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- Charlie Singleton
Amerikanischer Alt- und Tenorsaxophonist zwischen R&B und Jazz, geboren um 1930 in Kansas City. Er besuchte die Lincoln Highschool wie Jahre vor ihm Charlie Parker. Dazu wurde er von Leo Davis unterrichtet, bei dem sich schon Parker musikalische weitergebildet hatte. 19-jährig kam er in New York City zu seinen ersten Aufnahmen als Leader als Charlie Singleton And His Band oder Charlie Singleton And His Orchestra. Diese erschienen bei R&B-Labels wie "Apollo", "Atlas", "Lee", "Decca" und "Red Robin". Er machte auch Aufnahmen als Begleiter des Sängers Joseph August sowie mit Gruppen um Budd Johnson, J. J. Johnson und Oscar Pettiford. 1955 hielt er sich in Paris auf, wo er mit Bernard Hulin (tp), Charles Verstraete (tb), Jules Dupont (p), Eddie De Haas (b) und Reggie Jackson (dm) das 10"-Album "Club Session No 3 Avec Charlie Singleton" (Le Club Français Du Disque, 1956) aufnehmen konnte. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Auf der CD "The Chronological Charlie Singleton 1949-1953" (Classics, 2004) wurde sämtliches Material, das er als Leader eingespielt hatte, in Form von 24 Tracks zusammengefasst. 07/23
- Peanuts Holland
Amerikanischer Swing-Trompeter, Sänger und Bandleader, geboren am 9. Februar 1910 in Norfolk, Virginia, als Herbert Lee Holland. Er spielte in der Jenkins Orphanage Band und von 1929 bis 1933 bei Alphonse Trent in den Südstaaten der USA. Zwischen 1933 und 1938 hatte er eigene Orchester mit Earl Bostic und Slam Stewart. Dazwischen arbeitete er für Willie Bryant und Jimmie Lunceford. Er ging 1939 nach New York City und spielte bei Coleman Hawkins, danach 1940 bei Fletcher Henderson und von 1941 bis 1946 im Orchester von Charlie Barnet. Dort kam er 1942 auch zu seinen ersten Aufnahmen. Weitere folgten mit Tyree Glenn und Don Byas als Leader. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hielt er sich in Frankreich und Skandinavien auf, wo er grossen Einfluss auf die europäische Nachkriegs-Jazzszene ausübte. Ab 1950 kam er dort zu seinen ersten Aufnahmen als Leader, dazu zu solchen mit Leadern wie Mezz Mezzrow, Guy Lafitte, Don Redman, Stuff Smith und immer wieder Don Byas. Sein Name erschien nur auf wenigen Schallplattencovers. Er war Gastsolist bei Aufnahmen von Michel Attenoux und seinem Orchester, Buck Clayton And His French Stars sowie Sammy Price And His Orchestra. Dazu spielte mit Maxim Saury And His New Orleans Sound. "Black And Blue" (Deutscher Schallplattenclub, 1961) zeigt ihn mit Dieter Antritter (ss), Siegfried Seyffer (cl), Eberhard Krieg (co), Manfred Gaugel (tb), Jörg Geiger (g), Roland Schiefer (p), Gerhard Maier (b) und Manfred Buhl (dm). Peanuts Holland starb zwei Tage vor seinem 69. Geburtstag am 7.Februar 1979 in Stockholm. 07/23
- Mary Lou Williams
Amerikanische Pianistin, Komponistin, Arrangeurin und Bandleaderin, geboren am 8. Mai 1910 in Atlanta, Georgia, als Mary Elfrieda Scruggs. Sie wuchs in East Liberty, einem Vorort von Pittsburgh, als eines von elf Kindern auf. Ihre alleinerziehende Mutter arbeitete als Putzfrau, sang in ihrer Freizeit Spirituals und spielte Ragtime auf dem Piano und der Orgel. Mary Lou Williams brachte sich im Alter von drei bis vier Jahren autodidaktisch das Klavierspielen bei, indem sie das gerade von ihrer Mutter Gehörte nachspielte. Später schulte sie sich mit Hilfe von Musikrollen, die Musik von Jelly Roll Morton und James P. Johnson enthielten und die sie nachspielte. Als Elfjährige besuchte sie Konzerte und lernte so Arrangements von Don Redman und den Pianisten Earl Hines kennen. Ohne Wissen ihrer Familie trat sie mit sechs Jahren in der Nachbarschaft als Pianistin auf, begleitete auch Stummfilme und spielte wenig später als Wunderkind auf Partys bei der Oberschicht. Mary Lou spielte dabei nicht nur Ragtime, sondern auch klassische Werke, populäre Melodien und Kirchenlieder. Ab 1924 besuchte sie die Westinghouse High School, die sie im Alter von 15 Jahren verliess, weil ihr Männer aus der Nachbarschaft nachstellten und sie Übergriffe befürchtete. Ihr erstes Engagement hatte sie bei einer Vaudeville-Gruppe. Dort absolvierte sie die in diesem Genre üblichen Showeinlagen, indem sie etwa ein Stück auf dem Piano mit den Fäusten spielte oder während des Spiels einmal um das Klavier herumrannte. Mit 16 Jahren heiratete sie den Saxophonisten John "Bearcat" Williams, den sie in dieser Show kennengelernt hatte und mit dessen Vaudeville-Orchester Syncopaters sie ab Ende 1925 auf Tour ging. Die Band wurde in Kansas City vom damals erfolgreichen Vaudeville-Duo Seymour and Jeanette engagiert. Während dieses Engagements, das über Chicago nach New York City führte, begegnete sie Fats Waller. Sie verblüffte den Pianisten, weil sie auch seine schwierigsten Kompositionen nach einmaligem Hören interpretieren konnte. Nach Seymours Tod begleitete sie dessen Partnerin Jeanette James und spielte mit ihr 1927 mehrere Titel für Schellackplatten ein. 1929 spielte sie aushilfsweise in der von Andy Kirk geleiteten Bigband The Twelve Clouds of Joy. Diese Band war aus Terrence Holders Dark Clouds of Joy entstanden, in der seit 1928 ihr Ehemann John engagiert war. Damit John Williams dort spielen konnte, hatte er die Leitung seiner eigenen, in Memphis operierenden Band seiner Ehefrau überlassen. Für die ersten Plattenaufnahmen von Kirks Band 1929 fungierte sie nicht nur als Pianistin für den bei der Probe im Aufnahmestudio abwesenden Marion Jackson, sondern trug auch erste Kompositionen und Arrangements bei. Dies, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch über wenig Kenntnisse von Notation und Harmonielehre verfügte. Offizieller Pianist der Band blieb weiterhin Marion Jackson. 1930 machte sie erste Soloaufnahmen unter eigenem Namen für "Brunswick Records". Diese Plattenfirma bestand auch darauf, dass sie als Pianistin an den Aufnahmen der Twelve Clouds of Joy mitwirkte. Erst 1931, anlässlich eines Gastspiels mit Blanche Calloway, wurde sie die reguläre Pianistin der Twelve Clouds of Joy, nachdem geklärt war, dass sie nicht im einheitlichen Anzug, sondern im Kleid auftrat. Das Orchester arbeitete bis 1936 als Territory Band rund um Kansas City. Ihre Kompositionen "Walkin’ and Swingin’", "In The Groove" und "Mary’s Idea" entwickelten sich zu Hits und machten die Band bekannt. In diesen Jahren war sie auch bei den zahllosen Jamsessions mit den Musikern des Kansas City Jazz dabei, mit Coleman Hawkins, Ben Webster, mit dem sie eine Liebesbeziehung hatte, Lester Young und Herschel Evans. Da Mary Lou Williams ungewöhnliche Harmonien in ihre Improvisationen einbaute, wurde sie von den anderen Musikern sehr geschätzt. Ab 1936 spielten die Twelve Clouds of Joy überall in den Vereinigten Staaten und auch in Kanada. Balladen und Tanzmusik traten in den Vordergrund des Repertoires. Sie wurde besser bezahlt, allerdings als Nischenmusikerin für einige jazzige Nummern, die weiterhin im Programm blieben. Auf Vermittlung von John Hammond arrangierte und schrieb sie ab 1936 auch für die Band von Benny Goodman. Benny Goodmans Angebot, nur noch für ihn zu arrangieren und in seinem Orchester als Pianistin tätig zu sein, lehnte sie jedoch ab. Eine geplante Aufnahme, bei der sie Billie Holiday hätte begleiten sollte, kam wegen einer Erkrankung nicht zustande. Bis 1942 blieb Williams bei den Twelve Clouds of Joy. Dann kehrte sie nach Pittsburgh zurück. Dort stellte sie ihre eigene Band zusammen, der ihr späterer zweiter Ehemann "Shorty" Baker und der junge Art Blakey angehörte. Baker wechselte jedoch wieder in das Duke Ellington Orchestra, für das Williams nach der Heirat mit Baker im Dezember 1942 neben Billy Strayhorn als feste Band-Arrangeurin fungierte. Ihr bekanntester Titel für Ellington war "Trumpets No End", der auf Irving Berlins "Blue Skies" basierte und mehrfach aufgenommen wurde. Nach sechs Monaten verliess sie Ellington. Mitte der 1940er Jahre wurde ihre Wohnung in Harlem zu einem Treffpunkt der Pioniere des Modern Jazz, wie Thelonious Monk, Dizzy Gillespie und Tadd Dameron, mit denen sie Ideen und Kompositionen austauschte und zu deren Mentorin sie wurde. Sie wurde deshalb auch Mutter des Bebop genannt. Im August 1949 eröffnete sie die Tradition der Jazzkonzerte im New Yorker Club "Village Vanguard". Anfang der 1950er Jahre sah sie sich aufgrund finanzieller Engpässe gezwungen, als Begleiterin von Mildred Bailey zu touren. 1952 trat sie mit Kenny Clarke und Oscar Pettiford auf. Im gleichen Jahr ging sie auf eine kurze Tournee nach England, aus der eine längere Zeit in Europa wurde. Sie begleitete Sarah Vaughan und liess sich in Paris nieder, wo sie mit Don Byas Aufnahmen machte. 1954 kam es in Paris zu diversen Begegnungen im Plattenstudio mit amerikanischen, aber auch mit europäischen Musikern. Später erholte sie sich auf einem Landsitz während rund einem halben Jahr. Schon in Paris und verstärkt nach ihrer Rückkehr in die USA 1954, wo sie zunächst nur wenige Auftrittsmöglichkeiten wahrnahm, wandte sich Williams der Religion zu. Mary Lou predigte 1955 für die Abyssinian Baptists auf den Strassen Harlems und sorgte sich um arme Verwandte und um bedürftige Musiker wie Bud Powell. Später trat sie wieder öffentlich auf, unter anderem 1977 im Duo mit Cecil Taylor. Der Konzertmitschnitt wurde unter dem Titel "Embraced" (Pablo, 1978) auf einer Doppel-LP veröffentlicht. 1978 trat sie im Weissen Haus vor Präsident Carter auf. Von 1977 bis zu ihrem Krebstod am 28. Mai 1981 mit 71 Jahren war sie Artist in Residence (ab 1980 auch mit Lehrauftrag) an der Duke University in Durham, North Carolina. Dort entstand nach ihrem Tod das heutige Mary Lou Williams Center for Black Culture. Sie erhielt sechs Ehrendoktorhüte und war zweimal Guggenheim-Stipendiatin. Insgesamt komponierte Mary Lou Williams über 350 Stücke und längere Kompositionen. Ihre Stücke wurden von Jimmy Lunceford, Louis Armstrong, Cab Calloway, Bob Crosby, Tommy Dorsey, Ella Fitzgerald, Dizzy Gillespie, Earl Hines, Nat King Cole, Red Norvo und Sarah Vaughan gespielt und aufgenommen. Gleichzeitig mit Fletcher Henderson schuf sie die ersten wirklichen Swing-Arrangements. Sie arrangierte auch für Count Basie, Woody Herman und die International Sweethearts of Rhythm. "Plays Mary Lou Williams" (Umlaut, 2021) war eine Aufnahme der Umlaut Big Band, auf der das Ensemble Williams-Nummern spielte. Mary Lou Williams nahm an die 100 Alben als Bandleaderin auf. Einige ihrer Bands hiessen Mary Lou Williams And Her Kansas City Seven, Mary Lou Williams And Her Orchestra, Mary Lou Williams And Her Six, Mary Lou Williams Girl Stars, Mary Lou Williams Quartet, Mary Lou Williams Quintet, Mary Lou Williams Trio oder Mary Lou Williams' Chosen Five. Williams Werk wurde auf über 50 Compilations dargestellt. Einen umfangreichen Überblick über das Schaffen von Mary Lou Williams gab eine beim Label "Classic" erschienene CD-Reihe, welche die Einzelteile "1927-1940" (1992), "1944" (1995), "1944-1945" (1998), "1945-1947" (1999), "1949-1951" (2002), "1951-1953" (2004) und "1953-1954" (2006) umfasste. "The First Lady In Jazz 1927-1957" (Frémeaux & Associés, 2014) erstreckte sich über 3 CD. "The Mary Lou Williams Collection 1927-59" (The Jazz Legends Series, 2014) hies eine Doppel-CD. 07/23
- Barney Wilen
Französischer Tenor- und Sopransaxophonist und Bandleader, geboren am 4. März 1937 in Nizza als Bernard Jean Wilen. Er war Sohn einer Französin und eines US-Amerikaners und zog 1940 in die USA, wo er als Mitglied von College-Orchestern aktiv war. 1946 kehrt er nach Frankreich zurück und spielte in einer Familienband, die in der Gegend von Nizza auf Festen auftrat. Ab 1950 begleitet Wilen durchreisende Jazzmusiker. Er arbeitete dabei mit Musikern wie John Lewis, Roy Haynes, Nico Bunink und Bud Powell zusammen. 1955 gewann er mit seinem Quartett einen Amateur-Band-Wettbewerb in der Sparte Cool Jazz. Damals studierte er noch Jura, war aber schon in der Jazzszene etabliert. Erste Aufnahmen machte er am 26. und 28. Oktober 1954 zusammen mit Roy Haynes (dm) als Leader sowie mit Jay Cameron (bars), Henri Renaud (p), Jimmy Gourley (g) und Joe Benjamin (b) als weitere Mitmusiker. Danach folgten Aufnahmen als Mitglied des Henri Renaud Quintets (1954) und der International Saxophone Group (1955) sowie mit John Lewis und Sacha Distel (1956), Bud Powell (1958) und Art Blakey (1959). Durch seine Zusammenarbeit mit Miles Davis (tp) wurde Wilen mit einem Schlag berühmt. Am 4. und 5. Dezember 1957 spielten Davis und Wilen zusammen mit René Urtreger (p), Pierre Michelot (b) und Kenny Clarke (dm) den Soundtrack zum Louis Malle-Film "Ascenseur pour l'échafaud" (Fontana, 1958) ein. Am 8. Dezember trat dieses Quartett zudem im Concertgebouw in Amsterdam auf. Dieser Live-Mitschnitt erschien später unter Titel wie "The Complete Amsterdam Concert", "Miles In Amsterdam" "Jazz Track" oder "Amsterdam Concert" auf diversen Labels. Zudem wurde später auch eine Radiosession dieses Quintetts vom 30. November 1957 unter verschiedenen Titeln heraus gebracht. Wilens erste richtige Aufnahmen unter eigenem Namen hiessen "Tilt" (Swing, 1958) und waren ebenfalls 1957 mit Hilfe von Maurice Vander (p), Bibi Rovère (b) und Al Levitt (dm) bzw. Jack Cnudde (p), Bibi Rovère (b) und Charles Saudrais (dm) entstanden. Ebenfalls 1957 entstand "Barney Wilen Quartet" (Jazztone und Guide du Jazz, 1957) mit Hubert Fol (as), Nico Buninck (p), Lloyd Thompson (b) und Al Levitt (dm). Diese LP war ursprünglich nicht für eine Veröffentlichung in Frankreich vorgesehen. Aufnahmen, die Wilen 1958 mit Donald Byrd (tp), Jimmy Gourley (g), Walter Davis (p), Doug Watkins (b) und Al Levitt (dm) für einen Soundtrack eingespielt hatten, erschienen erst viel später unter dem Titel "Jazz In Camera" (Sonorama, 2012). Das zweite richtige Wilen-Album "Jazz sur Seine" (Philips 1959) enthielt Aufnahmen vom 13. und 14. Februar 1958, auf der Wilen von den Modern Jazz Quartet-Musikern Milt Jackson (p), Percy Heath (b) und Kenny Clarke (dm) begleitet wurde. Der Mitschnitt einer Liveaufnahme vom 24. April 1959 vom Club "Saint Germain" in Paris erschien unter dem Titel "Barney" (RCA, 1959). Wilen wurde dabei von Kenny Dorham (tp), Duke Jordan (p), Paul Rovere (b) und Daniel Humair (dm) begleitet. Jahre später erschien mit "More From Barney At Club St Germain" (BMG, 1999) noch weiteres Material dieses Auftritts. 1959 trat Wilen mit Toshiko Akiyoshi (p), Tommy Bryant (b) und Roy Haynes (dm) beim Newport Jazzfestival auf. Aufnahmen davon erschienen erst später unter dem Titel "Newport '59" (Fresh Sound, 1991). Diese CD enthielt auch weiteres Material aus jener Zeit, das heisst Aufnahmen, die Wilen 1959 in Paris mit Clark Terry (tp), Bud Powell (p), Eric Peter (b) und Kenny Clarke (dm) machte sowie ein Track, der ebenfalls Ende der 1950er Jahre in Deutschland mit Evald Heideprim (p), Karl Theodore Geier (b) und Eberhard Stengel (dm) eingespielt worden war. Nach "Ascenceur pour l'échafaud" war Wilen bei der Einspielung von weiteren Filmmusiken massgeblich mitbeteiligt. 1959 entstand mit Kenny Dorham (tp), Duke Jordan (p), Paul Rovere (b) sowie Kenny Clarke (dm) die Musik zu Edouard Molinaros Film "Un témoin dans la ville" (Fontana, 1959). Die auf einer 10"-EP erschienene Musik wurde später mit "Jazz sur Seine" auf CD gemeinsam wieder veröffentlicht. Auch Les "Liaisons Dangereuses" (Fontana, 1960) war ein Soundtrack. Dieser stammte von Art Blakeys Jazz Messengers mit Lee Morgan (tp), Bobby Timmons (ts), Duke Jordan (p), Jymie Merritt (b) sowie Perkussionisten und Barney Wilen als Gastmusiker. Zudem entstanden Aufnahmen mit Andy And The Bey Sisters (1959), Bud Powell (1959/1960), Franco Cerri (1961), Don Bias (1961), Gil Cuppini (1961) sowie mit "Mental Cruelty" (Decca, 1962) ein weiterer Filmsoundtrack. Dieser entstand hauptsächlich mit George Gruntz (p), der auch die Musik schrieb sowie mit Marcel Peerers (as, fl) Raymond Court (tp), K. T. Geier (b) und Kenny Clarke (dm). Die Aufnahmen erschienen vorerst in Form einer 10"-EP und wurden später für eine Wiederveröffentlichung (Atavistic Unheard Music Series, 2003) mit Alternate Takes erweitert. Eine weitere Version erschien 2011 bei "Sonorama". Mehrere der Wilen-Tracks, die für Soundtracks entstanden waren, wurden auf der CD "Jazz et Cinéma Vol.1" (Emarcy 2000) zusammengefasst. Diese CD erschien im Rahmen der "Gitanes"-Reihe "Jazz in Paris". In dieser Reihe kam auch "Jazz sur Seine" (Emarcy, 2000) nochmals heraus. Die nächsten Aufnahmen unter eigenem Namen konnte Wilen erst am 19. und 20. Januar 1966 aufnehmen. Mit Raymond Court (tp), Carl Heinz Berger (vibes), Jean-François Jenny Clark (b) und Jacques Thollot (dm) wurde bei dieser Session "Zodiac" (Vogue, 1966) eingespielt. Weitere Aufnahmen machte er mit Eje Thelin (1966) und François Tusques (1967). Am 23. Dezember 1967 war Wilen auch bei den Aufnahmen zur LP "Jazz Meets India" (Saba, 1968) beteiligt. Dabei trafen das Irène Schweizer Trio mit Uli Trepte (b) und Mani Neumeier (dm) sowie The Jazz Horns mit Wilen (ss, ts) und Manfred Schoof (co, tp) auf drei indische Musiker. Am 13. Februar 1968 nahm Wilen einen weiteren Soundtrack auf: "Auto Jazz: Tragic Destiny of Lorenzo Bandini" (MPS, 1968). Weitere beteiligte Musiker waren François Tusques (p, org); Beb Guerin (b) und Eddy Gaumont (dm). In den 1960er und 1970er Jahren experimentierte er als einer der ersten Jazzmusiker mit der Verschmelzung von Jazz und Rock. Von der Barney Wilen And His Amazing Free Rock Band mit Joachim Kühn (p org), Mimi Lorenzini (g), Günter Lenz (b, e-b) sowie Aldo Romano oder Wolfgang Paap (dm) erschien die LP "Dear Prof. Leary" (MPS, 1969). 1969 unternahm Wilen eine Studienreise nach Afrika, wo er zur Aufnahme der Doppel-LP "Moshi" (Saravah, 1971) angeregt wurde. Bei dieser Aufnahmen machten zudem noch Michel Graillier (e-p), Pierre Chaze (g), Christian Tritsch, (e-b), Micheline Pelzer (dm), Didier Leon (takamba, oud) sowie Caroline de Bendern, Marva Broome, Babeth Lamy und Laurence (vcl) mit. Später erschienen unter dem Titel "Moshi Too-Unreleased Tapes Recorded In Africa 1969-70" (Sonorama, 2012) weitere, bisher noch nie veröffentlichte Stücke dieser Afrika-Reise. "La Note Bleue" (IDA, 1987) war nach Ausflügen in leichtere Gefilde wieder einmal eine etwas traditionellere Aufnahme mit Alain Jean-Marie (p, org), Philippe Petit (g), Riccardo Del Frà (b) und Sangoma Everett (dm) als Begleiter. Das Nachfolgealbum war "French Ballads" (IDA, 1987) mit Michel Graillier (p), Riccardo Del Frà (b) und Sangoma Everett (dm) als weitere beteiligte Musiker. "Double Action" (Elabeth, 1988) hiess eine Aufnahme mit Jimmy Gourley (g) als Co-Leader sowie Dominique LeMerle (b) und Phillippe Combelle (dm) als Begleiter. Die dritte Aufnahme für das "IDA"-Label war "Wild Dogs Of The Ruwenzori" (IDA, 1989) und sah Wilen von Alain Jean-Marie (p), Ricardo Del Fra (b), Sangoma Everett (dm) und Henri Guedon (perc) unterstützt. Auf "Movie Themes From France" (Timeless, 1989) und "French Story" (Alfa, 1990) wurde Wilen vom Mal Waldron Trio mit Waldron (p), Stafford James (b) und Eddie Moore (dm) begleitet. "Paris Moods" (Alfa, 1991) enthielt eine Session vom Juli 1990 mit Jacky Terrasson (p), Gilles Naturel (b) und Peter Gritz (dm). "Sanctuary" (IDA, 1991) bestand aus Aufnahmen mit Philip Catherine (g) und Palle Danielsson (b) und "Dream Time" (Deux Z, 1992) war eine Duo-CD mit Alain Jean-Marie (p). Auf "Modern Nostalgie (Starbust Forever)" (Alfa, 1992) wurde Wilen von Oliver Hutman (p), Robert Persi (b) und Philippe Baudouin (dm) begleitet. "Essential Ballads" (Alfa, 1993) zeigte Wilen mit Alain Jean-Marie (p), Laurent de Wilde (p, e-p, synth), Michel Zenino (b) und Jean-Pierre Arnaud (dm). Für "Le Grand Cirque" (Nato, 1993) holte Wilen Enrico Rava (tp), Philip Catherine (g), Palle Danielsson (b), Peter Gritz (dm) und Serge Marne (perc) ins Studio. "Talisman" (IDA, 1994) war eine Quartettaufnahme mit Laurent de Wilde (p, celesta), Ira Coleman (b) und Billy Drummond (dm) und "Inside Nitty = Gritty" (Venus, 1994) eine Trio-CD mit Emmanuel Bex (org) und Peter Gritz (dm). "New York Romance" (Venus und Sunny Moon, 1995) entstand in den Van Gelder Studios, in Englewood Cliffs, New Jersey, mit Kenny Barron (p), Ira Coleman (b) und Lewis Nash (dm). Bei einem Konzert in Japan wurde "The Osaka Concert" (Trema, 1995) aufgenommen. Dabei spielte Barney Wilen mit Laurent de Wilde (p), Gilles Naturel (b) und Peter Gritz (dm). "Passione" (Venus, 1996) zeigt Wilen in seiner letzten Aufnahme in Begleitung von Enrico Rava (tp), Alain Jean-Marie (p), Gilles Naturel (b) und Philippe Soirat (dm). Barney Wilen starb am 25. Mai 1996 59-jährig in Paris. Nach seinem Tod kamen Dutzende von weiteren Aufnahmen heraus, meist Livemitschnitte oder Compilations. Die Triple-CD "Premier Chapitre 1954-1961" (Frémeaux & Associés, 2015) deckte das frühe Schaffen von Wilen ab. 07/23
- Toots Thielemans
Belgischer Mundharmonikaspieler, Gitarrist, Komponist und Bandleader, geboren am 29. April 1922 in Brüssel als Jean-Baptiste Frédéric Isidor Thielemans. Im Alter von drei Jahren begann Thielemans Akkordeon zu lernen, mit 17 Jahren entdeckte er die chromatische Mundharmonika und begann ab 1940, nach dem Vorbild von Django Reinhardt, Gitarre zu spielen. Während seines Mathematikstudiums trat er in GI-Clubs in Belgien auf. 1949 machte er in Paris bei einer Session mit, bei der auch Sidney Bechet, Charlie Parker, Miles Davis, Max Roach und andere dabei waren. 1950 gehörte er für eine Europatournee zu Benny Goodmans All-Star Band. 1952 emigrierte er in die USA. In Philadelphia war er Mitglied der Charlie Parker All Stars. Von 1953 bis 1959 gehörte er dem Quintett von George Shearing an, wo er teilweise als John Tillman auftrat. Als Mitglied dieser Gruppe kam Thielmans in den frühen 1950er Jahre – vor allem als Gitarrist - zu mehreren Aufnahmen für "MGM", später auch für "Capitol". Sein erstes eigenes Album hiess "The Sound" (Columbia, 1955). Darauf wurde er bei Sessions am 26. und 27. Januar 1955 in New York City von Ray Bryant (p), Wendell Marshall (b) und Bill Clark (dm), dem damaligen Ray Bryant Trio, begleitet. "The Sound" wurde später zusammen mit dem Album "Time Out For Toots" (Decca, 1958) auf der CD "The Amazing Sound of Toots Thielemans" (Fresh Sound, 2011) zusammengefasst. Ein anderes Album aus jener Zeit war "Man Bites Harmonica" (Riverside, 1958) mit Kenny Drew (p), Wilbur Ware (b), Art Taylor (dm) und teilweise Pepper Adams (bars). Für "The Soul Of Toots Thielemans" (Heliodor, 1960) liess sich Thielemans erneut vom Ray Bryant Trio begleiten, das neben dem Leader aus Tom Bryant (b) und Olivier Jackson (dm) bestand. Weitere Aufnahmen unter eigenem Namen hiessen "Blues Pour Flirter", auch erschienen als "Try A Little Tenderness" (beide Polydor, 1961) sowie "Toots Thielemans" (Metronome, 1961). Von Toots Thielemans erschienen fast 100 Alben und dazu fast 50 Singles oder EPs. Er war an der Seite von Ella Fitzgerald, Natalie Cole, Pat Metheny, Paul Simon, Billy Joel, Bill Evans, Mongo Santamaria, Dizzy Gillespie, Elis Regina, Paquito D'Rivera, Quincy Jones, Jaco Pastorius, Oscar Peterson und Dutzenden von anderen Grössen des Jazz und des Pop zu hören und zu sehen. Er war auch zu den Aufnahmen der Soundtracks zu den Filmen "The Pawnbroker" (1964), "Midnight Cowboy" (1969), "Getaway" (1972), "Turkish Delight" (1973), "Cinderella Liberty" (1973), "The Sugarland Express" (1974) und "Looking for Mr. Goodbar" (1977) beigezogen worden. Der Titelsong für die langlebige TV-Produktion "Sesamstrasse" lief fast 40 Jahre lang. Von Thielemans kamen rund 50 Compilation heraus. Darunter fanden sich als umfangreichste Werkschauen die Triple-CD "Toots Thielemans" (Reader's Digest, 2001) sowie die Doppel-CD "Yesterday & Today" (Out Of The Blue und Universal, 2012) und "The Best Of" (Universal, 2012). Im selben Jahr, und zu Thielemans 90. Geburtstag, erschien unter den Titeln "90 Yrs" bzw. "Toots 90" (beide Challenge, 2012) ein Set mit einer CD, einer LP und einer DVD. Es folgten mehrere weitere 3-CD-Sets sowie das 4 LPs umfassende Set "Toots (Toots Thielemans 100th Birthday Celebration)" (Universal Music Belgium und Klara, 2022). Bei discogs.com besitzt er über 700 Credits als Musiker sowie über 500 als Komponist oder Arrangeur. 2001 hatte ihm der belgische König Albert II. den Titel Baron verliehen. Quincy Jones nannte ihn "einen der grössten Musiker unserer Zeit", wie es in Thielemans Biografie heisst. Auch im hohen Alter von über 90 Jahren gab er noch regelmässig Konzerte, kündigte jedoch am 13. März 2014 an, seine musikalische Karriere beenden zu wollen. Zwei bereits geplante Auftritte im März und Mai in Antwerpen wurden abgesagt. Toots Thielmans starb am 22. August 2016 in Braine-l'Alleud, südlich seiner Heimatstadt Brüssel, im Alter von 94 Jahren. 07/23
- René Thomas
Belgischer Jazz-Gitarrist, Komponist und Bandleader, geboren am 25. Februar 1927 in Lüttich. Er erlernte sein Instrument als Autodidakt. Ende der 1940er Jahre spielte er an der Seite von Bobby Jaspar, Jacques Pelzer und Francy Boland bei The Bob Shots, eine der ersten Bop-Gruppen in Europa. Auf zwei bekannten Aufnahmen dieser Band war er allerdings nicht mit dabei. Thomas liess sich 1950 mit Jaspar in Paris Paris nieder und spielte dort unter anderem mit Chet Baker. Mitte der 1950er Jahre konnte er erste Aufnahmen als Leader eigener Gruppen einspielen. Mit Buzz Gardner (tp), Henri Renaud (p), Jean-Marie Ingrand (b) und Jean-Louis Viale (dm) als Begleiter nahm er das 10"-Album "René Thomas Et Son Quintette" (Vogue, 1955) auf. Diese am 5. Mai 1954 realisierten Aufnahmen wurden später als Teil der CD "The 1954 Paris Sessions" (Vogue, 1999) zusammen mit anderen Aufnahmen aus jener Zeit des Roy Haynes Sextets, des Henri Renaud Trios und des Frank Foster Quartets wieder veröffentlicht. In Japan waren die Aufnahmen 1997 in ihrer ursprünglichen Form auf Vinyl oder CD heraus gebracht worden. Auf der 7"-EP "René Thomas Modern Group" (Polydor, 1956) war er in Begleitung von Bib Monville (ts), Roland Ronchaud (p), Benoit Quersin (b) und José Bourguignon (dm) zu hören. "René Thomas And His Orchestra" (Barclay, 1956) war ein weiteres 10"-Album mit André Ross (ts), René Urtreger (p), Benoit Quersin und Jean-Marie Ingrand (b) sowie Jean-Louis Viale (dm) an seiner Seite. Letztere beiden Aufnahmen wurden später auf der CD "René Thomas And His Orchestra" (Universal, 2010) zusammengefasst. 1956 zog er nach Kanada und dann in die USA, wo er von Toshiko Akiyoshi und Sonny Rollins für Aufnahmen engagiert wurde. Zudem hatte er die Gelegenheit, an der Seite von Miles Davis, Zoot Sims und Jackie McLean zu spielen. In den USA entstand mit Teddy Kotick (b) und Albert Heath (dm) sowie zum Teil mit Hod O'Brien (p) und/oder J.R. Monterose (ts) als René Thomas Quintet "Guitar Groove" (Jazzland, 1960). Dann kehrte er nach Paris zurück. 1961 konnte er in Rom mit seinem Landsmann Bobby Jaspar (ts, fl) als Co-Leader sowie mit Amedeo Tammasi (p), Maurizio Majorana (b) und Francesco Lo Bianco oder Franco Mondini (dm) die LP "Thomas - Jaspar Quintet" (RCA Victor, 1962) aufnehmen. Als Sideman machte er Aufnahmen mit John Lewis, Sonny Criss, Lee Konitz, Lucky Thompson, Stan Getz und anderen. "Blue Note, Paris 1964" (Royal Jazz, 1990) zeigt Thomas im Oktober 1964 bei Auftritten mit Pony Poindexter (as, ss, vcl), Georges Arvanitas (p), Georges Lucas oder Michel Gaudry (b) sowie Jean-Louis Viale oder Michel Delaporte (dm). In einem Stück war auch Michel Roques (ts) zu hören. Mit Eddy Louiss (org) und Kenny Clarke (dm) als Co-Leader nahm René Thomas eine titellose LP (Cy, 1973) auf. Diese wurde später als "Blue Tempo" oder "Eddy Louis Trio" wieder veröffentlicht. "Hommage à...René Thomas" (Timeless, 1994) enthielt Aufnahmen, die Thomas im Februar 1974 in den Niederlanden mit Rob Franken (e-p), Koos Serierse (b) und Louis Debij (dm) gemacht hatte. René Thomas starb am 3. Januar 1975 im Alter von 48 Jahren im spanischen Santander. "Guitar Genius" (AMC, 1991) und "Guitar Genius Vol. 2" (AMC, 1992) waren zwei auf Anregung von René Thomas Tocher Florence zusammengestellte CDs. Sie zeigen René Thomas in bisher noch nie veröffentlichten Liveaufnahmen aus den Jahren 1960 bis 1974. Im Rahmen der Serie "Jazz in Paris" erschien die Compilation "The Real Cat" (Gitanes Jazz, 2000) mit Aufnahmen von Thomas von Mitte der 1950er Jahre. Praktisch das selbe Material sowie Aufnahmen von Thomas als Mitglied des Henri Renaud Sextets wurden unter dem Titel "Guitaristic" (FiveFour und Cherry Red, 2007) auf den Markt gebracht. In Form einer Doppel-CD erschien "Remembering René Thomas" (Fresh Sound, 2020), bestehend hauptsächlich aus Live- und Radio-Aufnahmen aus den Jahren 1961 und 1962. 07/23
- Four Brothers
Saxophonsection der Second Herd von Woody Herman Ende der 1940er Jahre. Auslöser dafür war ein Versuch des ehemaligen Stan Kenton-Musikers und Trompeters Gene Roland gewesen, der 1946 in New York für kurze Zeit die vier Tenorsaxophonisten Stan Getz, Al Cohn, Joe Magro und Louis Ott in seine Band eingebaut hatte. 1947 wiederholte Roland das Experiment in Los Angeles mit Stan Getz, Zoot Sims, Jimmy Giuffre und Herbie Steward. Roland arbeitete in L.A. als Arrangeur für das Oktett von Tommy DeCarlo, das hauptsächlich latin-orientierte Tanzmusik spielte. Die vier Musiker erkannten schnell, dass sich mit vier Tenorsaxophonen ein mächtiger Sound hervorbringen liess und nannten sich schon bald Four Brothers. Als Woody Herman 1947 seine Second Herd zu formieren begann, hörte er die Four Brothers und engagierte sie als Kernmusiker seiner neuen Band. Um das Klangvolumen noch zu verstärken, holte er anstelle von Giuffre den Baritonsaxofonisten Serge Chaloff in sein Orchester. Giuffre erhielt von Herman dafür einen Job als Arrangeur. Giuffre war 1947 auch Autor des Stücks "Four Brothers", basierend auf den Akkorden von "Jeepers Creepers". Die Second Herd spielte den Titel "Four Brothers" im Dezember 1947 ein, der mit "No Time" auf einer Schellack-Schallplattte (Columbia, 1948) erschien. Ein Jahr später wurde "Four Brothers" mit "Keen And Peachy" auf einer anderen Schellack-Schallplatte (Columbia, 1949) wieder veröffentlicht. Zum Saxophonsatz der zweiten Herd zählte auch der Altsaxophonist Sam Marowitz oder manchmal Woody Herman selber. Anfang 1948 wurde Steward durch Al Cohn ersetzt. Liveaufnahmen von Ende 1948 wurden später auf italienischen Bootleg-Aufnahmen zugänglich gemacht. In einem Track ist Gene Ammons als vierter Tenorsaxophonist zu hören. In der Besetzung Getz, Sims, Cohn und Chaloff spielten die Four Brothers bis im Frühling 1949 zusammen. Aufnahmen der Second Herd mit den vier Saxophonisten wurden später auf mehreren Alben zusammengefasst. Später griffen die Arrangeure von Woody Herman immer wieder auf den Sound der drei Tenorsaxophone zurück. Die drei Four Brothers Getz, Sims und Cohn verfolgten ihre Idee nach ihrer Zeit bei Woody Herman kurz weiter. Mit Allen Eager und Brew Moore (beide ts), Walter Bishop (p), Gene Ramey (b) und Charly Perry (dm) spielten sie im April 1949 die 7"-EP "Stan Getz And His Four Brothers" (Prestige, 1949) ein. Die Allstar-Band liess sich finanziell nur schwer aufrecht erhalten, so dass sie schnell wieder auseinander fiel. Im Februar 1957 standen Al Cohn, Herb Steward und Zoot Sims (ts) sowie Serge Chaloff (bars) mit Elliot Lawrence (p), Burgher Jones (b) und Don Lamond (dm) in einem Studio in New York City, um das Album "Together Again !" (RCA, 1957) aufzunehmen. Giuffre (ts, cl, bars) selber nahm seine Kompositon "Four Brothers" für sein Debutalbum "Jimmy Giuffre" (Capitol, 1954) später selber ein erstes Mal auf. Begleitet wurde er auf diesem 10"-Album von Bud Shank (as), Jack Sheldon (tp), Shorty Rogers (flh), Bob Enevoldsen (tb), Russ Freeman (p), Curtis Counce oder Ralph Pena (b) sowie Shelly Manne (dm). Eine zweite Einspielung erfolgte 1958 für sein Album "The Four Brothers Sound" (Atlantic, 1959). Dabei spielte Giuffre alle vier Saxophonparts selber übereinander ein. Dies galt auch für die acht übrigen Stücke dieser LP. Begleitet wurde er in sieben der neun Nummern von Jim Hall (g) und Bob Brookmeyer (p). Zwei Nummern bestritt Giuffre solo bzw. im Overdub-Verfahren. Weitere Versionen von "Four Brothers" stammten von Art Pepper, Anita O'Day, The King Sisters, Marian McPartland, The Manhattan. Beim The 40th Anniversary Carnegie Hall Concert vom 20. November 1976 in New York City entstanden Aufnahmen, die später unter dem Titel "Woody Herman Featuring Stan Getz" (RCA, 1997) auf den Markt kamen. Die Four Brothers waren mit Stan Getz, Zoot Sims, Al Cohn, Jimmy Giuffe und dem jungen Joe Lovano vertreten. 1976 waren es 40 Jahre her, seit Wood Herman seine erste Bigband vorgestellt hatte. 07/23
- Zoot Sims
Amerikanischer Tenorsaxophonist, Komponist und Bandleader, geboren am 29. Oktober 1925 in Inglewood, California, als John Haley "Zoot" Sims. Er wuchs in einer musikalischen Familie auf. Sein älterer Bruder war der Posaunist Ray Sims. Er selbst lernte Schlagzeug und Klarinette zu spielen. Im Alter von 13 Jahren wechselte er zum Tenorsaxophon. Seine ersten professionellen Auftritte hatte er im Alter von 15 Jahren als Mitglied des Bobby Sherwood Orchestras. 1943 wurde er Mitglied der Bigband von Benny Goodman. Nach der Armeezeit bei der Air Force arbeitete er 1946/47 wiederum mit Benny Goodman und danach bei Woody Herman, wo er mit Stan Getz (ts), Al Cohn (ts) und Serge Chaloff (bars) einen voluminösen Saxophonsatz bildete, der als The Four Brothers in die Jazzgeschichte einging. Auslöser war ein Versuch des ehemaligen Stan Kenton-Musikers und Trompeters Gene Roland gewesen, der 1946 in New York für kurze Zeit die vier Tenorsaxophonisten Stan Getz, Al Cohn, Joe Magro und Louis Ott in seine Band eingebaut hatte. 1947 wiederholte Roland das Experiment in Los Angeles mit Getz, Sims, Jimmy Giuffre und Herbie Steward. Die vier Musiker erkannten, dass sich mit vier Tenorsaxophonen ein mächtiger Sound generiren liess und nannten sich schon bald Four Brothers. Als Woody Herman seine Second Herd zu formieren begann, hörte er die Four Brothers und engagierte sie als Kernmusiker seiner neuen Band. Um das Klangvolumen zu verstärken, holte er anstelle von Giuffre den Baritonsaxophonisten Serge Chaloff in sein Orchester. Die Four Brothers, Teile davon oder umfangreichere Tenorsax-Sätze waren zu jener Zeit auch in Gruppen wie dem Stan Getz Octet (1948/1949), den Stan Getz Five Brothers (1949), den Gene Roland Boppers (1949) und im Gene Roland And His Orchestra (1949) aktiv. Selbst Miles Davis engagierte im Februar 1953 Sims und Cohn für eine Septett-Studio-Session. Zoot Sims arbeitete Ende der 1940/Anfang der 1950 Jahre auch in der Buddy Richs Big Band, bei Artie Shaw, Johnny Smith, Chubby Jackson, Charlie Parker, Clifford Bown, Chet Baker, Louis Bellson, Lars Gullin, Conte Candioli, Chuck Wayne, Elliot Lawrence, Roy Eldrige und Stan Kenton. Zu ersten eigenen Aufnahmen kam er am 23. und 24. April 1950 in Stockholm, als er mit Toots Thielemans (hca), Jimmy Woode (p), Simon Brehm (b) und Jack Noren (dm) bzw. mit Sixten Eriksson (tp), Lars Gullin (bars), Dick Hyman (p), Charlie Short (b) und Ed Shaughnessy (dm) im Studio stand. Die erste der beiden Combos nannte sich Zoot Sims Quintet, die zweite Zoot Sims And His Five/Three Brothers. Zu den nächsten Aufnahmen kam Sims am 16. Juni 1950 in Paris, wo er mit Gerry Wiggins (p), Pierre Michelot (b) und Kenny Clarke (dm) unter dem Gruppennamen Zoot Sims Quartet ins Studio ging. Diese fanden später den Weg auf "First Recordings" (Prestige, 1972) sowie auf eine Vielzahl anderer Schallplatten. Zoot Sims Quartet nannte sich auch jene Gruppe mit John Lewis (p), Curly Russell (b) und Don Lamond (dm), mit der Sims am 16. September 1950 in New York im Studio war. Am 14. August 1951 bestand das Zoot Sims Quartet bei einer Session in New York aus Harry Biss (p), Clyde Lombardi (b) und Art Blakey (dm). Unter dem Gruppennamen Zoot Sims Sextet erfolgten am 8. September 1952 in New York Aufnahmen mit Kai Winding (tb), Al Cohn (ts), George Wallington (p), Percy Heath (b) und Art Blakey (dm). Aufnahmen dieser frühen Studio-Dates erschienen auf den damals üblichen Schellack-Schallplatten und später auf LPs oder CDs. Ab Mitte der 1950er Jahre war er Mitglied des Gerry Mulligan Sextets, des Red Mitchell Sextets, des Miles Davis Sextets, des des Jack Sheldon Quartets, der Orchestras von Billy Byers, Ernie Wilkins, Tony Scott und Quincy Jones sowie der Metronome All-Stars und der Jon Eardley Seven. Er spielte auch bei Chris Connor, Joe Castro, Jutta Hipp, Trigger Alpert und John Beson Brook. Unter seinem Namen oder unter Gruppenbezeichnungen wie Zoot Sims/Bob Brookmeyer Octet, Zoot Sims/Jimmy Rowles Quartet, Zoot Sims & Friends, Zoot Sims & His Five Brothers, Zoot Sims & His Three Brothers, Zoot Sims All-Stars, Zoot Sims And His Orchestra, Zoot Sims Quartet, Zoot Sims Sextet, Zoot Sims-Kenny Drew Quartet oder Zoot Sims/Dick Nash Octet spielte Sims annähernd 200 Alben ein. Seine letzten Studioaufnahmen machte Sims am 20. und 21. März 1984 mit Mike Wofford (p), Chuck Berghofer (b), Nick Ceroli (dm) und Victor Feldman (perc, vibes) in Hollywood, wo "Zoot Sims Plays Johnny Mandel - Quietly, There" (Pablo, 1984) entstand. Die letzten Live-Aufnahmen sind jene vom 21. November 1984, als Sims in Schweden mit Rune Gustafsson (g) und Red Mitchell (b) auftrat. Diese erschienen als "In A Sentimental Mood" (Sonet, 1985). Zoot Sims starb am 23. März 1985 im Alter von 59 Jahren in New York City. Von Sims kam nachträglich eine ganze Reihe von weiteren, zum Teil vorher noch unveröffentlichte Aufnahmen heraus, dazu über 60 Compilations. "The Complete 1944-1954 Small Group Sessions" (Blue Moon, 2001) erstreckte sich über vier CD und zeigte Sims in seinen Anfängen als Leader eigener Gruppen und als Sideman anderer Leader. Mit anderen Aufnahmen auf CD 4 erschien das Ganze auch unter dem Titel "That Old Feeling" (Quadromania, 2005). "12 Classic Albums: 1956-1962" (Enligthtement, 2015) ertreckte sich über sechs CDs. Auf vier CD-R verteilten sich unter dem Titel "Two Funky People, 1952-61" (Acrobat, 2015) gemeinsame Aufnahmen von Sims mit Al Cohn. Eine weitere 4-CD-Box hiess "The Rare Album Collection" (Enlightenment, 2020). 07/23
- Sammy Price
Amerikanischer Jazz-Pianist und Bandleader zwischen Swing, Blues und Boogie Woogie, geboren am 6. Oktober 1908 in Honey Grove in Texas, als Samuel Blythe Price. Er studierte Klavier in Dallas und war am Anfang seiner Karriere, das heisst zwischen 1927 und 1930, auch Sänger und Tänzer in der Band von Alphonse Trent. Erste Aufnahmen machte er 1929, als er unter dem Bandnamen Sammy Price & His Four Quarters die Titel "Blue Rhythm Stomp/Nasty But Nice" (Brunswick, 1929) veröffentlichen konnte. Er hielt sich danach einige Jahre in Kansas City und dann in Chicago und Detroit auf. 1938 wurde er Hauspianist bei "Decca" in New York. Dort begleitete er unter anderem die Blues-Sängerinnen Sister Rosetta Tharpe und Trixie Smith. In den 1940er Jahren leitete er seine eigene Band Texas Blusicians, die auch mit Lester Young Aufnahmen machte. Daneben spielte er regelmässig in den Clubs der 52. Street und in Musicals. 1951 war er wieder in Texas, ging 1954 wieder nach New York und begleitete Mahalia Jackson und Jimmy Rushing. Er spielte auch in R&B-Bands. Price blieb bis kurz vor seinem Tod als Musiker aktiv. Er war Mitglied der Gruppen Danny Barker's Fly Cats, Harlem Stompers, Ollie Shepard & His Kentucky Boys, Omer Simeon Trio, Pete Brown And His Band, Red Allen And His Quartet, The Mezzrow-Bechet Quintet und The Mezzrow-Bechet Septet. Eigene Gruppen hiessen Sam Price And His Kaycee Stompers, Sam Price And His Texas Blusicians, Sam Price And The Rock Band, Sam Price Quartet, Sam Price Quintet, Sam Price Trio, Sam Price's Fly Cats, Sammy Price - Maxim Saury Quintet, Sammy Price & His Rompin' Stompers, Sammy Price And His All-Stars, Sammy Price And His Four Quarters, Sammy Price And His Orchestra und Sammy Price Quartet. Bei discogs.com besitzt er fast 350 Einträge als Musiker. Unter seinem Namen oder unter den vielen Gruppenbezeichnungen erschienen total fast 70 Alben und über 80 Singles/EPs. Dazu kamen Dutzende von Compilations. 07/23
- Jean-Claude Fohrenbach
Französischer Jazz-Tenorsaxophonist, Bandleader und Komponist, geboren am 5. Januar 1925 in Paris. Er erhielt Violin- und Klarinetten-Unterricht und begann 1945 als Profimusiker zu arbeiten. Er spielte an der Seite von Django Reinhardt, Bernard Zacharias oder Jonah Jones. Am 5. Mai 1948 entstanden erste eigene Aufnahmen mit Michel de Villers (as), Claude Dunson (tp), Harry Montaggioni (g), Jacques Denjean (p), Alphonse Masselier (b) und Kenny Clarke (dm). Die B-Seite dieser Schellack-Schallplatte (Swing, 1948) bestritt eine personell wahrscheinlich ähnlich besetzte Gruppe mit Michel de Villers als Leader. In jener Zeit war Fohrenbach auch bei weiteren Aufnahmen von de Villers und Kenny Clarke als Leader mit dabei. Dazu machte er bei Aufnahmen von Paul Norman And His Orchestra, Jonah Jones and Gérard Pochonet All Stars, Jack Dieval Et Son Sextet, Claude Bolling Jazz All Stars, Pierre Spiers Et Ses Solistes und anderen mit. Zwischen 1949 und 1951 konnte er regelmässig mit einem Septett im Club Saint-Germain in Paris auftreten. Ab 1955 hatte er regelmässig eigene Formationen wie Jean-Claude Fohrenbach Equilateral Trio, Jean-Claude Fohrenbach Et Son Orchestre, Jean-Claude Fohrenbach Quartet oder Jean-Claude Fohrenbach Quintet, mit denen er einige wenige Aufnahmen einspielte. Anfang der 1970er Jahre wagte er sich mit "Electronic Band" (Les Disques Pierre Cardin, 1973) in modernere Gefilde. Er arbeitete auch mit den beiden Saxophonquartetten 4uatre und Quatuor Gabriel Pierné sowie mit Patrick Saussois zusammen. Zudem begleitete er den Chansonsänger Jean Ferrat. Jean-Claude Fohrenbach starb am 30. März 2009 84-jährig in Villiers-le-Duc. Auf der Doppel-CD "Fohrenbach French Sound" (Gitanes Jazz, 2005) wurden Aufnahmen aus den Jahren 1954, 1966 und 1978 vereint. 07/23
- Raymond Fol
Französischer Swing-Pianist, Komponist und Bandleader, geboren am 9. April 1928 in Paris als jüngerer Bruder des Saxophonisten Hubert Fol. Er wuchs in einer Musikerfamilie auf und war Schüler von Henri Challan, Marthe Morhange und Nadia Boulanger. Fol spielte um 1945 traditionellen Jazz in einer Formation mit seinem Bruder Hubert Fol und dem Trompeter Boris Vian. Zu ersten Aufnahmen kam er 1946 als Mitglied des Claude Abadie Orchestras. Danach war er auf mehreren Schellack-Schallplatten von Hubert Fol & His Be-Bop Minstrels zu hören. Er war bei weiteren Aufnahmen Mitglied der Dizzy Gillespie All Stars, des Johnny Hodges And His Orchestras oder Gruppen um James Moody, Don Byas & Johnny Hodges oder John Lewis. Erste Aufnahmen von Raymond Fol als Leader erschienen auf der Schellack-Schallplatte "Ivory Black" (Swing, 1950), erschienen unter dem Gruppennamen Raymond Fol Et Son Orchestre. Danach stand er auch für Roy Eldrige, Sidney Bechet, Django Reinhardt, Chet Baker, Lionel Hampton, Stéphane Grapelli, Clark Terry und andere im Studio. Er leitete die Raymond Fol Big Band, mit der er nach Vivaldi-Motiven das Album "Vivaldi: The Four Seasons in Jazz" (Philips, 1965) aufnahm. Auf einer Doppel-LP (Philips, 1972) wurde die Jazz-Version später dem Original von Vivaldi gegenübergestellt. Demgegenüber trat er auch solo in Erscheinung. "Piano" (RCA Victor, 1970), "Jazz Piano Solo/Raymond Fol N°1" (RCA Victor, 1971), "Jazz Piano Solo/Raymond Fol N°2" (RCA Victor, 1971) und "Echoes Of Harlem" (Blue Star, 1975) hiessen vier Solo-LPs. Mit Gérard Badini (ts), Michel Gaudry (b) und Sonny Payne (dm) nahm er "The Swing Machine Vol. 2" (Blue Star, 1977) auf, mit Gaudry und Sam Woodyard (dm) "Duke's Moods" (Blue Star, 1977) und "The Sky Was Blue" (Chorus, 1984). Raymond Fol war zeitlebens der Musik Duke Ellingtons verbunden. Bei Frankreich-Tourneen des Duke 1969 und 1974 war er als Gastsolist mit dabei und spielte in Gruppen mit den Ellington-Musikern Paul Gonsalves und Cat Anderson. Als Arrangeur ist er ein typischer Ellington-Schüler. Als Musiker besitzt er bei discogs.com fast 200 Einträge. Raymond Fol starb am 1. Mai 1979 51-jährig in Paris. Zu seinen Ehren findet seit 1989 das Jazzfestival Raymond Fol an dessen ehemaligem Wohnort Matagot in Chaudeyrolles, Haute-Loire, nahe dem Mont Mézenc statt. 07/23
- Hubert Fol
Französischer Oldtime- und Bebop-Altsaxophonist, Komponist und Bandleader, geboren am 11. November 1925 in Paris als älterer Bruder des Pianisten Raymond Fol. Er lernte Klavier, Violine und Klarinette und spielte um 1945 mit seinem Bruder und dem Trompeter Boris Vian traditionellen Jazz in der Band des Klarinettisten Claude Abadie. Er wechselte er zum Bebop und leitete mit The Be-Bop Minstrels bzw. Hubert Fol & His Be-Bop Minstrels eine eigene Formation, von der zwischen 1947 und 1950 mehrere Schellack-Aufnahmen erschienen. Diese wurden später auf der Doppel-CD "Hubert Fol And His Be-Bop Minstrels" (Fresh Sound, 2018) zusammengefasst. Dazu spielte er in jener Zeit in Orchestern oder Gruppen um Dizzy Gillespie, Coleman Hawkins, Kenny Clarke, James Moody, Ernie Royal und anderen. Zwischen 1951 und 1953 war er bei vier Aufnahmesessions von Django Reinhardt beteiligt. Als Leader oder Co-Leader machte er vereinzelte Aufnahmen mit Gruppen wie Hubert Fol/Sacha Distel Quintette, Hubert Fol Quartet, Hubert Fol Sextet und L'Orchestre D'Hubert Fol, ohne dass dabei ganze Alben entstanden. Hubert Fol starb am 19. Januar 1995 69-jährig in Paris. 07/23











