Amerikanischer Blues- und Jazzgitarrist, Banjospieler und Sänger, geboren am 8. Februar 1899 in New Orleans, Louisiana. Er lernte als Kind Klavier und Violine und begann seine Karriere als Musiker in verschiedenen Bars in New Orleans. 1917 bereiste er Europa, um dort zu spielen. Er schloss sich einige Zeit Will Marion Cook und seiner Band, dem Southern Syncopated Orchestra, an.
Als er 1918 wieder nach New Orleans zurückkehrte, war bis auf einen Bruder seine ganze Familie als Opfer der Spanischen Grippe verstorben. In dieser Zeit begann er auch, Gitarre zu spielen. 1920 zogen Lonnie Johnson und sein überlebender Bruder James "Steady Roll" Johnson nach St. Louis, Missouri, wo Lonnie mit den Mississippi-Bands Charlie Creath’s Jazz-O-Maniacs und derjenigen von Fate Marable spielte.
Nach fünf Jahren in St. Louis lernte Lonnie die Bluessängerin Mary Smith kennen und heiratete sie. Mary Johnson machte zwischen 1929 und 1936 eigene Schallplattenaufnahmen, allerdings nie zusammen mit ihrem Mann. Dieser gewann bei einem Blueswettbewerb einen Plattenvertrag mit "Okeh Records".
Johnson nahm daraufhin als Gitarrist, und bis 1927 auch als Geiger, auf der Mandoline, auf dem Piano und dem Harmonium, in unterschiedlichen Besetzungen mehrere Songs auf. Er spielte im Duo mit seinem Bruder oder als Begleiter von Victoria Spivey, Spencer Williams und Texas Alexander. Er ging mit Bessie Smiths auf Tournee und arbeitete 1927 in Chicago mit den Hot Five von Louis Armstrong.
Dazu machte er Aufnahmen mit Duke Ellington und mit McKinney’s Cotton Pickers oder spielte mit Eddie Lang (g) und Joe Venuti (vio). Bei den Aufnahmen mit den Hot Five und mit Eddie Lang kam es auch zu Duetten mit dem Banjospieler Johnny St. Cyr. Von 1925 bis 1932 war Lonnie Johnson, der auch als Sänger hervortrat, einer der populärsten afroamerikanischen Schallplattenstars.
Später zog er nach Cleveland, Ohio, und arbeitete mit dem Putney Dandridge Orchestra. Dabei war er allerdings nicht so erfolgreich, so dass er einige Zeit in einer Reifenfabrik und in einem Walzwerk arbeiten musste. 1937 zog er wieder zurück nach Chicago und spielte mit Johnny Dodds und Jimmie Noone für "Decca Records".
1939 wechselte Johnson zum "Bluebird"-Label, wo er mit den Pianisten Blind John Davis, Roosevelt Sykes und Joshua Altheimer Aufnahmen machte. Ab 1941 wandte er sich dem Rhythm and Blues zu und setzte vermehrt die E-Gitarre ein. Sein Song "Tomorrow Night", den Lonnie Johnson 1948 für "King Records" aufnahm, stand sieben Wochen in den R&B-Charts und wurde mit über drei Millionen verkauften Platten einer der grössten R&B-Hits des Jahres.
1952 war er auf Tournee in England, arbeitete aber bis Ende der 1950er-Jahre als Hotel-Hausmeister, bevor er 1960 vom Jazz-DJ Chris Albertson wiederentdeckt wurde. 1962 spielte er mit Bob Dylan, dem er einige musikalische Tricks beibrachte. 1963 bereiste er mit dem American Folk Blues Festival Europa. Ab 1965 lebte er in Toronto.
Seine letzten bekannten Aufnahmen entstanden 1967 in Form von zwei Soloalben für "Folkways Records". Im März 1969 zog sich Lonnie Johnson bei einem Unfall mit einem Auto schwere Verletzungen zu. Danach erlitt er einen Schlaganfall, der eine halbseitige Lähmung zur Folge hatte. Er konnte deshalb nicht mehr Gitarre spielen. Bei seinem seiner letzten Live-Auftritte im Februar 1970 wurde er von Buddy Guy (g), Jim McHarg (e-b) und Fred Below (dm) begleitet.
Am 16. Juni 1970, am so genannten Bloomsday, starb Lonnie Johnson in Toronto 71-jährig an den Spätfolgen des Unfalls. Lonnie Johnson hinterliess eine umfangreiche Diskografie, zumal er seine Karriere im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen bis ins Vinyl-Zeitalter hinein fortsetzen konnte.
Von seinen Aufnahmen wurden mehrere Compilations zusammengestellt. Seine frühen Aufnahmen kamen chronologisch geordnet auf den beiden LPs "Vol. 1: 1926-28" (Matchbox, 1986) und "Vol. 2: 1927-32" (Matchbox, 1987) heraus. Sieben Einzel-CDs umfasste die Reihe "Complete Recorded Works" (Document, 1991). "A Life In Music - Selected Sides 1925-1953" (JSP, 2009) hiess ein 4-CD-Set. 07/23