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Can

  • musicmakermark
  • vor 2 Stunden
  • 5 Min. Lesezeit

Deutsche Experimental Rock-Formation, gegründet 1968 in Köln von Holger Czukay (e-b) und Irmin Schmidt (key), die beide bei Karlheinz Stockhausen in die Lehre gegangen waren. Dazu kamen Michael Karoli (g), David Johnson (fl) und Jaki Liebezeit (dm), der auch auf den ersten Aufnahmen des Manfred Schoof Quintetts/Sextetts zu hören war.


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Der allererste Auftritt auf Schloss Nörvenich bestand aus einer Collage aus Rock, Lärm und Samples, die ab vorfabrizierten Tonbändern abgespielt wurden. Die Gruppe nannte sich damals Inner Space und richtete in dem Schloss bei Köln ein gleichnamiges Tonstudio ein.

 

Liveaufnahmen der ersten Quintett-Formation vom Juni 1968 mit einer Spieldauer von 30 Minunten erschienen später als Can-Veröffentlichung unter dem Titel "Prehistoric Future" (Tago Mago, 1984). Unter dem Namen The Inner Space spielten Czukay, Schmidt, Karoli und Liebezeit zu jener Zeit zwei 7"-Singles ein. Johnson war inzwischen aus der Band ausgestiegen.

 

Die beiden Tracks der ersten der beiden Singles mit dem Titel "Agilok & Blubbo/Kamera Song" (Vogue, 1968) wurden für den Soundtrack zum Film "Agilok & Blubbo" verwendet. Diese Aufnahmen sowie weiteres Material aus jener Zeit inklusive einem Track von Irmin Schmidt, der später unter diesem Gruppennamen ebenfalls Tracks herausgab, wurden Jahrzehnte später auf der knapp halbstündigen CD "Agilok & Blubbo" (Wah Wah, 2009) vereint.

 

Als The Inner Space spielten die Can-Musiker 1968 auch den Soundtrack zu Kobi Jaegers Erotic/Educational-Film "Kamasutra" ein. Die zweite Single "Kamasutra" (Metronome, 1969) enthielt den Titeltrack. Der gesamte Soundtrack wurde erst mehr als 40 Jahre später erstmals überhaupt unter dem Titel "Kamasutra-Vollendung der Liebe" (Crippled Dick Hot Wax!, 2009) auf einer Schallplatte veröffentlicht. 

 

Nach dem Zuzug des amerikanischen Bildhauers und Sängers Malcolm Mooney ändert die Gruppe ihren Namen in Can. Die ersten Aufnahmen dieses klassischen Can-Lineups sind auf der erst später veröffentlichten LP "Delay 1968" (Spoon, 1981) zu finden.

 

Das erste reguläre Can-Album war "Monster Movie" (Music Factory, 1969) und wurde mit Hilfe eines Nachtschlüssels sozusagen schwarz im Studio von Stockhausen gemastert. Ende 1969 stieg Mooney krankheitshalber aus. Als Ersatz wurde der Japaner Damo Suzuki verpflichtet.

 

Die nächste LP hiess "Soundtracks" (Liberty, 1970) und enthielt Stücke, die Irmin Schmidt für Filme geschrieben hatte. Auf einem Teil der Aufnahmen ist Mooney, auf dem anderen Suzuki als Sänger zu hören.

 

Die zweite richtige Can-LP war das Doppel-Album "Tago Mago" (UA, 1971). Darauf verwendete die Gruppe erstmals eine Art von Rhythmus-Samples. "Tago Mago" wurde später mit Live-Material von 1972 ergänzt zu einer Doppel-CD (Mute, Spoon und The Grey Area, 2011) ausgebaut.

 

Die nächste Produktion "Ege Bamyasi" (UA, 1972) wurde deshalb berühmt, weil die Nummer "Spoon" als Titelmusik für "Das Messer", einen damaligen TV-Strassenfeger des englischen Krimiautors Francis Durbridge verwendet wurde.

 

"Spoon" war später auch der Name des Can-eigenen Labels, auf dem später sämtliche Can-Aufnahmen wieder veröffentlicht oder erstmals herausgebracht wurden. Auf "Future Days" (UA, 1973), dem letzten offiziellen Album mit Suzuki, der im September 1973 ausstieg, drang Can in mehr sphärische Bereiche vor.

 

Zur Überbrückung auf das nächste Album erschien mit "Limited Edition" (UA, 1974) eine Sammlung von Aufnahmen, die zwischen 1968 und 1974 mit Mooney oder Suzuki als Sänger eingespielt worden waren. Die LP wurde später mit weiterem Material angereichert und unter dem Titel "Unlimited Edition" (Caroline, Virgin und Harvest, 1976) als Doppel-LP noch einmal veröffentlicht.

 

Aufnahmen, die Can mit Suzuki in den Jahren 1973 bis 1975 bei der BBC in London gemacht hatte, kamen später als "The Peel Sessions" (Strange Fruit, 1995) heraus. Auf dem nächsten regulären Album "Soon Over Babaluma" (UA, 1974) sprangen Karoli und Schmid als Sänger ein.

 

Liveaufnahmen aus jener Zeit erschienen als "Live in Stuttgart 1975" und "Live In Brighton 1975" (beide Spoon, 2021) in Form einer Doppel-CD oder einer Triple-LP. Die Doppel-LP "The Classic German Rock Scene" (UA, 1975), die LP "Opener" (Sunset, 1976) und die Doppel-LP "Cannibalism" (UA, 1978) bildeten die ersten Compilations.

 

Die nächste Studio-LP "Landed" (Virgin, 1975) wurde auf einer 16-Spur-Maschine aufgenommen und zerstörte gemäss späteren Angaben der Band das Gruppengefüge von Can. Als Gastmusiker wirkte Olaf Kübler (sax) mit.

 

Aus dieser Zeit stammen mehrere mehr oder weniger legal veröffentlichte Livemitschnitte, wie die Doppel-LP "Live In Lyon 1976" ('B13, 2012) mit Aufnahmen vom Januar 1976 und die LPs "Live In Hannover, 11 April 1976" und "Live At Aston University Birmingham, 4 March 1977" (beide 'B13, 2013).

 

"Live in Cuxhaven 1976" (Spoon, 2022) war eine weitere Liveaufnahme mit Aufnahmen aus jener Zeit. Auf dem Album "Flow Motion" (Harvest und EMI, 1976) näherte sich Can zunehmend damaligen Modetendenzen wie Disco und Reggae.

 

Für "Saw Delight" (Harvest und EMI, 1977) und "Out Of Reach" (Harvest und EMI, 1978) erweiterte sich Can durch den Zuzug der Traffic-Mitglieder Rosco Gee (e-b) und Reebop Kwaku Baah (perc) in der letzten Phase zum Sextett.

 

Holger Czukay hängte den Bass an den Nagel und steuerte Sounds aus Kurzwellen-Radios sowie aus anderen elektronischen Geräten bei. "Can" (Harvest und EMI, 1978), ebenfalls im Sextett eingespielt, leitete das vorläufige Ende der Gruppe ein. Die Band brach nicht eigentlich auseinander, sondern die Musiker hörten einfach auf, miteinander zu spielen.

 

"InCANdescence" (Virgin, 1981) hiess eine weitere Compilation. Studioexperimente von 1976 erschienen unter dem Titel "Onlyou" (Pure Freude, 1982) auf einer Mono-Kassette. Erst 1986 traf sich die Gruppe mit Malcom Mooney im Studio wieder und spielte mit "Rite Time" (Mercury, 1989) ein neues Album ein.


 

Dann brach Can ganz auseinander. Die Musiker widmeten sich fortan ihren eigenen Projekten. 1991 kamen die Musiker mit Ausnahme von Holger Czukay wieder zusammen, um für Wim Wenders Film "Until The End Of The World" den Titel "Last Night Sleep" einzuspielen.

 

Unter dem Titel "Cannibalism" erschienen im Verlaufe der Zeit drei Compilations. Die erwähnte und mehrfach wiederveröffentlichte Doppel-LP "Cannibalism" (UA, 1978) enthielt Material aus den ersten sechs Alben bis "Soon Over Babaluma". Die CD "Cannibalism 2" (Spoon, 1992) deckte die Periode zwischen "Delay" und "Can" ab.

 

"Cannibalism III" (Spoon, 1994) enthielt Ausschnitte aus den Solo-Alben der einzelnen Can-Mitglieder. Die beiden ersten Teile wurden zudem auch auf der Doppel-CD "Cannibalism 1 & 2" (Spoon, 1997) zusammengefasst.

 

"Anthology – 25 Years" (Spoon, 1994) war eine Art Best Of-Doppel-CD, die in der selben Form als "Remastered Edition" (Spoon, 2007) wiederveröffentlicht wurde. Die regulären Can-Alben wurden auch in Form der 3-CD-Sets "Box 1 bis 4 (Mute, 1991 bzw. 1992) paketweise neu angeboten.

 

Im Zuge der Wiederentdeckung von Can, nahmen sich diverse Musiker und Musikerinnen wie Kris Needs, Westbam, U.N.K.L.E., Bruce Gilbert, A Guy Called Gerald, System 7, Brian Eno, 3P, Thurston Moore, Lee Ranaldo, The Orb sowie François Kevorkian und Rob Rives den älteren Aufnahmen an und bearbeiteten diese für die Remix-Doppel-CD "Sacrilege" (Spoon, 1997).

 

Aus Anlass des 30. Geburtstages der Band veröffentlichte "Spoon" 1999 die inzwischen ausverkaufte "Box". Diese enthielt eine Doppel-CD mit Liveaufnahmen aus den Jahren 1971 bis 1977. Dazu kam ein Buch mit Interviews, Artikeln und einer Dokumentation über die Geschichte der Gruppe und Fotos sowie ein Video mit einem Liveauftritt von 1972 und einer TV-Dokumentation von 1988 und 1997.

 

Die Live-Doppel-CD kam auch separat als "Music (Live 1971-1977)" (Spoon, 1999) auf den Markt. "The Can DVD" (Spoon, 2003) war ein Set mit 2 DVDs und einer CD. Darin fanden sich ein Dokumentarfilm über Can, ein Mitschnitt eines Konzerts von 1972 sowie Bild- sowie Tonaufnahmen der Solo Projects Tour 1997.

 

Dazu kamen die 13 Tracks umfassende CD "Can Solo Recordings" sowie vier neue Remixes von Can-Titeln. "The Lost Tapes" (Spoon, 2012) enthielt bisher noch nie veröffentlichtes Live- und Studiomaterial. Die drei LPs "Monster Move Live", "Tago Mago Live" und "Future Day Live" (alle ´B13, 2012) enthielten Material, das die Band bei den jeweiligen Sessions zu den entsprechenden Alben live im "Inner Space"-Studio eingespielt hatte.

 

Die Compilation "The Singles" (Spoon, 2017) bestand entweder aus drei LPs oder einer CD. Auf der Bandcamp-Seite der Band kamen ab 2021 mehrere Livemitschnitte heraus.

 

Holger Czukay, Irmin Schmidt, Michael Karoli und Jaki Liebezeit realisierten jeder für sich mehrere Aufnahme unter ihren eigenen Namen. Auch von den beiden Sängern Malcolm Mooney und Damo Suzuki erschienen eigene Aufnahmen.


Michael Karoli verstarb am 17. November 2001, Jaki Liebezeit am 22. Januar 2017. Holger Czukay folgte am 5. September 2017. Die früheren Mitglieder Rebop Kwaku Baah (1983), David C. Johnson (2012), Damo Suzuki (2024) sind inzwischen ebenfalls tot.          10/25

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