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John Oswald

  • musicmakermark
  • 18. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit

Kanadischer Sampling-Spezialist und Altsaxophonist, geboren am 30. Mai 1953 in Kitchener, Ontario. Seine Klanglandschaften basieren auf so genannten Plunderphonics. Das snd Samples von Schallplatten anderer Musiker und Bands.


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So schnitt er den Schlussakkord des Beatles-Songs "A Day In The Life" heraus und montierte ihn mehrfach hintereinander. Er setzte vier Soloaufnahmen von Cecil Taylor (p), Steve Lacy (ss), Barre Phillips (b) und Larry Dubin (dm) zu einer Quartettaufnahme zusammen.

 

Oder er erschuf ein Duett von Dolly Parton mit sich selber, indem er die zweite Stimme elektronisch in eine tiefere Stimmlage versetzte. In einem 1985 erschienen Essay mit dem Titel "Plunderphonics Or Audio Piracy As A Compositional Prerogative" setzte er sich mit James Tenneys Collage von Elvis Presley's "Blue Suede Shoes" ernsthaft mit dem Thema auseinander.

 

Zuerst war er im Bereich der frei improvisierten Musik tätig, wo er vor allem mit dem Gitarristen Henry Kaiser zusammenarbeitete. Er machte bei den Aufnahmen von Kaisers Album "Ice Death" (Parachute, 1977) mit. Eine Duoaufnahme der beiden Musiker hiess "Improvised" (Music Gallery Editions, 1978).

 

Mit Toshinori Kondo (tp) als dritten Mann nahmen Oswald und Kaiser "Moose And Salmon" (Music Gallery Editions, 1978) auf. Outtakes und anderes Material, das bei der Session für letztere beiden LPs anfiel, wurde Jahre später unter dem Titel "Moose +" (Music Gallery Editions, 1982) auf einer Kassette heraus gebracht.

 

Unbegleitete Soloaufnahmen erschienen auf der Kassette "Alto Sax" (Mystery Tape Laboratory, 1981). Die Kassette "Spoors" (labellos, 1982) bestand aus sechs Tracks aus den Jahren 1973 bis 1981, die mit "Music" überschrieben waren, vier weitere aus der selben Zeitperiode waren mit "Voice" betitelt.

 

Zudem war Oswald ab Ende der 1970er Jahre auf Aufnahmen von Owen Maercks, Martha & The Muffins, Drunken Dolphins, La 1919 und anderen zu hören. Ab Anfang den 1990er Jahren gehört er zum Kern der improvisierenden, kanadischen Formation CCMC, die mehrere Aufnahmen herausgab.

 

Seine ersten richtig experimententellen Stücke erschienen auf der Kassette "Kissing Jesus In The Dark" (Mystery Tape Laboratory, 1983). Dazu konnte er im Verlaufe der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre mehrere Stücke auf Samplern/Compilations platzieren.

 

Mit der 12"-EP "Plunderphonics" (Mystery Tape Laboratory, 1988) war eine erste Aufnahme erschienen, die der Technik mit der illegalen Verwendung von Samples anderer Musiker den Namen gab.

 

Für die ersten Aufnahmen bediente sich Oswald bei unterschiedlichen Komponisten oder Musikern/Musikerinnen wie Igor Stravinsky, Dolly Parton, Count Basie, Bill Frisell, Elvis Presley und anderen. Danach erschien unter dem Titel "Plunderphonic" (Mystery Tape Laboratory, 1989) eine um fast 20 Tracks erweiterte CD-Version.

 

Diese CD verteilte Oswald gratis an Freunde, Kritiker, DJs und jene noch lebenden KünstlerInnen, bei denen er sich bedient hatte. Unter ihnen befand sich auch Michael Jackson, dessen "Bad" Oswald auseinander genommen hatte.

 

Der Musikklau trug ihm ein gerichtliches Verfahren ein. "Plunderphonics" oder "Plunderphonic" hiessen im Verlaufe der Zeit noch andere solche Aufnahmen. Später erschien die Doppel-CD "69 Plunderphonics 96" (Seeland und Fony, 2011).

 

Darauf fand sich der grösste Teil der frühen Oswald-Aufnahmen inklusive der EP "Elektrax", die 1990 im Auftrag des Labels "Elektra" hätte entstehen sollen. Weil die Firma ihm zur Bearbeitung nur Outtakes von Aufnahmen überlassen wollte, stellte er sein Werk anhand der Originalaufnahmen von Tim Buckley, Doors und MC5  zusammen.

 

Oswlad klebte Ausschnitte von 100 Liveaufnahmen des Grateful Dead-Songs "Dark Star" aus den Jahren 1968 bis 1993 zu neuen Tracks zusammen. Veröffentlicht wurde das Ergebnis auf den CDs "Grayfolded: Transitive Axis" (Swell Artifacts, 1994) und "Grayfolded: Mirror Ashes" (Swell Artifacts, 1995). Später wurden sie auf der Triple-LP "Grayfolded" (Importan, 2014) wiederveröffentlicht.

 

Einige der Oswald-Aufnahmen erschienen nicht unter seinem Namen, sondern unter dem Projektnamen Plunderphonic. Für frühe Experimente hatte er den Projektnamen Mystery Tape Laboratory verwendet. So hiess anfänglich auch eines seiner vielen Labels. Daneben war Oswald weiterhin als improvisierender Künstler tätig.

 

Mit seinem langjährigen Weggefährten Henry Kaiser (g) sowie mit Mari Kimura (vio) und Jim O'Rourke (g) spielte er "Acoustics" (Victo, 1994) ein. Liveaufnahmen vom August 1998, entstanden in Toronto mit Fred Frith (g, vcl) und Anne Bourne (cello, vcl), erschienen als "Dearness" (Spool, 2001).

 

Mit David Prentice (vio) und Dominic Duval (b) kam die Trioaufnahme "Bloor" (CIMP/Cadence, 2000) zu Stande. Auf der Triple-CD "Complicité" (Victo, 2001) wurden auf einer CD Duoaufnahmen von John Oswald mit Paul Pimley (p) am Victoriaville Festival 2000 festgehalten; die beiden anderen CDs enthielten Soloaufnahmen von Cecil Taylor bzw. Marilyn Crispell.

 

"Aparanthesi" (Empreintes DIGITALes, 2003) nannte sich ein elektro-akustisches Werk, für das Oswald Frequenzen verwendete. Als Gastmusikerin war Joan Jeanrenaud (cello) zu hören. "The Art Of Apparition" (OHM Editions, 2003) bestand aus einer DVD und einer CD, auf denen John Oswald bei Experimentieren mit neuen Formen des Filmes zu sehen und zu hören war.

 

"Numer Nine" (Emanem, 2006) hiess eine Trioaufnahme mit Michael Keith (g) und Roger Turner (perc). Mit Henry Kaiser (g, e-b) und Paul Plimley (vibes) als Co-Leader sowie mit Scott Amendola (dm) und Tracy Silverman (vio) in je einem Tracks entstand "At One Time (Improvisations For Cecil Taylor)" (Metalanguage, 2021). 

 

Oswald (as), Scott Thomson (tb) David Lee (b) und Germaine Liu (dm, perc) bildeten auf "A Hyphen In Reverse" (2021) ein Quartett. "I'd Love To Turn..." (fony, 2022) und "Evolver" (fony, 2024) waren zwei weitere Aufnahmen mit Plunderphonics-Klängen.

 

Unter seinem Namen sowie unter seinen Projektnamen gab Oswald an die 30 Full-Length-Aufnahmen heraus. Bei discogs.com besitzt er fast 250 Credits als Musiker.

 

Zudem war er auf Aufnahmen von Paul Haines, Diane Labrosse & Michel F. Côté, Eugene Chadbourne, David Toop, Olivier Capparos & Lionel Marchetti, Alterations, Toshinori Kondo und anderen zu hören. Auch als Komponist kam John Oswald zu Ehren. Das Kronos Quartet nahm seine Komposition "Spectre" (1990) ins Repertoire auf und veröffentlichte das Stück auf "Short Stories" (Nonesuch, 1993).                   08/25

 

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