Der kanadisch-amerikanische Pianist Paul Bley ging bis zu seinem Tod mehrfach als Leader von Trios ins Studio. Meist handelte es sich um Piano-Bass-Schlagzeug-Trios. In einigen Fällen wich er auch von diesem Format ab. Seine erste Aufnahme als Leader überhaupt entstand allerdings mit einem Bassisten und einem Schlagzeuger.
Am 30. November 1953 nahm er in New York City für das Mingus-Label "Debut" seine erste Aufnahme "Introducing Paul Bley" auf - mit Charles Mingus (b) und Art Blakey (dm). Sechs Stücke erschienen zunächst in Form der damals üblichen 10"-Minialben (Debut, 1954). Die LP-Version (Debut, 1976) enthielt einen siebten Track. Auf der CD-Version (Debut, 1992) fanden sich elf Stücke, darunter einen Alternate Track.
Am 3. Februar sowie am 27. und 30. August 1954 nahm Bley mit Al Levitt (dm) die LP "Paul Bley" (Wing, 1954) auf. Bassist bei der Session im Februar war Percy Heath, bei jenen im August Peter Ind, der wie Levitt aus dem Kreis von Lennie Tristano stammte. Sieben Stücke der "Debut"-Session und die 12 Stücke von "Paul Bley" wurden später unter dem Titel "Early Trios" (Fresh Sound, 2005) auf einer CD zusammengefasst.
Anfang der 1960er Jahre zog der Trompeter Don Ellis Bley zu Aufnahmen bei. Eine davon war die am 21. April 1961 in New York realisierte schlagzeuglose, erst später veröffentlichte Trioaufnahme "Out Of Nowhere" (Candid, 1988) mit Steve Swallow (b) als dritter Musiker. Der Klarinettist Jimmy Giuffre trat ab Ende der 1950er Jahre mit Kleinformationen auf, die als Jimmy Giuffre Trio, Jimmy Giuffre Three bzw. als The Jimmy Giuffre 3 dem kammermusikalischen Jazz neue Dimensionen verliehen. 1961/62 bestand diese Gruppe neben Giuffre aus Paul Bley und Steve Swallow (b).
Dabei spielte das Trio mit "Fusion" (Verve, 1961), "Thesis" (Verve, 1961) und "Free Fall" (Columbia, 1963) drei wegweisende Alben ein. Ein Teil von "Free Fall" bestand aus frei improvisierten Stücken. Die beiden "Verve"-Alben wurden später auf der Doppel-CD "1961" (ECM, 1992) wieder veröffentlicht.
Mit der Veröffentlichung von weiteren Livemitschnitten dieses Trios aus jener Zeit, kam es ab Ende der 1980er Jahre bei einer Reunion von Bley, Giuffre und Swallow zu weiteren Aufnahmen. Nach ihren Aufnahmen mit Giuffre bildeten Bley und Swalllow anfänglich auch den Kern eines Piano-Trios von Bley. Mit Pete La Roca (dm) entstand im August 1962 und September 1963 "Footloose" (Savoy, 1963).
Das Album wurde als "die nächste logische Entwicklungsstufe nach dem Bill Evans Trio" bezeichnet. Die kompletten Aufnahmen wurden später auf die beiden LPs "Floater" (Savoy, 1984) und "Syndrome" (Savoy, 1986) verteilt. bzw. kamen zusammen als "Floater Syndrome" (Vogue und Savoy, 1989) oder als "The Complete Savoy Sessions 1962/63" (Gambit, 2008) auf den Markt.
Im April 1963 ging Bley mit Gary Peacock (b) und Paul Motian (dm) ins Studio. Dabei entstanden fünf Tracks. Drei weitere mit Billy Elgart (dm) an Stelle von Motian wurden im Mai 1968 aufgenommen. Alle acht Stücke fanden später den Weg auf die LP "Paul Bley With Gary Peacock" (ECM, 1970). Für "Touching" (Debut, 1965) hatte sich Bley mit Kent Carter (b) und Barry Altschul (dm) umgeben. Eine spätere CD-Version (Black Lion, 1994) enthielt zusätzlich ein fast 20-minütiges Stück, das Bley und Altschul fast auf den Tag genau ein Jahr später, am 4. November 1966, mit Mark Levinson (b) im holländischen Haarlem gespielt hatten.
Die Aufnahmen dieses Konzertes erschienen unter dem Titel "Blood" (Fontana, 1966). Die beiden Live-Alben wurden später zur Doppel-LP "Copenhagen and Haarlem" (Arista, 1975) zusammengefasst. Auch "Ramlin'" (BYG, 1969) kam mit Mark Levinson (b) und Altschul zu Stande, "Closer" (ESP, 1966) mit Swallow und Altschul.
Bei einer Europa-Tournee vom Herbst 1966 von Bley, Levinson und Altschul waren am 31. August in Lugano bzw. am 27. September in Bremen auch jene Aufnahmen mtîtgeschnitten worden, die später unter den Titeln "Festival International de Jazz Lugano" und "Bremen'66" (beide Hi Hat, 2018) zugänglich gemacht wurden. 1967 machte Bley mit Gary Peacock oder Mark Levinson (b) sowie mit Barry Altschul (dm) Aufnahmen, die später als "Ballads" (ECM, 1971) auf den Markt kamen.
Für die erst später herausgebrachte LP "Virtuosi" (I.A.I., 1976), eine Studioaufnahme vom 28. Juni 1967, kehrte Gary Peacock (b) wieder ins Trio zu Bley und Altschul zurück. Drei Tage vor der zweiten Session, am 25. Juli 1967, waren Bley, Peacock und Altschul in Japan aufgetreten, wo die Aufnahmen für die später herausgebrachte LP "Japan Suite" (Improvising Artists Inc., 1977) stammten.
1968 entstand "Mr. Joy" (Limelight, 1968) mit Gary Peacock (b) und Billy Elgart (dm) und im selben Jahr mit Mario Pavone (b) und Altschul "Paul Bley Trio" (Radio Canada, 1969). Im November 1974 war es zu weiteren Trioaufnahmen von Bley mit Jimmy Giuffre (fl, cl) gekommen. Als dritter Musiker machte Bill Connors (g) mit. Diese Aufnahmen kamen unter dem Titel "Quiet Song" (Improvising Artists Inc., 1975) heraus.
Mit Lee Konitz (as) an Stelle von Giuffre nahmen Bley und Connors "Pyramid" (Improvising Artists Inc., 1977) auf. "Questions" (1985) mit Jesper Lundgaard (b) und Aage Tanggaard (dm), "My Standard" (1986) mit Lundgaard und Billy Hart (dm), "The Nearness Of You" (1989) mit Ron McClure (b) und Hart sowie "Bebop" (1990) mit Bob Cranshaw (b) und Keith Copeland (dm) waren Alben für das dänische Label "Steeple Chase".
"The Montreal Tapes" (Verve, 1996) enthielt Trioaufnahmen vom 7. Juli 1989 mit Charlie Haden (b) und Paul Motian (dm), als Haden am Festival de Jazz de Montreal in Bleys Heimatstadt mit mehreren Konzerten geehrt worden war. "Memoirs" (Soul Note, 1992) enthielt Trio-Aufnahmen vom Juli 1990 ebenfalls mit Haden und Motian.
"12 (+6) In A Row" (hat ART, 1991) zeigt Bley mit Franz Koglmann (flh) und Hans Koch (cl, sax) vom Mai 1990 in Solo-, Duo- und Trioaufnahmen. "Paul Bley Plays Carla Bley" (SteepleChase, 1992) vom Dezember 1991 mit Marc Johnson (b) und Jeff Williams (dm) eröffnete den Reigen zu mehreren Hommagen für seine frühere Frau Carla Bley, die für ihn mehrere Stücke geschrieben hatte.
"Annette" (hat ART , 1992) war im selben Jahr eine andere Hommage an eine andere Lebensgefährtin von Paul Bley, eingespielt mit Hilfe von Franz Koglmann (tp, flh) und Gary Peacock (b). "One Year After" (Gala, 1992) hiess eine italienische Trioeinspielung mit Giko Pavan (b) und Mauro Beggio (dm). Im Januar 1994 formierte sich mit Paul Bley, Evan Parker (ts, ss) und Barre Phillips (b) ein hochkarätiges Trio, das "Time Will Tell" (ECM, 1995) und später "Sankt Gerold" (ECM, 2001) aufnahm.
"Chaos" (Soul Note, 1998) wies Trioaufnahmen mit Furio Di Castri (b) und Tony Oxley (dm) vom März 1994 auf. Ende der 1950er Jahre hatte Paul Bley ein Quintett geleitet, das neben ihm aus Ornette Coleman (as), Don Cherry (tp), Charlie Haden (b) und Billy Higgins (dm) bestand. Daraus entwickelte sich das Ornette Coleman Quartet. Obwohl er später nie mehr mit Coleman zusammen spielte, nahm Bley immer wieder Coleman-Kompositionen auf.
Mit "Notes On Ornette" (SteepleChase, 1998) kam zwischen den erwähnten "SteepleChase"-Aufnahmen ein ganzes Trio-Album mit Coleman-Titeln heraus. Paul Bley Begleiter waren Jay Anderson (b) und Jeff Hirshfield (dm). Ein weiteres Trioalbum für dieses Label war "If We May" (SteepleChase, 1994) mit Anderson und Adam Nussbaum (dm).
Damals entstanden weitere Trioalben wie "Zen Palace" (Transheart, 1993) mit Steve Swallow (b) und Paul Motian (dm) sowie "Modern Chant (Inspiration From Gregorian Chant)" (Venus, 1994) und "Emerald Blue" (Venus, 1994) mit David Eyges (e-cello) und Bruce Ditmas (dm). Im Januar 1998 war Bley mit seinen langjährigen Kollegen Gary Peacock (b) und Paul Motian (dm) in New York im Studio, um "Not Two, Not One" (ECM, 1999) einzuspielen.
Von einem Auftritt dieses Trios 1999 in Lugano erschien nachträglich die Liveaufnahme "When Will The Blues Leave" (ECM, 2019). Von Paul Bley erschien auch eine ganze Reihe von Soloaufnahmen (siehe Paul Bley in Soloaufnahmen). 10/23
Comments