Während sich Coleman Hawkins um 1945 an der US-Westküste aufhielt, hatte sich Charlie Parker in New York inzwischen als aktueller Leader der Jazzsaxophonisten durchgesetzt. Im April und Mai 1946 nahm Hawkins mit Parker, Lester Young, Buck Clayton, Buddy Rich und anderen an einer ausgedehnten "Jazz at the Philharmonic"-Tournee teil.
1946 nahm Hawkins mit J.J. Johnson und Fats Navarro einige Balladen auf. Im Mai 1947 kehrte er nach New York. Im Juni 1947 spielten Miles Davis, Hank Jones und Kai Winding in Hawkins’ All-Stars-Formation. 1948 nahm er seine Solo-Improvisation "Picasso" auf, eine Improvisation über die Akkorde von "Body And Soul". Es handelete sich dabei um die erste unbegleitete Saxophon-Soloaufnahme im Jazz. Da die Arbeitsmöglichkeiten in den USA immer rarer wurden, war Hawkins froh, zu einem Jazzfestival in Paris und weiteren Konzerten eingeladen zu werden.
Dort spielte er mit Howard McGhee, Erroll Garner, John Lewis und Kenny Clarke, der in Paris blieb. Zurück in den USA arbeitete er meist als freischaffender Musiker, kehrte wieder nach Europa zurück. In Paris stellte er eine Formation für eine Tournee nach London und Brüssel zusammen, zu der Kenny Clarke und James Moody gehörten.
Wieder in Paris machte er mit Clarke und Pierre Michelot (b) Aufnahmen für "Vogue". Hawkins hatte ein Alkoholproblem, weil er an Depressionen litt. Zudem tat er sich schwer damit, von manchen Kritikern als "veraltet" abgestempelt zu werden. Mit dem Rückgang des Bebop-Welle stieg sein Stern im Zuge des zunehmenden Interesses am Mainstream Jazz wieder.
Zudem wurde er von den jungen Kollegen der Bop-Szene bewundert. Im September 1950 fand die einzige Studiobegegnung mit Charlie Parker für den Film "Improvisation" statt. Ende 1950 bildete er eine kurzlebige Formation mit Kenny Drew (p), Tommy Potter (b) und Art Taylor (dm), die es als Ehre betrachteten, mit ihm zu spielen. Im Herbst 1951 bekam er einen Plattenvertrag mit "Decca".
Die Aufnahmen waren jedoch wenig befriedigend, da das Label von ihm eingängige Versionen von Popsongs mit Streichern erwartete. 1953 verlängerte er daher den Vertrag nicht und spielte in einer Gruppe mit Roy Eldridge (tp), Horace Silver (p) und Art Blakey (dm), ohne dass es zu Aufnahmen kam. Bei "Savoy" erschien mit "The Hawk Returns" (1955) eine erste LP unter Hawkins Namen, die jedoch kein geschlossenes Album war, sondern eine Sammlung von älteren und jüngeren Tracks in teilweise katastrophaler Klangqualität.
Zusammen mit Illinois Jacquet tourte er 1954 durch amerikanische Militärstützpunkte in Europa. Im Sommer 1954 wirkte er bei Jamsessions mit, die unter dem Namen von Buck Clayton von "Columbia" produziert wurden und auf den ersten Langspielplatten erschienen, die es gab. dabei trafen vor allem Musiker aus dem alten Basie Orchester aufeinander. Auf dem Newport Jazz Festival 1956 wurde Hawk gefeiert.
Im selben Jahr begleitete er Billie Holiday bei ihrem letzten Konzert in der New Yorker Carnegie Hall. Nach einigen Alben für die Label "Jazztone", "Coral" und "Urania" nahm er "Hawk in HiFi" (RCA Victor, 1956) mit einem Streichorchester und "The Hawk Flies High" (Riverside, 1957) auf. Ab 1957 hat Hawkins Gelegenheit Alben für Norman Granz’ neues Label "Verve" einzuspielen.
Dabei kamen es zu Aufnahmen mit Ben Webster oder mit dem Oscar Peterson Trio. Er übernahm zunehmend eine Elder Statesman-Rolle im Jazz ein, stellte sich aber immer wieder Herausforderungen. An der Seite von John Coltrane machte bei den Aufnahmen zu Thelonious Monks "Monk’s Music" (Riverside, 1957) mit und spielte mit Eric Dolphy in der Begleitband von Abbey Lincoln.
Seine Offenheit für neuere Strömungen demonstrierte er auch als Sideman auf "Freedom Now Suite" (Candid, 1960), einer Aufnahme von Max Roach. Ab 1958 nahm er Alben für "Prestige" mit wechselnden Begleitbands auf. Dabei traf er auf Musiker der jungen Hardbop-Generation wie Ray Bryant, Ron Carter, Kenny Burrell, Tommy Flanagan und Red Garland. Musikalisch nahm er in dieser Phase Anklänge von Soul, Rhythm and Blues und Hardbop hinzu. Sein breiter, vibratoreicher Tenorklang war wieder gefragt.
Auf Benny Carters Album "Further Definitions" (Impulse!, 1962) kam es zu einem Remake der legendären Paris-Session von Hawkins und Carter von 1937 mit Grappelli und Django Reinhardt. 1962 tourte er mit Duke Ellington und nahm in Quartettbesetzung das Album "Today and Now" (Impulse!, 1962) auf. 1963 lieferte er sich in Newport ein Duell mit Sonny Rollins.
1963/1964 war er wieder mit "Jazz at the Philharmonic" auf Tournee. Sonst spielte er im "Village Gate" mit seiner neuen Begleitband, bestehend aus Tommy Flanagan (p), Major Holley (b) und Eddie Locke (dm). Eine neue Krise entstand, als er sich als Sechzigjähriger mit drei Kindern in eine Zwanzigjährige verliebte, die ihn bald wieder verliess. Es folgten noch stärkere Depressionen und weitere Alkoholexzesse.
1964 wurden die Auftritte seltener. Anfang 1965 trat er im "Five Spot" in NYC mit Eddie Locke, Barry Harris und Buddy Catlett auf. Bei Hawkins, der schon immer ein starker Trinker war, machte sich der hohe Alkoholkonsum auch äusserlich bemerkbar. Norman Granz gehörte zu den wenigen verbliebenen Freunden, die versuchten, ihm zu helfen. Er holte ihn 1966 noch einmal zu "Jazz at the Philharmonic".
Obwohl die Tournee zu den geglückteren Momenten der späten Jahre gehörte, waren die Zeichen des Verfalls unübersehbar. Nachdem er im selben Jahr in Oakland auf der Bühne kollabierte, musste Hawkins in Spitalpflege. Er erholte sich noch einmal, machte aber auf der Europa-Tour 1967 mit Oscar Petersons Trio einen deprimierenden Eindruck. Im Januar 1969 verstarb seine Mutter im Alter von 96 Jahren, was ihn noch tiefer in die Depression fallen liess.
Den Rest des Winters verbrachte Hawkins meist in seinem New Yorker Appartement. Es folgten weitere Auftritte. Nach einem Konzert kam es zum völligen Zusammenbruch. Bei Hawkins wurde eine Lungenentzündung und eine allgemeine Schwäche durch Unterernährung diagnostiziert. Barry Harris sorgte für seine Einlieferung in das Wickersham Hospital, wo ihn einige wenige Freunde noch besuchten, darunter Thelonious Monk. Coleman Hawkins starb am 19. Mai 1969 im Alter von 64 Jahren in New York City.
Von Coleman Hawkins erschienen Hunderte von Aufnahmen. Discos.com listet ihn auf über 700 Schallplatten auf. Auf archive.org finden sich Hunderte von frei downloadbaren Titeln, darunter diverse private Konzertmitschnitte, die unter dem Obertitel "Niven Jazz Collection" veröffentlicht wurden. Auf über 200 Compilations wurde sein Werk zusammengefasst. Unter diesen befanden sich einige besonders umfangreiche Sammlungen oder Wiederveröffentlichungs-Pakete.
"Body & Soul" (Membran, 2011) umfasste vier CDs, "Kind Of Hawkins" (House Of Jazz und T2 Entertainment, 2011) deren zehn. Acht CDs stark war die Box "Classic Coleman Hawkins Sessions 1922-1947" (Mosaic, 2012). Je vier CDs enthielten "Seven Classic Albums", "Seven Classic Albums Vol.2" (beide Real Gone, 2014), "The Complete Album Collection 1945-1957" sowie deren Fortsetzungen "1957-1959" und "1960-1962" (alle Enlightenment, 2016).