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Bob Ostertag

  • musicmakermark
  • 18. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit

Amerikanischer Musiker, Sampling-Pionier, Komponist, Historiker, Polit-Aktivist, Instrumentebauer und Journalist, geboren am 19. April 1957 in Albuquerque, New Mexico. Er stellte schon Ende der 1970er Jahre mit Hilfe von vorfabrizierten Tapes und eines tastenlosen Serge-Synthesizers Klänge und Klangteppiche zusammen.


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1978 war er kurze Zeit Mitglied des Anthony Braxton Creative Orchestras und liess sich in der Lower East Side von New York nieder, wo er Mitglied der aufblühenden Improvisers Community wurde. Dort kam er zu ersten Aufnahmen.

 

Mit Ned Rothenberg (reeds) und Jim Katzin (vio) entstand als Fall Mountain die LP "Early Fall" (Parachute, 1979), erschienen auf einem frühen Label von John Zorn. "Getting A Head" (Rift, 1980) enthielt Live-Tracks, die Ostertag 1980 mit Fred Frith (g, elect) bzw. mit Charles K. Noyes (perc) eingespielt hatte.

 

Auf ähnliche Weise entstand "Voice Of America" (Rift, 1982). Eine Seite der LP wurde live im Januar 1981 in New York eingespielt, Seite B stammt von einem Auftritt von Ostertag (tapes, synth) mit Frith und Phil Minton (vcl) vom August 1981 in London.

 

Nach einer zehnjährigen Schaffenspause, die er als Journalist und Aktivist in Mittelamerika verbrachte, musste er realisieren, dass die Forschritte auf dem Gebiet des Sampling seine Tonbandtechniken obsolet werden liessen, ihm aber gleichzeitig neue Möglichkeiten eröffneten.

 

Diese demonstrierte er erstmals auf dem Comeback-Album "Attention Span" (RecRec, 1990). Die ersten 26 Tracks hiessen "Slam Dunk" und waren Neubearbeitungen von Altsax-Solos von John Zorn. Die Tracks 27 bis 32 nannten sich "Sleepless". Dafür bearbeitete Ostertag Solo-Aufnahmen von Fred Frith (g).

 

Für die CD "Sooner Or Later" (RecRec, 1991) verwendete Ostertag eine kurze Aufnahmesequenz eines Jungen, der seinen Vater in El Salvador beerdigt sowie eine kurze Sequenz eines Fred Frith-Solos.

 

Auf "Burns Like Fire" (RecRec, 1992) dienten Field Recordings, die während eines Schwulenaufstandes im Oktober 1991 in San Francisco einstanden waren, als Basis. Dazu kamen in zwei anderen Tracks dieser CD Ausschnitte aus Songs von Conway Twitty bzw. Rebecca Smith, Tom Miller und Ruth Miller.

 

Weitere Samples des Schwulenaufstanden verwendete Ostertag für sein Werk "All The Rage", das er für das Kronos Quartet schrieb. Die rund 16:15-minütige Komposition erschien auf einer gleichnamigen CD-EP (Nonesuch, 1993).

 

"Fear No Love" (Avant, 1994), entstand mit Fred Frith (g, e-b), Trevor Dunn (e-b), William Winant (e-perc), Chris Brown (sampl), JD Reilly (key), Jim Hedges (g), Annie Toone (hca) sowie den Sängerinnen/Sängern Mike Patton, Justin Bond, Lynn Breedlove, Philip Horvitz, Andrea Lewis, Richie Waits, Joey Blake, Raz Kennedy und Christian Huygen.

 

Zwischen 1993 und 1996 produzierte Ostertag die "Say No More"-Serie. Für "Say No More" (RecRec, 1993) stellte er die von Mark Dresser (b), Gerry Hemingway bzw. Joey Baron (dm) und Phil Minton (vcl) solo im Studio eingespielten Tonspuren zur einer virtuellen Gruppenmusik zusammen.

 

Auf "Say No More In Person" (Transit, 1993) wurde dieser Prozess im Rahmen von gemeinsamen Studioauftritten mit diesen Musikern weiter entwickelt. Die Musiker versuchten, die virtuelle Gruppenmusik anhand von Partituren, die Ostertag auf der Basis der ersten Aufnahme geschrieben hatte, zu reproduzieren.

 

Aus diesen Studiokonzerten entstanden neue Kompositionen. Für "Verbatim" (Rastacan, 1996) wurde das "Say No More In Person"-Material noch einmal durch den digitalen Reisswolf gedreht. Nachträglich erschien "Verbatim Flesh & Blood" (Seeland, 2000), eine Liveaufnahme des Quartetts von 1998 in Gent, Holland.

 

Die vier "Say No More"-Alben wurden als "Say No More Volume 1 & 2" (Seeland, 2002) bzw. als "Say No More Volume 3 & 4" (Seeland, 2003) gemeinsam auf je einer Doppel-CD wiederveröffentlicht. Parallel mit Otomo Yoshihide (tt) nahm Ostertag die Doppel-CD "Twins!" (Creativeman, 1996) auf.

 

Beide Musiker griffen dabei auf das selbe, von Chris Cutler (dm), Herb Robertson (tp) und Yagi Michiyo (koto) eingespielte Material zurück und formten daraus parallel so genannte Schwester-Tracks. "Like A Melody, No Bitterness" (Seeland, 1998) und "DJ Of The Month" (Seeland 2002) hiessen zwei Sammlungen mit Soloaufnahmen als Sampler-Künstler.

 

Die DVD "Living Cinema Presents Between Science and Garbage" (Tzadiz, 2004) dokumentierte Liveauftritte von Ostertag von 2003, bei denen er zum gleichnamigen Film von Pierre Hébert spielte. "w00t" (2007) hiess eine nur über Ostertags Website gratis downloadbare Aufnahme, die nur aus Tonfragmenten von Videogames zusammengestellt wurde.

 

Ab 2006 konnten fast alle Veröffentlichungen gratis heruntergeladen werden. Das galt auch für die Download-Aufnahme "Motormouth: Bob Ostertag Plays The Buchla 200e" (2011), die Ostertag auf einem Ur-Synthi von Donald Buchla zeigt.

 

Die Tracks wurden gleichzeitig auch von Rrose alias Seth Horvitz nachbearbeitet und zusammen mit zwei Originaltracks von Ostertag unter dem Titel "Motormouth Variations" (Sandwell District, 2011) als Set mit einer Doppel-LP und einer 10"-EP oder in DL-Form veröffentlicht.

 

Das DL-Album "Plays The Aalto" (2013) zeigt Ostertag in Aufnahmen, die er mit der Aalto-Synthesizer-Software realisiert hatte. "A Book Of Hours" (2013) hiess ein anderes DL-Album. Es war mit Hilfe von Shelley Hirsch, Theo Bleckmann und Phil Minton (vcl) sowie Roscoe Mitchell (reeds) zustande gekommen.

 

"Plays The Serge 1978-1983" (Kandala und Analogue Motions, 2014) enthielt frühe Ostertag-Aufnahmen auf dem Serge-Synthesizer, begleitet je nach Track von Ned Rothenberg (as, p), Jim Katzin (vio), Fred Frith (g, e-b, elect) oder Richard Rogers (p). Auch "Wish You Were Here" (2016) war in DL-Form via Bandcamp erhältlich.

 

Mit Mike Patton (vcl) und Otomo Yoshihide (tt, g) tat sich Ostertag zum Projekt House Of Discipline zusammen. Dieses trat Mitte/Ende der 1990er Jahre nur zweimal auf. Zwei Tracks des Konzertes am Angelica Festival vom Mai 1997 in Bologna kamen auf dem Festival-Sampler (Dischi di Angelica, 1998) heraus.

 

Vier Tracks erschienen auf einer rund 11-minütigen Live-CD, vermutlich einer Bootleg-Aufnahme. Mit Otomo Yoshihide (tt, g) und der Drag Queen Justin Bond (vcl) trat Ostertag als PantyChrist auf. Von diesem Trio erschien eine gleichnamige CD (Seeland, 1999).

 

Als weitere Musiker machten bei diesem Projekt Trevor Dunn (e-b), Uchihashi Kazuhisa (g), Richard Rogers (key), Animo Computer (synth) und Jon Rose (vcl) mit. Weitere Aufnahmen machte Ostertag mit The Work, Fred Frith's Keep The Dog, John Zorn und Eugene Chadbourne.    08/25

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