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Art Tatum

  • musicmakermark
  • 13. Nov. 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Amerikanischer Jazz-Pianist, Komponist und Bandleader, geboren am 13. Oktober 1909 in Toledo, Ohio. Er litt von Geburt an an Grauem Star und war auf einem Auge blind. Auf dem anderen Auge war die Sehkraft stark eingeschränkt. Er verfügte allerdings über das absolute Gehör und besass ein grosses akustisches Erinnerungsvermögen.


Aus einer musikalischen Familie stammend, genoss er eine klassische Musikausbildung an verschiedenen Schulen, zuerst an der Jefferson School of the Handicapped in Toledo, dann an der Blindenschule in Columbus und der Toledo School of Music, wo er neben Klavier auch Violine, Gitarre und möglicherweise Braille-Blindennoten lernte.


Sein privater Lehrer Overton C. Rainey versuchte ihn zwar in Richtung Konzertpianisten zu drängen. Tatums bevorzugter Pianist und nach eigenen Worten sein Vorbild war aber Fats Waller. Weitere Einflüsse kamen von James P. Johnson und Earl Hines. Seine Fingerfertigkeit trainierte er ständig, indem er eine Haselnuss schnell durch seine Finger gleiten liess, bis sie glänzend und glatt wurde.


Als junger Mann spielte Tatum oft in Clubs in Toledo, Detroit und Cleveland sowie ab 1927 für die lokale Radiostation WSPD in Toledo. Zuerst trat er in Werbepausen auf, dann regelmässig 15 Minuten täglich für etwa zwei Jahre. 1932 hörte ihn die Sängerin Adelaide Hall, die ihm daraufhin anbot, sie auf Tourneen zu begleiten. Mit Hall ging er noch im selben Jahr nach New York.


Gleich nach seiner Ankunft forderten ihn Willie The Lion Smith, Fats Waller und James P. Johnson zu einem Cutting Contest auf, den er souverän gewann, wie auch viele weitere solche Wettbewerbe gegen Herausforderer. Seine ersten Aufnahmen machte er im August 1932 mit Adelaide Hall, seine erste Solo-Schellackschallplatte "Sophisticated Lady/Tea For Two" nahm er im März 1933 für das Label "Brunswick" auf.


Nach der Zeit mit Hall hatte er zunächst ein Engagement im Onyx Club, ging Anfang 1935 nach Cleveland. Dann spielte längere Zeit 1935 im Three Deuces Club in Chicago, wo er Earl Hines kennenlernte. 1936 zog er nach Los Angeles, wo er in bekannten Clubs und auf Partys bekannter Show-Persönlichkeiten spielte sowie in der Radio-Show von Bing Crosby auftrat.


Nach einem Jahr in Kalifornien kehrte er 1937 nach New York zurück, wo er im Famous Door Club spielte. Danach wechselte er eine Weile regelmässig zwischen Los Angeles, New York und Chicago hin und her. Im Mai 1937 gelang es ihm erstmals, einen Hit in den Billboard-Charts zu landen. Seine in Sextett-Besetzung mit seinen Swingsters eingespielte Version von "Body and Soul" (Decca, 1937) erreichte Platz 19.


1938 war er in England auf Tournee. Es waren dies seine einzigen Auftritt im Ausland. Die Engländer lauschten seinem Spiel im Gegensatz zu seinem amerikanischen Publikum leise wie in einem Konzertsaal, was Tatum angenehm beeindruckte. In New York zog er deshalb von da an eine ähnlich intime Atmosphäre in Clubs wie Kellys Stables und Café Society vor.


Im August 1939 erreichte seine Solo-Piano-Version von "Tea for Two" Platz 18 der Hitparaden. Während dieser Jahre wurde Art Tatum einer der wichtigen Protagonisten des Jazz. Er pflegte nach seinen regulären Auftritten oft noch stundenlang in Clubs zu spielen, wobei sein starker Alkoholkonsum sein Spiel wenig beeinträchtigt haben soll.


Kein anderer Jazzpianist konnte derart schnell spielen wie Art Tatum. Tatum war gegenüber Nachwuchs-Pianisten durchaus mit Ratschlägen generös, wie sich Mary Lou Williams und Billy Taylor erinnerten. 1943 gründete er mit Slam Stewart (b) und Tiny Grimes (dm, p, g) ein Trio, mit dem er erfolgreich war.


Das Trio blieb etwa zwei Jahre zusammen und war eines der Vorbilder späterer Piano-Trios wie denen von Oscar Peterson und Lennie Tristano. Der grossen Öffentlichkeit gegenüber blieb Tatum aber eher unbekannt. Das mag an seiner Abneigung gegen grössere Konzerte gelegen haben. Während der Jahre 1945 bis 1952 nahm er auch relativ wenig auf.


Das änderte sich, als er ab 1953 von Norman Granz produziert wurde, der allein 1953 69 Solostücke und in den nachfolgenden Jahren weitere 121 einspielen liess. Tatum war dabei nicht mehr wie bei den alten 78er Platten zeitlich eingeschränkt. Seine Stücke waren bei den Aufnahmen schon derart ausgefeilt, dass in der ersten Session von 69 Stücken nur drei einen zweiten Take benötigten


Neben Soloaufnahmen entstanden unter Norman Granz auch Aufnahmen in kleineren Besetzungen mit Musikern wie Benny Carter, Roy Eldridge, Lionel Hampton, Ben Webster, Buddy DeFranco, Buddy Rich, Louie Bellson. Seine Band hiessen Art Tatum And His Band, Art Tatum And His Swingsters, Art Tatum Sextet, Art Tatum's All Stars, Tatum - Eldridge - Stoller - Simmons Quartet, The Art Tatum - Ben Webster Quartet, The Art Tatum Buddy Defranco Quartet oder The Lionel Hampton - Art Tatum - Buddy Rich Trio.


Von Art Tatum solo oder seinen Gruppen erschienen Dutzende von Schallplatten. In der Datenbank discogs.com ist er mit über 400 Credits als Musiker vertreten. Art Tatum starb am 5. November 1956 in Los Angeles 47-jährig an den Folgen einer Niereninsuffizienz.


Sein Schaffen wurde auf über 200 Compilations bzw. Reissue-Paketen zusammengefasst. Zwischen 2002 und 2005 veröffentliche das Label "Storyville" unter dem Obertitel "Art Tatum" neun Einzel-CDs. Diese wurden später mit einer DVD als "Tatum Art" (Storyville, 2008) auch im Rahmen eines Boxsets veröffentlicht. Die beiden Boxsets "Complete Masterpieces Part 1 und 2" (beide Bread & Butter und ZYX, 2014) bestanden aus 6 bzw. 7 CDs.

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