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Albert Mangelsdorff

  • musicmakermark
  • vor 19 Stunden
  • 5 Min. Lesezeit

Deutscher Jazz- bzw. Free Jazz-Posaunist und Bandleader, geboren am 5. September 1928 in Frankfurt am Main. Durch seinen älteren Bruder Emil Mangelsdorff kam er in Kontakt mit Jazz. Er besuchte den Frankfurter Hot Club, in dem heimlich der von den Nationalsozialisten verbotene Jazz gespielt wurde.


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Er erlernte bei seinem Onkel in Pforzheim Violine sowie Harmonielehre und allgemeine Musiktheorie. Daneben brachte er sich autodidaktisch das Gitarrespielen bei. Seine Karriere als Berufsmusiker begann im Nachkriegsdeutschland 1947 als Gitarrist in der Otto Laufner-Bigband, mit der er vorwiegend in den Clubs der US-Army spielte.

 

Ab 1947 nahm er Posaunenunterricht bei Fritz Stähr, dem Soloposaunisten der Frankfurter Oper. Mangelsdorff spielte Gitarre und Posaune, bis er sich endgültig für die Posaune entschied. 1953 wurde er Mitglied der Hans Koller New Jazz Stars, wo er erstmals bei Aufnahmen mit dabei war.

 

1955 wechselte er aus finanziellen Gründen für zwei Jahre zum Radio-Tanzorchester des Hessischen Rundfunks. Mit den Frankfurt All Stars trat er 1957 in Polen auf. Danach übernahm er die musikalische Leitung des aus den Frankfurt All Stars hervorgegangenen hr-Jazzensembles.

 

Mit dieser Gruppe machte er bis 2005 monatlich regelmässig Aufnahmen für das Radio. In jener Zeit konnte er mit dem Albert Mangelsdorff Jazztet erste Aufnahmen als Leader einer eigenen Gruppe realisieren.

 

Eine Einladung zum Newport Jazz Festival 1958 mit der International Youth Band von Marshall Brown gab seiner Entwicklung einen wichtigen Impuls. Die Begegnung mit führenden Musikern förderten seinen Entschluss, sich eine eigene Stimme, einen persönlichen Klang zu erarbeiten.

 

Mit dem Albert Mangelsdorff Quintett hatte er ab den frühen 1960er Jahren während Jahren eine feste Formation, von der mehrere Aufnahmen erschienen (siehe Albert Mangelsdorff in Quartett- und Quintettaufnahmen).

 

Dazu erschienen in den 1960er Jahren viele weitere Aufnahmen. Eine Begegnung mit John Lewis (p) vom Modern Jazz Quartet bei einem Konzert in Baden-Baden 1962 mit dem Zagreb Jazz Quartet wurde auf der LP "Animal Dance" (Atlanctic, 1964) dokumentiert.

 

Mit Attila Zoller (g) und Lee Konitz (as) erschien unter den Namen der drei beteiligten Musiker "Zo-Ko-Ma" (MPS, 1968). Dies galt auch für "Wild Goose" (MPS, 1969), eine Aufnahme mit den Folkmusikern Colin Wilkie (g, vcl) und Shirley Hart (vcl). Dazu kamen als Begleiter weitere Jazzmusiker.

 

"Albert Mangelsdorff And His Friends" (MPS, 1969) enthält Duotracks mit Don Cherry (p-tp), Evlin Jones (dm), Karl Berger (vibes), Attila Zoller (g), Lee Konitz (as) und Wolfgang Dauner (p). Mit Palle Danielsson (b) und Elvin Jones (dm) als Begleiter konnte er "The Wide Point" (MPS, 1975) einspielen. 

 

"Trombone Workshop" (MPS, 1972) hiess eine LP bzw. eine Gruppe mit den Posaunisten Mangelsdorff, Jiggs Whigham, Slide Hampton und Åke Persson, begleitet von George Gruntz (p), Isla Eckinger (b) und Tony Inzalaco (dm).

 

"Trombone Summit" (MPS, 1981) hiess später eine weitere solche Aufnahme mit den Posaunisten Mangelsdorff, Kai Winding, Bill Watrous und Jiggs Whigham sowie Horace Parlan (p), Mads Vinding (b) und Allan Ganley (dm).

 

"Trombirds" (MPS, 1973) war die erste unbegleitete Soloaufnahme gewesen. Keiner vor ihm beherrschte in der Soloimprovisation auf der Posaune das Prinzip der Inside-Outside-Improvisation so gut wie er. Vor allem kultivierte er das mehrstimmige Spiel auf der Posaune und machte diese Spielweise wieder bekannt.

 

Die Technik bestand im normalen Anblasens eines Tons und dem  gleichzeitigen Singen in das Mundstück. Durch die Differenz zwischen dem gespieltem und dem hineingesungenem Ton entstanden so Akkorde. "Tromboneliness" (MPS, 1977), "Solo" (MPS, 1982) und "Purity" (Mood, 1990) waren weitere Solo-Alben.

 

Die drei "MPS"-LPs wurden später unter dem Titel "Solo" (MPS, 2008) zu einer Doppel-CD zusammengefasst. "Solo Now" (MPS, 1976) bestand ebenfalls aus Soloaufnahmen von Mangelsdorff sowie solchen von Pierre Favre (dm, perc), Joachim Kühn (p) und Gunter Hampel (bcl, fl, vibes). Dazu kam ein kurzes Quartettstück der vier Musiker.

 

Im Trio mit Jaco Pastorius (e-b) und Alphonse Mouzon (dm) nahm er als Trilogue "Live At The Berlin Jazz Days" (MPS, 1977) auf. "Star Edition" (MPS, 1978) hiess eine Compilation in Form einer Doppel-LP. "A Jazz Tune I Hope" (MPS, 1979) zeigt Mangelsdorff im Quartett mit Wolfgang Dauner (p), Eddie Gomez (b) und Elvin Jones (dm).

 

"Live in Montreux" (MPS, 1980) entstand im Trio mit Jean-François Jenny-Clark (b) und Ronald Shannon Jackson (dm). "Two Is Company..." (Mood, 1983) zeigt Mangelsdorff in Duoaufnahmen mit Wolfang Dauner (p). Mit den Schweizern Léon Francioli (b) und Pierre Favre (dm) bzw. als Albert Mangelsdorff Trio wurde "Triple Entente" (MPS, 1983) aufgenommen.

 

Bei einer weiteren Begegnung mit Peter Brötzmann (as, ts, bars, tarogato) war Günter "Baby Sommer (dm, perc) auf "Pica Pica" (FMP, 1984) der dritte Musiker. Mangelsdorff und Dauner taten sich für die Aufnahmen von "Moon At Noon" (Musikant, 1987) mit der Gruppe Family Of Percussion von Peter Giger zusammen.

 

Mit Lee Konitz (as) realisierte er "Art Of The Duo" (Enja, 1988), mit Musikern der Klaus Lage Band die eher in Richtung Jazz Rock gehende Aufnahmen "Listen And Lay Back" (Dino, 1988), "Rooty Toot" (Dino, 1990) und "Live-The Very Human Factor" (Muffin, 1993). Unter den Namen der beteiligten Musiker Mangelsdorff, Eric Watson (p) und John Lindberg (b) erschien "Dodging Bullets" (Black Saint, 1992).

 

Bei den Aufnahmen zu "Lanaya" (Plainisphare, 1994) liess sich Mangelsdorf von Nana Twum Nketia (african perc), Adama Dramé (djembe), Reto Weber (perc) und Djamchid Chemirani (zarb) begleiten. Ohne Dramé trat diese Formation 1994 auch in Montreux auf, wo "Live At Montreux Jazz Festival" (Double Moon, 1999) mitgeschnitten wurde.

 

"The Wake Keeping" (Amori, 1996) entstand mit Chico Freeman (ts), Reto Weber (perc) und dessen Perkussionsensemble bei einem Auftritt am Cully Jazzfestival.

 

Zusammen mit der NDR Bigband nahm Mangelsdorff "Music For Jazz Orchestra" (Skip, 2003) auf, mit Alois Kottmann (vio) und dessen Collegium Instrumentale Alois Kottmann "Begegnung" (Melisma, 2005).

 

"Triplicity" (Skip, 2005) bestand aus Trioaufnahmen vom April 1979 mit Arild Andersen (b) und Pierre Favre (dm). Nur ein Track war davor schon veröffentlicht worden.

 

Albert Mangelsdorff starb am 25. Juli 2005 76-jährig in Frankfurt am Main. Den künstlerischen Nachlass übernahm die Stadt Frankfurt am Main. Es handelt sich um sechs Kisten mit Noten, etwa 1500 Tonträger und Instrumente sowie Akten mit der Korrespondenz. Daraus soll ein nach Mangelsdorff benanntes Jazzarchiv entstehen.

 

Nach seinem Tod kamen viele weitere Aufnahmen heraus, dazu viele Wiederveröffentlichungen. "European Tour '57" (Lone Hill Jazz, 2006) zeigt Mangelsdorff mit Bud Shank (as, fl), Bob Cooper (ts, oboe), Attila Zoller (g), Gary Peacock (b) und Karl Sanner (dm) bei Auftritten im Frühling 1957 in Hamburg und München.

 

Nach seinem Tod wurden vor allem seine "MPS"-Alben in Form von zwei 5-CD-Sets und zwei Doppel-CDs wiederveröffentlicht. Diese hiessen "Mangelsdorff Originals Vol. 1 und 2", "Mangelsdorff Live" und "Mangelsdorff Solo" (alle MPS, 2008).

 

Grösstenteils bisher unveröffentlichtes Materal aus den Jahren 1955 bis 1963 wurde später unter dem Titel "Mainhattan Modern Lost Jazz Files" (Sonorama, 2015) zusammengefasst. Weitere Aufnahmen aus der Frühzeit von Albert und Emil Mangelsdorff aus den Jahren 1956 bis 1963 fanden sich auf der Doppel-CD "Early Discoveries" (Jazzhaus, 2016).

 

Allein von Mangelsdorff als Leader, Co-Leader oder Gast kamen 60 Aufnahmen heraus, nicht mit eingeschlossen jene Veröffentlichungen mit seinen Gruppen. Diese hiessen Albert Mangelsdorff - Hans Koller Septett, Albert Mangelsdorff & Jazz Ensemble, Albert Mangelsdorff Group und Albert Mangelsdorff Jazztet.

 

Andere Gruppen waren Albert Mangelsdorff Quintet, Albert Mangelsdorff Sextett, Albert Mangelsdorff Trio, Das Albert Mangelsdorff Septett, Dexter Gordon-Albert Mangelsdorff Quintet, Mangelsdorff Dauner Quintett, oder The Albert Mangelsdorff Quartet.

 

Er war auch Mitglied Dutzender weiterer Gruppen. Bei discogs.com besitzt er über 530 Credits als Musiker.                                                 12/25

 

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