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  • Jelly Roll Morton

    Amerikanischer Pianist, Komponist und Bandleader, geboren am 20. September 1885 in Gulfport, Mississippi, als Ferdinand Joseph La Menthe. Das Geburtsdatum ist umstritten. Eine Geburtsurkunde existiert nicht. Die Angaben schwanken je nach Quelle zwischen 1884 und 1890. Im Alter von drei Jahren wurde er in Ferdinand Joseph Morton umgetauft. Er wuchs in New Orleans, Louisiana, auf. Zunächst fiel Morton als talentierter Gitarrist, Sänger und Harmonikaspieler auf. 1902 begann Morton im Vergnügungs- und Rotlichtviertel rund um die Basin Street in New Orleans, auf Paraden sowie auf Volksfesten in den vornehmen Vororten der Stadt zeitgenössische Ragtimes, Lieder und Tänze zu spielen. Danach trat er auch in anderen Südstaaten-Städten sowie später in Chicago oder an der Westküste als Pianist auf. 1917 kehrte er zunächst nach Chicago zurück, um anschliessend für eine längere Zeit in den Bundesstaat California überzusiedeln. Dort kam es 1918 zu ersten Aufnahmen mit Reb Spikes, Mutt Carey, Wade Waley und Kid Ory. Diese vermutlich auf Pianorollen aufgezeichneten Aufnahmen gelten heute als unauffindbar. Zwischen 1923 und 1928 lebte und arbeitete Morton wieder in Chicago, das mittlerweile als das neue Jazz-Zentrum galt. Er kam zu zahlreichen Aufnahmen für die Plattenfirmen "Paramount", "Gennett", "Vocalion", "Victor" und "Columbia", die zuerst auf Pianorollen und danach auf Schellack-Schallplatten erschienen. Im September 1926 gründet er in Chicago die Red Hot Peppers, die zuerst aus Jelly Roll Morton (p), Omer Simeon (cl), George Mitchell (co), Kid Ory (tb), Johnny St. Cyr (banjo), John Lindsay (b) und Andrew Hilaire (dm) bestanden. Jelly Roll Morton's Red Hot Peppers veröffentlichten bis 1930 bei "Victor" über ein Dutzend Schellack-Schallplatten. Mit Beginn der Swing-Ära ging das Interesse an Mortons zu diesem Zeitpunkt bereits als traditionell geltendem Jazz-Stil zurück. 1929 und 1930 verbrachte er in New York City. Sieben Jahre später kam es in der Bar "Jungle Inn" in Washington D. C. zu einem ersten Kontakt mit dem Musik-Journalisten Alan Lomax. In den Monaten Mai und Juli 1938 trafen sich Morton und Lomax regelmässig in der Library of Congress in Washington D. C., wobei es zu den Aufnahmen der sogenannten "Library of Congress Recordings" kam. Ab 1939 erarbeitete Morton zahlreiche neue Aufnahmen – unter anderem mit Sidney Bechet. Darauf aufbauend kam es zu einem späten Comeback des Musikers. Im November 1940 zog er nach Los Angeles. Nachdem er Opfer einer Messer-Attacke geworden war, litt er an gesundheitlichen Problemen und starb am 10. Juli 1941 in Los Angeles an Herzversagen. Neben seiner Hauptbeschäftigung als Pianist, Komponist und Bandleader betätigte sich Morton als Manager verschiedener Bars. Zwischenzeitlich versuchte er sich auch als Theaterschauspieler, wobei er in diesem Bereich nie auch nur annähernd an seine Erfolge als Musiker anknüpfen konnte. Darüber hinaus kannte man ihn als exzellenten Poolbillard-Spieler. Jelly Roll Morton setzte sich als einer der ersten Jazzmusiker mit den theoretischen Grundlagen dieser Musikrichtung auseinander. Angesichts des hohen Schwierigkeitsgrades seiner Werke wird vermutet, dass Morton nicht nur intuitiv komponierte und spielte, sondern auf der Grundlage spezifischer Kenntnisse über die Merkmale der Jazzmusik arbeitete. Viele seiner Werke waren bereits komponiert und notiert, bevor sie von den jeweiligen Orchestern gespielt und aufgenommen wurden. Von Jelly Roll Morton und seinen Bands erschienen hunderte von Aufnahmen auf Pianorolls, Schellack-Schallplatten sowie später auf CD und Vinyl. Dazu kamen fast 200 Compilations. Darunter befanden sich einige LP- oder CD-Serien sowie die 5-CD-Box "Jelly Roll Morton: 1926-1930" (JSP, 2000) oder die beiden je vier CD umfassenden Sets "Sidewalk Blues" (Quadromania, 2005) und "Doctor Jazz" (Proper, 2006). 09/23

  • Jelly Roll Morton's Red Hot Peppers

    Amerikanische Old Time Jazz-Gruppe, gegründet 1926 in Chicago, Illinois, vom Pianisten Jelly Roll Morton, der damals auch als Solist sehr populär war. Dieser suchte die damals besten Musiker aus und brachte sie in einer Band zusammen. Das erste Lineup bestand neben Jelly Roll Morton (p) aus Omer Simeon (cl), George Mitchell (co), Kid Ory (tb), Johnny St. Cyr (banjo), John Lindsay (b) und Andrew Hilaire (dm). Am 15. September 1926 spielte dieses Septett "Black Bottom Stomp/The Chant" (Victor, 1926) ein. Sechs Tage später wurde das Septett für die Aufnahmen von "Dead Man Blues/Sidewalk Blues" (Victor, 1927) mit Barney Bigard und Darnell howard (cl) sowie Marty Bloom (sound effects) zum Tentett aufgestockt. Die nächsten Aufnahmen machte Morton dann wieder mit seinem ursprünglichen Septett. Im Juni 1927 stand er mit einem Oktett im Studio, das neben ihm aus Johnny Dodds (cl), Stump Evans (as), George Mitchell (co), Gerald Reeves (tb), Quinn Wilson (tuba), Bud Scott (g) und Baby Dodds (dm) bestand. Auch danach formierte Morton seine Band immer wieder um. 1928 liess sich Jelly Roll Morton in New York City nieder, wo er weitere Aufnahmen unter dem Bandnamen Red Hot Peppers machte. Für diese holte er Musiker aus seiner Band oder seinem Orchester dazu. Nach 1930 wurde der Bandname nicht mehr benutzt. Die Aufnahmen der Red Hot Peppers wiesen ein hohes Niveau auf. Jelly Roll Morton gab den Stücken klare Strukturen und sorgte für eine Balance zwischen dem Ensemblespiel und den Solos. Die Musik wurde bei Rehearsals intensiv geprobt. Die ersten Wiederveröffentlichungen von Red Hot Peppers-Aufnahmen erschienen noch während der Schellack-Zeit. Später wurden die Stücke auf vielen Vinyl- und CD-Compilations zusammengefasst. Eine davon war die Doppel-CD "The Complete Jelly Roll Morton's Red Hot Peppers 1926-1930" (Music Memoria und Virgin, 1990). 09/23

  • Joseph F. Lamb

    Amerikanischer Ragtime-Pianist und Komponist, geboren am 6. Dezember 1887 in Montclair, New Jersey, als Joseph Francis Lamb. Er brachte sich das Klavierspiel selber bei und war ein begeisterter Anhänger der Musik von Scott Joplin. 1908 begegnete er Joplin in New York City. Dieser zeigte sich von den Kompositionen seines jungen Bewunderers beeindruckt. Er vermittelte ihm den Kontakt zu John Stark, dem Herausgeber seiner eigenen Werke. Dieser brachte in den folgenden zehn Jahren Lambs Kompositionen heraus. Als um 1920 das Interesse am Ragtime erlahmte, zog Lamb sich aus dem Musikgeschäft zurück. Als es in den 1950er Jahren zu einem Ragtime-Revival kam, stellte er sein Wissen aus der Blütezeit des Ragtime der musikgeschichtlichen Forschung zur Verfügung, verfasste auch einige Werke und machte Aufnahmen. Am 12. und 22. August 1959 spielte er bei sich zu Hause 14 eigene Rags ein, die im Jahr darauf unter dem Titel "A Study In Classic Ragtime" (Folkways, 1960) auf einer LP veröffentlicht wurden. Etwas mehr als ein Jahr nach den Aufnahmen starb Lamb am 3. September 1960 72-jährig in Brooklyn, New York City. Weitere Stücke erschienen auf Schallplatten, die auch Stücke anderer Ragtime-Pianisten enthielten. Neben Scott Joplin und James Scott, die beide afroamerikanischer Abstammung waren, zählt Joseph F. Lamb, dessen Vorfahren aus Irland kamen, zu den "Big Three" des klassischen, auskomponierten Ragtime. Seine Werke stehen sowohl pianistisch als auch musikalisch auf einer Stufe mit den Kompositionen von Joplin und Scott. 09/23

  • Scott Joplin

    Amerikanischer Ragtime-Pianist und Komponist, geboren am 24. November 1868 in Linden oder Texarkana, Texas, als Sohn eines zur Zeit seiner Geburt befreiten Sklaven. Er spielte als Kind Violine und erhielt ab dem siebten Lebensjahr systematischen Klavierunterricht bei Julius Weiss. Schon als Fünfzehnjähriger war er als Kneipen-Pianist in den Bundesstaaten Texas und Louisiana unterwegs. Von 1885 bis 1893 lebte Joplin als Musiker in St. Louis, wo er in den Honky-Tonks und Saloons aufspielte. 1893 trat er bei der Weltausstellung in Chicago auf. Ab 1895 entstanden die meisten seiner Kompositionen. Diese schrieb er für den Eigenbedarf und für seine Vokalgruppe The Texas Medley Quartet, die in Vaudeville-Shows auftrat. Er wurde einer der ersten erfolgreichen Ragtime-Komponisten. Er hatte grossen, finanziellen Erfolg mit dem Verkauf der Notenblätter seiner Stücke. Von Joplins zahlreichen Rags sind "The Entertainer" und der "Maple Leaf Rag" die bekanntesten Stücke. Sein ehrgeizigstes Werk, die Oper "Treemonisha" über die Lebensumstände der Afroamerikaner in der Wiederaufbauepoche, wurde 1913 in Bayonne, New Jersey, uraufgeführt. Die zu Ehren Theodore Roosevelts komponierte Oper "A Guest of Honor" ist ebenso verloren wie sein Ballett "The Ragtime Dance" und ein Musical. Seine Kompositionen sind durchgehend pianistisch anspruchsvoll. Daher existieren von den Stücken zahlreiche vereinfachte Ausgaben. Joplin bestand stets darauf, dass seine Stücke nicht schnell gespielt werden. Damit widersprach er der rasanten Spielpraxis einiger seiner Zeitgenossen, die anhand von einfachen strukturierten Rags eher Schnelligkeit als Musikalität zur Geltung brachten. Scott Joplin verstarb am 1. April 1917 49-jährig in New York City an den Folgen tertiärer Syphilis. Nach seinem Tod verdrängte der Jazz den Ragtime für einige Jahrzehnte aus dem Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit. Knapp 60 Jahre nach seinem Tod genossen Joplin und sein Werk erneut weite Anerkennung. Vor allem durch den mit sieben Oscars ausgezeichneten Spielfilm "Der Clou" (1973) mit Robert Redford, mit Stücken von Joplin als Soundtrack, gewann der Ragtime wieder an Beliebtheit. Joplin gehört neben James Scott und Joseph F. Lamb zu den "Big Three" des klassischen, auskomponierten Ragtimes. James Scott und Scott Joplin waren afroamerikanischer Abstammung, Lambs Vorfahren stammten aus Irland. Aus seinen wenigen eigenen Aufnahmen, die auf Pianorolls erschienen waren, sowie aus den Interpretationen seiner Stücke von anderen Pianisten wurden über 200 Alben bzw. Compilations zusammengebaut. Der auch als Bach-Interpret bekannte, 1944 geborene Joshua Rifkin lieferte auf einigen Alben moderne Interpretationen von Scott Joplins Werk. Von Rifkin erschienen "Piano Rags By Scott Joplin" (Nonesuch, 1970), "Piano Rags, Volume II" (Nonesuch, 1972), "Piano Rags - Volume III" (Nonesuch, 1974) und "Digital Ragtime - Music Of Scott Joplin" (HMV, 1980). "Digital Rag: Wall Street Rag" (Angel, 1985) und "Ragtime Music Of Scott Joplin" (EMI, 2005) waren Aufnahmen von Rifkin mit The Southland Stingers. 09/23

  • James Scott

    Amerikanischer Ragtime-Pianist und Komponist, geboren am 12. Februar 1885 in der Nähe von Neosho, Missouri, als James Sylvester Scott. Ab 1902 arbeitete er in einem Musikgeschäft, wo er mit der Zeit Klaviere vorführen konnte. Dabei spielte er auch eigene Stück. Das gute Echo und die starke Nachfrage führten dazu, dass der Besitzer des Musikgeschäftes begann, Noten von Scotts Kompositonen zu verkaufen. 1906 zog Scott nach St. Louis, wo er Scott Joplin kennenlernte. Dieser vermittelte ihn an seinen Herausgeber John Stark weiter. Schon mit dem ersten Stück "Frog Legs Rag", das Stark herausgab, hatte James Scott grossen Erfolg. 1914 übersiedelte er nach Kansas City. Er heiratete, komponierte weiter erfolgreiche Rags, arbeitete als Klavierlehrer und leitete ein Kino-Orchester. Das Aufkommen des Tonfilms und die Verdrängung des Ragtime durch den immer populärer werdenden Jazz, beendeten Anfang der 1920er Jahre seine erfolgreiche Laufbahn. Auch der Tod seiner Frau in dieser Zeit mag dazu beigetragen haben. Seine letzte Veröffentlichung datiert aus dem Jahre 1922. In den letzten Jahren seines Lebens beschäftigte sich Scott mit dem Lehren, Komponieren und dem Leiten einer Band mit acht Mitgliedern, die für verschiedene Bierparks und Kinos in der Gegend spielte. Mit der Erfindung der Tonfilmen ging sein Vermögen jedoch zurück. Er verlor seine Theaterarbeit und seine Frau starb und sein Gesundheitszustand verschlechterte sich. Obwohl er an chronischer Wassersucht litt, komponierte und spielte er weiter. James Scott starb am 30. August 1938 im Alter von 52 Jahren im Douglas Hospital in Kansas City, Missouri. James Scott gehört neben Scott Joplin und Joseph F. Lamb zu den "Big Three" des klassischen, auskomponierten Ragtimes. James Scott und Scott Joplin waren afroamerikanischer Abstammung, Lambs Vorfahren stammten aus Irland. Seine Werke sind pianistisch durchgehend anspruchsvoll und stehen auch musikalisch mit den Rags von Joplin auf einer Stufe. Einige seiner Stücke, die Scott James offenbar selber auf Pianorolls eingespielt hatte, wurden später auf der LP bzw. CD "Classic Ragtime From Rare Piano Rolls" (Biograph, 1975 und 1997) zugänglich gemacht. 09/23

  • John Fahey in späteren Jahren

    In den 1980er Jahre war der amerikanische Gitarrist John Fahey psychisch und physisch schwer angeschlagen. Seine erste und zweite Ehe gingen in Brüche, er begann zu trinken und machte schwere Krankheiten durch. So landete er schliesslich mittellos in der Union Gospel Mission von Salem, Oregon. Dennoch erschienen während der Zeit immer wieder Aufnahmen von Fahey. Auf dem "Rounder"-Unterlabel "Varrick" kamen "Popular Songs Of Christmas & New Year's" (1983), "Let Go" (1984), "Rain Forests, Oceans, And Other Themes" (1985), "I Remember Blind Joe Death" (1987) und "Old Girlfriend And Other Horrible Memories" (1992) heraus. Für andere Labels entstanden "God Time And Causality" (Shanachie, 1989), und "The John Fahey Christmas Album" (Burnside, 1991). Um Mitte der 1990er Jahre hatte John Fahey ein Comeback gefeiert. Produzent Barry Hansen stellte für die Doppel-CD "Return Of The Repressed" (Rhino, 1994) eine Compilation mit den besten Songs aus früherer Zeiten zusammen. Auch neue Aufnahmen erschienen, wie die Doppel-10"-EP "Morning/Evening, Not Night" (Perfect, 1996), die mit der Geschwindigkeit von Schellack-Schallplatten abgespielt werden musste. Aus den Jahren 1995/1996 stammen auch die Stücke auf dem später veröffentlichten Album "Proofs & Refutations" (Drag City, 2023). Die Doppel-7"-Single "The Mill Pond" (Little Brother, 1997) und die Alben "City Of Refuge" (Tim/Kerr, 1997) und "Womblife" (The Table Of The Elements, 1997) waren weitere Neuerscheinungen. Mit der Post Rock-Gruppe Cul de Sac, mit Beck und Mitgliedern von Sonic Youth entstand "The Epiphany Of Glenn Jones" (Thirsty Ear, 1997). Die erste CD, auf der er auf einer elektrischen Gitarre zu hören war, hiess "Georgia Stomps, Atlanta Struts And Other Contemporary Dance Favourites" (Table Of The Elements, 1998). Es folgten "Hitomi" (LivHouse, 2000) und "Vol. One" (Jazzoo, 2002). Letzteres war eine Aufnahme des John Fahey Trios mit den Multiinstrumentalisten Rob Scrivner und Tim Knight als Mitmusiker. Fahey ist auch auf Aufnahmen von Bill Barth, Tony Thomas, Jo Ann Kelly, Lori Carson, Kathryn Hurd, Miss Murgatroid und Todd Hallawell zu hören. Zusammen mit seinem Manager Dean Blackwood gründete John Fahey 1997 mit "Revenant" ein neues Label, das die 6-CD-"Anthology Of American Folk Music" von Harry Smith wieder veröffentlichte. Ein weiteres ambitiöses Werk war die 7-CD-Box "Screamin' And Hollerin' The Blues: The World Of Charley Patton". Auf "Revenant" erschienen zudem so unterschiedliche Aufnahmen wie solche der 1950er-Bluegrass-Gruppe The Stanley Brothers, eine Gospel-Compilation mit Stücken aus den Vorkriegsjahren oder solche von Captain Beefheart, Albert Ayler, Cecil Taylor, Jim O'Rourke und Derek Bailey. Auch Faheys frühere Werke wurden von "Revenant" neu heraus gebracht. Auch John Faheys letzte Aufnahme "Red Cross Disciple Of Christ Today" (2003) erschien auf seinem neuen Label. Fahey starb lange vor deren Veröffentlichung am 22. Februar 2001 in Salem, Oregon, an den Komplikationen einer Herz-Bypass-Operation. John Fahey hatte sich auch als Buchautor betätigt und schrieb "How Bluegrass Music Destroyed My Life" (DC, 2000) und "Vampire Vultures Book" (DC, 2003). Die nur einseitig bespielte und in durchsichtigem Vinyl gepresste LP "Hard Time Empty Bottle Blues (1-4)" war ein Teil der Serie "The Lathanides", die das "Table Of The Elements"-Label 2004 zum 10. Geburtstag herausgab. Im Jahre 2004 startete das "Ecstatic Father Yod"-Label eine LP-Tribute-Serie mit Aufnahmen verschiedener Musiker. Die erste LP der Reihe war "Meditations On The Ascension Of Blind Joe Death Vol. 1" und stellte eine Duo-Einspielung von Loren Mazzacane Connors (g) mit Christina Carter dar. Sämtliche LP-Hüllen wurden von Conrad Capistran im Stile der frühen Fahey-Alben von Tom Weller gestaltet. 2005 gab das "Ace"-Label 16 frühere Fahey-Alben auf CD neu heraus. "Sea Changes & Coelacanths: A Young Person's Guide To John Fahey" (Table Of The Elements, 2006) war eine Compilation der beiden neueren CDs "Womblife" und "Georgia Stomps, Atlanta Struts And Other Contemporary Dance Favourites" sowie der einseitig bespielten LP "Hard Time Empty Bottle Blues" in Form von 2 CDs oder 4 LPs. "The Great Koonaklaster Speaks: A John Fahey Celebration" (Table Of The Elements, 2007) hiess eine Tribute-CD mit Tracks von Jack Rose, Greg Malcolm, Ben Vida, Sir Richard Bishop, Michael Hurley, der No Necks Blues Band mit Fahey selber sowie anderen. Auf "3 Day Band" (Important, 2008) ist eine Session von Fahey mit Ayal Senior von 1999 in einem Hotelzimmer dokumentiert. Dabei liest Fahey aus seinen Werken und diskutiert über Leben und Philosophie. Stücke der Alben für "Varrick" wurden später auf der Compilation "Twilight On Prince Georges Avenue" (Rounder, 2009) noch einmal veröffentlicht. "The Transcendental Waterfall - Guitar Excursions 1963-1967" (4 Men With Beards, 2012) hiess ein 6-LP-Set, das neben einem T-Short und einem Poster-Set die ganz frühen Aufnahmen von Fahey enthielt. "Christmas Soli" (Fantasy, 2013) war eine Sammlung von Weihnachts-Liedern. 09/23

  • Mieczysław Weinberg

    Polnisch-russischer Komponist, geboren am 8. Dezember 1919 in Warschau. Sein Name lautete auch Moisey bzw. Moishe Vainberg oder Moisey Samuilovich Vaynberg. Er kam als Sohn eines Musikers schon früh mit Musik in Berührung und begann bereits als Zwölfjähriger Klavier am Konservatorium der Musikakademie Warschau zu studieren. Nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 brach er sofort seine Studien ab und floh über Minsk und Taschkent nach Moskau, da er Jude war. Seine Familie, die aus Kischinjow stammte, von wo aus sie 1903 nach Polen geflohen war, wurde im Krieg ermordet. Zunächst liess sich Weinberg in Minsk nieder, wo er Komposition bei Wassili Solotarjow studierte. Wenige Tage, nachdem er 1941 seine Studien abgeschlossen hatte, musste er vor dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion fliehen. Er reiste nach Taschkent, wo er an der Oper arbeitete. Dort heiratete er 1942 Natalja Wowsi-Michoels, die Tochter des Schauspielers und Regisseurs Solomon Michoels. 1943 schickte Weinberg seine erste Sinfonie an Dmitri Shostakovitsh, der ihn daraufhin nach Moskau einlud. Noch im selben Jahr liess sich Weinberg dort nieder und lebte bis zu seinem Tode in der russischen Hauptstadt als freischaffender Komponist. Bevor Weinberg ein Werk veröffentlichte, zeigte er es Shostakovitch. Das galt auch umgekehrt. Es ist auch bekannt, dass sie sich gegenseitig zum Komponieren animierten. Sie lieferten sich einen privaten Wettbewerb um Streichquartette. 1948 wurde Weinberg als einer von den "kleinen Schostakowitschen" wegen formalistischer Tendenzen gerügt. 1953, kurz vor dem Tode Josef Stalins, wurde er – unter dem Vorwurf, die Errichtung einer jüdischen Republik auf der Krim propagiert zu haben – inhaftiert. Sein lebenslanger Freund und Mentor Dmitri Shostakovitsh setzte sich daraufhin mit einem für die Zeit sehr mutigen Brief für ihn ein. Weinbergs Freilassung erfolgte letztlich jedoch aufgrund von Stalins Tod. Die Oper "Die Passagierin" gilt als Hauptwerk von Mieczysław Weinberg. Es ist die Geschichte einer Auschwitz-Überlebenden, die ihrer KZ-Aufseherin nach dem Krieg auf einem Ozeandampfer wiederbegegnet. Das 1968 fertiggestellte Werk des Komponisten wurde erstmals 2006 konzertant in Moskau uraufgeführt und erlebte 2010 – mit 42 Jahren Verspätung – seine szenische Weltpremiere als Oper bei den Bregenzer Festspielen. Neben seiner kompositorischen Tätigkeit trat Weinberg auch als Pianist auf. Er komponierte zudem eine grosse Anzahl von Filmmusiken, darunter zu Michail Kalatosows "Die Kraniche ziehen" (1957), Sergei Urussewskis "Abschied von Gulsary" (1968), Fjodor Chitruks "Die Ferien des Bonifazius" (1965) und "Winnie Pooh" (1969) sowie Alows & Naumows "Teheran 43" (1981). Weinbergs Werke sind meist grossformatig angelegt. Er konzentrierte sich auf Gattungen wie Sinfonie und Sonate. Nach einigen recht modernen ersten Kompositionen waren seine folgenden Werke, besonders jene um 1950, durch eine klare Tonalität gekennzeichnet. In späteren Werken weitete Weinberg das tonale Idiom beträchtlich aus und schrieb eine eher introvertierte, persönliche Musik. Viele seiner Werke setzen sich mit der Thematik des Krieges auseinander. Seine letzten Werke, besonders die Kammersinfonien, sind teilweise von ungewöhnlicher Heiterkeit erfüllt und kehren wieder zu eingängiger Melodik und klarer Tonalität zurück. Seine Musik ist auf fast 200 Aufnahmen verewigt worden. Darunter befanden sich auch mehrere Zusammenfassungen. Je eine CD umfasste "Complete Piano Works • 1 und 2" (beide Grand Piano, 2012) mit Allison Brewster Franzetti. Drei CD stark war "Complete Sonatas And Works" (Challenge Classics, 2013) mit Linus Roth (vio) und José Gallardo (p) als Interpreten. Unter dem Titel "Complete String Quartets" (cpo, 2014) erschien ein 6-CD-Set mit allen Streichquartetten von Weinberg, eingespielt vom Quatuor Danel. Die Triple-CD "Selected Works" (2019) erschien auf dem ehemaligen sowjetischen Staatslabel "Melodiya". 08/23

  • Otto Luening

    Amerikanischer Komponist, Dirigent und Flötist, geboren am 15. Juni 1900 in Milwaukee, Wisconson, als Sohn des deutschen Sängers, Pianisten und Dirigenten Eugene Luening und der Sängerin Emma Luening. Otto Luenings Vater hatte am Leipziger Konservatorium studiert, sang später unter Richard Wagner und stand von 1879 bis 1904 der Milwaukee Music Society vor. Die Familie Luening zog 1912 in die Heimat des Vaters zurück nach München, wo Otto Luening von Alois Schellhorn, Flötist am Münchner Hoforchester, unterrichtet wurde. Von 1915 bis 1917 studierte er Flöte und Klavier bei Josif Becht sowie Komposition bei Anton Beer-Walbrunn an der Staatlichen Hochschule für Musik München. Von 1917 bis 1920 studierte er Komposition bei Philipp Jarnach und Dirigieren bei Volkmar Andreae am Konservatorium Zürich. Daneben nahm er privaten Unterricht bei Ferruccio Busoni an der Universität Zürich. Ab 1917 spielte er Flöte und Perkussion im Tonhalle-Orchester Zürich. Unter dem Pseudonym James P. Cleveland trat er von 1918 bis 1919 als Schauspieler in der English Players Company in Erscheinung. 1920 ging Luening nach Chicago und wurde als Musiker beim Stratford Movie Theatre Orchestra engagiert. Dort studierte er Harmonielehre, Musiktheorie und Kontrapunkt bei Wilhelm Middelschulte, der die Lehre von Bernhard Ziehn vermittelte. Er wurde Assistent von Eugène Aynsley Goossens, der das Rochester Philharmonic Orchestra leitete und wirkte von 1925 bis 1928 als Dirigent in der Opernabteilung der Eastman School of Music in Rochester. Er leitete die Uraufführungen von Virgil Thomsons "The Mother Of Us All" und Gian Carlo Menottis "The Medium". 1928 unternahm er einen Auslandsaufenthalt in Köln, wo er Konzerte gab. Von 1932 bis 1934 lehrte er Kontrapunkt, Harmonielehre und Musikgeschichte an der University of Arizona in Tucson. Von 1934 bis 1944 leitete er die Musikabteilung des Bennington College in Vermont. Innerhalb der Bennington Composers Conference brachte er Aaron Copland, Henry Cowell, Paul Hindemith und Carl Ruggles nach Vermont. 1941 gründete er mit Alan Carter das Green Mountain Festival in Middlebury. Von 1944 bis 1959 war er Musikdirektor der Brander Matthews Hall der Columbia University in New York. Von 1949 bis 1968 war er dort auch als Professor tätig. Gleichzeitig lehrte er von 1944 bis 1964 am Barnard College. 1940 gründete er das American Music Centre, dem er bis 1960 vorstand. Von 1945 bis 1951 war er Präsident der American Composers Alliance. 1949 wurde er in den Board of Directors der American Academy in Rome gewählt. 1954 gründete er gemeinsam mit Douglas Moore und Oliver Daniel das Label "Composers Recordings Inc." (CRI), dessen Vorsitzender er von 1968 bis 1974 war. Ab den 1950er Jahren beschäftigte sich Luening mit elektronischer Musik. Am 28. Oktober 1952 führte er mit Vladimir Ussachevski, mit dem er gemeinsam etwa 20 Werke schrieb, im Museum of Modern Art in New York City das erste Konzert für Tonbandmusik in den USA auf. Ein Mitschnitt dieses Konzertes erschien unter dem Titel "Tape Recorder Music" (Gene Bruck, 1955) auf einer 10"-EP. Zusammen mit zwei konventionellen Orchesterwerken aus der Feder von Luening wurden die Aufnahmen später unter dem Titel "Tape Music An Historic Concert" (Desto, 1968) auf einer LP veröffentlicht. 1959 gründete er mit Milton Babbitt, Roger Sessions und Vladimir Ussachevski das Columbia-Princeton Electronic Music Center in New York, die älteste Einrichtung für Computermusik und elektronische Musik in den USA. Nach seiner Tätigkeit an der Columbia University lehrte er von 1971 bis 1973 Komposition an der Juilliard School. Zu seinen wichtigsten Studentinnen und Studenten gehörten Wendy Carlos, Malcolm Goldstein, Daniel Goode, Ben Johnston, Elliott Schwartz, David Soldier, Harvey Sollberger und Charles Wuorinen. Otto Luening komponierte ausser kammermusikalischen Werken in unterschiedlicher Besetzung, Klavierstücken, Chören und Liedern die Oper Evangeline, zwei sinfonische Fantasien, sinfonische Interludien, eine Serenade und eine Suite. Mit seinen atonalen, polytonalen und seriellen Werken zählte er zur musikalischen Avantgarde der USA. Auf seinem Label "Composers Recordings Inc." (CRI) wurde sein Schaffen in den 1960er und 1970er Jahren ausgiebig dokumentiert. Auch andere Labels veröffentlichte Werke von Luening oder solche, die er gemeinsam mit Vladimir Ussachevsky geschrieben hatte. Otto Luening starb am 2. September 1996 im Alter von 96 Jahren in New York City. 08/23

  • Dick Raaijmakers

    Niederländischer Komponist, Performance- und Installationskünstler, geboren am 1. September 1930 in Maastricht. Er studierte bis 1953 am Koninklijk Conservatorium Den Haag. Von 1954 bis 1960 arbeitete er bei "Philips" auf dem Gebiet der Elektroakustik. Stücke aus jener Zeit von Raaijmakers und Henk Badings wurden auf der LP "Electronic Music" (Philips, 1958) veröffentlicht. Nach 1960 war er bis 1962 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Rijksuniversiteit te Utrecht. Von 1963 bis 1966 betrieb er mit Jan Boerman ein Studio für elektroakustische Musik in Den Haag. Bis 1995 unterrichtete er elektronische Musik, ab 1991 elektronische Musik für Musiktheater am Koninklijk Conservatorium in Den Haag. In den frühen 1960er Jahren komponierte Raaijmakers eine Reihe elektroakustischer Werke wie "Vijf canons", "Flux" und "Plumes". Auf einer späteren LP (Composer's Voice, 1981) wurden mit "Ballad 'Erlkönig'" (1966) und "Vijf Canons" (1967) zwei solche Musique concrète-Werke aus jener Zeit veröffentlicht. Zwischen 1967 und 1972 entstanden "photokinetische Objekte", die im Jahre 1971 im Amsterdamer Stedelijk Museum und 1972 im Gemeentemuseum Den Haag ausgestellt wurden. Das Stedelijk Museum veröffentlichte 1971 auf der Triple-Flexi-Disc "Geluid <=> Kijken: Drie Audio-Visuele Projekten" den Audioteil solcher Werke von Dick Raaijmakers, Ton Bruynèl und Peter Struycken. 1976 entstand "De grafische methode tractor" und 1979 "De grafische methode fiets", zwei Stücke, die auf der Arbeit des Filmpioniers Etienne-Jules Marey basierten. 1977 realisierte er die audiovisuelle Produktion "Mao leve!". Zwischen 1981 und 1984 schuf Raaijmakers eine Serie von Produktionen für Tonband, Film, Theater und Schlagwerkensemble, die um den Film "Night Owls" von Laurel und Hardy kreisten. Diese Serie, zu der Raaijmakers die Musik komponierte, wurde 1984 beim Holland Festival aufgeführt. 1983 entstand "Ping-Pong", eine Stereo-Radioproduktion über ein Tischtennisspiel zwischen Louis Andriessen und Cornelis de Bondt. Im Folgejahr wurde "Ekstase (in memoriam Josine van Droffelaar)" aufgeführt, für das Raaijmakers den Matthijs Vermeulenprijs erhielt. 1985 entwarf er eine Neonplastik für den Neubau des Städtischen Konservatoriums Groningen. In den 1990er Jahren entstand eine Reihe von Werken für das Musiktheater. Mit der Triple-CD "The Complete Tape Music Of Dick Raaijmakers" (Composers' Voice und Near, 1998) wurde Raaijmakers Schaffen in den Jahren 1959 bis 1996 ausführlich dargestellt. Dazu gab's ein 200-seitiges Buch. Einige Werke von Raaijmakers wurden später auch auf der DL-Aufnahme "Dutch Electronic Music Volume 3" (Sinetone AMR, 2010) neben solchen von Tom Dissevelt zugänglich gemacht. Raaijmakers und Dissevelt hatten als The Electrosonics die LP "Electronic Music" (Philips, 1962) veröffentlicht. Raaijmakers war dabei als Kid Baltan in Erscheinung getreten. Dick Raaijmakers starb am 4. September 2013 83jährig in Den Haag. 08/23

  • Lutz Glandien

    Deutscher Komponist, geboren am 4. Juni 1954 in Oebisfelde, Sachsen-Anhalt in der damaligen DDR. Zwischen 1979 und 1983 studierte er an der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin Komposition. Zwischen 1985 und 1987 war er Mitglied der Meisterklasse von Georg Katzer an der Berliner Akademie der Künste. Die Tradition des experimentellen Liedertheaters der 1970er und 1980er Jahre stelle den Hintergrund für seine musikalische Entwicklung dar, schreibt Glandien auf seiner Webseite. Seit seiner Studienzeit lebt er als freischaffender Komponist in Berlin, wo er seit 1990 ein eigenes Studio besitzt. Sein Oeuvre umfasst Werke für Soloinstrumente sowie kleine und mittlere Ensembles. Er schrieb für Sinfonieorchester oder für Film, Radio, Ausstellungen und Theater. Dazu komponierte mehrere elektro-akustische Werke. Glandien arbeitete eng mit dem englischen Schlagzeuger, Elektronik-Spezialist und Labelbetreiber Chris Cutler zusammen. Glandien (sampl, computer, real-time processing) und Cutler (dm, elect) bildeten zusammen mit Marie Goyette (p), Zygmunt Krauze (p) und Otomo Yoshihide (tuntables, g) das Projekt P53. Ein Auftritt dieses kurzlebigen Projekts am Jazz Festival Frankfurt 1994 wurde auf der CD "P53" (ReR Megacorp, 1995) dokumentiert. "Domestic Stories" (ReR Megacorp, 1992) war eine Aufnahme von Glandien und Cutler mit Dagmar Krause (vcl), Fred Frith (g, e-b) und Alfred 23 Harth (reeds). Dagmar Krause sang dabei Texte von Cutler. "Scenes From No Marriage" (ReR Megacorp, 1994) enthält die vier elektro-akustischen Kompositionen "Die abgestürzt sind" (1993) für Perkussion und Tonband, "Weiter so" (1989) für Streichquartett und Tonband, "Schattenspiel" (1992) für Klavier und Tonband sowie "Strange Drums" (1991) für Schlagzeug und Tonband. Interpretiert wurden die Werke von Dirk Wucherpfennig und Edwin Kaliga (perc), Jeffrey Burns (p), Chris Cutler (dm, elect) und dem Ensemble United Berlin unter Hans Jürgen Wenzel. Das selbe Ensemble und die Komposition "Weiter so" sind auch auf der CD "Lutz Glandien" (Wergo, 1995) zu hören. Die CD enthält zudem die Werke "Cut" (1988) für Tonband, "Es lebe" (1988) für Tuba und Tonband, "365" (1986) für Klavier solo und "Und war es noch still" (1989) für Kammerensemble. Weitere Interpreten sind Michael Vogt (tuba), Steffen Schleiermacher (p) und das Ensemble Modern unter Paul Daniel. "The 5th Elephant" (ReR Megacorp, 2001) war ursprünglich eine Studioimprovisation von Chris Cutler (dm, elec) und Michael Vogt (tuba). Glandien war mit dem Resultat nicht zufrieden und legte die Bänder eine Weile auf die Seite. Dann nahm er sie sich nochmals vor und bearbeitete sie mit eigenen Klängen. 2001 komponierte Glandien Musik für die Rubato Dance Company. Die vier Tänzer aus verschiedenen Ländern mussten dabei einen Text ihrer Wahl rezitieren. Basierend auf Fragmenten dieser gesprochenen Texte entstand "Lost In Rooms [A Virtualectric Story]" (ReR Megacorp, 2003). Nach mehreren Jahren Funkstille erschien die selber heraus gebrachte CD "Kyomei - Saitengesänge" (2007). Die Schallplatte enthielt 19 kurze Solo-Werke, die Glandien selber auf diversen Saiteninstrumenten wie Monochord, Körpertambura, Streichbass, Kantele, Streichpsalter und Kleine Leier eingespielt hatte. Ähnlich verfuhr er bei den Aufnahmen von "Some Days In The Life Of A Tree" (Recommended, 2022). Mit Chris Dreier, Frieder Butzmann und Mama Bär teilte sich Glandien dazwischen die Split-LP "Fluxus +/-" (Psych.KG, 2021). Dazu war er an diversen Projekten beteiligt und arbeitete mit Klangskulpturen. 08/23

  • Åke Hodell

    Schwedischer Dichter, Musique concrète-Komponist, Hörspiel- und Soundgedichte-Autor sowie Visualkünstler, geboren am 30. April 1919 in Stockholm. Er absolvierte eine militärische Ausbildung als Kampfflieger. Nachdem er 1941 bei einer Übung abgestürzt war, verbrachte er mehrere Jahre im Universitätsspital Lund. Anfang der 1960er Jahre begann er Soundgedichte zu entwickeln. Zwischen 1970 und 1995 schrieb und produzierte er insgesamt 16 experimentelle Hörspiele für das schwediche Radio. Aufnahmen seiner soundbetonten Arbeiten erschienen vorerst auf 7"-Schallplatten mit den Titeln "Verbal Hjärntvätt" (Kerberos Förlag, 1965), "Lågsniff" (Rabén & Sjögren, 1966) und "Mr. Nixon's Dreams" (Rabén & Sjögren, 1970). "Spirit Of Ecstasy/The Way To Nepal" (Caprice, 1980) bestand aus zwei Werken, die als "Racing Car Opera" bzw. als "Landscape Music" bezeichnet wurden. Weitere solche Collagen aus Hörspiel- und Musique concrète-Elementen fanden sich auf der LP "220 Volt Buddha" (Alga Marghen, 1998). Auf der Triple-CD "Verbal Brainwash And Other Works" (Fylkingen, 2000) wurden 29 seiner Werke zusammengefasst, auch solche, die davor auf Schallplatten erschienen waren. Mit David Grubbs teilte sich Åke Hodell die 12"-EP "Igevär/Yellow Sky" (Kning Disk und Håll Tjäften, 2004). Als Cover wurde ein Faksimile der erwähnten 7"-EP "Verbal Hjärntvätt" von 1965 verwendet. Auf der Mini-CD-R "Invokation (Till Öyvind)" (Kning Disk, 2005) fand sich nur ein 4:12-minütiges Stück. Auf der CD "Hodell På Radioteatern 1-2: Vad Gjorde Hemingway I Afrika?/Den Stora Segern Vid Gettysburg" (Håll Tjäften, 2006) wurden zwei Hörspiele aus den frühen 1970er Jahren veröffentlicht. Auch "Du Lenin" (Kning Disk, 2008) enthielt ein knapp 23-minütiges Hörspiel, veröffentlicht auf einem USB-Stick. Hodell war am 29. Juli 2000 im Alter von 81 Jahren in Stockholm verstorben. 08/23

  • Olga Neuwirth

    Österreichische Komponistin, geboren am 4. August 1968 in Graz, Steiermark. Ihr Vater ist der Pianist Harry Neuwirth. Sie ist die Nichte des Komponisten und Musikwissenschaftlers Gösta Neuwirth. Die Bildhauerin Flora Neuwirth ist ihre jüngere Schwester. Durch ihre Mutter, die Kontakte zur Wiener Gruppe hatte, lernte Neuwirth Konrad Bayer, H. C. Artmann und Alfred Kolleritsch kennen. Olga Neuwirth wuchs in Schwanberg auf, ihre Schulausbildung erhielt sie in Deutschlandsberg. Ihre Pläne, Trompete zu studieren, musste sie nach einem Unfall mit Kieferverletzung aufgeben. Als Gymnasiastin nahm sie an Kompositionsworkshops von Hans Werner Henze und Gerd Kühr teil. Mit 16 Jahren begegnete sie der Schriftstellerin Elfriede Jelinek, mit der sie sich anfreundete. Ihrer ersten Komposition gab die Siebzehnjährige den Namen "Die gelbe Kuh tanzt Ragtime". Beim 2. Jugendmusikfest Deutschlandsberg 1985 arbeitete sie mit Hans Werner Henze an "Robert, der Teufel". Diese Kommunaloper in zwei Akten, mit einem Libretto von Elfriede Jelinek wurde am 27. Oktober 1985 in der Koralmhalle Deutschlandsberg uraufgeführt. Ab 1985 studierte sie in San Francisco am Conservatory of Music und am Art College, Malerei und Film. In Wien setzte Olga Neuwirth ihre Studien an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst sowie am Elektroakustischen Institut fort. Von 1993 bis 1994 studierte Neuwirth bei Tristan Murail in Paris. Wesentliche Anregungen erhielt sie durch die Begegnungen mit Adriana Hölszky und Luigi Nono. Das Studium schloss sie mit einer Magisterarbeit "Über den Einsatz von Filmmusik in ,L'amour à mort‘ von Alain Resnais" ab. 1991 wurde Olga Neuwirth mit Mini-Opern nach Texten von Elfriede Jelinek international bekannt. Sie beschreibt ihre Musik selber als "Katastrophenmusik", die einen grundlegenden Pessimismus zum Ausdruck bringt, in dem dennoch nicht Verzweiflung herrscht, sondern die vorherrschende Empörung Kraft gibt für künstlerische Projekte. Aufgrund dieser Einstellung und einer Umsetzung, bei der sie auf Harmonie weitgehend verzichtet, gilt sie als Enfant terrible der klassischen Musikszene Österreichs. Sie schrieb Opern, Bühenwerke, Orchesterwerke, Musik für Ensembles oder Kammerensembles oder solche für Soloinstrumente. Ihre Musik ist auf vielen Schallplatten greifbar. Die meisten dieser Aufnahmen stammen vom Klangforum Wien. 08/23

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