top of page
musicmakermark

John Mayall – Die späteren Jahre

Aktualisiert: 24. Juli

Das Album "Jazz Blues Fusion" (Polydor, 1972) markierte den Anfang einer ganzen Reihe von bläserorientierten Aufnahmen des britischen Blues-Musikers, -Sängers und -Bandleaders John Mayall. Mayall scheute sich nicht, mit Blue Mitchell (tp) oder Red Holloway (sax, fl) auch Jazzmusiker in seine Band einzubauen.


Auf "Jazz Blues Fusion" - live mitgeschnitten im November und Dezember 1971 in Boston und New York – war Larry Taylor (e-b) als einziger Musiker früherer Bands mit dabei. Dazu kamen Blue Mitchell (tp), Clifford Solomon (sax), Ron Selico (perc) und Freddie Robinson (g). Das erst später veröffentlichte Livealbum "Rock The Blues Tonight" (Indigo, 1999) zeigt Mayall bei Konzerten in jener Zeit in Kanada in verschiedenen Besetzungen. Auf der einen Seite ist Mayall mit einem Teil der Musiker zu hören, mit der er "Jazz Blues Fusion" eingespielt hatte.


Auf der anderen Seite enthielt das Album Aufnahmen von 1970 und Anfang 1971 mit Harvey Mandel (g), Larry Taylor (e-b) sowie teilweise auch Don "Sugarcane" Harris (vio) und Paul Lagos (dm). "Moving On" (Polydor, 1973) war der Mitschnitt eines Konzertes im Juli 1972 im Club "Whiskey A Go Go" in Los Angeles. Darauf musizierten neben Mayall, Mitchell, Taylor, Solomon und Robinson der Ur-Bluesbreaker Keef Hartley (dm), Victor Gaskin (b), Ernie Watts (ts), Charles Owen (ts, ss, fl) und Fred Jackson (bars, ts). Für "Ten Years Are Gone" (Polydor, 1973) wurde das Lineup mit Mayall, Mitchell, Gaskin, Hartley, Robinson und Don "Sugarcane" Harris (vio) auf Sextett-Grösse reduziert.


Auch auf "The Latest Edition" (Polydor, 1974) war ein Sextett im Einsatz. Zu Mayall und Taylor waren neu Hightide Harris (g), Red Holloway (sax, fl), Soko Richardson (dm, perc) und Randy Resnick (g) gestossen. "New Year, New Band, New Company" (ABC, 1975) war die erste LP einer Reihe für das neue "ABC"-Label. Der Titel stimmte nur halbwegs. Mit Larry Taylor, Don "Sugarcane" Harris und Soko Richardson war die Hälfte der Band mit erfahrenen Mayall-Mitmusikern besetzt.


Dazu kamen Dee McKinnie (vcl), Jay Spell (key, p, clavinet) und Rick Vito (g) drei neue Gesichter. Die nächsten beiden Aufnahmen "Time Expired, Notice To Appear" (ABC, 1975) und "A Banquet In Blues" (ABC, 1976) entstanden in New Orleans, Lousiana. Dafür holte Musiker dazu, die ihn bei den Aufnahmen der letzten Jahre begleitet hatten.


"Blues Alive NYC 1976" (RockBeat, 2015) zeigt Mayall bei zwei Auftritten Anfang Oktober 1976 in New York. Auch auf den nachfolgenden Aufnahmen "Lots Of People" (ABC, 1977) "A Hard Core Package" (ABC, 1977), "The Last Of The British Blues" (ABC, 1978), "Bottom Line" (DJM, 1979) und "No More Interviews" (DJM, 1980) wurde Mayall jeweils von grösseren Besetzungen mit Sängerinnen, Bläsern und Perkussionisten begleitet.


Prominenteste Begleitmusiker auf diesen LPs waren John Faddis, Lew Soloff und Randy Brecker (tp), Cornell Dupree, Steve Lukather und Lee Ritenour (g) sowie Jeff Pocaro (dm). Pocaro und Lukather waren danach Gründungsmitglieder von Toto. Mit "Lots Of People", aufgenommen im November 1976 im "Roxy" in Los Angeles, und "The Last Of The British Blues" mit dem Mitschnitten von Konzerten in Baltimore, Cincinnati und New York, befanden sich unter den "ABC"-Alben auch zwei Live-Aufnahmen.


Dazu war die Doppel-CD "Drivin' On-The ABC Years 19715 to 1982" (MCA, 1998) eine Compilation mit Aufnahmen jener Periode. Für "Road Show Blues" (DJM, 1982) stutze Mayall seine Begleitgruppe auf Quartettgrösse hinunter. Mitmusiker auf dieser Aufnahme waren James Quill Smith (g), Kevin McCormick (e-b), Soko Richardson (dm) und Maggie Parker (vcl, perc).


Am 17. Juni 1982 kam es im Wax Museum in Washington D.C. zu einer Reunion jener Band, mit der Mayall 1967 "Blues From Laurel Canyon" eingespielt hatte. Die Musiker waren Mick Taylor (g) und Colin Allen (dm). Einzig Steve Thompson (e-b) war nicht mehr dabei. Er wurde bei diesem US-Konzert durch den Ur-Bluesbreaker John McVie oder durch Kevin McCormick (e-b) vertreten.


Teile dieses Konzertes erschienen vorerst zusammen mit Aufnahmen, die Mayall gegen Mitte der 1980er Jahre mit neuen Musikern gemacht hatte, auf "Return Of The Bluesbreakers" (Aim, 1982) sowie später vollständig auf "Reunion Concert" (One Way, 1992). Auf "Behind The Iron Curtain" (GNP Crescendo, 1986) mit Liveaufnahmen von Ungarn von 1985 und auf "The Power Of The Blues" (Entente, 1988) mit Liveaufnahmen von Deutschland von 1987 präsentierte er neue Musiker.


Es waren dies Coco Montoya und Walter Trout (g), Bob Haynes (e-b) und Joe Yuele (dm), die zum Teil längere Zeit beim Engländer blieben. Für die dazwischen erschienene Studioaufnahme "Chicago Line" (Entente, 1987) kam noch Tony Carey (key) dazu. Während Walter Trout eine Solokarriere einschlug, waren Yuele und teilweise auch Montoya sowie Haynes auch bei den nächsten Aufnahmen mit von der Partie.


Coco Montoya schlug später ebenfalls eine Karriere als Solokünstler ein. Die Besetzungen wurden ab Anfang der 1990er Jahre wieder grösser. Dann und wann mischten sich auch Stars wie Albert Collins und John Lee Hooker (g), Buddy Guy (g, vcl), Mavis Staples (vcl) oder ehemalige Bluesbreakers wie Mick Taylor (g) und Don "Sugarcane" Harris (vio) unter die Begleiter.


Aufnahmen aus jener Zeit waren "A Sense Of Place" (Island, 1990), "Cross Country Blues" (One Way, 1992) mit Aufnahmen von 1981 und 1984, "Wake Up Call" (Silvertone, 1993), "Spinning Coin" (Silvertone, 1995), "Blues For The Lost Days" (Silvertone, 1997) und "Padlock On The Blues" (Eagle, 1999).


Auf "Along For The Ride" (Eagle, 2001) kam es zu einem Wiedersehen mit den ehemaligen Bluesbreakers Peter Green (g), John McVie (e-b), Dick Heckstall-Smith (reeds), Mick Fleetwood (dm) und Mick Taylor (g) Auf dieser CD sind mit Billy Preston (key, vcl), Steve Miller, Jeff Healy und Gary Moore (g) sowie Otis Rush und Chris Rea (vcl) weitere Stargäste zu hören.


Weitere Alben, die nach der Jahrtausendwende erschienen waren "UK Tour 2K" (Private Stash, 2001), "Boogie Wogie Man" (Private Stash, 2001), "Stories" (Eagle, 2002) und "No Days Off" (Private Stash, 2003) sowie die DVD "Cookin' Down Under" (Private Stash, 2004). Sie erschienen alle auf Mayalls eigenem Label. Die Veröffentlichungen von "Private Stash" waren nur in limitierter Zahl und via Internet erhältlich.


Aus Anlass des 70. Geburtstages hatte Mayall ehemalige Musiker wie Eric Clapton (g) und Mike Taylor (g) sowie Chris Barber (tb) am 19. Juli 2003 zu einem Konzert nach Liverpool eingeladen. Das Wiedersehen, vor allem mit seinem berühmtesten Ex-Schützling Clapton, ist auf "70th Birthday Concert" (Eagle, 2003) festgehalten. Von diesem Konzerten erschienen sowohl eine CD wie auch eine DVD oder ein Set mit beiden Formaten (Eagle, 2004).


Die Bluesbreakers bestanden dabei aus Buddy Whittington (g), Tom Canning (org, p), Hank Van Sickle (e-b) und Joe Yuele (dm). Mit dieser Band bestritt Mayall auch die nächsten Bluesbreakers-Aufnahme "Road Dogs" (Eagle, 2005). Als nächstes erschien die 5-CD-Box "Essentially John Mayall" (Eagle, 2006). Es enthält die Alben "Padlock On The Blues" von 1999, "Along For The Ride" von 2001, "Stories" von 2002 und eine 1-CD-Version von "70th Birthday Concert".


Dahzu kam eine fünfte CD mit bisher unveröffentlichten Liveaufnahmen mit Eric Clapton (1966), Peter Green und Mike Fleetwood (1967), Mick Taylor (1969 und 1983), Walter Trout (1985), Coco Montoya (1990) und Buddy Whittington (1994). Die Veröffentlichung dieses Box-Sets fiel mit dem 40. Geburstag des zweiten Mayall-Albums "Blues Breakers" (Decca, 1966) zusammen, das Mayall unter anderem zusammen mit Eric Clapton eingespielt hatte.


"Live From Austin TX" (New West, 2007) enthielt auf einer CD bzw. einer DVD Aufnahmen von 1993. "In The Palace Of The King" (Eagle, 2007) war ein Tributalbum für Freddie King (g). "Tough" (Eagle, 2009) hiess das nächste Studioalbum, eingespielt mit seiner neuen Backingband, bestehend aus Rocky Athas (g), Tom Canning (org), Greg Rzab (e-b) und Jay Davenport (dm).


Nach seinem 80. Geburtstag ging Mayall mit dieser Band, allerdings ohne Canning, erneut ins Studio, um "A Special Life" (Forty Below, 2014) aufzunehmen. In zwei Tracks spielte C.J. Chenier (acc, vcl), der Sohn von Clifton Chenier, mit. "Find A Way To Care" (Forty Below, 2015) entstand mit Hilfe seiner damaligen Begleiter Rocky Athas (g), Greg Rzab (e-b) und Jay Davenport (dm) sowie mit den Bläsern Ron Dziubla (sax), Mark Pender (tp) und Richard A. Rosenberg (tb).


"Talk About That" (Forty Below, 2017) nahm er mit dem selben Begleittrio auf. Dazu kamen in einzelnen Songs Joe Walsh (g) und/oder Bläser. "Three For The Road" (Forty Below, 2018) zeigt Mayall live 2017 bei Konzerten in Deutschland mit Greg Rzab (e-b) und Jay Davenport (dm). "Nobody Told Me" (Forty Below, 2019) entstand im Studio mit der selben Rhythmussection sowie Billy Watts (g), Bläsern sowie den Gästen/Gitarristen Todd Rundgren, Little Steven Van Zandt von der The E Street Band, Alex Lifeson von Rush, Joe Bonamassa, Larry McCray und Carolyn Wonderland.


"The Sun Is Shining Down" (Forty Below, 2021) hiess das nächste Album. Darauf wurde er von Carolyn Wonderland (g) und seinen langjährigen Begleitern Greg Rzab (e-b) und Jay Davenport (dm) sowie von Gästen wie Buddy Miller oder Scarlet Rivera von Bob Dylans Rolling Thunder Revue begleitet. Für "The Sun Is Shining Down" (Foty Below, 2022) holte er je nach Track Melvin Taylor, Marcus King, Buddy Miller, Scarlet Rivera, Mike Campbell, Jake Shimabukuro und Carolyn Wonderland dazu.


Von John Mayall erschienen Dutzende von Compilations und/oder Liveaufnahmen aus früherer Zeit. Über vier CD erstreckte sich die Anthologie "So Many Roads-An Anthology-1964-1974" (Universal, 2010). Unter dem Titel "Historic Live Shows Never Before Released" (alle Private Stash, 2012) erschienen weitere Livemitschnitte aus Mayalls Archiv in Form von drei Einzel-CD.


"Das Set The First Generation 1965-1974" (Madfish, 2021) war 35 CD stark. Darunter befanden sich die neu abgemischten Alben für "Decca" und "Polydor", sieben CD mit bisher unveröffentlichem Livematerial und 28 Stücke aus dem BBC-Archiv mit Eric Clapton, Peter Green und Mick Taylor als Begleiter. Teilweise handelte es sich bei einzelnen der 35 CD um Singles oder EPs.


John Mayall starb am 22. Juli 2024 90-jährig in seiner Wahlheimat Los Angeles, California. 07/24


5 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Oliver Sain

bottom of page