Amerikanischer Folk-, Country- und Bluegrass-Singer/Songwriter und Gitarrist, geboren am 3. März 1923 in Deep Gap, North Carolina, als Arthel Lane Watson. Zu seinem Künstlernamen "Doc" kam Watson bei einer Radioübertragung in Lenoir, North Carolina, zu Beginn der 1940er Jahre. Der Sprecher fand seinen Vornamen unaussprechlich, so dass eine Zuhörerin vor Ort vor schlug, ihn "Doc" zu nennen.
Möglicherweise geschah dies in Anspielung auf Sherlock Holmes’ Alter ego Doctor Watson. Der im ersten Lebensjahr an den Folgen einer Augeninfektion erblindete Arthel Lane Watson wuchs in einer äusserst musikalischen Familie auf. Seine Mutter Annie sang traditionelle und religiöse Lieder, während sein Vater Banjo spielte, das auch Watsons erstes Saiteninstrument wurde.
Watson besuchte die Blindenschule, in der er mit Jazz, Klassik und der Musik von Django Reinhardt konfrontiert wurde. Dadurch machte er wesentlich mehr musikalische Erfahrungen als andere und bekam einen umfassenderen Zugang zu Musik. Hier unterschied er sich später deutlich von anderen Countrymusikern. Im Alter von 13 Jahren spielte Watson seinem Vater auf einer ausgeliehenen Gitarre das selbst erlernte Stück "When The Roses Bloom In Dixieland" vor.
Dieser war vom Können seines Sohnes so beeindruckt, dass er ihn in einen Laden mitnahm und ihm dort eine 12-Dollar-Stella-Gitarre kaufte. Watson entwickelte in der Folge einen eigenen persönlichen Stil, der beeinflusst wurde durch Schalllatten des Banjospielers Clarence Ashley, der Carter Family, Jimmie Rodgers und anderen.
Es dauerte bis 1953, ehe Watson mit dem Pianisten Jack Williams und dessen Country and Western Swing Band zu ersten bezahlten Auftritten kam. Das Repertoire bestand neben Western Swing auch Rockabilly und eine dem Kommerz angepassten Countrymusik. Watson spielte Leadgitarre. 1960 besuchte Ralph Rinzler Docs Nachbarn Clarence Ashley, um mit ihm Aufnahmen zu machen.
Dabei lernte Rinzler Watson kennen und war von dessen Können so beeindruckt, dass er ihn kurzerhand in die Aufnahmesessions mit Ashley miteinbezog. Das daraus entstandene Album "Old Time Music at Clarence Ashley's, Vol. 1" (Folkways, 1961) war Watsons erste Plattenaufnahme. Später erschien von dieser Session "Old Time Music at Clarence Ashley’s Vol. 2" (Folkways, 1963).
"Watson Family" (Folkways, 1963) hiessen die nächsten Aufnahmen. Es handelte sich um diverse Feldaufnahmen, die zwischen 1960 und 1963 von Ralph Rinzler, Eugene W. Earle, Archie Green und Peter Siegel gemacht worden waren. "Doc Watson" (Vanguard, 1964) und die am Newport Folk Festival 1964 mit der Watson Family eingespielte Aufnahme "Treasures Untold" (Vanguard, 1964) waren die ersten offiziellen Alben von Watson.
Bei der Formation Watson Family machte auch der damals 15-jährige Sohn Merle Watson mit, der in der Folge auf vielen Aufnahmen seines Vaters zu hören war. Weitere Alben aus der zweiten Hälfte der 1960er Jahre waren "Southbound" und "Home Again" (beide Vanguard, 1966), "Ballads From Deep Gap" (Vanguard, 1967) und "Doc Watson In Nashville: Good Deal!" (Vanguard, 1968). Dazu kamen die Live-LP "Old-Timey Concert" (Vanguard, 1967) mit Clint Howard und Fred Price und "Strictly Instrumental" (Columbia, 1967) mit Lester Flatt und Earl Scruggs.
Seine Auftritte in "Gerde’s Folk City" in Greenwich Village in New York brachten ihn in Kontakt mit den wichtigsten Musikern der Protestsong-Szene, die in ihren Songs Kritik an politischen und gesellschaftlichen Missständen übten. Dadurch entwickelte Watson, der sich selbst stets der konservativen Haltung seiner Eltern verbunden fühlte, eine offenere Haltung gegenüber Musikern wie Joan Baez und Tom Paxton.
Damit bestand ein Unterschied zu vielen anderen Countrymusikern. Ab Mitte der 1960er Jahre hatte Watson mit Bill Monroe zusammengearbeitet, mit dem er auf den verschiedenen Bluegrass- und Folk-Konzerten auftrat. Ihre Zusammenarbeit gipfelte 1978 mit dem gemeinsamen Album "Bill and Doc Sing Country Songs" (FBN, 1978).
Später erschien von gemeinsamen Konzerten "Live Duet Recordings" (Smithsonian Folkways, 1993). Gross in den Charts war Doc Watson nie. Einzig in den 1970er Jahren kamen einige seiner Alben wie "The Elementary Doc Watson" (Tomato, 1972), "Then And Noew" (Tomato, 1973), "Memories" (Capitol, 1975) und "Doc And The Boys" (United Artists, 1976) in den Country-Charts auf Plätze zwischen 44 und 47.
Die übrigen Alben der 1970er Jahre wie "Doc Watson On Stage – With Merle Watson" (Vanguard, 1971), "Two Days In November" (Poppy, 1974), "Lonsome Road" (United Artists, 1977), "Look Away" (United Artists, 1978), "Live And Pickin'" (United Artists, 1979) sowie das Watson Family-Album "Tradition" (Rounder, 1977) kamen nicht in die Charts.
In den 1980er Jahren ging es weiter mit Alben wie "Reflections" (RCA, 1980) mit Chet Atkins, "Red Rocking Chair" (Flying Fish, 1981), "Doc And Merle Watson's Guitar Album" (Flying Fish, 1983), "Down South" (Flying Fish, 1984), "Pickin' The Blues" (Flying Fish, 1985), "Ride The Midnight Train" (Sugar Hill, 1986) mit Béla Fleck, Sam Bush und Mark O'Connor als Gastmusiker und "Portrait" (Sugar Hill, 1987) mit Jerry Douglas sowie erneut Sam Bush und Mark O'Connor.
In den 1990er Jahren und danach wurden die Aufnahmen rarer. Unter diesen befanden sich unter anderem "Remembering Merle" (Sugar Hill, 1992) mit Livesongs aus den Jahren 1970 bis 1976 im Andenken an seinen 1985 verstorbenen Sohn Merle, "Third Generation Blues" (Sugar Hill, 1999) mit seinem Enkel Richard Watson sowie die Triple-Live-CD "Legacy" (High Windy, 2002) mit einem Interview auf den CDs 1 und 2 sowie einem Livemitschnitt auf CD 3.
Dazu kamen unter anderem "Doc And Dwang" (Acoustic Disc, 1997) mit David Grisman, "Del Doc & Mac" (Sugar Hill, 1998) mit Del McCoury und Mac Wiseman sowie "The Three Pickers" (Rounder, 2003) mit Earl Scruggs und Ricky Scaggs. Unter seinem eigenen Namen veröffentlichte Watson fast 40 Alben. Dazu kamen fast 20 gemeinsame Alben mit seinem Sohn Merle Watson und vier mit der Watson Family.
Von Doc Watson erschienen im Verlaufe der Jahre auch rund zwei Dutzend Compilations. Darunter befand sich als umfangreichste das 4-CD-Set "Life's Work: A Retrospective" (Craft, 2021). Doc Watson starb am 29. Mai 2012 im Alter von 89 Jahren in Winston-Salem, North Carolina. 10/23
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