top of page

Holger Czukay

  • musicmakermark
  • vor 4 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit

Deutscher Experimentalmusiker, Multiinstrumentalist, Toningenieur und Komponist, geboren am 24. März 1938 als Holger Schüring in der Freien Stadt Danzig, dem heute polnischen Gdansk. Er benutzte neben Bässen, Gitarren und Keyboards auch Sampler, Kurzwellen-Generatoren und andere elektronische Hilfsmittel.


ree

 

Er besuchte die Darmstädter Musikkurse und kam in Kontakt mit Karlheinz Stockhausen. 1960 wurde er bei einem Jazzfestival disqualifiziert, weil seine Musik nicht den Vorstellungen der Jury und der Organisatoren entsprach.

 

1968 gründete er mit Michael Karoli (g), Irmin Schmidt (org) und Jaki Liebezeit (dm) die Avantgarde-Formation Can, die bis Ende der 1980er Jahre mehrere Alben einspielte und zu einer der wegweisenden Formation des experimentellen Rocks wurde. Holger Czukay veröffentlichte daneben auch zahlreiche Alben unter seinem eigenen Namen.

 

Die erste Aufnahme war "Canaxis 5" (Music Factory, 1969), entstand kurz nach der Gründung von Can und war eine Art experimentelle Oper, die unter dem Projektnamen Technical Space Composer's Crew mit der Hilfe von Rolf Dammers entstand.

 

Die Musiker verwendeten wie bei der Samplingtechnik mehrere 100, auf Tonbändern festgehaltene Soundfragmente, die sie zusammenschnitten. Bei Can und auf seinen anderen Produktionen unter eigenem Namen verfeinerte Czukay im Verlaufe der Jahre diese Technik.

 

Sein zweites Album "Movies" (Harvest, 1979), das erste unter seinem Namen, war eine Sammlung von Filmmusiken, aufgenommen mit Hilfe der selben Technik. Bei den Aufnahmen machten die Can-Mitglieder Liebezeit, Karoli, Schmidt und Rebop Kwaku Baah (org) mit.

 

Mit "Cool In The Pool/Oh Lord Give Us More Money " (EMI, 1979) wurden auch zwei Track als Single ausgekoppelt. Das nächste Album "On The Way To The Peak Of Normal" (Welt-Rekord, 1981) bestand aus diversen Tracks. Einer kam bei einer Session mit der Formation S.Y.P.H. sowie mit Hilfe von zwei Radiogeräten zustande.

 

Ein anderer Track stammte aus dem Jahre 1976. Toningenieur Conny Plank (synth) und Jah Wobble (e-b) von P.I.L. halfen bei anderen Stücken dieses Albums mit. Mit Jah Wobble und Jaki Liebezeit als Co-Leader nahm Czukay (g, org, p, frh, perc, vcl u.a.) das Album "Full Circle" (Virgin, 1982) auf.

 

"Snake Charmer" (Island, 1983) war eine EP bzw. ein Mini-Album, eingespielt gemeinsam mit Wobble und The Edge (g) alias David Howell Evans von U2 als Co-Leader. Weitere Musiker, die bei dieser Produktion mitwirkten waren François Kevkorkian (dm-prog, synth, effects), Animal (g) alias Dave Maltby, Marcella Allen (vcl) und Ben Mendelson (g).

 

Dann ging es weiter mit weiteren Aufnahmen unter eigenem Namen. Die LP "Der Osten ist rot" (Virgin, 1984) enthielt eine Neubearbeitung der chinesischen Nationalhymne sowie die Stimme von Papst Johannes Paul II. Bei den Aufnahmen machten Liebezeit, Conny Plank (synth) und andere mit. Drei Jahre später folgte "Rome Remains Rome" (Virgin, 1987).

 

Tracks aus dieser und aus der vorherigen LP wurden zusammen auf einer Compilation (Virgin, 1987) veröffentlicht. Ab Ende der 1980er Jahre arbeitete Czukay eng mit dem früheren Japan-Sänger David Sylvain zusammen. Gemeinsam realisierten sie "Plight And Premonition" (Venture, 1988) und "Flux And Mutability" (Venture, 1989). Beide Alben enthielten je zwei längere Tracks.

 

Auf der zweiten gemeinsamen CD sind auch Karoli und Liebezeit von Can sowie Markus Stockhausen (flh) zu hören. "Radio Wave Surfer" (Virgin, 1991) hiess die nächste Aufnahme von Czukay unter eigenem Namen. Sie enthielt Live-Aufnahmen von 1984, 1986 und 1987.

 

Dann folge "Moving Pictures" (Mute, 1993), aufgenommen mit Jah Wobble (e-b), U-She (vcl), René Tinner (synth), Helmut Zerlett (synth), sowie Liebezeit und Karoli. Es handelt sich um einen imaginären Soundtrack zu einem Science Fiction-Film.

 

Auf der Doppel-CD "Clash" (Sideburn, 1997) kam es zu einer Begegnung auf Breakbeat-Ebene mit Dr. Walker alias Ingmar Koch von Air Liquid. "Good Morning Story" (Tone Casualities, 1999) sah Czukay erneut in Begleitung der Can-Mitmusiker Schmidt, Karoli und Liebezeit sowie von Wobble.

 

"La Luna" (Tone Casualities, 2000) bestand aus einem einzigen Track. Darin rezitiert U-She ihre Texte in Aufnahmen von 1996. "Time And Tide" (Dignose, 2001) war eine weitere Gemeinschaftsproduktion von U-She und Czukay, aufgenommen zwischen 1993 und 1995 mit Hilfe der Can-Kollegen Jacki Liebezeit und Michael Karoli.

 

"Linar City" (Dignose, 2001) trug den Untertitel "Internet Audio Collabs Vol One" und entstand durch Beiträge via Internet. Zum 65. Geburtstag erschien "The New Millennium" (FünfUndVierzig, 2003), eine weitere gemeinsame Arbeit mit U-She (vcl, lyrics).

 

Auf "21st Century" (Revisited, 2007), dem nächsten gemeinsamen Album, nannte sich U-She alias Ursula Schüring dann Ursa Major. Sein letztes Album zu Lebzeiten war "Eleven Years Innerspace" (Grönland, 2015). Holger Czukay starb am 5. September 2017 in Weilerswist in der Nähe von Köln, 79-jährig.

 

Nachträglich erschien weiteres Material. Mit Brian Eno und J. Peter Schwalm waren 1998 live bei einer Ausstellung einer Eno-Installationen die Stücke von "Sushi. Roti. Reibekuchen" (Grönland, 2024) entstanden.

 

"Gvoon | Brennung 1" (Grönland, 2025) bestand aus einem einzigen, 64:39-minütigen Solotrack von 1997. Aus diesem Material formten Angel alias Ilpo Väisänen und Dirk Dresselhaus mit Werner "Zappi" Diermaier von Faust 2019 den 35:02-minütigen DL-Track "Gvoon - Version 1" (MirrorWorldMusic, 2025).

 

Czukay hatte sich auch mit dem Re-Release der früheren Can-Alben und mit der Herausgabe von bisher unveröffentlichtem Material der Gruppe beschäftigt. "Cinema" (Grönland, 2018) hiess eine Compilation mit einem Überblick über sein Lebenswerk in Form eines 5 LP/5-CD-Boxsets mit einer DVD.    

 

Eine andere Compilation stellte die Doppel-LP "Claremont 56 Versions" (Claremont 56, 2024) dar. Sie enthielt neun längere Stücke, darunter mehrere Remixes und Live-Tracks. Holger Czukay besitzt bei discogs.com über 200 Einträge als Musiker.

 

Die meisten stammen von seiner Tätigkeit bei Can. Er war aber auch für viele andere Musiker, Musikerinnen und Bands tätig. Er machte bei Aufnahmen von Cluster & Eno,  Moebius & Plank, S.Y.P.H., Zeltinger Band, Phantom Band, Marius Müller-Westernhagen, Bläck Fööss, Arno und anderen mit.

 

Auch seinem Can-Mitmusiker Irmin Schmidt half er bei Aufnahmen. Dazu wurde er für die Aufnahmen des Debutalbums "In The Garden" (RCA, 1981) der damals noch unbekannten Synth Pop-Band Eurhythmics beigezogen. Er arbeitete am Debutalbum "Phew" (Les Disques Du Soleil Et De L'Acier, 1991) der japanischen Sängerin Phew mit.                                             10/25

Compendium musicum

©2023 von Compendium musicum. Erstellt mit Wix.com

bottom of page