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Rolf Kühn

  • musicmakermark
  • vor 3 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit

Deutscher Klarinettist, Saxophonist, Komponist und Bandleader, geboren am 29. September 1929 in Köln. Er ist der 14 Jahre ältere Bruder des Pianisten Joachim Kühn. Deren Mutter war Jüdin. Ihr Zigarrengeschäft wurde in der Reichspogromnacht von 1938 zerstört.


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Weil sich sein Vater nicht scheiden lassen wollte, wurde er aus der Reichstheaterkammer ausgeschlossen und musste für die Organisation Todt arbeiten. Rolf Kühn wuchs in Leipzig-Lindenau auf und lernte ab 1937 das Klavierspiel.

 

Bereits in jungen Jahren machte er sich mit der Musiktheorie und der Kompositionslehre vertraut. 1941 unterrichtete ihn Hans Berninger, der zu diesem Zeitpunkt Solo-Klarinettist des Gewandhausorchesters in Leipzig war. Weil er als sogenannter Halbjude war, wurde er heimlich von Privatlehrern unterrichtet.

 

Durch die Pianistin Jutta Hipp entdeckte er 1947 den Jazz.  Hipp spielte ihm im Haus ihrer Eltern eine V-Disc von Benny Goodman vor. Damals war er bereits seit einem Jahr Saxophonist und Klarinettist beim neu gegründeten Sender Leipzig des Mitteldeutschen Rundfunks.

 

Als Solist spielte er unter Kurt Henkels im Rundfunk-Tanzorchester Leipzig, der führenden Bigband der Sowjetzone, gemeinsam mit dem Trompeter Horst "Hackl" Fischer und dem Schlagzeuger Fips Fleischer.

 

Nach einem kurzen Aufenthalt bei Eugen Henkel wurde Kühn nach 1950 erster Saxofonist des RIAS Tanzorchesters in Berlin. 1954 wurde Kühn bei einem europäischen Jazz-Wettbewerb erstmals als bester Klarinettist ausgezeichnet. Diesen Preis verteidigte er in den folgenden beiden Jahren.

 

1956 übersiedelte Kühn nach Amerika und gastierte in New York mit Caterina Valente. Seine erste Aufnahme als Leader hiess "Streamline" (Amadeo, 1956) und entstand mit Ronnell Bright (p), Joe Benjamin (b) und  Bill Clark (dm).

 

Aufnahmen mit Eddie Costa (p, vibes) und Dick Johnson (cl, fl) vom Newport Festival wurden zusammen mit solchen des Mat Mathews Quartets und des Don Elliott Quartets auf der Split-LP "At Newport" (Verve, 1957) veröffentlicht.

 

Ebenfalls in NYC nahm Kühn mit Jim Hall (g), George Duvivier (b) und Don Lamond bzw. mit Chuck Wayne (g), Henry Grimes (b) und Ray Mosca (dm) sowie weiteren Instrumentalisten die LP "Rolf Kuhn And His Sound Of Jazz" (Urania, 1960) auf. Von 1958 bis 1962 spielte Kühn im Orchester von Benny Goodman und – als Nachfolger von Buddy DeFranco – anderthalb Jahre als Solo-Klarinettist bei Tommy Dorsey. 

 

1962 kehrte Rolf Kühn nach Deutschland zurück, wo er Leiter des NDR-Fernsehorchesters in Hamburg wurde. Neben seiner Tätigkeit als Orchesterleiter agierte Kühn mit Albert Mangelsdorff und anderen als Solist bei den German Allstars, mit denen er eine ausgedehnte Südamerika-Tournee unternahm.

 

"Rolf Kühn Feat. Klaus Doldinger" (Brunswick, 1962) zeigt Kühn und Klaus Doldinger (ts) mit Ingrid Hoffmann (org), Herman Schoonderwalt (b) und Cees See (dm). Vom Rolf Kühn Quintett mit Michał Urbaniak (ss, ts), Joachim Kühn (p), Klaus Koch (b) und Czesław Bartkowski (dm) erschien "Solarius "(Amiga, 1965).

 

Dazu erweiterte er damals das im freien Jazz agierende Trio seines Bruders Joachim Kühn (p) mit Klaus Koch (b) und Reinhard Schwarz (dm) zum Quartett. "Re-Union In Berlin" (CBS, 1965) hiess eine erste Aufnahme als Rolf & Joachim Kühn Quartett.

 

Später kam von diesem Lineup mit "East Berlin 1966" (Another Side (Of Jazz), 2006) eine weitere Aufnahme heraus. Mit dem Coltrane-Begleiter Jimmy Garrison (b) und mit Aldo Romano (dm) entstand 1967 in New York City "Impressions Of New York" (Impulse!, 1968).

 

Dazwischen entstand als Rolf & Joachim Kühn Quintett mit Karl Berger (vibes),  Beb Guerin (b) und Aldo Romano (dm) "Transfiguration" (Saba, 1967). "Lifeline" (Impulse!, 2012) hiess eine späte Aufnahme des Quartetts der beiden Brüder mit John Patitucci (b) und Brian Blade (dm) als Begleiter.

 

Rolf Kühn wurde auch zu vielen Aufnahmen dazugeholt, die unter dem Namen seines Bruders eingespielt wurden und umgekehrt. Dazu erschienen Aufnahmen seiner eigenen Gruppen Horst Jankowski - Rolf Kühn Quintett und Rolf Kühn mit seine Rhythmiker.

 

Andere Gruppen hiessen Rolf Kuehn & His Orchestra, Rolf Kühn & Friends, Rolf Kühn All Stars, Rolf Kühn Group, Rolf Kühn Jazzgroup, Rolf Kühn Quartett, Rolf Kühn Quintett, Rolf Kühn Sextet, Rolf Kühn Trio, Rolf Kühn Unit. Rolf Kühn & Trio-O und Rolf-Kühn-Combo.

 

Rolf Kühn spielte im Verlaufe seiner langen Karriere auch an der Seite von Chick Corea, Klaus Doldinger, Karl Berger, John Surman, Alan Skidmore, Tony Oxley, Wolfgang Dauern, Eartha Kitt, Conrad Bauer, Oscar Pettiford, Eberhard Weber,  Randy Brecker, Toto Blanke, Palle Danielsson, Daniel Humair und anderen.

 

Disocgs.com listet für Kühn 140 Einträge als Solisten auf. Rolf Kühn starb am 18. August 2022 in Berlin im Alter von 92 Jahren.               12/25

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