Dissidenten
- musicmakermark
- vor 24 Stunden
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Deutsche Ethno Rock-Formation, gegründet 1981 von Uve Müllrich (e-b, g, oud, vcl), Friedo Josch (fl, sax) und Michael Wehmeyer (key). Diese Musiker hatten 1978/79 als Mitglieder von Embryo, einer anderen deutschen Ethno Rock-Band eine Reise durch Afghanistan, Indien und Pakistan gemacht.

Dabei entstand an diversen Orten die Doppel-LP "Embryo's Reise" (Schneeball, 1979). Am Jazzfestival von Calcutta 1979 spielte Embryo mit dem Karnataka College Of Percussion. Das Resultat davon erschien unter dem Titel "Life" (Schneeball, 1980) auf einer LP.
Nach der Rückkehr nach Deutschland zog es Müllrich, Josch und Wehmeyer, der schon bald durch Pili Pili-Mitglied Marlon Klein (dm, perc, key, vcl) ersetzt wurde, wieder auf den Subkontinent zurück.
Dort logierte die Gruppe auf Einladung von Maharaja Bhalkrishna Bharti of Gondagaon in dessen Palast in Madja Pradesh in Zentralindien. Das Trio nannte sich zuerst Embryo's Dissidenten, Dissidents of Embryo, später dann Dissidents oder Dissidenten.
Mit "Hindustan Exil Part 1" und "Von Indien Bis Marokko, Exil Part 2" (beide Schneeball, 1981) veröffentlichte die Band als erstes zwei Kassetten. Auf der ersten wirkte erneut das Karnataka College of Percussion mit, die zweite entstand zum Teil auch in Marokko.
Das Karnataka College Of Percussion wurde neben anderen Musikern auch zu den Aufnahmen der ersten LP "Germanistan - I Wish I Could Stay Far Away" (Schneeball, 1982) beigezogen. Liveaufnahmen von der danach folgenden gemeinsamen Tournee der beiden Gruppen wurden später unter dem Titel "Germanistan Tour 83" (Fuego, 2007) in DL-Form veröffentlicht.
Bei einer weiteren Nordafrika-Tournee machte die Gruppe in Tanger dank dem Schriftsteller und Komponisten Paul Bowles Bekanntschaft mit Sheikh Abdul Al Rashid, einem der wichtigsten Figuren der marokkanischen Musik.
Dank ihm entstand das zweite Dissidenten-Album "Sahara Elektrik" (Exil, 1984), dessen Single-Auskoppelung "Fata Morgana" der Dancefloor-Hit des Jahres 1985 wurde. Vor allem im spanischen und arabischen Raum erreichen die Dissidenten damit einen Superstar-Status.
"Rolling Stone" tituliert die Gruppe sogar als "Godfathers Of World Beat". "Sahara Elektrik" wurde im Laufe der Jahre von verschiedenen Labels wiederveröffentlicht. Mit ihrem dritten Album "Life At The Pyramids" (Exil, 1986) im Gepäck eroberten die mittlerweile in Madrid ansässige Gruppe 1986/87 auch die USA.
Für das vierte Album "Out Of This World" (Sire und Reprise, 1989) wechselte die Gruppe zu einem Major-Label. Bei der Produktion gab sich die Elite der nordafrikanischen Musiker die Klinke in die Hand. Darauf verlegte die Gruppe ihr Hauptquartier wieder nach Berlin.
Ein Auftritt am New Music Seminar in New York vor Zuhörern wie Brian Eno, Paul Simon und David Byrne von den Talking Heads erscheint später als Livemitschnitt "Live In New York" (Exil, 1991). Das nächste Album "The Jungle Book" (Exil, 1993) wurde in Berlin, Bombay und Bangalore eingespielt.
Es markierte die Rückkehr zu den Anfängen der Gruppe in Indien. Als prominente Gastmusiker wirken Trilok Gurtu und Ramesh Shota (beide perc) mit. Remix-Versionen des Tracks "Jungle Book II" wurden auf verschiedenen Maxisingles herausgebracht. Ein Remix stammte vom deutschen Trance-Superstar Sven Väth.
Auf dem nächsten Album "Instinctive Traveler" (Exil, 1997) mischten die Dissidenten Stimmen aus Indien, Amerika, Hawaii, Sri Lanka und aus dem arabischen Raum. Bei den Aufnahmen machten neben anderen Manfred Schoof (tp), das Royal Orchestra Of Marocco und das Karnata College Of Percussion mit. Als Sängerin wirkte Bajka, die in Indien geborene Tochter von Uve Müllrich, mit.
Sie wurde durch die aus Curaçao stammende Izaline Calister - vorher Nachfolgerin von Angelique Kidjo bei Pili Pili - abgelöst. Mit ihr entstand "Live In Europe" (Exil, 1998). Zum 20-jährigen Bandjubiläum erschien "Remix.ed - 2001: A Worldbeat Odyssey" (Exil, 2001), eine Remix-CD mit Bearbeitungen von Badmarsh, Lemongrass, Lelonek, Slop Shop, Shantel, Simbad, Andreas Leifeld, Thomas Kessler, Kulisch & Vana sowie Path Of Rhythm.
Die Fortsetzung davon war "Remix.ed 2.0 - A New World Odyssey" (Exil, 2003) mit Remixes von Tricatel, United Future Organization, Rogall, Weathertunes, Eastenders, Ravi Bal, Jean-Michel, Deep Dive Corp., Solar Moon System und Path Of Rhythm.
"1983.2003" (El Diablo!, 2004) war eine Compilation in Form einer Doppel-CD mit Werken aus der gesamten bisherigen Karriere der Band. "Tanger Sessions" (Exil, 2008) war wieder einmal ein Album mit neuem Material, eingespielt zusammen mit der marokkanischen Gruppe Jil Jilala. Die Remix-Version des Albums hiess "Tanger Sessions - Remixed" (Exil, 2010).
"How Long Is Now? - Unplugged Live In Berlin" (Exil, 2013) war ein Album mit damals aktuellen Liveaufnahmen. Auf "The Memory Of The Waters" (Exil, 2014) spielen die Dissidenten zusammen mit dem Danubian Philharmonic Orchestra Werke des Komponisten Gordon Sherwood.
Mit dem ägyptischen Sänger Mohamed Mounir kam "We Don't Shoot! (Live)" (Exil, 2017) zu Stande. Im Rahmen der DL-"Live Series" veröffentlichten die Dissidenten ab 2022 zehn Livemitschnitte von Auftritten in den 1980er Jahren. 10/25


