Amerikanischer Avantgardekomponist, geboren am 12. Januar 1926 in New York City in eine russisch-jüdische Familie aus Kiew. Er wuchs in Brooklyn auf. Seinen ersten Musikunterricht bekam er im Alter von zwölf Jahren durch seine Klavierlehrerin Madame Maurina-Press. 1941 begann er, Komposition zu studieren, 1944 wurde er Schüler von Stefan Wolpe.
Am 26. Januar 1950 fand in der Pause eines Konzertes der New York Philharmonic eine für die amerikanische Musik des 20. Jahrhunderts wichtige Begegnung zwischen Morton Feldman und John Cage statt. Durch die Begegnung und den Gedankenaustausch mit Cage bekam Feldman mehr Vertrauen zu seinen eigenen Ideen und entwickelte seine ersten richtigen Kompositionen.
Zu Morton Feldmans Freunden in New York zählten neben Cage die Komponisten Christian Wolff und Earle Brown sowie die Maler Jackson Pollock, Mark Rothko, Philip Guston, Franz Kline und Robert Rauschenberg. In Anlehnung an die Bildenden Künstler wurde die eher lockere Gruppierung von Cage, Feldman, Brown und Wolff "New York School of Music" genannt.
Von den vier Mitgliedern dieses Komponistenkreises verfügt Feldman über die klarste Handschrift. Bereits seinen frühen Klavierstücken fügte er Farbtupfer in Form von Akkordeonklängen bei. In seinen Kammermusik-Stücken "Projections I bis V" (1950/51) wurde zum ersten Mal die genaue Ausführung der graphisch notierten Partitur den Musikern überlassen. Ab den 1970er Jahren kehrte Feldman mit dem Stück "The Viola In my Life I" zur präzisen Notation zurück.
In den 1970er Jahren knüpfte Feldman kompositorische Teppiche mit riesenhaften Ausmassen und in umfangreichen Längen. Darin verwebte er seine Vorliebe für komplexe und zugleich asymetrische Muster. Im Werk "Crippled Symmetry" beschränkte sich Feldman auf wenige Spielfiguren, die durch minimale Verschiebungen permanent variiert werden. Dadurch entstand ein ruhiger Fluss von Tonfolgen und Klangfarben.
Morton Feldman starb am 3. September 1987 in Buffalo, New York, an Krebs. Mehrere Schallplattenlabels versuchten, das Werk von Feldman mit der Veröffentlichung umfassend darzustellen. Das US-Label "Mode" startete Mitte der 1990er Jahre seine "Feldman Edition". Volume 1 hiess "Aki Takahashi Plays Morton Feldman" (1996) und zeigte die japanische Pianistin als Interpretin von sieben Feldman-Werken aus den Jahren 1948 bis 1986.
Auf Volume 2 mit dem Titel "First Recordings 1950s" (1999) wurden Werke veröffentlicht, die aus der Frühzeit des Komponisten - 1950 bis 1953 - stammen und vorher nie aufgenommen oder publiziert wurden. Sie wurden in den Archiven von David Tudor und Feldmans Verleger gefunden. Darunter befand sich mit "Intersection" (1953) für Tonband auch ein elektroakustisches Werk. Von dieser Gattung hielt sich Feldman später wieder fern.
Volume 2 enthielt wiederum einige Solopianowerke, gespielt von Philipp Vandré. Im Trio mit Fritz Walther und Hermann Kretzschmar spielte Vandré "Extensions 4" (1952-54) für drei Pianos, im Playback mit sich selber "Intermission 6b" (1953) für zwei Pianos sowie im Duo mit Barbara Kink (vio) "Extensions I" (1951) und "Piece For Violin & Piano" (1950).
Volume 2 wurde abgerundet von "Music For Jackson Pollock (1950-51)", gespielt von den beiden Cellisten Helmut Menzler und Michael Sterling. Volume 3, die Doppel-CD "Complete Works For Violin And Piano" (2000), enthielt kammermusikalische Stücke, die zwischen den 1950 und 1982 entstanden waren. Die Interpreten waren Stephen Clarke (p) und Marc Sabat (vio).
Volume 4 hiess "Indeterminate Music" (2001). Zu hören waren darauf vier kammermusikalische Werke aus den Jahren 1950 bis 1961, gespielt vom Turfan Ensemble unter Philipp Vandré oder Thaddeus Watson. Einzelne Teile dieser Werke waren auch für Soloinstrumente, Duo- oder Triobesetzungen geschrieben.
Volume 5 erhielt den Titel "Voices And Instruments (1949-1971)" (2002) und bestand aus Werken aus den Jahren 1947 bis 1971, interpretiert vom Ensemble The Barton Workshop unter James Fulkerson. Volume 6 war mit "String Quartet No. 2" (2002) betitelt. Das darauf veröffentlichte, 1983 geschriebene Werk wurde gespielt vom FLUX Quartet. Die über sechsstünde Komposition erstreckte sich über fünf CDs und wurde vom selben Label zur selben Zeit in einer ununterbrochenen Version auch auf einer Audio-DVD herausgebracht.
Volume 7 war mit "Late Works With Clarinet" (2003) überschrieben. Im über 40-minütigen Hauptstück "Clarinet and String Quartet" (1983) wurde Carol Robinson (cl) vom Quatuor Diotima begleitet. Dazu kamen je ein Trio- und ein Quartettwerk aus den Jahren 1971 bzw. 1981. Volume 8 mit dem Titel "Triadic Memories" (2004) erstreckte sich über zwei CD-Seiten und zeigt Marilyn Nonken (p) als Interpretin von Feldmans Marathon Pianosolo-Werk "Triadic Memories" (1981).
Volume 9 der "Feldman Edition" trug den Titel The Composing By Numbers: The Graphic Scores 1950-67" (2005). Das Ensemble The Barton Workshop unter James Fulkerson oder Jos Zwaanenberg interpretiert darauf grrafische notierte Werke aus den 1950er und 1960er Jahren, darunter die bereits erwähnte Reihe "Projection I bis V" (1950/51).
In Form einer Audio-DVD erschien Volume 10, die mit "Trio" (2009) überschrieben war und das gleichnamige, fast zweistündige Werk in zwei verschiedenen Abmischungen enthielt. Interpreten des Stücks von 1980 waren Rohan De Saram (cello), Aki Takahashi (p) und Marc Sabat (vio).
Auf Volume 11 mit dem Titel "Orchestra" (2011) fanden sich fünf Orchesterwerke, die zwischen 1951 und 1979 geschrieben worden waren. Ausführende waren das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin unter Brad Lubman sowie Martha Cluver (soprano) in einem Track. "String Quartet No. 1, Structures, Three Pieces" (2014) hiess Volume 12, erschienen in Form einer Doppel-CD und einer DVD. Die beiden mehrteiligen Werke wurden vom FLUX Quartet gespielt.
Volume 13 (2019) enthielt das 74-minütige Klavierwerk "For Bunita Marcus", gespielt von Aki Takahashi.
Ein anderes Label, das sich um die Veröffentlichung von Feldman-Werken verdient machte, war "hat ART" und seine Nebenlabels. Auf der CD "Piano" (hat ART, 1990) ist Marianne Schroeder (p) als Interpretin von fünf Werken aus den Jahren 1952 bis 1986 zu hören. "For Bunita Marcus" (hat ART, 1991) enthielt auf einer CD das gleichnamige Solostück für Piano von 1985 in einer Version von Hildegard Kleeb.
Auf der CD "Why Patterns?/Crippled Symmetry" (hat ART, 1991) wurden das rund 30-minütige Werk "Why Patterns?" (1978) für Flöte/Altflöte/Bassflöte, Piano und Glockenspiel sowie das 90-minütige Werk "Crippled Symmetry" (1983) für Flöte/Bassflöte, Piano/Celesta sowie Glockenspiel/Vibraphon herausgebracht. Gespielt wurden die beiden Werke von Eberhard Blum (div fl), Jan Williams (glockenspiel, vibes) und Nils Vigeland (p, celesta).
"For Samuel Beckett" (hat ART, 1992) mit dem gleichnamigen Orchesterwerk von 1987 wurde eingespielt vom Ensemble Modern unter Arturo Tamayo. "For Christian Wolff" (hat ART, 1992) enthielt das gleichnamige, sich über drei CD erstreckende Werk von 1986 für Flöte (Eberhard Blum) und Piano/Celesta (Nils Nigeland).
Vier CDs umfasste "For Philip Guston" (hat ART, 1992) mit dem langen Werk von 1984 für Piccolo/Flöte/Altflöte, Piano/Celesta sowie Glockenspiel/ Vibrafon/Marimba/Ketten. Neben Blum und Vigeland war Jan Williams als dritter Interpret mit von der Partie. Unter dem Titel "The New York School" veröffentlichte das Label "hat ART" mehrere Sammlungen mit Werken von Komponisten dieser Stilrichtung.
Auf der ersten CD "The New York School" (Hat Art, 1992) war Feldman mit den Werken "Projection 1" (1950) und "Intersection 4" (1953) für Cello (Frances-Marie Uitti) sowie "Extension 3" (1952) für Piano (Nils Vigeland) vertreten. Dazu kam das Duowerk "Duration 2" (1960) für Piano und Cello.
Auf "The New York School 2" (Hat Art, 1994) wurden "Intersection 2" (1951) und "Intersection 3" (1953) für Piano (Steffen Schleiermacher) sowie "The King Of Denmark" (1964) für Perkussion (Jan Williams) veröffentlicht. Auf "The New York School 3" (Hat Art, 1995) war von Feldman kein Musikstück, sondern nur der Text "Give My Regards To Eighth Street" (1968), gelesen von Art Lange, zu hören.
Dazu wurde die Reihe von reinen Feldman-Veröffentlichungen fortgesetzt. Auf "Works For Piano 2" (Hat Hut, 1994) fanden sich die Pianosolowerke "Intermission V" (1952), "Piano Piece" (1952), "Two Intermissions" (1950), "Last Pieces" (1959) und "Intermission VI" (1953), gespielt von Steffen Schleiermacher. Auf "Five Pianos" (1972) waren neben Schleiermacher Isabel Mundry, Mats Persson, Kristine Scholz und Nils Vigeland als weitere Instrumentalisten im Einsatz.
Für "Clarinet And String Quartet" (hat ART, 1995) spielten Ib Hausmann (cl) und das Pellegrini Quartet das aus dem Jahre 1983 stammende, über 40-minütige Titelstück sowie zwei Varianten der kürzeren, zweiteiligen Komposition "Two Pieces For Clarinet And String Quartet" (1961) ein. "Piano, Violin, Viola, Cello" (hat ART, 1995) enthielt das gleichnamige Quartettstück von 1987 in einer Interpretation von John Snijders (p), Josje ter Haar (vio), Ruben Sanderse (viola) und Job ter Haar (cello).
Rohan de Saram (cello) und Marianne Schroeder (p) spielten das sich über zwei CD-Seiten erstreckende Duowerk "Patterns In A Chromatic Field" (1981) für eine gleichnamige Doppel-CD (hat ART, 1995) ein. "Neither" (hat[now]ART, 1997) enthielt die gleichnamige Oper, die Feldman 1977 für Sopran (Sarah Leonard) und Orchester (Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt) geschrieben hatte.
"Trio" (hat ART, 1997) bestand aus der Komposition von 1980 mit Job Ter Haar (cello), John Snijders (p) und Josje Ter Haar (vio) vom Ives Ensemble als Interpreten. Nur im Duo ohne Ter Haar nahmen Josje Ter Haar und John Snijders "For John Cage" (hat[now]ART, 1999). Diese CD-füllende Duostück war 1982 komponiert worden.
Auf der CD "Atlantis" (hat[now]ART, 2000) fanden sich die Werke "String Quartet & Orchestra" (1973), "Oboe & Orchestra" (1976) und "Atlantis" (1959). Das Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt unter Lucas Vis wurde teilweise vom Pellegrini Quartet bzw. von Han de Vries (oboe) begleitet. Das Ives Ensemble spielte für die CD "Piano And String Quartet" (hat[now]ART, 2001) das gleichnamige, CD-füllende Quintettwerk von 1985 ein.
Auf "Four Generations" (hat[now]ART, 2001) fanden sich Solowerke für Klavier von Stefan Wolpe, Walter Zimmermann, Daniel N. Seel und Morton Feldman. Letzterer war mit "Palais De Mari" (1986) vertreten, gespielt wie alle anderen Stücke von Daniel N. Seel. Das 1983 geschriebene Werk "String Quartet II" nahm in einer Interpretation des Ives Ensembles alle vier CD-Seiten einer gleichnamigen Veröffentlichung (ht[now]ART, 2001) ein.
Das ebenfalls seitenfüllende, aus dem Jahre 1979 stammende, erste Streichquartet kam später, ebenfalls in einer Interpretation des Ives Ensemble, unter dem Titel "String Quartet" (hat[now]ART, 2007) heraus. Auf zwei CDs fand "Violin & String Quartet" (1985) Platz. Interpreten auf einer gleichnamigen CD (hat[now]ART, 2002) waren Peter Rundel (p) und das Pellegrini Quartet.
Auf "Early Piano Works" (hat[now]ART, 2003) spielte Steffen Schleiermacher sieben Werke aus den Jahren 1950 bis 1964. Auf "Three Voices" (hat[now]ART, 2016) ist Juliet Fraser (vcl) im gleichnamigen Werk von 1983 zu hören. John Snijders (p) spielte die beiden Klavierstücke auf der Doppel-lCD "Triadic Memories & Piano" (hat[now]ART, 2017).
Das längere dieser beiden Werke in einer Fassung von Judith Wegmann (p) wurde auch auf der CD "Triadic Memories" (ezz-thetics, 2020) veröffentlicht. Die Pianistin spielte mit Andreas Kunz (vio) auch das lange Werk "For John Cage" (ezz-thetics, 2021) ein, das eine Doppel-CD einnahm.
Auch andere Labels machten sich um die Herausgabe von Feldman-Werken verdient. Unter dem Titel "Music For Piano And Strings" veröffentlichte "Matchless" drei DVDs, auf denen The Smith Quartet zusammen mit John Tilbury in Werken für Klavier und Streicher zu sehen und zu hören sind. "Volume 1" (Matchless, 2009) bestand aus den beiden je eineinhalbstündigen Stücken "For John Cage" (1982) und "Piano And String Quartet" (1985).
Auf "Volume 2" (Matchless, 2012) fanden sich mit "Patterns In A Chromatic Field" (1981) und "Piano, Violin, Viola, Cello" (1987) zwei weitere, ebenfalls je rund eineinhalbstündige Kompositionen. "Volume 3" (Matchless, 2016) enthielt acht kürzere Stücke sowie das über 93-minütige Werk "Trio" (1980). Sämtliche Aufnahmen stammten von Konzerten am Huddersfield Festival of Contemporary Music 2006. 09/23