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Charlie Poole

  • musicmakermark
  • 18. Okt.
  • 4 Min. Lesezeit

Amerikanischer Banjo-Spieler und Leader von so genannten Rural String Bands, geboren am 22. März 1892 im Randolph County, North Carolina. Er gilt als einer der einflussreichsten Old-Time-Musiker, da er mit seiner Mischung aus alter Fiddle Music, Minstrel-Songs und Ragtime eine einzigartige Mischung von Ur-Country Music schuf.


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Er war der Enkel eines irischen Einwanderers und wuchs in Haw River auf. Als Kind wurde er von dem Bluesgitarristen Blind Blake und von den Vaudevilles, die durch das Land zogen, beeinflusst. Sein erstes Banjo war ein Orpheum No.3 Special.

 

Sein späterer Drei-Finger-Stil entstand als Ergebnis eines Baseballs-Unfalls seiner Jugendzeit. Der Ball prallte auf seinen Daumen, der bis zu seinem Lebensende gebogen blieb. Poole arbeitete vor seiner Zeit als Musiker in verschiedenen Textilfabriken.

 

Als Jugendlicher zog er durch das Land und schlug sich mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs durch. Um seine Finanzen aufzubessern, trat er als Sänger und Banjospieler auf. 1918 liess er sich in seiner Heimatstadt Spray, North Carolina, nieder und lernte seine spätere Frau kennen.

 

Mit seinem Schwager Posey Rorer, der Fiddle spielte, trat er mit anderen lokalen Musikern auf. In den frühen 1920er Jahren stiess der Gitarrist Norman Woodlieff, ein Arbeitskollege aus der Textilfabrik, zur Band, die sich fortan The North Carolina Ramblers nannte und sich auf Fiddle-Wettbewerben, in Dance-Halls und auf privaten Feiern hervortat.

 

1925 begann Pooles professionelle Karriere als Musiker. Mit Rorer und Woodlieff ging er ins Büro seines Vorgesetzten und legte ihm die Kündigung auf den Tisch. Anschliessend setzten sie sich in die Produktionshalle der Fabrik und spielten ihren letzten Song für ihre Ex-Kollegen.

 

Das Trio reiste nach New York und spielte Frank Walker vor, dem Repertoire- und Interpreten-Manager von "Columbia Records". Dieser war von den drei jungen Männern angetan und verschaffte ihnen einen Plattenvertrag bei "Columbia".

 

Ihre erste Schallplatte mit "Don’t Let Your Deal Go Down" auf der A-Seite und "Can I Sleep In Your Barn Tonight, Mister?" auf der B-Seite wurde ein grosser Erfolg und verkaufte sich total 100'000 Mal. An dieser ersten Session für Columbia verdienten Poole und die North Carolina Ramblers 75 Dollar.

 

Der mit Songs wie "White House Blues", "If The River Was Whiskey" und "Sweet Sweet Sunny South" ermöglichte Poole und seinen North Carolina Ramblers eine Tournee, zuerst nur durch Virginia und North Carolina. Später führte ihre an Vaudeville-Entertainment angelehnte Show auch nach Montana und Kanada.

 

Während einer Tournee lernte Poole den Gitarristen Roy Harvey kennen. Schon bald ersetzte dieser Pooles ursprünglichen Gitarristen Norman Woodlieff. Im Laufe der Zeit erweiterte Poole seine Band um fünf bis sieben Mitglieder.

 

Darunter befanden sich Lonnie Austin (fiddle), Odell Smith (fiddle), Hamon Newman (tenor-banjo), Earl Shirkey (ukulele) und Roy Harveys Schwester Lucy Terry (p), die in einem Stummfilmkino als Pianistin arbeitete. Seine Shows eröffnete Poole in der Regel mit dem Gospel "Beautiful Crown" und schloss sie mit einer anderen religiösen Nummer "The Great Reaping Day".

 

1929 machte Poole parallel Aufnahmen für "Brunswick Records" und "Paramount Records". Insgesamt nahm Poole mit seinen Bands zwischen 1925 und 1930 mehr als 70 Schallplatten ein. Zusammen mit den Allegheny Highlanders spielte er auch eine Reihe von Stücken ein, die durch Hinzufügen eines Klaviers einen leichten Jazz-Klang bekamen.

 

Poole war mit "Columbia" seit längerem unzufrieden, wollte er doch mit anderen Musikstilen experimentieren und vor allem mehr Jazz in sein Repertoire aufnehmen. Doch Frank Walker verbot ihm dies, da er Angst hatte, die Verkaufszahlen würden einbrechen.

 

Während der Weltwirtschaftskrise verlor Poole stark an Popularität. Seine Schallplattenverkäufe gingen zurück. Er selbst kam durch seinen rasanten Lebensstil in finanzielle Schwierigkeiten. Sein Alkoholkonsum nahm zu, bis er schliesslich völlig abhängig war. 1931 bekam er ein Angebot als Schauspieler aus Hollywood, konnte jedoch nicht einmal mehr zusagen.

 

Charlie Poole starb am 21. März 1931 nach einer 12-wöchigen Sauftour im Alter von nur 39 Jahren in Eden, North Carolina an Herzversagen. Nach Pooles Tod leiteten Posey Rorer, der 1929 bei Poole ausgestiegen war, und Roy Harvey die North Carolina Ramblers, die noch ein paar Schallplatten aufnahmen.

 

Pooles Sohn Charlie Jr. gründete 1937 eine String-Band mit dem Namen The Swing Billies, die bereits 1938 wieder auseinanderging. 2007 sollte der biographische Dokumentarfilm "North Carolina Rambler", produziert von George Goehl erscheinen. Allerdings war davon bis heute nichts zu sehen und zu hören.

 

2007 wurde Poole in die Grammy Hall of Fame aufgenommen. Folksänger Loudon Wainwright III widmete der Old-Time-Legende die Doppel-CD "High Wide & Handsome: The Charlie Poole Project" (2009). Zudem erschienen von Poole später mehrere Compilations mit Songs, die er Mitte bis Ende der 1920er Jahre auf Schellackplatten aufgenommen hatte.

 

Bei "Country Records" erschienen ab den 1960er Jahren Aufnahmen wie "The Legend Of Charlie Poole", "Old Time Songs Recorded From 1925 - 1930 Volume 1 und 2" sowie "Charlie Poole And The North Carolina Ramblers Volume 2, 3 und 4".

 

"You Ain't Talkin' To Me: Charlie Poole And The Roots Of Country Music" (Columbia Legacy, 2005) war eine Triple-CD. "Charlie Poole" ‎ (JSP, 2005) und " The Essential Charlie Poole" (Proper, 2009) nannten sich zwei 4-CD-Sets.

                                                                  10/25

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