Amerikanischer Bluessänger, Pianist und Organist, geboren am 25. November 1914 in Clarksdale, Mississippi, als Edward Riley. Er kam auf einer Plantage im Coahoma County auf die Welt. Als Geburtsdatum wird bisweilen auch der 13. November 1914 angegeben. 15-Jährig musste er fliehen, da er im Streit den Plantagenbesitzer mit der Mistgabel gestochen hatte.
Er brachte sich das Gitarrespielen bei, wechselte zum Klavier und verdiente seinen Lebensunterhalt als Musiker im Mississippi-Delta. 1936 zog er nach Memphis, wo er fünf Jahre mit den Dixie Rhythm Boys spielte. 1941 folgte Boyd seinem Halbbruder Memphis Slim und seinem Cousin Muddy Waters nach Chicago, um sich nach besseren Bedingungen umzusehen.
Er arbeitete in einem Stahlwerk und spielte abends in den Clubs mit Muddy Waters, Johnny Shines und Sonny Boy Williamson I. Am 3. April 1947 kam er in Chicago zu ersten eigenen Aufnahmen. Für die beiden Songs "I Had To Let Her Go" und "Kilroy Won't Be Back" wurde er von der J.T. Brown's Boogie Band mit Howard Dixon (as), J.T. Brown (ts), James Clark (p), Lonnie Graham (g) und Willie Dixon (b) begleitet. Die Aufnahmen erschienen bei "RCA Victor" auf einer Schellack-Schallplatte.
1947 folgten Aufnahmen als Begleiter des gesundheitlich angeschlagenen Big Maceo. Dazu kamen eigene Aufnahmen als Little Eddie Boyd & His Boogie Band mit Oett "Sax" Mallard (cl, as), Bill Casimir (ts), Ellsworth L. Liggett (b) und Booker T. Washington (dm). Bei diesen Sessions entstanden fast 10 Songs, die auf mehreren Schellack-Schallplatten bei "RCA Victor" erschienen. 1948/1949 war er als Little Eddie Boyd mit Willie Lacey (g), Ransom Knowling (b) und Judge Riley (dm) im Studio.
1950 absolvierte er eine Aufnahmesessions für das Label "Regal", 1951 und 1952 mehrere für "J.O.B. Records". Dort hatte er mit den Songs "Five Long Years/Blue Coat Man" (J.O.B., 1952) seinen ersten kleinen Hit in den R&B-Charts. "24 Hours/The Tickler" und "Third Degree/Back Beat" (beide Chess, 1953) waren zwei weitere kleine Hits. Danach folgten bis 1957 eine Reihe von weiteren Sessions für "Chess", von denen mehrere Singles veröffentlicht wurden.
1957 hatte Boyd einen schweren Autounfall, der ihn für drei Monate ans Bett fesselte. Dann liess seine Popularität nach. Er machte einzelne Aufnahmen für Labels wie "Oriole", "Bea & Baby", "Key Hole", "La Salle", "Mojo", "Art-Tone", "Push", "Esquire" und "Palos". Einige seiner frühen Songs tauchten auf Blues-Compilations auf. 1965 trat Boyd beim American Folk Blues Festival in Europa auf.
Zwei seiner Songs fanden den Weg auf die Compilation "American Folk Blues Festival '65-Studio Session" (Fontana, 1965). Zudem war er als Begleiter von Big Mama Thornton tätig. Der Erfolg veranlasste ihn, in Europa zu bleiben. Dort entstanden auch seine ersten Alben. Im Oktober 1965 konnte er in einem Studio in London mit Buddy Boy (g), Jimmy Lee Robinson (e-b) und Freddie Below (dm) die LP "Five Long Years" (Fontana, 1965) aufnehmen.
Im März 1967 spielte er in Holland, begleitet von Cuby & The Blizzards" die LP "Praise The Blues" (Philips, 1967) ein. Im selben Monat entstand bei drei Sessions in London die LP "Eddie Boyd And His Blues Band" (Decca, 1967). Ihm zur Seite standen im Studio Musiker wie John Mayall (hca), die beiden Fleetwood Mac-Mitglieder Peter Green (g) und John McVie (e-b) sowie Ansley Dunbar (dm). Dazu kamen je nach Session noch weitere Musiker wie Tony McPhee (g) von den Groundhogs.
Ebenfalls noch im März 1967 und im Januar 1968 war Boyd mit Fleetwood Mac in der Besetzung Peter Green (g), John McVie (e-b) und Mick Fleetwood (dm) im Studio, um die LP "7936 South Rhodes" (Blue Horizon, 1968) aufzunehmen. Bei der ersten Session zu diesem Album sass Ansley Dunbar am Schlagzeug. Unter dem Titel "The Complete Blue Horizon Sessions" (Blue Horizon, 2006) wurden das Album "7936 South Rhodes", zwei Singles und zwei bisher noch nie veröffentlichte Songs auf einer CD vereint.
Eddie Boyd ging mit John Mayall auf Tour und machte Aufnahmen mit Buddy Guy und Eric Clapton. 1970 heiratete Boyd eine Finnin und blieb mit ihr in Finnland, wo er mit Jukka Tolonen zusammenarbeitete. In seiner neuen Heimat spielte er das Album "Praise To Helsinki" (Love, 1970) ein. Weitere Alben, die in in Europa afgenommen wurden, trugen die Titel "The Legacy Of The Blues Vol. 10" (GNP Crescendo, 1974), "Brotherhood" (Finnish Blues Society, 1975) und "Live" (Storyville, 1976).
"Vacation From The Blues" (Jefferson, 1976) hiess eine erste Compilation. "For Sincere Listening" (Bluebeat, 1977) bestand aus Studio- und Liveaufnahmen. "My Lady" (Lobo, 1978) war ein in der Schweiz aufgenommenes Album. Mit der deutschen Ulli's Blues Band nahm Boyd die beiden Alben "Hand In Hand" (Blue Angel, 1978) und "Soulful" (Blue Angel, 1979) auf.
"A Sad Day" (Paris Album, 1980) war eine in Paris eingespielte LP. 1980 musste sich Boyd einer Herzoperation unterziehen. Mit dem Album "Lovers´ Playground" (Stockholm, 1984) meldete er sich zurück. 1986 trat er beim Chicago Blues Festival auf. Eddie Boyd starb am 13. Juli 1994 in Helsinki im Alter von 79 Jahren.
Seine frühen Aufnahmen wurden auf Compilations zusammengefasst. Darunter befanden sich "The Complete Recordings, Vol. 1: 1947-1950" (EPM, 2001) und "The Complete Recordings, Vol. 2: 1951-1953" (EPM, 2002) oder "The Complete Blue Horizon Sessions" (Blue Horizon und Columbia, 2006). Dazu kamen die Doppel-CDs "The Blues Is Here To Stay 1947 – 1959" (Jasmine, 2013) und "The Singles Collection 1947-62" (Acrobat, 2018).