Amerikanischer Jazz-Gitarrist, Gitarrenbauer und Toningenieur, geboren am 9. Juni 1915 in Waukesha, Wisconsin, als Lester William Polsfuss. Er war an der Weiterentwicklung der elektrischen Gitarre beteiligt. Die von ihm entworfene und von der Firma Gibson gebaute Solidbody-E-Gitarre zählt zu den berühmtesten Modellen überhaupt und wird nach ihm Gibson Les Paul genannt.
Zudem leistete er Pionierarbeit in Sachen Aufnahmetechniken, indem er das sogenannte Multitrack Recording sowie zahlreicher Echo- bzw. Halleffekte entwickelte. Mit 13 Jahren trat er halbprofessionell als Country-Gitarrist auf. Mit 17 Jahren war er Mitglied der Country-Band Rube Tronson’s Cowboys. Danach verliess er die High School, um der Wolverton’s Radio Band in St. Louis beizutreten.
In den 1930er Jahren arbeitete er in Chicago für einen lokalen Radiosender, wo er Jazz spielte. Seine beiden ersten Schallplatten erschienen im Jahr 1936. Er begleitete die Bluessängerin Georgia White auf zwei Schellack-Schallplatten für "Decca" und spielte als Rhubarb Red zwei Schellack-Schallplatten für das Label "Montgomery Ward" ein.
Unzufrieden mit der Qualität elektrischer Gitarren, wie sie Mitte der 1930er Jahre erhältlich waren, begann Les Paul, eigene Instrumente zu entwerfen. 1934 erteilte er den Instrumentenbauern Larson Brothers in Chicago den Auftrag, eine Gitarre ohne F-Löcher zu bauen. Die Firma wies Les Paul darauf hin, dass ein solches Instrument die Schallresonanzen nicht weiterleiten würde.
Das war allerdings genau das, was Les Paul beabsichtigte. Das Instrument sollte nicht vibrieren, um bei der elektrischen Verstärkung gegen den Effekt der Rückkopplung unempfindlich zu sein. Les Paul versah die Gitarre mit zwei von ihm konstruierten Tonabnehmern. 1938 zog er nach New York und bekam einen Job in der Radiosendung "Fred Waring’s Pennsylvanians".
1943 zog Paul nach Hollywood und gründete dort ein Trio. Als Last-Minute-Ersatz für Oscar Moore spielte Paul mit Nat King Cole und anderen Musikern beim "Jazz at the Philharmonic"-Konzert in Los Angeles am 2. Juli 1944. Im selben Jahr trat er mit seinem Trio in der Radioshow von Bing Crosby auf.
Crosby finanzierte danach die Aufnahmeexperimente von Les Paul. Das Les Paul Trio und Crosby nahmen auch gemeinsame Titel auf und hatten 1945 mit "It’s Been a Long, Long Time/Whose Dream Are You" (Decca, 1945) einen Nummer-1-Hit in den Billboard Hot 100. Neben der Arbeit als Begleiter für Crosby und Künstler wie die Andrews Sisters nahm das Les Paul Trio in den späten 1940er Jahren auch eigene Aufnahmen auf.
1941 entwarf und baute Les Paul den Prototyp der Solidbody-E-Gitarren. Er nutzte dafür die Räumlichkeiten und Werkzeuge der Firma Epiphone, die ihm ihre Fabrikräume sonntags zur Verfügung stellte. Das Instrument erhielt von ihm den Spitznamen "The Log" (Holzklotz), da der Korpus der Gitarre ein schlichter, etwa 10 auf 10 Zentimeter dicker Holzblock war, an dem Les Paul Tonabnehmer, Steg und einen normalen Gitarrenhals anbrachte.
Nach negativen Publikumsreaktionen wegen des ungewöhnlichen Aussehens dieser Gitarre teilte Paul eine seiner Epiphone-Gitarren der Länge nach und verschönerte seinen Klotz. Er bot sein Log-Design der Firma Gibson an. Diese zeigte sich allerdings zunächst wenig begeistert vom Konzept einer Solid-Body-Gitarre. Es kam erst Anfang der 1950er Jahre zu einer Zusammenarbeit. 1952 brachte man das Les Paul-Modell auf den Markt.
1947 veröffentlichte Capitol Records eine Aufnahme, die als Experiment in der Garage von Paul begonnen hatte. Der Titel war "Lover (When You’re Near Me)". Les Paul spielte auf dieser Aufnahme acht unterschiedliche Gitarren-Parts. Es war das erste Mal, dass das Multi-Tracking-Verfahren bei einer Aufnahme zum Einsatz kam.
Im Januar 1948 erlitt Les Paul bei einem Autounfall in Oklahoma schwere Verletzungen an seinem rechten Arm und an seinem Ellenbogen, dessen Beweglichkeit nicht wiederhergestellt werden konnte. Les Paul wies die Chirurgen an, seinen Arm in einer Position zu richten, die es ihm ermöglichen würde, eine Gitarre zu halten und zu spielen. Es dauerte anderthalb Jahre, bis Paul wiederhergestellt war.
1949 heiratete er seine Freundin, die Sängerin Iris Colleen Summers, für die er den Künstlernamen Mary Ford aussuchte und mit der er in den 1950er Jahren eine Reihe von sehr erfolgreichen Schallplatten aufnahm. Das Besondere an diesen Aufnahmen war der Einsatz technischer Effekte wie des Overdubbings und des Tapedelays, die grösstenteils von Paul selbst entwickelt wurden.
Er legte beim Titel "How High the Moon" (Capitol, 1951) insgesamt acht identische Tracks mit zeitlicher Verzögerung übereinander. Das Duett mit Mary Ford verkaufte sich eineinhalb Millionen Mal und stand neun Wochen auf Platz 1 der Billboard Hot 100. "Vaya Con Dios" (Capitol, 1953) war später ein dritter Nummer-1-Hit in den US-Charts.
1954 fuhr Paul mit der Entwicklung seiner Erfindungen fort, als er die Firma Ampex beauftragte, ein Achtspur-Aufnahmegerät zu bauen. Seine Idee, bei dem ein Aufnahmekopf eine neue Spur aufnehmen und gleichzeitig zuvor aufgenommene Spuren abspielen konnte, war richtungsweisend für die Zukunft der Mehrspuraufnahmetechnik.
In den späten 1960er Jahren zog sich Paul mehr und mehr aus dem Musikgeschäft zurück, veröffentlichte aber gleichwohl dann und wann Aufnahmen, wie seine Duoalben mit Chet Atkins. Ab 1995 trat Les Paul wöchentlich im Iridium Jazz Club am Broadway in New York auf.
2005 erschien das Album "Les Paul & Friends: American Made, World Played" (Capitol), auf dem der damals 91-Jährige im Aufnahmen mit vielen anderen berühmten Gitarristen wie Eric Clapton, Jeff Beck, Peter Frampton, Steve Lukather, Hiram Bullock, Kenny Wayne Shepherd, Billy Gibbons, Neal Schon, Buddy Guy, Keith Richards, Rick Derringer, Steve Miller und Richie Sambora zu hören war.
Für dieses Album wurde er 2006 mit zwei Grammys ausgezeichnet. Les Paul veröffentlichte im Laufe seiner langen Karriere unter seinem eigenen Namen oder unter Gruppennamen wie Les Paul & Friends, Les Paul & Mary Ford, Les Paul And His Orchestra und Les Paul And His Trio fast 40 Alben sowie über 200 Singles oder EPs.
Dazu kamen Dutzende von Compilations. Les Paul starb am 12. August 2009 im Alter von 94 Jahren in White Plains, New York. 10/23
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