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ANS

  • musicmakermark
  • 6. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit

Russisches Musikinstrument, entwickelt um das Jahr 1938 von Eugeniy Murzin und benannt nach den Initialen des russischen Komponisten Alexander Nikolayevich Scriabin. Zusammen mit dem Trautonium und dem Theremin galt der ANS als Vorläufer des Synthesizers.


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Die Idee beim ANS bestand darin, Klangwellen mit Hilfe des fotoelektrischen Systems sichtbar zu machen. Auf der anderen Seite  konnten mit der Methode auch Klangwellen entworfen und damit Töne generiert werden. Die Entwicklungsarbeiten dauerten bis 1958.

 

Kernstück waren rotierende Glasscheiben mit insgesamt 720 Klangspuren, welche den hörbaren 720 Ganztönen entsprachen. Mit Verschiebungen dieser Scheiben konnten zudem auch alle dazwischen liegenden Töne hervorgebracht werden.

 

Die kleinsten Einheiten waren der 1/72-Ton einer Oktave bzw. der 1/6-Ton eines Halbtones. Die einzelnen Töne wurden erzeugt, indem die Glasplatten entsprechend abgedeckt wurden bzw. indem auf den Abdeckungen entsprechende Öffnungen angebracht wurden.

 

Der ANS war praktikabel, wie verschiedene Kompositionen, die auf dem Gerät entworfen wurden, zeigen. Einer der ersten Komponisten war Stanislav Kreichi. 1961 kreierte er auf dem ANS die Musik zum Film "Into Space", zu dem Andrew Sokolov die Kulisse "gemalt" hatte.

 

1967 und 1968 wandelte er fünf ursprünglich für Orchester geschriebene Werke in ANS-Kompositionen um. Sie wurden später unter dem Titel "ANS" (Melodiya, 1970) auf einer LP veröffentlicht. Später entwarf Kreichi auf dem Gerät die Musik zu einem Puppentheater, das 1985 und 1987 in Russland aufgeführt wurde.

 

Sein ANS-Werk "Variations" wurde 1987 beim selben Festival aufgeführt. Bis Anfang der 1990er Jahre komponierte er weitere Werke. Acht davon, darunter das dreiteilige "Ocean", wurden später auf "ANSiana" (Electroshock, 2000) veröffentlicht. Andere russische Komponisten arbeiteten ebenfalls mit dem ANS.


Stücke von Alexander Nemtin, Stanislav Kreitchi, Sándor Kallós und Edward Artemiev wurden auf der 10"-Vinyl-Schallplatte "Electronic Music" (Melodiya, 1969) herausgebracht. Teilweise die selben Tracks fanden sich später auf der CD "Archive Tapes Synthesizer ANS 1964-1971". Diese erschien 1999 als Volume 4 im Rahmen der "Electroacoustic Music"-Serie des russischen Labels "Electroshock".

 

Darauf finden sich acht ANS-Werke von Oleg Buloshkin, Sofia Gubaidulina, Edward Artemiev, Edison Denisov, Alfred Schnittke, Alexander Nemtin, Schandor Kallosh, Stanislav Kreichi sowie ein weiterer Filmsoundtrack, komponiert gemeinsam von Kreichi und Artemiev.

 

Der einzige je hergestellte ANS ist heute noch funktionstüchtig und befindet sich in der Lomonosov Universität in Moskau. Dort machten 2002 auch die Engländer Jhonn Balance, Peter Christopherson und Thighpaulsandra von Coil mit Hilfe von Ivan Pavlov Aufnahmen.

 

Erste Ausschnitte davon wurden im Mai 2003, bei einem Auftritt von Coil am Mutek Festival in Montreal in Form einer CD verkauft. Die CD war auch Bestandteil der kurz darauf veröffentlichten "Live Box" (Threshold, 2003), die total 6 CDs und eine CD-R enthielt.

 

Die gesamten ANS-Aufnahmen von Coil kamen ein Jahr später unter dem Titel "ANS Box" (Threshold, 2004) in Form von 3 CDs und einer DVD auf den Markt. Der norwegische Noise-Musiker Zweizz alias Svein Egil Hatlevik veröffentlichte eine C30-Kassette (Epicene Sound Replica, 2007), dessen B-Seite mit dem Titel "Another Noisy Soundpiece" aus ANS-Klängen bestehen soll.   

 

Alexander Zolotov entwickelte die Software "Virtual ANS", mit der das Spiel auf dem ANS am Computer simuliert werden kann. Ähnliches ist mit dem Open Source-Programm "MZ2SYNTH" möglich.                  08/25

 

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