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- Eddie Boyd
Amerikanischer Bluessänger, Pianist und Organist, geboren am 25. November 1914 in Clarksdale, Mississippi, als Edward Riley. Er kam auf einer Plantage im Coahoma County auf die Welt. Als Geburtsdatum wird bisweilen auch der 13. November 1914 angegeben. 15-Jährig musste er fliehen, da er im Streit den Plantagenbesitzer mit der Mistgabel gestochen hatte. Er brachte sich das Gitarrespielen bei, wechselte zum Klavier und verdiente seinen Lebensunterhalt als Musiker im Mississippi-Delta. 1936 zog er nach Memphis, wo er fünf Jahre mit den Dixie Rhythm Boys spielte. 1941 folgte Boyd seinem Halbbruder Memphis Slim und seinem Cousin Muddy Waters nach Chicago, um sich nach besseren Bedingungen umzusehen. Er arbeitete in einem Stahlwerk und spielte abends in den Clubs mit Muddy Waters, Johnny Shines und Sonny Boy Williamson I. Am 3. April 1947 kam er in Chicago zu ersten eigenen Aufnahmen. Für die beiden Songs "I Had To Let Her Go" und "Kilroy Won't Be Back" wurde er von der J.T. Brown's Boogie Band mit Howard Dixon (as), J.T. Brown (ts), James Clark (p), Lonnie Graham (g) und Willie Dixon (b) begleitet. Die Aufnahmen erschienen bei "RCA Victor" auf einer Schellack-Schallplatte. 1947 folgten Aufnahmen als Begleiter des gesundheitlich angeschlagenen Big Maceo. Dazu kamen eigene Aufnahmen als Little Eddie Boyd & His Boogie Band mit Oett "Sax" Mallard (cl, as), Bill Casimir (ts), Ellsworth L. Liggett (b) und Booker T. Washington (dm). Bei diesen Sessions entstanden fast 10 Songs, die auf mehreren Schellack-Schallplatten bei "RCA Victor" erschienen. 1948/1949 war er als Little Eddie Boyd mit Willie Lacey (g), Ransom Knowling (b) und Judge Riley (dm) im Studio. 1950 absolvierte er eine Aufnahmesessions für das Label "Regal", 1951 und 1952 mehrere für "J.O.B. Records". Dort hatte er mit den Songs "Five Long Years/Blue Coat Man" (J.O.B., 1952) seinen ersten kleinen Hit in den R&B-Charts. "24 Hours/The Tickler" und "Third Degree/Back Beat" (beide Chess, 1953) waren zwei weitere kleine Hits. Danach folgten bis 1957 eine Reihe von weiteren Sessions für "Chess", von denen mehrere Singles veröffentlicht wurden. 1957 hatte Boyd einen schweren Autounfall, der ihn für drei Monate ans Bett fesselte. Dann liess seine Popularität nach. Er machte einzelne Aufnahmen für Labels wie "Oriole", "Bea & Baby", "Key Hole", "La Salle", "Mojo", "Art-Tone", "Push", "Esquire" und "Palos". Einige seiner frühen Songs tauchten auf Blues-Compilations auf. 1965 trat Boyd beim American Folk Blues Festival in Europa auf. Zwei seiner Songs fanden den Weg auf die Compilation "American Folk Blues Festival '65-Studio Session" (Fontana, 1965). Zudem war er als Begleiter von Big Mama Thornton tätig. Der Erfolg veranlasste ihn, in Europa zu bleiben. Dort entstanden auch seine ersten Alben. Im Oktober 1965 konnte er in einem Studio in London mit Buddy Boy (g), Jimmy Lee Robinson (e-b) und Freddie Below (dm) die LP "Five Long Years" (Fontana, 1965) aufnehmen. Im März 1967 spielte er in Holland, begleitet von Cuby & The Blizzards" die LP "Praise The Blues" (Philips, 1967) ein. Im selben Monat entstand bei drei Sessions in London die LP "Eddie Boyd And His Blues Band" (Decca, 1967). Ihm zur Seite standen im Studio Musiker wie John Mayall (hca), die beiden Fleetwood Mac-Mitglieder Peter Green (g) und John McVie (e-b) sowie Ansley Dunbar (dm). Dazu kamen je nach Session noch weitere Musiker wie Tony McPhee (g) von den Groundhogs. Ebenfalls noch im März 1967 und im Januar 1968 war Boyd mit Fleetwood Mac in der Besetzung Peter Green (g), John McVie (e-b) und Mick Fleetwood (dm) im Studio, um die LP "7936 South Rhodes" (Blue Horizon, 1968) aufzunehmen. Bei der ersten Session zu diesem Album sass Ansley Dunbar am Schlagzeug. Unter dem Titel "The Complete Blue Horizon Sessions" (Blue Horizon, 2006) wurden das Album "7936 South Rhodes", zwei Singles und zwei bisher noch nie veröffentlichte Songs auf einer CD vereint. Eddie Boyd ging mit John Mayall auf Tour und machte Aufnahmen mit Buddy Guy und Eric Clapton. 1970 heiratete Boyd eine Finnin und blieb mit ihr in Finnland, wo er mit Jukka Tolonen zusammenarbeitete. In seiner neuen Heimat spielte er das Album "Praise To Helsinki" (Love, 1970) ein. Weitere Alben, die in in Europa afgenommen wurden, trugen die Titel "The Legacy Of The Blues Vol. 10" (GNP Crescendo, 1974), "Brotherhood" (Finnish Blues Society, 1975) und "Live" (Storyville, 1976). "Vacation From The Blues" (Jefferson, 1976) hiess eine erste Compilation. "For Sincere Listening" (Bluebeat, 1977) bestand aus Studio- und Liveaufnahmen. "My Lady" (Lobo, 1978) war ein in der Schweiz aufgenommenes Album. Mit der deutschen Ulli's Blues Band nahm Boyd die beiden Alben "Hand In Hand" (Blue Angel, 1978) und "Soulful" (Blue Angel, 1979) auf. "A Sad Day" (Paris Album, 1980) war eine in Paris eingespielte LP. 1980 musste sich Boyd einer Herzoperation unterziehen. Mit dem Album "Lovers´ Playground" (Stockholm, 1984) meldete er sich zurück. 1986 trat er beim Chicago Blues Festival auf. Eddie Boyd starb am 13. Juli 1994 in Helsinki im Alter von 79 Jahren. Seine frühen Aufnahmen wurden auf Compilations zusammengefasst. Darunter befanden sich "The Complete Recordings, Vol. 1: 1947-1950" (EPM, 2001) und "The Complete Recordings, Vol. 2: 1951-1953" (EPM, 2002) oder "The Complete Blue Horizon Sessions" (Blue Horizon und Columbia, 2006). Dazu kamen die Doppel-CDs "The Blues Is Here To Stay 1947 – 1959" (Jasmine, 2013) und "The Singles Collection 1947-62" (Acrobat, 2018). 08/23
- Ironing Board Sam
Amerikanischer Blues-Singer/Songwriter und Keyboarder, geboren am 17. Juli 1939 in Rock Hill, South Carolina, als Samuel Moore. Er verlor seine Mutter als er drei Jahre alt war. Er spielte schon als Kind Pumporgel und Klavier. Als Pianist verschrieb er sich dem Boogie Woogie und dem Gospel. Dann entdeckte er die elektronische Orgel. Er war in Miami, Florida, tätig, wo er Blues spielte und wechselte 1959 nach Memphis, Tennessee, wo er eine Band gründete und sich fortan Ironing Board Sam nannte. 1962 spielte in seiner Band ein junger, noch unbekannter Gitarrist, der Jimi Hendrix hiess. Mitte der 1960er war er Mitglied des R&B-TV-Programms "Night Train" in Nashville. Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre konnte er für diverse Labels Singles einspielen. 1982 liess er sich in New Orleans, Louisiana, nieder und arbeitete in Clubs im Latin Quarter. Er spielte einmal in einem leeren Tank und wollte von einem Heissluftballon aus auftreten. Eine Zeitling begleitete ihn der Spielzeugaffe Little George, der sich synchron zu seiner Drum-Maschine bewegte. Sein erstes Album erschien erst in den 1990er Jahren und hiess "The Human Touch" (Orleans, 1996). Begleitet wurde er dabei von Earl Stanley (g), Freddy Koella (lap steel-g) und Michael Voelker (dm). "An Introduction To Ironing Board Sam" (En Avant La Zizique!, 2012) war der Titel einer 10"-Compilation mit sechs Songs von frühen Singles sowie zwei bis zu diesem Zeitpunkt unveröffentlichten Stücken. Mit Alabama Slim (vcl, g) und Robert Coleman (vcl, g) nahm er ein titelloses Album (APO, 2013) auf. Mit zwei unterschiedlichen Begleitgruppen spielte er die Doppel-CD "Double Bang!" (DixieFrog, 2013) ein. CD 2 wurde ergänzt mit Songs, die in den 1960er und 1970er Jahren auf Singles erschienen waren. Von der Band Ironing Board Sam & The Sticks erschien eine gleichnamiges Album (Music Maker Relief Foundation, 2014). Unter seinem Bühnennamen erschien "Super Spirit" (Big Legal Mess und Music Maker Relief Foundation, 2015). 08/23
- Leo Welch
Amerikanischer Blues- und Gospel-Musiker bzw. -Gitarrist, geboren am 22. März 1932 in Sabougla, Mississippi. Er arbeitete während 30 Jahren als Holzfäller und lernte in jener Zeit verschiedene Instrumente zu spielen wie die Fiddle, die Mundharmonika und die Gitarre. Seine Karriere als Musiker begann erst 2014, als er schon über 80 Jahre alt war. Von mehreren Musikern begleitet spielte er die Alben "Sabougla Voices" (Big Legal Mess, 2014) und "I Don't Prefer No Blues" (Big Legal Mess, 2015) ein. "Live At The Iridium" (Cleopatra Blues, 2017) war eine CD und eine DVD, die seinen Auftritt vom März 2016 in diesem Club in NYC dokumentiert. Begleitet wurde Welch (vcl, g) von Dixie Street (dm) sowie von Vencie Lawrence Varnado (backing vcl). Leo Welch starb am 19. Dezember 2017 im Alter von 85 Jahren in Bruce, Mississippi. Posthum erschienen "The Angels In Heaven Done Signed My Name" (Easy Eye Sound, 2019) und "Don't Let The Devil Ride" (Grooveland, 2019). Letzteres war eine gemeinsame Aufnahme mit den Deutschen Wolfgang Bernreuther (vcl, g) und Thomas Feiner (vck, hca), begleitet von weiteren Musikern.. "Late Blossom Blues" (2017) hatte zudem ein Dokumentarfilm über Welch geheissen, der von den Österreichern Wolfgang Pfoser-Almer und Stefan Wolner stammte. 08/23
- L.C. Ulmer
Amerikanischer Delta Blues-Sänger und Musiker, geboren am 28. August 1928 in Stringer, Mississippi, als Lee Chester Ulmer. Er war das jüngste von 14 Kinder seiner Eltern. Diese wurden oftmals vom Country-Sänger Jimmie Rodgers besucht, der mit der Familie musizierte und Whiskey trank. Inspiriert wurde er von Blind Roosevelt Graves, den er in den Strassen seines Wohnortes Laurel, Mississippi, spielen sah. Er arbeitete als Gleisbauer. 1949 konnte er bei einem Besuch in Kansas City, Kansas, J. B. Lenoir begleiten. Selber trat er solo in Clubs in Meridian, Mississippi, sowie später in Holbrook, Arizona, auf. Dort traf er auf Elvis Presley, Les Paul, Mary Ford, Brook Benton, Nat King Cole, Fats Domino und Louis Armstrong. Er spielte auch im Bundesstaat California und kehrte Anfang der 1960er Jahre nach Laurel zurück, wo er Mitglied von The Bel Air Clowns wurde, die in lokalen Clubs spielten. Dann zog es ihn nach Joliet, Illinois, wo er 37 Jahre seines Lebens verbrachte. Er hatte diverse Jobs und trat immer noch als One-Man-Band in Clubs auf. Er konnte bis zu 12 Instrumente auf einmal spielen und experimentierte mit einem der ersten Synthesizer. Er traf im Rahmen seiner Auftritte auf Muddy Waters, Elmore James, Howlin' Wolf, Buddy Guy, Hound Dog Taylor, Jimmy Reed und Sonny Thompson. 2001 kehrte er nach Ellisville, Mississippi, zurück. 2008 war er im Dokumentarfilm "M for Mississipp" zu sehen und mit je einem Stück auf den beiden Soundtracks zum Film (Broke & Hungry, 2008 bzw. 2009) zu hören. Mit dem Album "Blues Come Yonder" (Hill Country, 2011) kam er spät zu ersten Aufnahmen. Zur Backingband gehörte unter anderen Jimbo Mathus. L.C. Ulmer starb am 14. Februar 2016 im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Ellisville, Mississippi. 08/23
- Big Joe Duskin
Amerikanischer Blues- und Boogie Woogie-Pianist und -Sänger, geboren am 10. Februar 1921 in Birmingham, Alabama, als Joseph L. Duskin. Mit sieben Jahren begann er Klavier zu spielen. Er begleitete in der Kirche die Predigten seines Vaters Reverend Perry Duskin. Nach dem Umzug nach Cincinnati, Ohio, hörte er im lokalen Radiosender Fats Waller und Pete Johnson, die seine ersten Einflüsse wurden. Big Joe arbeitete zuerst in lokalen Clubs und war während des Zweiten Weltkriegs als Musiker bei der Truppenbetreuung beschäftigt, wo er seine Idole Albert Ammons und Meade Lux Lewis kennenlernte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nahm ihm sein Vater das Versprechen ab, nicht mehr zu spielen, solange er am Leben sei. Das wirkte sich für seine Karriere schlecht aus, da Reverend Perry 105 Jahre alt wurde. Big Joe wurde Polizist und arbeitete bei der Post. Anfang der 1970er Jahre begann er, ermutigt vom Blueshistoriker Steven C. Tracy, mit Konzerttourneen in ganz Europa und den USA. Dazu konnte er bei drei Sessions 1977 bzw. 1978 erste Aufnahmen in Form des Albums "Cincinnati Stomp" (Arhoolie, 1979) realisieren. Begleitet wurde er dabei je nach Stück von Bob Margolin oder Jimmy Johnson (g), Steve Tracy (hca), Truck Parham (e-b) sowie Ben Sandmel oder S.P. Leary (dm). Weitere Alben hiessen "Don't Mess With The Boogie Man" (Special Delivery, 1988), "Live: Down The Road A Piece" (Wolf, 1990), "Blues Rendez-Vous" (Back To Blues, 1994) und "Boogie Woogie Is My Religion - Live In Paris" (Back To Blues, 1994). Mit Joshua Q. Paxton (p) entstand "Double Your Boogie, Double Your Blues" (1994). Weiter ging's mit "Live At Dollar Bill's Saloon" (Mirage, 1997), "Live At Quai Du Blues" (Austerlitz, 2003) und "Big Joe Jumps Again! Cincinnati Blues Session" (Yellow Dog, 2004). Big Joe Duskin verstarb am 6. Mai 2007 86-jährig in Avondale, Ohio. Weitere Aufnahmen hatte er an der Seite von Axel Zwingenberger, Dave Peabody sowie mit The Blues Band gemacht. 08/23
- Cedell Davis
Amerikanischer Blues-Sänger, Mundharmonikaspieler und Gitarrist, geboren je nach Quelle am 9. Juni 1926 oder 1927 in Helena, Arkansas, wo seine Familie auf einer Plantage arbeitete. Er spielte schon in jungen Jahren Gitarre und Mundharmonika. Zehnjährig erkrankte er an der Kinderlähmung, was ihn bezüglich der Beweglichkeit seiner Hände fortan einschränkte. Er wollte das Gitarrenspielen nicht aufgeben und entwickelte eine Technik, bei der er in der Griffhand ein Buttermesser hielt. Mit dieser der Slideguitar ähnlichen Methode erzeuge er einen einzigartigen Klang. Er trat in vielen Nachtclubs in der Mississippi Delta-Region auf und arbeitete von 1953 bis 1963 an der Seite von Robert Nighthawk. Bei einer Razzia 1957 in einem Club verursachte die Polizei eine Massenpanik, bei der Davis unter die Menschenmenge geriet und beide Beine bracht. Von diesem Zeitpunkt an war er auf einen Rollstuhl angewiesen. Anfang der 1960er Jahre liess er sich in Pine Bluff, Arkansas, nieder. Er wurde erst in den 1990er Jahren entdeckt und konnte mehrere Alben einspielen. Anfang der 1990er Jahre erschien "Highway 61" (Wolf). Es handelte sich um eine Split-CD, die auch Stücke von Herman Alexander enthielt. Die Songs von Cedell Davis waren am 2. November 1990 in Pine Bluff, Arkansas, aufgezeichnet worden. Sein erstes richtiges Album hiess "Feel Like Doin' Something Wrong" (Demon, 1993). "The Best Of Cedell Davis" (Capricorn und Fat Possum, 1994) war keine Compilation und wurde nur so benannt. Bei den Aufnahmen wurde er von Col. Bruce Hampton und Musikern der Aquarium Rescue Unit begleitet. Weitere Aufnahmen in Begleitung von Bands hiessen "The Horror Of It All" (Fat Possum, 1998) und "When Lightnin' Struck The Pine" (Fast Horse, 2002). Letzteres Album wurde zusammen mit dem neuen Album "Last Man Standing" in Form einer Doppel-CD (Sunyata, 2015) wieder veröffentlicht. Sein letztes Album hiess "Even The Devil Gets The Blues" (Sunyata, 2016). Cedell Davis starb am 27. September 2017 91jährig nach einem Herzinfarkt in Hot Springs, Arkansas. The Tedeschi Trucks Band widmete ihm sowie Gregg Allman, Leon Russell, B.B. King und Butch Trucks das Album "Signs" (Fantasy, 2019). 08/23
- Rhiannon Giddens
Amerikanische Singer/Songwriterin und Musikerin zwischen Country, Oldtime und R&B, geboren 1977 in Greensboro, North Carolina. Sie absolvierte das Oberlin Conservatory, wo sie Operngesang studierte. Zusammen mit anderen Musikerinnen und Musikern gründete sie 2005 in Durham, North Carolina, die Oldtime-Stringband Carolina Chocolate Drops. Diese Gruppe veröffentlichte in wechselnder Besetzung mehrere Alben und gewann 2011 für eines ihrer Alben einen Grammy. Dazwischen hatte sie mit Dom Flemons (banjo, hca) von den "Drops" sowie den beiden Elftones-Musikern Mara Shea (fiddle, viola) und Roger Gold (g) das in Eigenregie herausgebrachte Album "All The Pretty Horses" (2009) veröffentlicht. "The Gathering" (Sycamore Road, 2011) hiess eine gemeinsame Aufnahme von Giddens (vcl, fiddle) mit Laurelyn Dossett (vcl, g), Mike Compton (vcl, mand, mandola), Joe Newberry (vcl, banjo, g) und Jason Sypher (b). 2013 begann Giddens an ihrer Solokarriere zu arbeiten. Sie trat unter eigenem Namen auf und steuerte für Compilations vorerst diverse Songs bei. Mit Elvis Costello, Taylor Goldsmith, Jim James und Marcus Mumford war sie die Hauptprotagonistin auf "Lost On The River: The New Basement Tapes" (Harvest und Electromagnetic, 2014). Dieses Album enthielt eine Reihe von erst kurz davor wiederentdeckten Songtexten von Bob Dylan aus dem Jahre 1967. Diese Texte hatte Dylan zwischen seinem Motorradunfall vom 29. Juli 1966 und den Aufnahmen zu den erst später veröffentlichten "The Basement Tapes" (Columbia, 1975) mit The Band geschrieben. Mit "Tomorrow Is My Turn" (Nonesuch, 2015) veröffentlichte Giddens ihr erstes Album unter eigenem Namen. Darauf finden sich auch Songs von Patsy Cline, Odetta, Dolly Parton und Nina Simone. In jener Zeit trat Giddens auch mit dem Kronos Quartet auf. In Form von CD-R kamen "Recorded Live At 2016 New Orleans Jazz & Heritage Festival" (MunckMix, 2016) und "Recorded Live At The 2017 New Orleans Jazz & Heritage Festival" (MunckMix, 2017) heraus. Ihr zweites Album hiess "Freedom Highway" (Nonesuch, 2017) Zusammen mit Pokey LaFarge (vcl) und der Bluegrass-Band Steep Canyon Rangers war Giddens (vcl) Gast des Cincinnati Pops Orchestra unter John Morris Russell, als dieses live "American Originals 1918" (Fanfare Cincinnati, 2018) einspielte. Mit dem Multiinstrumentalisten Francesco Turrisi nahm sie die Alben "There Is No Other" (Nonesuch, 2019) und "They're Calling Me Home" (Nonesuch, 2021) auf. "You're The One" (Nonesuch, 2023) war dann wieder ein eigenes Album, bei dem Turrisi als einer von vielen Musikern mitwirkte. 08/23
- This, That And The Other
Internationale Free Improv-Gruppe, entstanden Anfang der 1980er Jahre im Umfeld des in Holland lebenden amerikanischen Cellisten Tristan Honsinger. Die Mitglieder dieser losen Band hatte Honsinger bei diversen Aufnahmen in anderen europäischen Ländern kennen gelernt. Festes Mitglied war in den 1980er Jahren vor allem der Trompeter Toshinori Kondo und zeitenweise auch der Saxophonist Sean Bergin. Honsinger und Kondo hatten davor schon zusammengearbeitet. Mit Steve Beresford (euph, flh, vio, org, e-b, g, small instr) und David Toop (g, e-b, div fl, small instr) als weitere Beteiligte hatten sie "Imitation Of Life" (Y Records, 1981) realisiert, mit Peter Kowald (b) und Sabu Toyozumi (dm) "What Are You Talking About?" (DIW und IMA, 1983). Am Jazzfestival Willisau 1983 begleiteten Honsinger und Kondo mit Jean-Jacques Avenel (b) Daunik Lazro (as). Der Konzertmitschnitt bildete eine Hälfte der Doppel-LP "Sweet Zee" (hat ART, 1985). Die zweite Hälfte spielte Lazro mit anderen Musikern ein. Obwohl die LP unter Honsingers Namen erschien kann "Picnic" (Data, 1985) zu den eigentlichen Aufnahmen von This, That And The Other zugerechnet werden. Sie zeigt Honsinger und Kondo mit Sean Bergin (sax), Tiziana Simona Vigni (vcl), Jean Jaques Avenel (b) und Michael Vatcher (dm). Mit Michael Moore (cl) als zusätzliches Mitglied sowie Steve Noble (dm) für Vatcher entstand die zweite LP "This, That And The Other" (ITM, 1987). Diese erschien unter den Namen von Honsinger und Kondo. Dann fiel die Gruppe auseinander. Im Rahmen des Angelica Festivals in Bologna kam es 1996 zu einer Neuauflage von This, That And The Other. Von der ursprünglichen Formation blieb neben Honsinger nur noch Sean Bergin übrig. Dazu kamen Peggy Larson (vcl), Tobias Delius (ts), Augusto Forti (cl), Joe Williamson (b) und Alan "Gunga" Purves (dm). Diese Musiker wurden bei ihrem Auftritt von Katie Duck (dance, vcl) und Rick Parets (actor, vcl) begleitet. Aufnahmen dieser Formation kamen unter dem Titel "Sketches Of Probability" (I Dischi Di Angelica, 1997) heraus. Ein weiteres Stück wurde für den Sampler "AngelicA 1996" (I Dischi Di Angelica, 1997) verwendet. Mit Sean Bergin (ts, as, ukulele, fl) hatte Honsinger schon früher die Duo-LP "Lavoro" (Centro Attivita' Musicali und Materiali Sonori, 1981) aufgenommen. Auf "From Then Broken World" (Toshiba, 1991) war es dazwischen zu einer weiteren musikalischen Begegnung von Honsinger und Kondo, mit Takeshi Shibuya (p) als Mitmusiker, gekommen. 08/23
- Sean Bergin
Südafrikanischer Saxophonist, Flötist, Komponist und Bandleader, geboren am 29. Juni 1948 in Durban. Seine musikalische Karriere begann er als Jugendlicher im "Blue Note Club" in Durban, wo schwarze und weisse Musiker verbotenerweise gemeinsam auftraten. Sein Spiel wurde geprägt von Musikern wie Pat Matshikiza und Dick Khosa. In Kapstadt trat er mit Winston Mankunku Ngozi auf. Dazu spielte er um 1970 Psychedelic-Rock in der Gruppe Abstract Truth, mit der er die beiden Alben "Silver Trees" (EMI, 1970) und "Totum" (Uptight, 1971) aufnahm. 1973 emigrierte er nach London, wo er mit Dudu Pukwana und Chris McGregor arbeitete. Nach einem Aufenthalt in den USA liess er sich 1976 in Amsterdam nieder, wo er einerseits mit dem Musikclown Jango Edwards arbeitete, bald aber auch zum inneren Kreis der "Bimhuis"-Szene gehörte. Erste eigene Aufnahmen von Bergin waren die Duo-LPs "Mistakes" (Broken, 1979) mit Ernst Reijseger und "Lavoro" (Centro Attivita' Musicali und Materiali Sonori, 1981) mit Tristan Honsinger, beides Cellisten. Im Laufe der Jahre leitete Bergin mehrere eigne Projekte. 1986 gründete er das Projekt M. O. B.. Auf der ersten M.O.B.-Aufnahme "Kids Mysteries" (Nimbus West, 1988) wurde Bergin von Jan Willem Van Der Ham (as, bassoon), Michael Moore (as, cl), Eric Boeren (tp), Wolter Wierbos (tb), Alex Maguire (p), Ernst Reijseger und Tristan Honsinger (cello), Ernst Glerum (b) und Han Bennink (dm) begleitet. Auf "Live At The Bimhuis" (BV Haast, 1992) war die Besetzung noch grösser und umfasste neben Bergin 16 Musiker und fünf Sängerinnen. Auf "Copy Cat" (BV Haast, 1999) war ein insgesamt 11-köpfiges Ensemble am Werk. Unter Bergins Namen erschien "Mob Mobiel" (Data, 2003), eine Aufnahme mit 18 Mitmusikern, die in diversen Zusammensetzungen zu hören waren. Sean Bergin's Song Mob hiess eine 11-köpfige Gruppe, die mit den SängerInnen Maggie Nichols, Mola Sylla und Phil Miton die CD "Fat Fish" (Data, 2006) einspielte. Später stellte Bergin mit Felicity Provan (tp, vcl), Anna Nijdam (harp), Ernst Glerum (b) und Alan "Gunga" Purves (perc) und Una Bergin (vcl) die Formation New Mob auf die Beine, die "Chicken Feet" (Pingo, 2009) aufnahm. Trio San Francisco nannte sich ein Bläsertrio mit Bergin (as, ts, cl, fl, concertina), Daniele D'Agaro (ts, cl) und Tobias Delius (ts, cl), von dem "Prisoners Of Pleasure" (BV Haast, 1996) herauskam. Mit Curtis Clark (p), Franky Douglas (g), Jacko Schoonderwoerd (b) und Victor De Boo (dm) entstand als Sean Bergin Quintet die CD "Nanskia" (Data, 2005). Mit Rogério Bicudo (g) nahm Bergin die beiden CD "Tale Of Three City's" (Pingo, 2008) und "Mixing It" (Pingo, 2009) auf. Weitere Aufnahmen machte er mit Alex Maguire's Cat O'Nine Tails, dem Barry Altschul Quartet bzw. Quintet, dem Daniele D'Agaro Adriatics Orchestra, dem Dedication Orchestra von Tony Oxley, dem Domino Quartet, dem Harry Miller Quintet und dem ICP Orchestra. Musikalische Spuren hinterliess er auch auf Aufnahmen von J.C. Tans + Rockets, Louis Moholo's Viva La Black, New Klookabilities und Tristan Honsingers This, That And The Other. Sean Bergin starb am 1. September 2012 64-jährig in Amsterdam. Nachträglich erschien "Celebrating The Music Of Mal Waldron" (Caligola, 2021) mit Aufnahmen eines Festivalauftritts einer grösseren Gruppe, der neben Bergin auch Daniele D'Agaro und Jean-Jacques Avenel angehört hatten. 08/23
- Toshinori Kondo
Japanischer Trompeter, Horn- und Synthesizerspieler, Komponist und Bandleader, geboren am 15. Dezember 1948 in Imabari City, auf der japanischen Insel Shikoku. Kondo begann im Alter von 12 Jahren Trompete zu spielen. 1967 ging er an die Wako University in Kyoto, um Ingenieurwesen zu studieren. Dabei entdeckte er den Jazz. 1972 zog er nach Tokio und wurde Berufsmusiker. Zur gleichen Zeit begann er die Kampfsportart Shintaido zu üben, um Geist und Körper zu stählern. Dies kam ihm dann auch beim Einstudieren von neuen Atemtechniken zu Gute. Eng arbeitete Kondo anfänglich mit dem Schlagzeuger Shoji Hano zusammen. Erste Aufnahmen machte er 1975/1976 mit Yosuke Yamashita (p) oder Maki Asakawa (vcl) als Leader. Mit Mototeru Takagi (ts, ss, bcl, cl, perc) und Morio Yoshida (b, perc) bildete er die Evolution Ensemble Unity, die "Concrete Voices" (EEU, 1976) aufnahm. 1978 zog Kondo nach New York, wo er in den Kreis um John Zorn geriet. John Zorn (as, cl) und Eugene Chadbourne (g) holten ihn und Steve Beresford (div instr) für einen Track ihrer LP "Duo" (Parachute, 1977) ins Studio. Milford Graves (dm, perc, vcl, p) auf "Meditation Among Us" (Kitty, 1977) und Derek Bailey (g) auf "Aida's Call" (Starlight Furniture Company, 1978) versammelten zu jener Zeit für Sessions jeweils japanische Musiker um sich. Dazu gehörten auch Toshinori Kondo und Kaoru Abe (as, sops). Mit fast den selben Musikern spielte Bailey bei einem Japan-Besuch "Duo and Trio Improvisation" (Kitty, 1978) ein. Dazu kamen Ende der 1970er Jahre die beiden Trioaufnahmen "Moose & Salmon" (Music Gallery Editions, 1978) mit John Oswald (as) und Henry Kaiser (g) und "Artless Sky" (CAW, 1979) mit John Russell (g) und Roger Turner (dm, perc). Mit Eugene Chadbourne (g, dobro, vcl) nahm Toshinori Kondo die Duo-LP "Possibilities Of The Color Plastic (Bellow, 1980) auf. Mit Andrea Centazzo (dm) als dritten Musiker entstanden im April 1979 in Italien Aufnahmen, die später unter dem Titel "The Warriors" (Ictus, 2007) erschienen. Im Oktober 1980 wurde Kondo vom Rova Saxophone Quartet für das Metalanguage Festival Of Improvised Music nach San Francisco eingeladen. Weitere Gäste waren Henry Kaiser (g), Evan Parker (ts, ss) und Greg Goodman (p, perc). Am 19. Oktober 1980 entstanden im Studio zwei frei improvisierte Ensemblestücke, die unter dem Titel "Metalanguage Festival Of Improvised Music, Volume 1: The Social Set" (Metalanguage und Beak Doctor, 1980) herausgebracht wurden. Am 21. Oktober 1980 traten diese Musiker mit Derek Bailey (g) anstelle von Rova-Mitglied Ackely in der Great American Music Hall in San Francisco auf. Neben einer Kollektiv-Improvisation spielten die Musiker in kleineren Formationen zusammen. Parker trat solo auf, während sich Kaiser und Voigt bzw. Parker und Kondo sowie Bailey und Raskin zu Duos zusammenfanden. Dazu kam ein Trio gebildet aus Kondo, Kaiser und Goodman sowie ein Quartett mit Parker, Raskin, Ochs und Goodman. Ausschnitte dieses Konzertes erschienen als "Metalanguage Festival Of Improvised Music, Volume 2: The Science Set" (Metalanguage und Beak Doctor, 1980). Ebenfalls 1980 machte er mit Han Bennink (ts, ss, tb, p, dm) und Eugene Chadbourne (g, p) Aufnahmen, die als "Jazz Bunker" (Leo, 2000) herauskamen. 1981 gründete er mit Hano, Haruhiko Gotsu (g) und Tetsu Yamauchi (e-b) die kurzlebige Formation Easy Music. Über mehrere Jahre war Kondo Mitglied von Gruppen von Peter Brötzmann (ts, tarogato). Zur ersten Zusammenarbeit kam es Anfang der 1980er Jahre als Kondo zusammen mit Frank Wright und Willem Breuker (sax), Johannes Bauer und Alan Tomlinson (tb), Alexander von Schlippenbach (p), Harry Miller (b) und Louis Moholo (dm) Mitglied jenes Nonetts war, das "Alarm" (FMP, 1981) einspielte. Später war Kondo Mitglied des Peter Brötzmann Clarinet Projects, der Peter Brötzmann März Combo und des Peter Brötzmann Chicago Tentets. Brötzmann und Kondo bildeten zusammen mit William Parker (b) und Hamid Drake (dm) das Die Like A Dog Quartet, das mehrere Aufnahmen veröffentlichte. Auch mit anderen europäischen Musikern arbeitete er eng zusammen. Mit Tristan Honsinger (cello, vio, vcl), Steve Beresford (euph, flh, perc, vio) und David Toop (g, e-b, fl, small instr) nahm er "Imitation Of Life" (Y, 1981) auf. Eine Duoaufnahme mit Paul Lovens (dm, perc, div instr) hiess "The Last Supper" (Po Torch, 1982). Dieses Duo wurde auf "Death Is Our Eternal Friend (IMA, 1982) durch Paul Lytton (perc, elect) zum Trio aufgestockt. Später folgten weitere Aufnahmen mit in Europa tätigen Musikern. Als Co-Leader nahmen Kondo und Tristan Honsinger "This, That & The Other" (ITM und Mercury, 1987) auf. Begleitet wurden sie von Sean Bergin (sax, melodica, vcl), Tiziana Simona (vcl), Michael Moore (cl), Jean-Jacques Avenel (b) und Steve Noble (dm). Davor und im Rahmen des losen Projekts This, That & The Other erschienen weitere gemeinsame Aufnahmen von Kondo und Honsinger. Im Laufe der Zeit gründete Kondo weitere, meist kurzlebige Bands. Das Toshinori Kondo Quartet mit Tristan Honsinger (cello), Peter Kowald (b) und Sabu Toyozumi (dm) nahm "What Are You Talking About?" IMA, 1983) auf und mit der Formation Tibetan, Blue, Air, Liquid entstand "Kuuchuu Fuyuu" (Domo, Trio und Polydor, 1983). Bei letzter handelte es sich um ein Quintett mit Rodney Drummer (e-b), Cecil Monroe (dm), Sabu Toyozumi (perc) und teilweise Kazumi Watanabe (g). Diese Aufnahme bzw. Gruppe leitete 1983 über zur Gründung von IMA (International Music Activities) Kondos langlebigster Band. 1984 organisierte Kondo das Festival "Tokyo Meeting". Auf der Doppel-LP "IMA Festival Vol. 1" (Dessert/Tojusha, 1985) sind Auftritte von Musikern wie Henry Kaiser (g), Bill Laswell (e-b), Peter Brötzmann (reeds), Ryuichi Sakamoto (synth) und anderen dokumentiert. Nach der IMA-Zeit kamen weitere viele Ensembleaufnahmen dazu. Kondo lebte inzwischen in Amsterdam. Charged nannte sich ein Future Jazz/Drum'n'Bass/Electronica-Projekt von Kondo mit Eraldo Bernocchi (g, elect, programming, beats) und Bill Laswell (e-b), von dem einige Aufnahmen erschienen. Kondo spielte im Verlaufe seiner Karriere mehrere Solo-Konzerte oder -Aufnahmen ein. Dazu setzte er auch andere Instrumente ein wie Drum-Maschinen, Hörner oder Perkussion und nahm diese Instrumente im Overdub-Verfahren auf. Das erste Album hiess "Fuigo From A Different Dimension" (Bellows, 1979). Es war nicht nur seine erste richtige Aufnahme unter eigenem Namen, sondern auch die erste Aufnahme seines eigenen Labels. Die nächste Soloaufnahme war "Touchstone" (Moon und Jaro, 1993). Ihr folgte Mitte der 1990er Jahre nach der Auflösung seiner Band IMA eine ganze Reihe von weiteren unbegleiteten Aufnahmen. Diese hiessen "Panta Rhei, An Alchaic Comedy in Chaos" (Racing Club International, 1994) und die von einem Buch begleitete CD "Israel" (Calling Corp., 1995) mit Aufnahmen, die er 1994 in einem Jazzclub in Jerusalem, in der Negev-Wüste, in Amstdam sowie an anderen Orten gemacht hatte. "Tokyo Shadow" (Polystar, 1995) war der Soundtrack zu einer Radio-Show, gefolgt von der Liveaufnahme "Kobe 17.01.95" (Eikoh, 1996) im Gedenken an die 6000 Erdbebenopfer von Kobe. Später folgten "Nerve Tripper" (DIW, 2002), teilweise eingespielt mit Hilfe von DJ Sahib (tt), sowie "Fukyo" (Tzadik, 2005) und "Silent Melodies" (Off, 2007). Von Kondo erschienen über seinen Tod hinaus total an die 100 Full-Length-Aufnahmen als Leader oder Co-Leader. Toshinori Kondo starb am 17. Oktober 2020 im Alter von 71 Jahren in Kawasaki, Kanagawa. Nachträglich kamen viel weiteres Material des Trompeters heraus. Er wurde zu Aufnahmen von Yoshito Ohsawa, Borbetomagus, Daunik Lazro, Herbie Hancock, Peter Kowald, Ryuichi Sakamoto, William Parker, The Helicopters, David Toop, United Future Organization, Dirk Wachtelaer, David Shea, Zeena Parkins, Jim O' Rourke, DJ Grazhoppa, und Jazzkantine beigezogen. Er war Mitglied/Co-Leader der Gruppen Autonomous Zone, Evolution Ensemble Unity, Flying Earth, Fred Anderson Quartet, Free Electro, Globe Unity Orchestra, Hairy Bones, ICP Orchestra, Jam Rice Sextet, KGD Project, Method Of Defiance, Peter Kuhn Quintet, Phantom City, Picnic, The Tibetan Blue Air Liquid Band und Tokyo Rotation. 08/23
- IMA
Japanisch-amerikanische Free Funk/Electric Fusion-Band, gegründet 1983 vom japanischen Trompeter Toshinori Kondo, der davor in den USA und in Europa mit Musikern aus den diversten Genres zusammengearbeitet hatte. IMA war die Abkürzung für International Music Activities. Basis für die ersten Aufnahmen von IMA war eine andere Band von Kondo, die sich Tibetan Blue Air Liquid Band genannt und in der Besetzung Kondo, Kazumi Watanabe (g), Rodney Drummer (e-b), Cecil Monroe (dm) und Sabu Toyozumi (perc) ein Album (Trio und Domo, 1983) eingespielt hatte. Inzwischen war Kondo wieder nach Japan zurückgekehrt. Auf dem IMA-Debut-Album "Taihen" (Polydor, 1984) bestand IMA aus Reck alias Kawashima Akiyoshi, Taizo Sakai und Yoshinori Teramae (g), Bill Laswell (tapes), Rodney Drummer (e-b, güiro), Kiyohiko Semba (perc), Cecil Monroe (dm) sowie Fusako Fujimoto und Rika Tanaka (backing vcl). Bei den Aufnahmen zum zweiten IMA-Album "Metal Position" (Polydor. 1985) machten Drummer, Sakai, Reck (g, synth, e-b, vcl), Haruo Togashi (synth, p, ss, vcl) und Hideo Yamaki (dm, perc) mit. Die beiden ersten LPs wurden später auf einer CD (Jaro, 1992) zusammengefasst. Auf den nächsten Alben "Konton" (Epic/Sony, 1986), dem Soundtrack "337" (Epic/Sony, 1987), "Human Market" (Alfa, 1988), "Kamikaze Blow" (Alfa, 1989), "Tokyo Rose" (Alfa, 1990) und "Brain War" (King, 1991) war stets das selbe Quintett mit Kondo, Haruo Togashi (key), Taizo Sakai (g), Reck (g, e-b) und Hideo Yamaki (dm) am Werk. Zum Teil wurde Tetsu Yamauchi als Bassist beigezogen. Auf "Tokyo Rose" machten zudem als Gäste DJ Takada (tt) und Asuka Kaneko (e-vio) mit. "God.Zilla Funk" (Alfa, 1991) war eine Compilation mit Stücken der drei "Alfa"-Alben. Weitere Aufnahmen von IMA, insgesamt sechs Tracks, finden sich auf der Doppel-CD "Imabari Meeting 1991 Live" (Meldac, 1992). Weitere Bands oder Musiker auf dieser Aufnahme waren Desa Sunda, Nenes With Sadadchina, Ginger Baker Band, Rankin Taxi & The Tropical Kings und Bill Laswell's Drop Zone. "Red City Smoke" (Moon, 1993) war die letzte IMA-Aufnahme, eingespielt von Kondo (tp, elect, key-b), Mari Nishizono und Taizo Sakai (g), Haruo Togashi (key, key-b), Takahiro Watanabe (key-b) und Hideo Yamaki (dm). Noch im selben Jahr löste Kondo IMA auf. Ende der 2010er Jahre wurde IMA reaktiviert. In der Besetzung Kondo (tp, vcl, dm-program), Taizo Sakai (g), Haruo Togashi (key, vcl) und Kakuei (perc) enstand mit "Space Children" (Kondo, 2018) auch ein neues Album. "Once Upon A Time In Tokyo" (2020) hiess eine labellose Compilation mit Tracks von Alben, die in den Jahren 1987 bis 1992 erschienen waren. Toshinori Kondo starb am 17. Oktober 2020 im Alter von 71 Jahren. 08/23
- Tristan Honsinger
Amerikanischer Cellist, Improvisator und Komponist, geboren am 23. Oktober 1949 in Burlington, Vermont, und aufgewachsen in den Bundesstaaten New England und Massachusetts. Honsniger besuchte das New England Conservatory und das Peabody Conservatory in Baltimore. Dann zog er 1969 nach Montreal, wo er sich unter dem Einfluss des holländischen Perkussionisten Peter van Ginkel vom Klassik-Cellisten zum Improvisator wandelte. 1974 ging er nach Amsterdam, wo er bei seinem ersten Auftritt als Strassenmusiker gleich verhaftet wurde. Dann zog er weiter nach Paris, reiste durch Frankreich und kehrte wieder nach Amsterdam zurück. Sein erster Förderer war der englische Gitarrist Derek Bailey. Im Februar 1976 spielten die beiden Musiker Duoaufnahmen ein, die als "Duo" (Incus, 1976) herausgebracht wurden. Die LP wurde später mit weiteren Duoaufnahmen, welche die beiden MusikerEnde Oktober 1975 in Frankreich eingespielt hatten, als "Tristan (Duo)" (Incus, 2003) wieder veröffentlicht. 1976 fand er Aufnahme in den Kreis der ersten Company von Bailey. Ende Mai 1977 war er auch Mitglied der Company-Formationen 5,6 und 7 und traf dort auf viele amerikanische und europäische Improvisatoren. Sein zweiter Förderer war der holländische Bassist Maarten Altena. 1976 spielten Honsinger und Altena jeder für sich eine Seite der LP "Live Performances" (FMP, 1977) ein. Mitte Dezember 1977 war Honsinger mit Bailey, Terry Day (perc), Maurice Horsthuis (viola) und Michel Waisvisz (synth) Mitglied einer Altena-Formation, die in unterschiedlichen Besetzungen "K'ploeng" (Claxon, 1978) aufnahm. 1977/78 machte Honsinger zudem Aufnahmen als Mitglied des Globe Unity Orchestras und des ICP Tentets. Mit Günter Christmann (tb, b) entstand bei Konzerten im Mai 1978 in Deutschland die Duo-LP "Earmeals" (Moers, 1978). Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre verbrachte er einige Zeit in Italien, wo er neben italienischen und sardischen Musikern Mitglied der Great Salt Lake Mime Troup von Katie Duck war. 1980 nahm er im Duo mit Steve Beresford (p, flh) "Double Indemnity" (Y Records, 1981) auf. Honsinger (cello, vio, vcl) und Beresford (euphonium, flh, vio, org, g, e-b, div instr) gingen zudem im Mai 1981 mit Toshinori Kondo (tp, vcl, div instr) und David Toop (g, e-b, div fl) ins Studio, um "Imitation Of Life" (Y Records, 1981) aufzunehmen. Teile dieser beiden LPs wurden im Rahmen der "Unheard Music Series" von "Atavistic" 2001 auf einer CD wieder veröffentlicht. Aufnahmen machte er in jener Zeit auch mit Sean Bergin (ts, as, ukulele, fl), die unter dem Titel "Lavoro" (Centro Attivita' Musicali und Materiali Sonori, 1981) erschienen. Mit Toshinori Kondo (tp, chinese oboe), Peter Kowald (b) und Sabu Toyozumi (dm) nahm er im Mai 1983 "What Are You Talking About?" (DIW und IMA, 1983) auf. Honsinger, Kondo und Bergin gehörten später zu einem Musikerkreis, der teilweise unter den Namen von Honsinger und Kondo sowie als This, That And The Other mehrere Aufnahmen einspielte. Zwischen 1988 und 1996 war Honsinger mehrmals Mitglied von Gruppen des amerikanischen Pianisten Cecil Taylor, als dieser in Berlin Aufnahmen für das Label "FMP" machte. Mit Taylor und Evan Parker (ts) bildete Honsinger ein Trio, das am 30. Juni 1988 "The Hearth" (FMP, 1989) einspielte. Drei Tage später gehörten Parker und Honsinger mit weiteren europäischen Improvisatoren zum European Orchestra, mit dem Taylor die Doppel-CD "Alms/Tiergarten (Spree)" (FMP, 1989) realisierte. Im April 1993 war Honsinger mit Longineu Parsons (p-tp), Harri Sjöström (ss), Charles Gayle (ts), Sirone (b) und Rashid Bakr (dm) Mitglied eines CT-Ensembles, das "Always A Pleasure" (FMP, 1996) einspielte. Anfang Novemver 1996 bestand eine weitere Gruppe von CT neben Honsinger aus Chris Jonas (ss, as), Harri Sjöström (ss), Elliott Levin (ts, fl), Chris Matthay (tp), Jeff Hoyer (tb), Dominic Duval (b) und Jackson Kral (dm). Dabei entstanden "The Light Of Corona" (FMP, 2003) und "Almeda" (FMP, 2004). CT holte Honsinger 1999 erneut in seine Gruppe. Am 4. November 1999 traten CT, Honsinger, Franky Douglas (g, vcl) und Andrew Cyrille (dm) in Berlin auf, wo "Incarnation" (FMP, 2004) mitgeschnitten wurde. "From Then Broken World" (Toshiba, 1991) war dazwischen eine japanische Produktion mit Takeshi Shibuya (p) und Toshinori Kondo (tp) als weitere Mitmusiker gewesen. Im Dezember 1993 war Honsinger auch Mitglied eines grösseren Ensembles gewesen, das unter der Leitung von Butch Morris die "Conduction#38" mit dem Titel "In Freud's Garden" einspielte. Mit Mola Sylla (vcl, perc) nahm er die labellose CD "Travelogues-Music For Sasha Waltz & Guests" (1995) auf. Diese enthielt auch Tracks des Tristan Honsinger Quintetts bzw. Sextetts mit Ernst Glerum (b) und Louis Moholo (dm). Dazu kamen Sean Bergin und Tobias Delius (sax) sowie Curtis Clark (p) bei den Sextettaufnahmen oder Alexander Kolkowski und Stefano Lunardi (vio) bei den Quintettaufnahmen. Das Tristan Honsingere Quintet nahm mit "Map Of Moods" (FMP, 1996) ein ganzes Album auf. Ab Ende der 1980er bis Ende der 1990er Jahre machte Honsinger zudem Aufnahmen mit Michael Moore, Daniel d'Agaro, Jon Rose, The Ex, dem Ig Henneman Tentet, dem Henneman Strijkkwartet, dem Toby Delius 4tet, dem ICP Orchestra und Sean Bergin's M.O.B.. Im Dezember 1999 entstand mit "A Camel's Kiss" (ICP, 2000) erstmals eine Schallplatte, die nur Soloaufnahmen von Honsinger enthielt. Es folgten mehrere Trioaufnahmen. Mit Cor Fuhler (p, key) und Michael Moore (cl, bcl, as) nahm er als The Monitor Trio "Monitor" (Between The Lines, 1999) und "Air Street" (Between The Lines, 2002) auf. Mit Jean Dêrome (ss, as, fl) und John Heward (dm) kam "Adventure? Looking Glass" (CIMP/Cadence, 2002) zu Stande. Auf "Broomriding" (PSI, 2003) waren Alexander von Schlippenbach (p), Rudi Mahall (bcl) und Paul Lovens (dm) seine musikalischen Partner. "Friulian Sketches" (PSI, 2008) war eine Trioaufnahme mit Daniel D'Agaro (cl) und von Schlippenbach (p). "Call Me Us" (I Dischi Angeica, 2009) hiess eine Duoaufnahme mit Massimo Simonini (tapes, tt, cd-player). "Stretto" (FMP, 2010) war eine Duoproduktion mit Olaf Rupp (g). Diese CD erschien einzeln oder im Rahmen des Sets "FMP im Rückblick – In Retrospect" (FMP, 2010) mit elf anderen Aufnahmen von FMP-Musikern oder –Gruppen zusammen mit einem Buch und einer Dokumentation über die Geschichte dieses Labels. Grössenteils mit italienischen Musikern realisierte Honsinger in Bologna die CD-R "The Farm Session" (Setola Di Maiale, 2011). Ein 2012 aufgenommener Livemitschnitt des Trios Honsinger, Enrico Sartori (div cl) und Tobias Delius (ts, cl) erschien unter dem Titel "Baboon" (Rudi, 2013). "Evil Fingers" (gligg, 2014) entstand als CD-R unter dem Gruppennamen HDRS. Dahinter verstecken sich Honsinger, Axel Dörner (tp), Olaf Rupp (g) und Oliver Steidle (dm). Mit Joshua Zubot (vio), Nicolas Caloia (b) und Isaiah Ceccarelli (dm) nahm er als In The Sea "Henry Crabapple Disappear" (Monofonus Press und Astral Spirits, 2015) auf. Nur noch zu dritt ohne Ceccarelli gaben Honsinger, Zubot und Calioa unter ihrem Namen die CD "In The Sea" (Relative Pitch, 2017) heraus. Wieder unter dem Bandnamen In The Sea wurde die CD "Forks And Spoons" (Creative Sources, 2019) veröffentlicht. Just Off war eine Gruppe mit den Japanern Shuichi Chino (p), Takashi Seo (b) und Yuriko Mukojima (vio, vcl), die "The House Of Wasps" (My Best!, 2015) veröffentlichte. "Hook, Line And Sinker" (De Platenbakkerij, 2017) war eine DVD, die Honsinger mit Tobias Delius (ts, cl), Antonio Borghini (b) und Axel Dörner (tp) zeigt. Dieses Quartett nannte sich dann auch so und veröffentlichte "Fishy Business" (Relative Pitch, 2019). Zweimal taten sich Ernesto Rodrigues (vio, viola), Guilherme Rodrigues (cello) und Tristan Honsinger zu Aufnahmen zusammen. Mit Klaus Kürvers (b) als vierter Musiker entstand "Ignis Fatuus", mit Axel Dörner (tp), Mia Dyberg (as) und Pierre Borel (as) "Laura" (beide Creative Sources, 2018). Eine Duoeinspielung mit Eugenio Sanna (g, objects) erschien auf der CD-R "Le Bon Ton (The Angelica Concert)" (Setola Di Maiale, 2018). "Wander And Wonder" (Umlaut, 2021) hiess ein Buch von Honsinger mit Illustrationen von Joel Grip. Tristan Honsinger's Hopscotch war ein Nonett, das "Cloud Reading Society" (Umlaut, 2021) vorlegte. Ebenfalls mit einer Reihe von weiteren Musikern und Musikerinnen hatte er 2007 in Italien "Small Talk" (Setola Di Maiale, 2022) aufgenommen. Tristan Honsinger starb am 5. August 2023 im Alter von 73 Jahren in Trieste. 08/23











