete Jacobson (p, e-p), Kenny Baldock (b) und Spike Wells (dm). Bobby Wellins war am 27. Oktober 2016 im Alter von 80 Jahren verstorben. 11/25
- Pierre Henry
Französischer Experimental-Komponist und Musiker, geboren am 9. Dezember 1927 in Paris. Er gilt als Wegbereiter der elektronischen Musik und der Musique concrète. Ab seinem 10. Lebensjahr, in der Zeit von 1937–1947, studierte Henry am Pariser Konservatorium, unter anderem bei Nadia Boulanger, Felix Passerone und Olivier Messiaen. Zwischen 1949 und 1958 wirkte Pierre Henry am Club d'Essai-Studio des französischen Staatsradios RTF, das von Pierre Schaeffer gegründet worden war. 1949/1950 komponierte Henry mit Schaeffer die "Symphonie pour un homme seul". Die Uraufführung am 18. März 1950 erregte Aufsehen, weil Henry, Pierre Schaeffer und Jacques Poulin ein Werk ohne Partitur vorstellten. Das Stück bestand aus einer Klangcollage, die von Schallplatten generiert wurden. Dieser Tag gilt als die Geburtsstunde der Musique concrète. 1958 verliess Henry RTF und gründete 1960 mit Jean Baronnet das erste private elektronische Studio Frankreichs. Henry komponierte ab 1952 neben Ballett- auch Filmmusik. Er arbeitete unter anderem mit den Choreographen Maurice Béjart und Alwin Nikolais zusammen. 1967 erarbeitete er mit dem Komponisten Michel Colombier eine Serie von elektronischen Stücken, die auf Rock- und Pop-Themen basierten. Das Resultat nannte sich "Messe pour le temps présent" und brachte Henry in Kontakt mit Rockpublikum. Dies führte dazu, dass er von Gary Wright, dem Leader der englischen Blues-Rock-Gruppe Spooky Tooth , zu einer Zusammenarbeit eingeladen wurde. Henry steuerte zur LP "Ceremony: An Electronic Mass" (Island, 1969) elektronische Klänge bei. Unter dem Titel "Psyché Rock Sessions" (Philips, 2000) erschien später eine Doppel-CD, die "Psyché Rock", das wichtigste Stück von "Messe pour le temps présent" in Remixes von unter anderen Fatboy Slim, Funki Porcini, Pierre Henry selber enthielt. 1998 stellte er in Montreux zusammen mit Jason Lanier die Remix-Version seiner 10. Sinfonie vor. Das danach noch einmal überarbeitete Werk erschien auch als "Pierre Henry remixe sa dixième symphony" (Philips, 1998) auf einer CD. Zu seinem 75. Geburtstag komponierte er, zum Teil auch aus Material von befreundeten Komponisten das Werk "Labyrinthe!" (INA-GRM, 2003), das mit Olivier Messian als Dirigenten uraufgeführt wurde. Pierre Henrys Werke erschienen zum Teil mehrfach auf Schallplatten. Schon früh hatte er einen Hang zu grossen Werken. Seine Vertonung der vier Evangelien kam zwischen 1963 und 1965 beim Label "Pastorale Et Musique" auf jeweils drei, fünf und zweimal vier LPs heraus. Henrys Werke wurden auch auf umfangreichen Compilations zusammengefasst. Frühwerke erschienen unter dem Titel "Des Années 50" (Mantra, 1991) auf einer Triple-CD. 1999 startete das Label "Philips" eine Retrospektive, die auf 19 CDs verteilt die Mehrfach-CD-Sets "Mix Pierre Henry 01.0" (1999), "Mix Pierre Henry 02.0" (2000), "Mix Pierre Henry 03.0" (2001) und "Mix Pierre Henry 04.0" (2002) umfasste. Einige der Werke wurden gleichzeitig auch auf Einzel-CDs veröffentlicht. Weitere umfangreiche Werkschauen boten die 10-CD-Box "Odyssée" (Decca, 2012) und die 10-LP-Box "Choix D'Œuvres De 1950 à 1985" (Vinyl-on-demand, 2015). Pierre Henry starb am 5. Juli 2017 in Paris, 89-jährig. Nach seinem Tod wurden die 12-CD-Box "Polyphonies" (Decca und Radio France, 2017) und das 13-CD-Set "Galaxie" (Decca und Son/Ré, 2021) veröffentlicht. Die Doppel-CD "Musique Concrète 1956 – 1962" (Frémeaux & Associés, 2023) bestand aus gemeinsamen Werken von Pierre Schaeffer und Pierre Henry sowie aus eigenen Werken dieser beiden Komponisten. Dazu kamen solche der GRM-Mitglieder Iannis Xenakis, Luc Ferrari, Michel Philippot und Henri Sauguet. 11/25
- Pierre Schaeffer
Französischer Komponist, Schriftsteller und Musiktheoretiker, geboren am 14. August 1910 in Nancy, Lorraine. Erstmals auf sich aufmerksam machte er mit "Liberation de Paris" (Disc, 1944). Es handelte sich um ein Set von vier Schellack-Schallplatten, auf denen die Befreiung von Paris durch die Allierten im August 1944 in Form von Feldaufnahmen, Radiobeiträgen, Reden und Gedichten dokumentiert wurde. Ein Jahr später erschien das aus drei Schellack-Schallplatten bestehende Set "The Liberation Of Paris" (Asch, 1945). Es handelte sich vermutlich um eine englische Version mit Orson Welles als Erzähler. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Schaeffer, der Ingenieur war, beim französischen Rundfunk. Dort experimentierte er mit Alltagsgeräuschen, die er zunächst auf Schallplatten, ab 1951 auch auf Tonband aufnahm. Diese Geräusche verfremdete er und montierte sie zu neuen Klangkompositionen. Die Verfremdung beschränkte sich auf die Wiedergabegeschwindigkeit und -richtung. Ausserdem entwickelte schaffte er es, kurze Abschnitte einer Schallplatte als Schleife wiederzugeben. Die dabei entstandene experimentelle Musik nannte er Musique concrète. Sie hatte grossen Einfluss auf die elektronische Musik und das Hörspiel. Mit der Musique concrète hinterfragte Schaeffer nicht nur das traditionelle Instrumentarium, sondern löste gleichzeitig auch das Verhältnis zwischen Komponist und Interpret auf. Mit seinem Buch "Traité des objets musicaux" schuf er zum ersten Mal ein sprachliches System, das es ermöglicht die neuen musikalischen Strukturen der elektroakustischen Musik zu erfassen und zu kommunizieren. Er reagierte damit vor allen Dingen auf eine Entwicklung, die er selbst angestossen hatte. Die Musique concrète erforderte nämlich, da sie sich gezielt von harmonischen Strukturen losgelöst hatte, zum einen einen neuen theoretischen Unterbau und zum anderen einen neuen Sprachschatz. Zum Buch veröffentlichte Schaeffer sein "Solfège de l´objet sonore". Es handelte sich um eine Triple-LP (Office de Radiodiffusion-Télévision Française (ORTF), 1967). Der zur Mitte des 20. Jahrhunderts schwelende Theorienstreit zwischen der Pariser Musique concrète und der Kölner elektronischen Musik wurde in der öffentlichen Wahrnehmung oft auf die Personen Pierre Schaeffer und Karlheinz Stockhausen reduziert. Schaeffer hatte 1958 in Paris die Groupe de recherches musicales (GRM) , ein Institut bzw. eine Gruppe von Komponisten zur Erforschung der elektroakustischen Musik, gegründet. Sie war eine von mehreren theoretischen, und zugleich experimentell arbeitenden Gruppen, die unter dem Dach von Schaeffers Service de la Recherche am französischen Rundfunk ORTF gebündelt waren. Ziel der GRM war es, eine Plattform zu entwickeln, die der Forschung auf den Gebieten der audiovisuellen Kommunikation, der Musik sowie anderer hörbarer oder medialer Phänomene diente. Von Schaeffer erschienen im Verlaufe der Jahre viele Aufnahmen sowie mehrere Compilations. Im Rahmen der 4-CD-Box "L'Œuvre Musicale" (INA-GRM, 1990) wurde ein Teil seiner Werke zusammengefasst, darunter auch seine beiden mehrteiligen Aufnahmen "Symphonie Pour Un Homme Seul" (1949/50) und "Écho D'Orphée" (1953), die er mit Pierre Henry erarbeitet hatte. Andere 4-CD-Sets wie "Dix Ans d'Essais Radiophoniques Du Studio Au Club D'Essai: 1942-1952" (Phonurgia Nova, 1989), "La Coquille À Planètes: Suite Fantastique Pour Une Voix Et Douze Monstres En Huit Emissions Radiophoniques" (Disques Adès, 1990) und "Paroles D'Homme" (INA-GRM, 2008) zeigten das Schaffen von Schaeffer im Bereich Hörspiel auf. Bei "L'expérience Musicale–1959" (Transversales Disques, 2021) handelte es sich um sechs Radiosendungen, die Schaeffer im Auftrag der GRM für das französische Staatsradio zusammengestellt hatte. Darin erklärt Schaeffer anhand von vielen Soundbeispielen seine Musik und seine Theorie. Das Ganze erschien in DL-Form. Die Doppel-CD "Musique Concrète 1956 – 1962" (Frémeaux & Associés, 2023) bestand aus gemeinsamen Werken von Pierre Schaeffer und Pierre Henry sowie aus eigenen Werken dieser beiden Komponisten. Dazu kamen solche der GRM-Mitglieder Iannis Xenakis, Luc Ferrari, Michel Philippot und Henri Sauguet. Pierre Schaeffer war am 19. August 1995 im Altre von 85 Jahren in Aix-en-Provence, Bouches-du-Rhône, verstorben. 11/25
- Spooky Tooth
Britische Rock/Blues Rock-Gruppe, gegründet 1967 in Carlisle, Cumbria. Vorgängerbands von Spooky Tooth hiessen The Ramrods (1960 bis Ende 1963), The V.I.P.'s (Ende 1963 bis April 1967) sowie Art (April bis Oktober 1967). Art bestand aus Mike Harrison (key, vcl), Luther Grosvenor (g), Greg Ridley (e-b) und Mike Kellie (dm). Während der kurzen Bandgeschichte spielte Art die LP "Supernatural Fairy Tales" (Island, 1967) ein. Durch den Zuzug von Gary Wright (vcl, org, key) wurde aus Art Spooky Tooth. Ähnlich wie Procol Harum und The Band setzte Spooky Tooth zwei Keyboarder ein. In der Urbesetzung entstanden die beiden ersten Alben "It's All About" (Island, 1968) und "Spooky Two" (Island, 1969), letzteres mit dem besten Song "Better By You, Better Than Me". Für "Spooky Two" schaute Platz 44 in den Billboard 200 heraus. Das Debutalbum wurde später unter dem Titel "Tobacco Road" (A&M, 1971) auch in den USA veröffentlicht. Auf "Ceremony: An Electronic Mass" (Island, 1970), einem weiteren Album in den Billboard 200 (# 92) wurde der Sound durch den Beizug des französischen Experimental-Musikers und Komponisten Pierre Henry (synth, elect) ausgeweitet. Neu für Greg Ridley, der zu Humble Pie ging, kam für kurze Zeit Andy Leigh als neuer Bassist. Mit dem vorläufigen Abgang von Gary Wright, der 1970 die kurzlebige Formation Wonderwheel gründete und unter seinem eigenen Namen die Alben "Extraction" (A&M, 1971) und "Footprint" (A&M, 1972) herausgab, begann für die Gruppe eine Periode mit vielen Lineupwechseln. Auf "The Last Puff" (Island, 1970) bestand Spooky Tooth aus Harrison, Grosvenor und Kellie sowie den Neuen Henry McCullogh (g), Chris Stainton (key, org, p, g) und Alan Spenner (e-b) von Joe Cockers Grease Band. Dann löste sich die Gruppe auf. Unzufrieden mit ihren Solokarrieren rauften sich Harrison und Wright 1973 erneut zusammen. Mit Mick Jones (g, vcl), Chris Stewart (e-b) und Bryson Graham (dm, perc) nahmen sie "You Broke My Heart So I Busted Your Jaw" und "Witness" (beide Island, 1973) auf. Auf der nächsten LP "The Mirror" (Good Ear, 1974) blieben nur noch Wright und Jones übrig. Als weitere Musiker machten Mike Patto (vcl, e-p, dm, perc, key, org), Val Burke (e-b, vcl) und das Ur-Mitglied Mike Kellie (dm) mit, der schon auf "Witness" teilweise zu hören war. "The Mirror" wurde später unter dem Titel "Comic Violence" (Dressed To Kill, 2000) wiederveröffentlicht. Im September 1974 ging die Gruppe erneut auseinander. Gary Wright ging in seine Heimat USA zurück, versuchte es erneut solo und veröffentlichte "Dream Weaver" (Warner Bros, 1975). Der Titelsong wurde in den USA eine Nummer-1-Single. Gary Wright veröffentlichte im Laufe der Jahre mehrere weitere eigene Alben. Von Spooky Tooth erschien vorerst nur noch die Compilation "The Best Of Spooky Tooth" (Island, 1976), ehe es fast 20 Jahre lang still um die Gruppe wurde. 1997 kam es zu einer Reunion der Gründungsmitglieder Harrison, Grosvenor, Ridley und Kellie und mit "Cross Purpose" (Ruf, 1999) zu einem neuen Album. Gary Wright war bei dieser Wiedervereinigung nicht dabei. Im selben Jahr kam mit "The Best Of Spooky Tooth - That Was Only Yesterday" (A&M, 1999) eine weitere Compilation heraus. "BBC Sessions" (Spitfire, 2001) hiess eine Sammlung von Aufnahmen, welche die Gruppe 1968 und 1999 für Radio BBC 1 gemacht hatte. "Live In Europe" (Blue Storm, 2001) bestand aus aktuellem Livematerial. "The Complete Recordings" (Repertoire, 2006) war eine Compilation in Form einer Doppel-CD. Zugleich wurden die früheren Alben neu abgemischt und mit Bonus-Tracks versehen ebenfalls von "Repertoire" wiederveröffentlicht. Bei der CD/DVD "Nomad Poets - Live In Germany 2004" (Koch, 2007) handelte es sich um einen Mitschnitte von Konzerten von 2004. Neben dem inzwischen wieder zurückgekehrten Wright und den Ur-Mitgliedern Harrison und Kellie bestand die Band aus Michael "Bexi" Becker (e-b, vcl) und Joey Albrecht (g, vcl). Weitere Compilations waren die Doppel-CD "Lost In My Dream - An Anthology 1968-1974" (Esoteric, 2009) und die 9 LPs umfassende Box "The Island Years (An Anthology) 1967-1974" (Island, 2015). "The Lost Broadcasts" (Gonzo, 2011) hiess dazwischen eine DVD mit historischen Aufnahmen. Mehrere der total 22 Musiker, die einmal bei Spooky Tooth gespielt hatten, leben nicht mehr. 11/25
- Gary Wright
Amerikanischer Singer/Songwriter und Keyboarder zwischen Rock und Pop, geboren am 26. April 1943 in Cresskill New Jersey. Er trat schon als Kind in einer Fernsehshow auf. In den 1960er Jahren liess er sich Europa nieder, um Psychologie zu studieren. 1967 wurde er Mitglied und wichtigster Songschreiber der britischen Blues Rock-Band Gruppe Spooky Tooth . Die Gruppe löste sich mehrmals auf und formierte sich danach wieder neu. In den Zwischenzeiten verfolgte er eine Solokarriere. Seine ersten beiden Alben unter eigenem Namen hiessen "Extraction" (A&M, 1970) und "Footprint" (A&M, 1971). Letzteres spielte er mit Hilfe von George Harrison, Hugh McCracken, Alan White, Klaus Voormann, Jim Gordon, Jim Keltner, Bobby Keys und anderen ein. Viele dieser Musiker und auch Wright hatten davor bei den Aufnahmen zu George Harrisons drittem Album, der Triple-LP "All Things Must Pass" (Apple, 1970) mitgemacht. Als nächstes folgte "Benjamin" (Ariola, 1972), ein Soundtrack zu einem Film des Modemachers, Regisseurs und früheren Skirennfahrers Willy Bogner. Eingespielt wurde dieser Soundtrack von Wrights Gruppe Wonderwheel, die im selben Jahr auch zwei Singles veröffentlichen konnte. Das gleichzeitig eingespielte Album wurde erst viel später mit weiterem Material aus jener Zeit, darunter den Songs der zweiten Single, unter dem Titel "Ring Of Changes" (Esoteric, 2016) zugänglich gemacht. Sein erfolgreichstes Album war "The Dream Weaver" (Warner, 1975), eingespielt von Wright (vcl, e-p, org, clavinet, synth, woodwinds) mit David Foster (e-p, org, synth), Bobby Lyle (clavinet, e-p), Andy Newmark und/oder Jim Keltner (dm) sowie Lorna Wright, Betty Sweet und David Pomeranz (backing vcl). Für einen Track wurde Ronnie Montrose (g) beigezogen. Das Album kletterte bis auf Platz 7 der Billboard 200. Das Titelstück und "Love Is Alive" als zweite Single standen beide je auf Platz 2 der Billboard Hot 100. Mit den nächsten Alben konnte er nicht mehr ganz an den Erfolg von "The Dream Weaver" anknüpfen. "The Light Of Smiles" (Warner, 1977) erreichte immerhin noch Platz 23. "Touch And Gone" (Warner, 1977) auf Platz 117, "Headin' Home" (Warner, 1979) auf Platz 147 und "The Right Place" (Warner, 1981) auf Platz 79 landeten weiter hinten. Keine Chartsplatzierungen gab's für "Who I Am" (Cypress, 1988), "First Signs Of Life" (High Wave, 1995), "Human Love" (High Wave, 1999), "Waiting To Catch The Light" (High Wave, 2008) und "Connected" (Larki, 2010). Von Gary Wright erschienen mehrere Compilation sowie Reissue-Pakete seiner Alben. Er war ein begehrter Sessionmusiker und ging nicht nur für George Harrison, sondern auch für Joe Cocker, Elton John, Steve Winwood, Busta Rhymes, Salt 'N' Pepa, Eminem, Joan Osborne und andere ins Studio. Gary Wright starb am 4. September 2023 80-jährig in Palos Verdes Estates, California. 11/25
- Humble Pie
Britische Rock-Band, gegründet 1969 in Moreton, Essex, von Steve Marriott (g, vcl) von den Small Faces , Peter Frampton (g, vcl) von Herd , Greg Ridley (e-b, vcl) von Spooky Tooth und Jerry Shirley (dm) von The Wilds Of Essex. Die Band spielte mit "As Safe As Yesterday Is" (Immediate, 1969) ein erstes, allerdings pop-orientiertes Album ein. Das Album landete auf Platz 32 der britischen Charts. Nicht darauf fand sich die erste Single "Natural Born Bugie/Wrist Job" (Immediate, 1969), die Platz 4 der britischen Charts belegte. Das zweite Album "Town And Country" (Immediate, 1969) wies auch Einflüsse von Country auf und verfehlte den Sprung in die UK-Charts. Vom dritten Album "Humble Pie" (A&M, 1970) an, aufgenommen mit B.J. Cole (pedal steel g) als Gast, wurde die Gruppe rockiger. Auch dieses Album tauchte nicht in den britischen Charts auf. "Rock On" (A&M, 1971) war das erste Album in den Billboard 200 und zwar auf Platz 118. Eingespielt wurde es unter anderem mit Hilfe von Alexis Korner (vcl), B.J. Cole (pedal steel g), Bobby Keys (sax) sowie den Soul Sisters (backing vcl). Im selben Jahr wurde ein Konzert im New Yorker "Fillmore East" für die Doppel-LP "Performance - Rockin' The Fillmore" (A&M, 1971) mitgeschnitten. Die Liveaufnahme erreichte in den Billboard 200 Platz 21, dazu Platz 32 in den britischen Charts. Alle vier damaligen Sets wurden später als "Performance: Rockin' The Fillmore: The Complete Recordings" (Omnivore, 2013) auf vier CDs angeboten. Nach diesen Auftritten verliess Peter Frampton die Gruppe, um eine Solokarriere zu starten. Mit "Frampton Comes Alive" (A&M, 1975) hatte er schnell ein Hitalbum, das sich millionenfach verkaufte. Für die Aufnahmen zur nächsten Humble Pie-LP "Smokin'" (A&M, 1972) wurde Frampton durch Clem Clempson von Colosseum ersetzt. Wiederum wurden Gastsänger wie Alexis Korner oder Stephen Stills für die Backing Vocals engagiert. Mit Platz 6 in den Billboard 200 und Platz 20 in den UK-Albumcharts war es in beiden Ländern das chartsmässig bestplatzierte Humble Pie-Album. Wie auf der anschliessenden Doppel-LP "Eat It" (A&M, 1973) pendelte die Musik zwischen purem Soul und hartem Rock hin und her. Vor allem das weibliche Gesangstrio The Blackberries, das Pie und Marriott auch später begleitete, brachte viel Soul- und Gospelfeeling in die Musik. "Eat It" belegte die Plätze 34 (UK) und 13 (USA). Auf der nächsten LP "Thunderbox" (A&M, 1974) wurde Humble Pie wieder etwas rockiger. Dieses und weitere Alben tauchten nur noch in den Billboard 200 auf, allerdings nie weitere vorne als auf Platz 52. "Street Rats" (A&M, 1975) war das vorerst letzte Album, ehe sich die Gruppe auflöste. Noch vor dem Split hatte die Gruppe mit Tim Hinkley (key), Ian Wallace (dm), Mel Collins (sax), Boz Burrell (e-b), B.J. Cole (pedal steel g), Joe Brown (vio) sowie Alexis Korner, Venetta Field und Clydie King (vcl) Aufnahmen gemacht. Diese wurden von der Schallplattenfirma "A&M", die ein echtes Pie-Album wollte, zurückgewiesen. Einige dieser Songs erschienen ab den 1990er Jahren als "The Scrubber Sessions" oder unter anderen Titeln als Humble Pie- oder Steve Marriott-Album. Steve Marriott startete wie Peter Frampton eine Solokarriere, die allerdings nicht so erfolgreich verlief. 1980 versuchten die Pie-Urmitglieder Steve Marriott (g, vcl) und Jerry Shirley (dm) mit Bob Tench (g) und Anthony Jones (e-b) die Gruppe zu neuem Leben zu erwecken. Mit drei Sängerinnen wurden die Alben "On To Victory" (Atlantic, 1980) und "Go For The Throat" (Atlantic, 1981) eingespielt. Eine dieser drei Sängerinnen war Diana Krall, die spätere Jazzsängerin. Danach löste sich Humble Pie erneut auf. Im Laufe der Jahre erschienen Dutzende von Compilations sowie Live-Aufnahmen. Steve Marriott starb am 20. April 1991 im Alter von 44 Jahren. Greg Ridley verabschiedete sich am 19. November 2003 56-jährig von dieser Welt. 2001 hatten Jerry Shirley (dm), Greg Ridley (e-b), Bobby Tench (g, vcl), Zoot Money (key, vcl) und Dave Colwell (g) von Bad Company ein Comeback als Humble Pie gewagt. Das Album "Back On Track" (Sanctuary, 2002) blieb erfolglos. Von Humble Pie erschienen viele weitere Compilations, Reissue-Pakete oder bisher unveröffentlichte Livemitschnitte. "Official Bootleg Vol. 1" (HNE, 2017) war drei CDs stark, während "Official Bootleg Vol. 2" (HNE, 2018) aus fünf CDs bestand. Die Fortsetzung "Up Our Sleeve – Official Bootleg Vol. 3" (HNE, 2019) wies ebenfalls fünf CDs auf, "Tourin' – Official Bootleg Vol. 4" (HNE, 2919 vier CDs. Unter dem Titel "The A&M Vinyl Box-Set 1970 – 1975" (A&M, 2017) wurden die sieben Alben für dieses Label in Vinyl-Form zusammen neu aufgelegt. Zwei dieser Alben waren Doppel-LPs. Das 5-CD-Set "Hallelujah: 1973-1983" (HNE, 2025) bestand aus den beiden Studioalben der 1980er Jahre sowie aus Liveaufnahmen von 1973, 1982 und 1983. 11/25
- Herd
Britische Pop/Rock-Gruppe, gegründet 1965 in London von Terry Clark (vcl, g), Gary Taylor (g), Louis Cennamo (e-b) und Tony Chapman (dm). "Goodbye Baby (Baby Goodbye)/Here Comes The Fool" und "She Was Really Saying Something/It's Been A Long Time Baby" (beide Parlophone, 1965) hiessen zwei Singles. Nach der dritten Single "So Much In Love/This Boy's Always Been True" (Parlophone, 1966) stand Gary Taylor ohne Mitmusiker da. Er holte neu Peter Frampton (vcl, g), Andy Bown (e-b, key) und Andrew Steele (dm) an seine Seite. Dieses Quartett spielte mit "Paradise Lost" (Fontana, 1968) ein Album ein. Die vorab 1967 veröffentlichten Singles "From the Underworld" und "Paradiese Lost" schafften die Plätze 6 bzw. 15 in den britischen Charts. Mit "I Don't Want Our Loving to Die" (1968) hatte die Band dann sogar eine Top-5-Single. Diese stammte allerdings vom Album "Lookin Thru You" (Fontana, 1968), das nur in Nordamerika veröffentlicht wurde und im Gegensatz zum englischen Album "Paradise Lost" eine grösstenteils abweichende Tracklist aufwies. Peter Frampton ging 1968 zu Humble Pie und wurde später ein erfolgreicher Solostar. Die Gruppe löste sich danach auf und kam 1971 noch einmal kurz für eine weitere Single zusammen. Das Material der beiden LPs und der insgesamt zehn Singles wurde später auf Compilations zusammengefasst. Die Doppel-CD "The Complete Herd" (Repertoire, 2005) umfasste 48 Songs, darunter auch die frühen Singles. Louis Cennamo spielte später bei Renaissance und Colosseum. Mick Underwood war bei Episode Six, Quatermass und Gillan beschäftigt. Andy Brown heuerte bei Status Quo an. 11/25
- Peter Frampton
Englischer Rockgitarrist und Sänger, geboren am 22. April 1950 in Beckenham in der Grafschaft Kent. Er spielte schon früh in Bands und gründete Anfang 1965, im Alter von 15 Jahren, mit Andy Brown key), Gary Taylor (e-b) und Andrew Steele (dm) die Tennie-Band Herd . Diese Band hatte einige Hitsingles. Frampton wurde 1968 vom Teenie-Magazin "Rave" zum "Gesicht des Jahres" erkoren. 1969 gründete er mit Steve Marriott (g, vcl) von den Small Faces, Greg Ridley (e-b) von Spooky Tooth und Jerry Shirley (dm) die All-Star-Gruppe Humble Pie . Die Gruppe entwickelte sich von einer eher poporientierten Singles-Band zur eine Rockgruppe mit starken Soul- und Gospel-Einflüssen. Nach vier Studio-LPs und dem Live-Doppel-Album "Performance - Rockin' At The Fillmore" (A&M, 1971) verliess Frampton Humble Pie, um seine Karriere als Solokünstler fortzusetzen. Er wurde von George Harrison für die Aufnahmen von "All Things Must Pass" (Apple, 1971) und von Harry Nilsson für "Son Of Schmilsson" (RCA, 1971) beigezogen. Mit "Wind Of Change" (A&M, 1972), "Peter Frampton's Camel" (A&M, 1973) und "Somethin's Happening" (A&M, 1974) konnte er Aufnahmen unter seinem Namen einspielen. Diese fanden sich alle in der zweiten Hälfte der Billboard 200. Erst mit "Frampton" (A&M, 1975) stiess er auf Platz 32 der amerikanischen Charts vor. Mit dem Live-Doppelalbum "Frampton Comes Alive!" (A&M, 1976) landete Frampton den grossen Coup. Das im "Winterland" in San Francisco aufgenommene Album verkaufte sich weltweit 10 Millionen Mal, stand zehn Wochen lang auf Platz 1 der Billboard 200 und ingesamt zwei Jahre lang in den US-LP-Charts. In den britischen Charts schaffte es das Album auf Platz 6. Die spätere Fortsetzung "Frampton Comes Alive! II" (I.R.S., 1995) mit Aufnahmen von 1992 und 1995 hingegen war ein Flop. Das Album kam lediglich auf Platz 121 der britischen Charts und tauchte in den US-Charts gar nicht auf. Auch das nach dem ersten "Frampton Comes Alive" veröffentlichte Studioalbum "I'm In You" (A&M, 1977 verkaufte sich gut, konnte aber nicht mehr an den Erfolg des ersten Livealbums anküpfen, auch wenn Mick Jagger und Stevie Wonder mitmachten. In den Billboard 200 resultierte Platz 2, in Grossbritannien war es ein Top-20-Album. 1978 spielte er in der Film-Version von "Sgt. Pepper's Lonley Hearts Club Band" mit, ohne dass der Film ein Erfolg wurde. Im selben Jahr verunfallte Frampton auf den Bahamas schwer. Dennoch erschien im Jahr darauf mit "Where I Should Be" (A&M, 1979) ein neues Album, das nur in den Top-20 der Billboard 200 auftauchte. In den 1980er Jahren folgten vier weitere Studioalben, von denen "Breaking All The Rules" (A&M, 1981) das einzige Top-50-Album in den Billboard 200 darstellte. 1987 holte ihn David Bowie für die "Glass Spider World Tour" und für "Never Let Me Down" (EMI, 1987) in seine Begleitband. Im selben Jahr erschien in Nordamerika mit "Peter Frampton's Greatest Hits" (A&M) eine Compilation. Die Compilation "Shine On - A Collection" (A&M, 1992) wurde später weltweit veröffentlicht. Mit "The Very Best Of Peter Frampton" (A&M, 1998) und "Anthology: The History Of Peter Frampton" (A&M, 2001) wurde weitere Best Of-Alben herausgebracht. Ende 1990 begann er erneut mit Steve Marriott zusammen zu arbeiten. Die beiden Musiker schrieben einige Songs und machten auch Aufnahmen, ehe Marriott im April 1991 starb. "Peter Frampton" (Relativity, 1994) war das einzige neue Album in den 1990er Jahren. Ab Beginn der 2000er Jahre bis 2021 kamen sieben weitere Soloalben und zwei Livealben auf den Markt. Dazu kamen weitere offizielle und inoffizielle Compilations. 1997 war er von Rolling Stones-Mitglied Bill Wymann für dessen CD "The Rhythm Kings: Struttin' Our Stuff" zusammen mit Gary Brooker von Procul Harum, Albert Lee und Georgie Fame ins Studio sowie für Konzerte auf die Bühne geholt worden. 11/25
- Small Faces
Britische Rock-Band, gegründet 1965 in East-London von Steve Marriott (vcl, g), Jimmy Winston (key), Ronnie Lane (e-b) und Kenney Jones (dm). "Small Faces" (Decca, 1966) hiess auch das erfolgreiche Debutalbum, das bis auf Platz 3 der britischen Charts kletterte. Auch die Singleauskoppelung "Sha-La-La-La-Lee" schaffte es auf Platz 3. 1966 wurde Keyboarder Jimmy Winston durch Ian McLagan ersetzt. In jener Zeit veröffentlichte die Band auch eine ganze Reihe von Non-Album-Singles, von denen "All or Nothing" (Decca, 1966) auf Platz 1 in Grossbritannien die erfolgreichste war. Weitere Top-5-Singles, die sich vorerst auf keinem Album fanden, waren "My Mind's Eye" (Decca, 1966), auf Platz 4 und "Itchycoo Park" (Immediate, 1967) auf Platz 3. "From The Beginning" (Decca, 1967) hiess eine Sammlung von Outtakes. Dafür schaute Platz 17 in den UK-Charts heraus. Nach einem Labelwechsel hiess auch das zweite reguläre Album "Small Faces" (Immediate, 1967). Mit Platz 12 schnitt es deutlich schwächer ab, als die Debut-LP. Mit "Ogdens' Nut Gone Flake" (Immediate, 1968) hatte die Band ein Nummer-1-Album. Daraus wurde "Lazy Sunday", eine Nummer-2-Single ausgekoppelt. "There Are But Four Small Faces" (Immediate, 1968) hiess das erste in den USA veröffentlichte Album. Es war dies eine Mischung aus Tracks des zweiten britischen Albums sowie aus A- und B-Seiten von Singles. Darunter befand sich auch der erwähnte englische Nummer-2-Hit "Itchycoo Park", der in den Billboard Hot 100 auf Platz 16 kam und der einzige Small Faces-Hit in den USA war. Das Album selber kam nicht über Platz 178 der Billboard 200 hinaus. 1969 lösten sich die Small Faces auf, nachdem Steve Marriott mit Humble Pie eine neue Band gegründet hatte. Die drei verbliebenen Small Faces Ian McLagan, Ronnie Lane und Kenney Jones taten sich mit Ronnie Wood, Art Wood, Rod Stewart und Kim Gardner zu einer neuen Band zusammen. Diese nannte sich zuerst Quiet Melon, taufte sich nach dem Abgang von Art Wood und Kim Gardner in Faces um. Diese Gruppe bestand bis 1975. Zwischen 2009 und 2011 sowie ab 2021 waren die Faces erneut aktiv, nachdem es dazwischen 1986, 1993, 2012, 2015, 2019 und 2020 zu kurzen Reunions gekommen war. Nach dem Ende der Small Faces hatte das Label zwei Compilations nachgeschoben. Bei "In Memoriam" (Immediate, 1969) handelte es sich um eine Sammlung von Livestücken und bisher unveröffentlichten Studiosongs. Letzteres Material war 1967 und 1968 bei den Aufnahmen zum Album "Ogdens' Nut Gone Flake" entstanden. Die Doppel-LP "The Autumn Stone" (Immediate, 1969) war eine Best Of-Sammlung. Nach dem Ende von Humble Pie und dem ersten Split der Faces, kamen die Small Faces zwischen 1975 und 1978 noch einmal zusammen, meist mit Rick Wills (e-b) für den angeschlagenen Ronnie Lane. Dabei resultierten mit "Playmates" (Atlantic, 1977) und "78 In The Shade" (Atlantic, 1978) zwei erfolglose Alben. Später wurden unter Titeln wie "The BBC Sessions" (Strange Fruit, 1999), "Nice" (NMC, 2000) und "Live 1966" (Nice, 2018) Livematerial aus der Zeit Ende der 1960er Jahre veröffentlicht. Discogs.com listet für die Small Faces nicht weniger als 150 Compilations auf. Die meisten waren inoffizieller Natur. Die Alben der Small Faces wurden zudem auch paketweise noch einmal auf den Markt gebracht. Die Musiker waren danach in anderen Bands oder unter ihren eigenen Namen aktiv. Steve Marriott (1947-1991) wurde vor allem mit Humble Pie bekannt und erlebte danach eine wechselvolle Karriere als Solokünstler. Die Karriere von Ronnie Lane (1946-1997) wurde durch Multiple Sklerose beeinträchtigt. Kenney Jones wurde nach dem Tod von Keith Moon 1978 Schlagzeuger bei The Who. Ian McLagan (1945-2014) bewegte sich im Umfeld der Stones, war Sideman bei vielen Aufnahmen anderer Bands und Musiker und gab eine ganze Reihe von Aufnahmen unter seinem Namen heraus. Zuletzt lebte er in den USA. 11/25
- Steve Marriott
Englischer Gitarrist, Sänger, Komponist und Bandleader, geboren am 30. Januar 1947 in Ost-London. Marriott zeigte schon früh Fähigkeiten als Sänger und Gitarrist. 1959, zwölfjährig, gründete er erste Bands, die sich The Wheels, The Coronation Kids und Mississippi Five nannten. 1960 spielte er während 14 Monaten als Kinderstar die Rolle des Artful Dodger im Theaterstück "Oliver!". Seine Nachfolger in dieser Rolle waren später Davy Jones von den Monkees oder Phil Collins. Später besuchte Marriott eine Schulspielschule und bekam mehrere kleine Rollen in Filmen, Radio-Shows oder TV-Produktionen. Nach seinem Abstecher in die Schauspielerei kehrte er zur Musik zurück, gründete weitere Bands und gab mit "Give Her My Regards/Imaginary Love" (Decca, 1963) eine Single unter eigenem Namen heraus, die allerdings floppte. Eine seiner Bands hiess Steve Marriott And The Frantiks. Diese nahm unter der Obhut des ehemaligen Shadows-Drummers Tony Meehan eine nie veröffentlichte Single auf und taufte sich dann in The Moments bzw. Marriott And His Moments um. Damit trat Marriott als Opener für The Nashville Teens, The Animals, Georgie Fame oder John Mayall auf. Für den US-Markt nahmen die Moments den englischen Kinks-Hit "You Really Got Me" (World Artists, 1964) neu auf, ohne jedoch einen Hit zu landen. Danach wurde Marriott aus der Band geworfen. 1965 gründete er mit Jimmy Winston (key), Ronnie Lane (e-b) und Kenny Jones (dm) die Small Faces . Diese einflussreiche Band bestand bis 1969 und veröffentlichte mehrere erfolgreiche Singles und Alben. Marriott gründete 1969 mit Peter Frampton (g, vcl) von The Herd, Greg Ridley (e-b) von Spooky Tooth und Jerry Shirley (dm) Humble Pie . Seine Small Faces-Mitmusiker Ian McLagan, der Jimmy Winston abgelöst hatte, sowie Ronnie Lane und Kenney Jones taten sich mit Ronnie Wood (g) und Rod Stewart (vcl) von The Jeff Beck Group zusammen und nannte sich fortan Faces . Während der Humble Pie-Zeit wurde Marriott im Juni 1971 von B.B. King für einen Track seiner LP "In London" (ABC, 1971) beigezogen. Allerdings spielte Marriott nicht Gitarre, sondern Mundharmonika. Humble Pie veröffentlichte mehrere Singles und Alben und löste sich Ende 1975 auf. Nach dem Abgang von Mick Taylor wurde Steve Marriott 1975 lange als dessen möglicher Nachfolger bei den Rolling Stones gehandelt. Keith Richard war für Marriott, Mick Jagger hingegen, der von Marriott während den Auditions beschimpft wurde, war dagegen. Schliesslich erhielt Ronnie Wood von den Faces den Job. Nach dem Split von Humble Pie versuchte sich Marriott als Solokünstler. Seine Debut-LP "Marriott" (A&M, 1976) enthielt eine englische und eine amerikanische Seite. Auf der englischen Seite wurde er vom Ex-Humble Pie Greg Ridley (e-b) sowie von Mickey Finn (g), Ian Wallace (dm) und dem Gesangstrio Blackberries begleitet. Die selben drei Sängerinnen sowie Wallace und Ridley gehörten auch zu jenen 14 Musikerinnen und Musiker, die mit Marriott die amerikanischen LP-Seite einspielten. Im selben Jahr machte Marriott bei einer kurzen Reunion der Small Faces mit. Marriott musste damals finanziell tief untendurch und wanderte wegen Steuerschulden eine Zeitlang in die USA aus. In Santa Cruz, California, gründete er mit Jim Leverton (e-b) und dem früheren Mountain-Mitglied Leslie West die Formation The Firm. Diese durfte nicht auftreten, weil Leverton die USA wegen einem fehlenden Visa wieder verlassen musste. Marriott war so verarmt, dass er leere Flaschen sammeln musste, um deren Pfand einzutreiben. 1979 kam es zu einer Art halben Reunion von Humble Pie. Dabei wurden Anfang der 1980er Jahre zwei weitere Alben eingespielt. Pläne, ein weiteres "Fillmore"-Live-Album aufzunehmen, zerschlugen sich, nachdem Marriott wegen inneren Blutungen mehrere Wochen ausser Gefecht war. Nach seiner Genesung ging er in die USA, wo er 1981 mit Ronnie Lane (vcl), Jim Leverton (e-b), Mick Green (g), Dave Hynes (dm) und Mick Weaver (key) das erst knapp 20 Jahre später veröffentlichte Album "The Majic Mijits" (NMC, 2000) einspielte. Obwohl "Arista"-Chef Clive Davis die Aufnahmen veröffentlichen wollte, wurde er damals von Marriott in einem Wutanfall daran gehindert. Um 1982/83 musste Marriott erneut ganz unten durch. Er bekam nur spärlich Gigs und reiste mittellos nach England zurück. Dort stellte er mit Jim Leverton (e-b) und dem Amerikaner Fallon Williams (dm) die Band Packet Of Three zusammen. Für Williams sprang später Jerry Shirley (dm) von Humble Pie ein. Von Packet Of Three, erschienen im Laufe der Zeit auf diversen Labels mehrere, zum Teil die selben Aufnahmen. Mit Leverton, Mick Weaver (key) und Richard Newman (dm) gründete Marriott 1987 mit The Offical Receivers eine weitere Band. Auch von dieser Band kamen erst später diverse Liveaufnahmen auf den Markt, weil sich Marriott 1988 einmal mehr geweigert hatte, einen Vertrag einzugehen. 1988 tat sich Steve Marriott mit der englischen Band The DT's zusammen. Aufnahmen dieses Quartetts erschienen ebenfalls viel später unter dem Titel "Sings The Blues Live" (Edeltone, 2000). Danach verliess er die DT's. Mit mehr als einem Dutzend Musikern nahm er unter seinem Namen "30 Seconds To Midnite" (Trax, 1989) auf. Mit unter anderem Kofi Baker (dm), dem Sohn von Ginger Baker, spielte Marriott als The Next Band die erst später veröffentlichte CD "Live In Germany" (Castle, 2000) ein. Ein Mix von Aufnahmen aus jener Zeit wurde später unter dem Titel "Signed Sealed" (Start Up/Big Daddy, 2003) veröffentlicht. 1991 begannen Steve Marriott und Peter Frampton an einer Humble Pie-Reunion zu arbeiten, traten auch gemeinsam auf und nahmen erste Songs auf. Am 20. April 1991, nach einer Heimkehr aus den USA, starb Marriott bei einem Brand, ausgelöst vermutlich durch eine Zigarette, in seiner Wohnung in London. In seinem Körper fanden sich Spuren von Kokain, Beruhigungsmitteln und Alkohol. Er wurde 44 Jahre alt. Von Steve Marriott und seinen vielen Bands erschienen im Nachhinein Dutzende von Aufnahmen und Compilations. "All Too Beautiful" (Helter Skelter, 2004) hiess eine Biografie über Marriott, geschrieben vom Musikkritiker Paolo Hewitt. Die Doppel-CD "The Marriott Anthology" (Outlaw, 1996) bestand aus 34 Songs von den Small Faces, Humble Pie, Packet Of Three, Steve Marriott All-Stars und eigenen Songs. "Rainy Changes: A Collection Of Rare Recordings 1973-1191" (Wapping Wharf, 2005) hiess ein Doppel-Album mit 35 vorher noch nie veröffentlichten Songs, darunter das Official Receivers-Album. Auch erste Aufnahmen der Humble Pie-Reunion mit Peter Frampton sind darauf zu finden. Auf "Tin Soldier" (Castle, 2006), einer 3-CD-Box, fanden sich 62 Tracks aus der ganzen Karriere von Marriott von den Small Faces (22 Tracks), über Humble Pie (20 Tracks) bis hin zu den Solo-Alben. Darunter befanden sich mehrere vorher noch nie veröffentlichte Stücke. CD 1 der Doppel-CD "All Or Nuffin - The Final Performances" (Wapping Wharf, 2008) zeigt Marriott und seine Band bei einem Auftritt am 29. Januar 1991 in Frankfurt, also knapp drei Monate vor seinem Tod. CD 2 bestand aus Stücken, auf denen Marriotts Wirken als Sessionsmusiker, unter anderem für Traffic, zu hören ist. "Get Down to It 1973-1977", "Poor Man'S Rich Man 1978-1987" und "Out Of The Blue 1987-1991" (alle Purple Pyramid, 2024) hiess neben vielen weiteren Compilations und bisher unveröffentlichten Liveaufnahmen eine dreiteilige CD-Reihe. Marriott war trotz seines schwierigen Charakters von vielen anderen Musikern ins Studio geholt, so von Bill Wyman, P.P. Arnold, Joe Brown, Herd, Alexis Korner, Mott The Hoople, Del Shannon, Traffic, Donovan, Chris Farlow, Easybeats, Jim Capaldi, Johnny Holliday, Johnny Thunders und anderen. 11/25











