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Kraftwerk

  • musicmakermark
  • 28. Okt.
  • 6 Min. Lesezeit

Deutsche Pionier-Formation in Sachen elektronische Pop-Musik, gegründet 1970 in Düsseldorf von Ralf Hütter und Florian Schneider. Kraftwerk gab Stilen wie Hip Hop, Electro-Funk und Techno wichtige Impulse, ohne dass die Gruppe zu diesen Genres zählte.


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Viele Bands und Künstler gaben an, von Kraftwerk und ihrer minimalen, roboterähnlichen Musik beeinflusst worden zu sein. Dazu wurden Sequenzen aus den Kraftwerk-Alben von Musikern gesampelt und für eigene Tracks weiterverwendet.

 

Vorausgegangen war Kraftwerk 1968 die Gruppe Organisation, die in der Besetzung Ralf Hütter (org, g), Florian Schneider (fl, e-vio, perc), Butch Hauf (e-b, perc), Fred Monicks (dm, perc) alias Alfred Mönicks und Basil Hammoudi (glockenspiel, perc) das nur in England erhältliche Album "Tone Float" (RCA Victor, 1970) aufnahm.

 

Weiter zum Umfeld dieser Gruppe gehörten auch Charly Weiss, Peter Martini und Paul Lorenz. In der Endphase trat diese Band bereits unter dem Namen Kraftwerk auf, doch das "RCA Victor"-Label wollte einen englischen Namen für die Band.

 

Anfang 1970 stiegen Hütter und Schneider bei Organisation aus, richteten ihr eigenes Kling-Klang-Studio ein und machten im Duo als Kraftwerk weiter. Das Debutalbum "Kraftwerk" (Philips, 1970) wurde mit Hilfe von Klaus Dinger (dm) oder Andreas Hohmann (dm) eingespielt.

 

Das Album stieg bis auf Platz 30 der deutschen LP-Charts. Der schon von Organisation gespielte Track "Ruckzuck" wurde zudem als Titelmusik für die TV-Sendung "Kennzeichen D" ausgewählt. Ralf Hütter verliess Ende 1970 für einige Monate Kraftwerk, um sein Architekturstudium zu beenden.

 

Am 26. Dezember trat Kraftwerk in der Besetzung Florian Schneider, Eberhard Kranemann (e-b, cello) und Charly Weiss (dm) auf. Durch den Einstieg von Michael Rother (g) und Klaus Dinger (dm) als Ersatz für Charly Weiss bestand Kraftwerk Anfang 1971 für ein paar Monate aus Schneider, Hohmann, Kranemann, Rother und Dinger.

 

Im Studio von Conny Plank wurden Aufnahmen gemacht, die aber nie veröffentlicht wurden. Danach trat Kraftwerk am 22. Mai 1971 als Trio in der Besetzung Schneider, Dinger und Rother in der TV-Sendung "Beat Club" auf. Das dort gespielte Stück fand sich zusammen mit einem Mitschnitt eines Konzertes vom 25. Juni 1971 in Bremen auf der Doppel-LP "Live 1971" ('B13, 2013).

 

Bei den Aufnahmen zum zweiten Album "Kraftwerk 2" (Philips, 1972) waren Ralf Hütter und Florian Schneider wieder unter sich. Die LP schnitt mit Platz 36 in Deutschland etwas schwächer ab als das Debutalbum. Bei Konzerten trat Gruppe 1971/1972 aber in erweiterter Besetzung auf.

 

"Ralf & Florian" (Philips, 1973) war das dritte, erneut im Duo eingespielte, musikalisch immer noch konventionelle Album. Es war auf Platz 160 das erste Album in den Billboard 200, wurde aber in den deutschen Charts nicht notiert. Mit dem vierten, nurmehr rein elektronischen Album "Autobahn" (Philips, 1974) gelang der Band der Durchbruch.

 

Es war im Quartett mit Klaus Röder (g, vio) und Wolfgang Flür (perc) entstanden. Hütter und Schneider hatten ihre konventionellen Instrumente gegen Synthesizer und andere Keyboards eingetauscht. Der Titelsong, der die ganze erste LP-Seite einnahm wurde in der stark gekürzten Single-Fassung ein Riesenhit und zum Erkennungszeichen der Band.

 

Die Single kletterte in Deutschland bis auf Platz 9, in England bis auf Platz 11 und in den USA bis auf Platz 25 der Billboard Hot 100. Auch das Album verkaufte sich weltweit gut und belegte in England Platz 4, in den Billboard 200 Platz 5 und in Deutschland Platz 7 der Album-Charts.

 

Anfang 1975 verliess Klaus Röder die Band. Er wurde durch Karl Bartos (e-perc) ersetzt. Das fünfte Album von Kraftwerk nannte sich "Radio-Aktivität" bzw. "Radio Activity" (EMI, 1975). Wie fast alle folgenden Studioalben erschien davon eine deutsch und eine englisch gesungenen Version.

 

Die Single-Auskoppelung des Titeltracks wurde ein kleiner Hit, während sich das Album nicht mehr so gut verkaufte wie "Autobahn und in den Billboard 200 auf Platz 140 sowie in Deutschland auf Platz 22 kam. Liveaufnahmen aus jener Zeit wurden später unter dem Titel "Live At Ebbets Field In Denver, May 20, 1975" ('B13, 2013) veröffentlicht.


 

Ein weiteres Album hiess "Trans Europa Express" bzw. "Trans Europe Express" (EMI, 1977). Schon kurz nach der Veröffentlichung wurde der Titelsong in den Ghettos von New York populär und zur Basis für den Grundrhythmus der damals im Entstehen begriffenen Musikrichtung Hip-Hop.

 

In den USA erreichte dieser Song Platz 67 in den Billboard Hot 100, während das Album in Deutschland auf Platz 32 und in den USA auf Platz 119 kam. Das nächste Kraftwerk-Album war "Die Mensch-Maschine" bzw. "The Man-Machine" (EMI, 1978) mit dem Hit "Das Model".

 

Es war die einzige Nummer-1-Hit-Single für die Band und dies erst noch in England aber erst 1981 bei der Wiederveröffentlichung. In Deutschland reichte es für die Single zu Platz 7. Das Album war in England mit Platz 9 gegenüber Platz 12 in Deutschland erfolgreicher.

 

Das achte Album nannte sich "Computerwelt" bzw. "Computerworld" (EMI, 1981), eine Art Vorläufer des Techno. Eigens für die drauffolgende Tour liessen sich Kraftwerk vier den Gruppenmusikern identisch nachgebildete Roboter bauen, deren Bewegungsfreiheit zwar recht eingeschränkt war.

 

Das Album belegte die Plätze 72 (USA), 15 (Grossbritannien) und 7 (Deutschland). Danach blieb es längere Zeit still um die Gruppe. Das einzige Lebenszeichen war die 12"/7"-Single "Tour de France" (EMI, 1983), deren Titeltrack in einer deutsch und einer französisch gesungenen Version daherkam.

 

"Tour de France" wurde 1984 auch in mehreren Versionen – als Remix von François Kevorkian oder als Instrumental – herausgebracht und 1999 als CD-EP wieder veröffentlicht. Florian Hütter setzte mit dieser Single seine Leidenschaft fürs Velofahren und für die Tour de France in Musik um.

 

Gleichwohl hatte er während den Aufnahmen zu dieser Single einen schweren Velounfall und lag mehrere Tage lang im Koma. Ein neues Album erschien zu jener Zeit aber nicht. Erst drei Jahre nach der "Tour de France"-Single kam mit "Electric Café" bzw. "Techno Pop" (EMI, 1986) eine neue LP auf den Markt.

 

Die chartsmässige Ausbeute war verhalten. Die Single-Auskoppelung "Musique Non Stop" war im Zuge der aufkommenden Video-Welle und "MTV"-Präsenz erfolgreich und zog mit "Der Telefonanruf" eine zweite Single nach sich. Zu Beginn der 1990er Jahre stellte Kraftwerk ihre ganze Technik auf Digital um. Dazu kamen auch personelle Wechsel.

 

Fritz Hilpert (e-dm) ersetzte ab 1990 Wolfgang Flür und Fernando Abrantes (e-dm, e-perc) kam 1991 neu für Karl Bartos in die Band. Abrantes musste aber noch im selben Jahr Henning Schmitz Platz machen.  Zu jener Zeit ging Kraftwerk nach Jahren der Bühnenabsenz auch wieder regelmässig auf Tournee.

 

Mit "The Mix" (EMI, 1991) erschien damals auch ein Album, das allerdings nur die bekanntesten Tracks von Kraftwerk in neu eingespielten Versionen enthielt. Florian Schneider wurde am 5. Februar 1998 als Professor für Medienkunst und Performance an die Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG) berufen.

 

Mit der Single "Expo 2000" (EMI, 2000), ein Auftragswerk der Expo 2000 in Hannover, gab die Band in Sachen Schallplatten wieder einmal ein Lebenszeichen von sich. In England (Platz 27) und in Deutschland (35) kam die Single auch in die Charts.

 

Die Detroit-Techno-Formation Underground Resistance realisierte davon eine Remix-Version. 2002 fanden in der Besetzung Hütter, Schneider, Hilpert und Schmitz die ersten Konzerte mit rein virtueller Technik in der Cité de la Musique in Paris statt.

 

Die umfangreiche Hardware der 1990er Jahre wurde auf vier Laptops mit einigen zusätzlichen MIDI-Controllern reduziert. Gespielt wurde von nun an auf Software-Synthesizern und -Sequencern. Mit "Tour de France Soundtracks" (EMI, 2003) erschien 17 Jahre nach dem letzten Studioalbum "Electric Café" wieder einmal eine Aufnahme mit neuem Material.

 

20 Jahre nach der "Tour de France"-Single wurde die Thematik, das schwerste Radrennen der Welt, erneut aufgegriffen und weiterentwickelt. "Tour de France Soundtracks" wurde zum ersten und bisher einzigen Nummer-1-Album der Band in Deutschland.

 

"Minimum-Maximum" (EMI, 2005) war das erste Live-Album der Band. Die Doppel-CD bestand aus allen bekannten Tracks und Hits der Gruppe, mitgeschnitten 2004 bei Konzerten in Warschau, Moskau, Berlin, London, Budapest, Tallinn, Riga, Tokio und San Francisco.

 

Beim Erscheinen der Doppel-CD war Kraftwerk immer noch auf der 2004 begonnenen Welttournee. Später erschien unter dem selben Titel auch noch eine Doppel-DVD sowie unter dem Titel "Notebook" (EMI, 2005) ein Set mit den beiden CDs, den beiden DVDs und einem 88-seitigem Buch zu dieser Tournee.

 

Später kamen "Minimum" bzw. "Maximum" (beide Transistor, 2013) in Form von je einer LP auf den Markt. Ende 2008 verliess Florian Schneider nach fast 40-jähriger Zugehörigkeit die Gruppe.

 

Unter dem Titel "Der Katalog" bzw. "The Catalogue" (EMI, 2009) wurden die Alben ab "Autobahn" bis "Tour de France Soundtracks" bzw. ihre deutschen Versionen neu abgemischt als 8-CD-Set oder auch als Einzel-CDs wiederveröffentlicht.

 

"Live 1975/1981" (B13, 2012) war eine LP mit frühem Live-Material. "3-D (Der Katalog)" (Kling Klang und Parlophone, 2017) hiess ein Boxset mit den Multimedia-Auftritten der Band in den Jahren 2012 bis 2016. Damals führte Kraftwerk das fast gesamte Repertoire, da heisst ihre ersten acht Alben, auf der Bühne neu auf.

 

Das Boxset erschien in mehreren Variationen: Als 9-LP-Box, als DL sowie in diversen CD/Blu Ray/DVD-Kombinationen. Eine DL/CD bzw. Doppel-LP-Compilation dieser Compilation hiess "3-D (1 2 3 4 5 6 7 8)" (Kling Klang und Parlophone, 2017).

 

Von Kraftwerk erschienen zehn Studio- und zwei Livealben. Dazu kamen 28 Singles oder EPs sowie vier offizielle Compilations. 20 Musiker waren über kurz oder lang Mitglied von Kraftwerk.

 

Vom Kernduo Ralf Hütter und Florian Schneider kamen kaum Aufnahmen unter ihren eigenen Namen heraus. Von den anderen 18 Musikern waren vor allem Michael Rother, Klaus Dinger und Klaus Röder unter ihren Namen oder in anderen Gruppe aktiv.              10/25

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