Malcolm Goldstein

Amerikanischer Komponist, Violinist und Improvisator, geboren am 27. März 1936 in Brooklyn, New York. Er studierte von 1952 bis 1959 an der Columbia University in New York, wo er Kompositionsschüler von Otto Luening war. Mitte der 1960er Jahre nahm er privaten Violin-Unterricht bei Antonio Miranda in New York City. Von 1962 bis 1964 war er Violinist beim Judson Dance Theatre in New York.

1963 gründete er mit Philip Corner und James Tenney das Tone Roads Chamber Ensemble, eine Gruppe für neue Musik, die bis 1970 aktiv war. In den 1970er Jahren war er Leiter des New Music Ensemble des Dartmouth College, in den 1990er Jahren leitete er regelmässig das aus Mitgliedern des hr-Sinfonieorchesters bestehende Ensemble für Neue Musik beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main.

Daneben war Goldstein als Lehrer aktiv, unter anderem an der Columbia University (1961–65), der New School for Social Research (1963–65 und 1967–69), dem New England Conservatory of Music (1965–67), dem Dickinson College in Carlisle (1969–71), dem Goddard College in Plainfield (1972–74), dem Dartmouth College (1976–78) und dem Bowdoin College in Brunswick (1978–82).

Im Auftrag der Charles Ives Society arbeitete er an der kritischen Ausgabe der Zweiten Sinfonie und des Zweiten Streichquartetts des Komponisten. "Espace ouvert" (2007) war ein rund 90-minütiger Dokumentarfilm von Thierry Collins über Malcolm Goldstein und seine Musik.

Seine ersten Kompositionen entstanden 1964. Sie hiessen "Majority" für Violine, Viola, Cello und Klavier, "Illuminations From Fantastic Gardens" mit einem Text von Arthur Rimbaud, übersetzt von Louise Varèse, für einen drei- bis fünfstimmigen gemischten Chor, sowie "Overture To Fantastic Gardens" für gemischten Chor und Klavier.

"Soundings" (1980) und "Visual Soundings" (1985) waren labellose LPs mit frei improvisierten Solo-Violin-Stücken. Am Jahreszeiten-Werk "Vermont" arbeitete Goldstein von 1980 bis 1988. Es handelte sich um eine Kombination von Field Recodings aus der jeweiligen Jahreszeit sowie aus Instrumentalklängen.

Die Aufnahmen der LP "The Seasons: Vermont" (Folkways, 1983) stammten von der Uraufführung des Teils "Summer" vom 23. Februar 1980 am Dartmouth College in Hanover, New Hampshire, bzw. von der Uraufführung des gesamten Zyklus am 26. Februar 1983 im "Real Art Ways" in Hartford, Connecticut.

Die Einzelteile "Summer" und "Spring" wurden auf dieser LP nur in verkürzten Versionen wiedergegeben. Die Werke in ihrer Originallänge sowie die beiden anderen Teile "Winter" und "Autumn", alle in der Version von 1983, fanden sich auf der CD "The Seasons: Vermont" (Experimental Intermedia, 1998).

Interpreten waren Robert Black (b), Mark Steven Brooks (fl, g, perc), Joseph Celli (oboe, engh, ocarina), Tom Guralnick (ts, ss, bas), Brian Johnson (vibes, perc), Kenneth Karpowicz (vcl, acc) und Goldstein (vio) selber. Auf der selben CD fand sich auch das Solo-Stück "Soundings For Solo Violin" (1997).

Joseph Celli interpretierte auf seiner LP "Organic Oboe" (O. O. Discs, 1978) das Goldstein-Solowerk "A Summonning Of Focus". Später war Goldstein auf der Celli-CD " Video Ears Music Eyes" (O. O. Discs, 1995) mit dem Celli-Werk "Video & Violin" als Interpret am Werk. Auf der CD "Sounding The New Violin" (¿What Next?, 1991) interpretierte Goldstein Werke von John Cage, Pauline Oliveros, Ornette Coleman, Philipp Corner und James Tenney.

"Goldstein Plays Goldstein" (d'c records, 1994) bestand aus vier Solo-Werken, komponiert in den Jahren 1986, 1988, 1992 und 1994. Solo-Live-Aufnahmen von 1997 erschienen auf "Live At Fire In The Valley" (Eremite, 1997). Mit Philip Corner (p, perc) spielte Goldstein die auf 90 Stück limitierte Doppel-LP "100 Years Of Soundings" (Alga Marghen, 1998) ein.

Mit Peter Niklaas Wilson (b) entstand "Monsun" (True Muze, 1999) und mit Masashi Harada (p, vcl) "Soil" (Emanem, 2002). Auf der CD "Bread And Roses" (Wergo, 2003) fand sich einerseits das 12-teilige Werk "For 1, 2 Or 3 People - For Any Instruments" (1964).

Dazu kam das Werk "Edges - For Any Number Of Players, Any Number Of Instruments - Version For Violin And Percussion" (1986) von Christian Wolff in einer Interpretation von Goldstein (vio, vcl) und Matthias Kaul (perc, vcl, hurdy-gurdy). "Speaking In Tongues" (Ambiances Magnétiques, 2003) war eine Trioaufnahme mit Ganesh Anadan (perc) und Reiner Weins (prep-g).

Auf "Hardscrabble Songs" (In situ, 2004) fand sich ein von Goldstein geschriebenes Streichquartett, interpretiert vom Quatuor Bozzini, sowie vier Solowerke. "Early Electronic/Tape Collage Music" (Alga Marghen, 2008) hiess eine auf 350 Stück limitierte LP mit Werken aus den frühen 1960er Jahren.

Auf "A Sounding Of Sources" (New World, 2008) mit drei Kompositionen von 1988 und eine von 1995 wurde Goldstein von Radu Malfatti (tb), Philippe Micol (bcl), Philippe Racine (fl) und Beat Schneider (cello) begleitet. "Along The Way" (Philmultic, 2010) hiess eine Doppel-CD, die zusammen mit Liu Fang (pipa) eingespielt worden war.

"Bird Abide" (Victo, 2010) zeigt Goldstein bei einem Auftritt 2010 auf Barre Phillips (b) und Catherine Jauniaux (vcl). "Pieces From The Past: By Philip Corner For The Violin Of Malcolm Goldstein" (Pogus, 2011) war eine weitere Soloaufnahme. Auf "The Laycock Duos" (Comprovise, 2013) ist er in einem der Duos mit Christian Asplund (p) zu hören. Eine Trioeinspielung mit Jean Derome (reeds) und Rainer Wiens (prep-g) hiess "6 Improvisations" (Actuelle, 2013).

Quatuor d'occasion hiess ein Streichquartett mit Joshua Zubot (vio) Jean René (viola) und Émilie Girard-Charest (cello), von dem "Musica in camera" (&records, 2014) erschien. Mit Nicolas Caloia (b) an Stelle von Zubot und unter dem Namen von Goldstein nahm das Quartett die Doppel-CD "because a circle is not enough: music for bowed string instruments (New World, 2022) auf.

Beim "Kye Festival" 2014 trat er solo auf. Dabei wurde die LP "Full Circle Sounding" (Kye, 2015) mitgeschnitten. "Soweto Stomp" (Mode, 2016) zeigt Goldstein als Komponist und Musiker mit dem kanadischen The Ratchet Orchestra. Mit Fred Lonberg-Holm (cello) hatte er 2003 die Stücke auf der Kassette "Missa Amissa" (Notice, 2022) realisiert. 12/23