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Johnny Cash – Teil II (ab 1969)

Rund ein Jahr nach seinem Auftritt im Folsom Prison, am 24. Februar 1969, trat Cash im San Quentin State Prison in der Nähe von San Francisco auf, wo mit "Live At San Quentin" (1969) ein weiteres, noch viel erfolgreicheres Livealbum mitschnitten wurde. "At San Quentin" verkaufte sich in den USA wie schon "At Folsom Prison" über drei Millionen Mal und war Cash erstes Nummer-1-Album in den Billboard 200. Dazu stand die LP auch in Kanada und in den US-Country-Charts ganz oben.

 

Die Singleauskoppelung "A Boy Named Sue" wurde ebenfalls ein Nummer-1-Hit in den Country-Charts. Es war zudem Cashs einzige Top-10-Single in den Billboard Hot 100. Sie stand drei Wochen auf Platz zwei hinter "Honky Tonk Woman" von den Stones. Sowohl von den "Folsom"-Aufnahmen, als auch vom "San Quentin"-Mitschnitt erschienen 2008 bzw. 2006 eine Doppel-CD-Version mit samt einer DVD. Später setzte Johnny Cash die Reihe von Gefängnisauftritten fort.



Am 3. Oktober 1972 trat er in einem Gefängnis in Stockholm auf, wo "På Österåker" (1973) entstand. Die Wiederveröffentlichung von 2007 auf CD enthielt viel mehr Material, darunter auch zwei Versionen des "Folsom Prison Blues". Eine vierte Gefängnis-Aufnahme hiess "A Concert Behind Prison Walls" (1976) und wurde 1974 im Tennessee State Prison in Nashville aufgezeichnet. Dabei traten auch Linda Ronstadt, Roy Clark und Foster Brooks mit je einem Song auf.

 

1970 trat er vor US-Präsident Richard Nixon im Weissen Haus auf und ein Jahr später reiste er zusammen mit June Cartner nach Israel. Dabei entstand das Doppelalbum "The Gospel Road" (1973) und ein gleichnamiger Dokumentarfilm. Nach der Folsom/San Quentin-Zeit kamen weitere Studioalben wie "Hello I'm Johnny Cash" (1970), "The World Of Johnny Cash" (1970), "Man In Black" (1971), "A Thing Called Love" (1972) und America: A 200-Year Salute in Story and Song" (1972) heraus.

 

Sie alle landeten in den Top-3 der US-Country-Charts. Danach folgten mit Ausnahme des Nummer-2-Albums "One Piece At A Time" (1976) fast bis zum Ende von Cashs Karriere Dutzende von Alben, die auf Plätzen um Rang 30 oder gar nicht in den Charts landeten. Er engagierte sich nichtdestotrotz als Freiwilliger bei der Betreuung von Häftlingen, kämpfte für die Rechte der Indianer und war für die Organisation des Predigers Billy Graham tätig.

 

1975 erschien die Autobiografie "Man In Black", die sich 1,5 Millionen Mal verkaufte. Eine Radiosession aus jener Zeit wurde später unter dem Titel "Wheeling West Virginia October 2 1976" (Hotspur, 2015) auf einer CD veröffentlicht.  Er ging zusammen mit June Carter, ihren Schwestern Helen und Anita Carter sowie mit seinem Sohn John Carter viel auf Tournee. Cash trat in einigen Western-Filmen auf.

 

Er hatte gesundheitliche Probleme und musste sich Drogen- und Medikament-Entzügen sowie medizinischen Eingriffen unterziehen. 1992 wurde er in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen, nachdem er schon lange Mitglied der Songwriters Hall Of Fame und der Country Music Hall Of Fame in Nashville war.

 

Anfang der 1990er Jahre zeichnete sich langsam aber sicher ein Comback ab. Er wurde von U2 für den Song "The Wanderer", der auf "Zooropa" (Island, 1993) veröffentlicht wurde, ins Studio geholt. Noch wichtiger aber war die 1993 besiegelte Zusammenarbeit mit dem Metal- und Hip Hop-Produzenten Rick Rubin (Run DMC, Beastie Boys, Slayer, Black Crowes), der Cash für sein Nu-Rock-, Rap- und Hip-Hop-Label "American Recordings" verpflichtete.

 

In der Zeit bei "American" blühte Cash noch einmal richtig auf. Mit den ersten vier Alben auf diesem Label war Cash wieder in vorderen Regionen der Charts anzutreffen. Am 15. Mai 2003 starb Cashs Ehefrau June Carter Cash im Alter von 73 Jahren an den Folgen einer Herzklappenoperation. Das Paar war 35 Jahre verheiratet gewesen. Bei ihrer Beerdigung sass Cash bereits im Rollstuhl.


Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte Cash am 5. Juli 2003 bei einem Konzert im Carter Family Fold. Johnny Carter starb am 12. September 2003  im Alter von 71 Jahren im Baptist Hospital in Nashville an Lungenversagen. Er wurde neben seiner Frau auf dem Friedhof Hendersonville Memory Gardens nahe seinem Wohnhaus in Hendersonville, Tennessee, bestattet.

 

Nach seinem Tod erschienen nur noch wenige reguläre Alben mit Studiomaterial, das bisher noch nie veröffentlich worden war. Neben drei weiteren Alben im Rahmen der "American Recordings"-Serie kam "Out Among The Stars" (Columbia, 2014) heraus. Es enthielt zwei bzw. zehn Aufnahmen aus den Jahren 1981 und 1984, die in der Zwischenzeit in Vergessenheit geraten waren.

 

Cash stand kurz davor, bei "Columbia" entlassen zu werden. Er war damals nach einer Medikamenten-Enzugskur frei von jeglicher Sucht und gut in Form. Im Rahmen der "Bootleg Series" von Bob Dylan wurden gemeinsame Aufnahmen von Cash und Dylan unter dem Titel "Travelin' Thru (The Bootleg Series Vol. 15 1967–1969)" (Columbia, Legacy und Sony, 2019) zugänglich gemacht. Viel gemeinsames Material war davor schon auf Bootleg-Alben erschienen.

 

"A Night To Remember" (Third Man, Columbia und Legacy, 2020) war eine Doppel-LP mit einer 7"-Single und einer DVD mit Aufnahmen eines Auftritts am 5. Mai 1973 im Ahmanson Theatre in Los Angeles. "Johnny Cash, And The Royal Philharmonic Orchestra" (Columbia und Legacy, 2020) enthielt Songs, bei denen Cash' Stimme nachträglich mit Klängen des Orchesters unterlegt wurden.

 

Von Johnny Cash erscheinen noch heute jedes Jahr unzählige weitere Compilations, "Best Of"-Alben oder Wiederveröffentlichungspakete früherer Alben. Die umfangreichste Box war "The Complete Columbia Album Collection" (Columbia, 2012) und bestand aus 63 CDs. Darauf fanden sich die 59 Alben, die Cash für dieses Label aufgenommen hatte.

 

Darunter fanden sich auch Alben der Superstargruppe Highwayman. CD 61 enthielt das "Sun"-Album "Johnny Cash with His Hot and Blue Guitar" und die CD 62 und 63 bestanden aus Non-Album-Singles. Auch das deutsche Label "Bear Records" stellte bekannte aber auch vorher noch nie veröffentlichte Songs von Cash zu mehreren Compilations zusammen.

 

"The Unissued Johnny Cash" (1978) enthielt zwei Songs auf deutsch, die vorher nur in Europa auf einer Single erschienen waren. Auf "Johnny And June" (1979) finden sich mehrere unveröffentlichte Orginalaufnahmen, darunter auch "How Did You Get Away From Me", das erste Duett mit June Carter sowie zwei weitere, in Deutschland aufgenommene Songs.

 

Weitere, vorher noch nie veröffentlichte Songs finden sich auf den "Bear Family"-Compilation "Tall Man" (1979). "The Sun Country Years 1950-1959" umfasste nicht weniger als 11 LPs und enthielt Songs aus der "Sun"-Zeit inklusive einige Alternate Takes. "The Man In Black, 1954-1958" (1990) deckt auf 4 CDs nahezu alle Cash-Aufnahmen, die zwischen 1954 und 1958 entstanden, ab. Auf einer fünften CD ist eine ganze Aufnahmesession zu hören mit all den Fehlversuchen und Outtakes. 

 

Gleiches ist auf der 5-CD-Box "The Man In Black, 1959-1962" (1991) zu hören. Auch hier gibt's eine ganze Aufnahmesession von 1960 in voller Länge zu hören. Teil 3 hiess dann "The Man In Black, 1963-1969" (1995) und enthält auch Cashs Auftritt am Newport Folk Festival von 1964.

 

Unter dem Titel "Come Along And Ride This Train" (1991) gab "Bear Family" in Form einer 4-CD-Box die "CBS"-Alben "Ride This Train", "Ballads Of The True West", "Bitter Tears", "From The Sea To The Shining Sea" und "America" neu heraus. Auch dieses Set enthält unveröffentlichtes Material. "The Outtakes" (2007) hiess eine 3-CD-Box mit Outtakes aus der Anfangszeit von Cash.

 

"Columbia" selber gab Dutzende von Compilations heraus. "The Legend" (Columbia, 2005) hiess eine 4-CD-Box, welchem ein Buch mit vielen noch nie gezeigten Fotos, eine Litographie von Marc Burckhardt, eine DVD sowie eine Bonus-CD mit Cash's erstem Radioauftritt von 1954 bei KWEM in Memphis beigepackt war. Die 4 CDs enthalten jeweils chronologisch geordnet die grossen Hits von Cash zwischen 1956 und 1979, ältere und neuere Favorite Tracks, Songs aus dem American Songbook sowie Songs, die in Zusammenarbeit mit Familienmitgliedern oder anderen MusikerInnen entstanden waren.

 

"The Original Sun Albums 1957 – 1964" (Charly und Sun, 2017) war acht CD stark und umfasste sein Frühwerk. Auch "The Complete Releases 1957-1962" (Reel To Reel, 2018) enthielt auf zehn CD seine frühen Alben. "The Complete Mercury Recordings 1986-1991" (Mercury und UMe, 2020) zeigt auf sieben CD oder LP sein Schaffen ausserhalb von "Columbia" auf.

 

Im Laufe der Jahre erschienen mehrere Tributalben. Johnny Cash schrieb über 1000 Songs, veröffentlichte 56 offizielle Studio-, neun Live-, zwei Soundtrack-, zwölf Tribute-, elf Gospel- und sieben Weihnachtsalben. Dazu kamen 13 Alben, die in Zusammenarbeit mit anderen MusikerInnen und Musikern entstanden waren und über 100 offizielle Compilations, abgesehen von den vielen anderen Compilations.

 

Johnny Cash verkaufte über 50 Millionen Schallplatten sowie zeitenweise 250'000 LPs pro Monat, gewann 11 Grammy-Awards, konnte 48 Singles in den Billboard-Pop-Charts platzieren, hatte während 38 Jahren jedes Jahr mindestens zwei Singles in den Country-Charts und spielte Konzeptalben ein, lange bevor dies ein Begriff wurde.

 

Cash ist zudem auf Alben von Johnny Horton, Earl Scruggs, The Oak Ridge Boys, Emmylou Harris, Bill Monroe, Ray Charles, The Nitty Gritty Dirt Band und vielen anderen zu hören. Seine Kinder Rosanne Cash und John Carter Cash sowie sein Bruder Tommy Cash waren ebenfalls als Singer/ Songwriter tätig.  01/24


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