Amerikanischer Soul- und R&B-Sänger, geboren am 2. April 1939 in Washington, D.C., als Marvin Pentz Gay, Jr.. Sein Vater war Priester der Pfingstgemeinde "Church of God, House of Prayer", einer konservativen Sektion der "Church of God". Das e beim Nachnamen fügten Marvin und sein Bruder nachträglich hinzu.
Einerseits geschah dies um Sam Cooke zu imitieren, der dasselbe getan hatte, andererseits um sich vom Vater abzugrenzen und auch um Doppeldeutigkeiten mit gay, dem englischen Wort für schwul, zu vermeiden. Marvin Gaye sang im Schulchor und lernte später Klavier und Schlagzeug spielen. In der Schulzeit war er Mitglied von Doo-Wop-Gruppen wie The Dippers und The D.C. Tones.
Nachdem er mehrfach aus der Schule geflogen war, trat Gaye für kurze Zeit in die US-Luftwaffe ein, wo er schnell wieder nach Hause geschickt wurde. Nach seiner Entlassung gründete er in Washington D.C. mit Reese Palmer, James Nolan und Chester Simmons das Gesangsquartett The Marquees, das dank Bo Diddley die Single "Wyatt Earp/Hey Little Schoolgirl" (Okeh, 1957) aufnehmen konnte.
Danach wurden The Marquees von Harvey Fuqua von The Moonglows engagiert und in Harvey & The New Moonglows umgetauft. Die Gruppe liess sich in Chicago nieder, nahm mehrere Singles für "Chess" auf. Auf einzelnen war Gaye der Leadsänger. Die Gruppe arbeitete auch für Chuck Berry und war auf dessen Top-40-Hits "Back In The U.S.A." und "Almost Grown" (beide Chess, 1959) zu hören.
1960 lösten sich The Moonglows auf. Fuqua und Gaye liessen sich in Detroit nieder, wo sie als Sessionmusiker für "Tri-Phi Records" arbeiteten. Nach einem Auftritt im Haus von Berry Gordy von "Motown Records" wurde Gaye von Gordy als Solokünstler unter Vertrag genommen. Marvin Gaye heiratete 1961 dessen Schwester Anna Gordy, während Fuqua deren Schwester Gwen Gordy ehelichte.
Gaye veröffentlichte 1961/1962 beim "Motown"-Unterlabel "Tamla" drei Singles, die wenig erfolgreich waren. Erst mit "Stubborn Kind of Fellow/It Hurt Me Too" (Tamla, 1962) und "Hitch Hike/Hello There Angel" (Tamla, 1962) und "Can I Get A Witness/I'm Crazy 'Bout My Baby" (Tamla, 1963) hatte Gaye erste kleinere Hits mit Plätzen zwischen 50 und 20 in den Billboard Hot 100.
Mit "Pride And Joy/One of These Days" (Tamla, 1963) hatte Gaye seinen ersten Top-10-Hit bei den Billboard Hot 100, den US-Pop-Singles. Dazu stand die Single auf Platz 2 der R&B-Charts. In den Top-3 dieser Hitparade war Gayne danach auch mit vielen anderen Singles vertreten, doch auf weitere Top-10-Hits bei den Billboard Hot 100 musste er eine Weile warten.
"I'll Be Doggone/You've Been a Long Time Coming" (Tamla, 1965) war sein erster Nummer-1-Hit bei den R&B-Singles. Danach folgten noch 12 weitere. Einer davon war "I Heard It Through the Grapevine" (Tamla, 1968), gleichzeitig auch Gayes erste Nummer 1 in den Billboard Hot 100. Selbst in England stand der Titel ganz oben. Das "Motown"-Songschreiberpaar Norman Whitfield und Barrett Strong hatte diesen Song 1966 mit The Miracles aufgenommen, doch diese Version wurde nicht veröffentlicht. Gladys Knight & The Pips hatten mit dem Titel 1967 einen Nummer-2-Hit in den Billboard Hot 100.
Nach "I Heard It Through the Grapevine" dauerte es mehrere Jahre, bis Gaye mit "Let's Get It On" (Tamla, 1973) einen weiteren Nummer-1-Hit in den Billboard Hot 100 hatte. Es handelte sich um den Titelsong eines Albums, das mit Platz 2 bei den Billboard 200 und Platz 1 bei den R&B-Alben Gayes chartsmässig bestplatziertes Album war. "Got to Give It Up" (Part 1)" (Tamla, 1977) vom Livealbum "Live at the London Palladium" war der dritte und letzte Tophit in den Billboard Hot 100.
Gaye ging viel mit anderen Sängerinnen und Sängern ins Studio, so mit Diana Ross, Mary Wells, Kim Weston, Smokey Robinson und Stevie Wonder. Mit Ross, Wells und Weston entstand auch je ein Duettalbum. Seine häufigste Partnerin im Studio war Tammi Terrell, mit der Gaye drei Duettalben aufnahm. Zu Lebzeiten veröffentlichte Gaye fast zwei Dutzend Alben, von denen es vier Studio-LPs und zwei Live-LPs in die Top-10 der Billboard 200 schafften.
Sieben Alben von Gaye insgesamt kletterten in den R&B-Charts ganz nach oben. Das Album "What's Going On" (Tamla, 1971) verkaufte sich in den USA eine Million Mal. 1980 und 1981 hielt sich Gaye längere Zeit in London und im belgischen Ostende auf. In Ostende kam er vom Drogenmissbrauch ab.
Als Pink Floyd im Juni 1981 "The Wall" live aufführte, besuchte Marvin Gaye das Konzert. Pink Floyd holte ihn für "Let’s Get it On" auf die Bühne. Es handelte sich um eine Mischung von Soulgesang, unterlegt mit der Musik von "Shine On You Crazy Diamond". Im Anschluss daran kam es zu einer Zusammenarbeit zwischen Gaye und Pink Floyd, bei der sieben Stücke sowie "Let's Get it On" aufgenommen wurden.
"Harvest" wollte die Aufnahmen herausbringen, doch rechtliche Probleme mit "Motown" verhinderten dies. Die Aufnahmen kamen in einigen wenigen Exemplaren unter dem Titel "Requiem For a Dream" heraus und können inzwischen von einer privaten Bandcamp-Seite frei heruntergeladen werden.
Inzwischen hatte er von "Motown" zu "Columbia" gewechselt und mit "Sexual Healing" (Columbia, 1982) seinen grössten Hit geschrieben. Die Single schaffte es zwar nur auf Platz 3 der Billboard Hot 100, stand aber zehn Wochen lang auf Platz 1 der R&B-Charts. Das Album dazu, "Midnight Love" (Columbia, 1982), verkaufte sich drei Millionen Mal und stand ebenfalls ganz oben in den R&B-Albumcharts.
Am 1. April 1984 wurde Marvin Gaye in seinem Haus im Bezirk West Adams in Los Angeles von seinem Vater Marvin Gaye Sr. im Streit erschossen. Die Mordwaffe hatte Gaye seinem Vater selber gekauft, damit der sich gegen Einbrecher wehren konnte. Nach seinem Tod erschienen vier weitere Studioalbum mit bislang unveröffentlichtem Material sowie auch weitere Livealben. Gesamthaft erschienen 25 Studio-, vier Live- und ein Soundtrack-Album. Dazu kamen 83 Singles.
Ferner wurden von Marvin Gayes Schaffen 24 offizielle und mehr als 200 inoffizielle Compilations zusammengestellt. Darunter befanden sich mehrere dicke Reissue-Pakete wie "Volume One 1961 – 1965" (Motown, 2015) mit sieben CD bzw. LPs, "Volume Two 1966 – 1970" (Motown, 2015) mit acht LPs/CDs sowie "Volume Three 1971-1981" (Motown, 2016) mit acht LPs bzw. sieben CDs. 06/23