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Kenny Wheeler

  • musicmakermark
  • 9. Sept.
  • 6 Min. Lesezeit

Kanadischer Flügelhornspieler, Trompeter, Ensembleleiter und Komponist, geboren am 14. Januar 1930 in St. Catherines, Ontario, in Kanada. Er bewegte sich zwischen Contemporary und Free Jazz. Am Anfang war sein Spiel beeinflusst von Buck Clayton und Roy Eldridge, nach seinem Umzug nach London 1952 vor allem von Miles Davis und Fats Navarro.


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In England spielte er zuerst in traditionellen Tanzorchestern und mit Modern Jazz-Musikern wie Joe Harriott und Ronnie Scott. 1959 wurde er Mitglied der Johnny Dankworth Band, die damals am Newport Jazz Festival ihren Durchbruch schaffte. Zu dieser Zeit wandte er sich, unter dem Einfluss einer Schallplatte von Booker Little, verstärkt modereren Spielarten zu.


Mit "Windmill Tilter" (Fontana, 1968) entstand Wheelers erstes Album unter eigenem Namen. Es waren Kompositionen für eine Big Band, basierend auf Cerventes' "Don Quixote"-Geschichte, eingespielt mit Hilfe des Orchestras von Johnny Dankworth (as).

 

1966 traf er im Little Theatre Club in London, der Keimzelle der englischen Free Jazz-Bewegung, auf John Stevens. Kenny Wheeler wurde Mitglied des Spontaneous Music Ensembles von Stevens und von Gruppen um Tony Oxley.

 

Obwohl er noch 1968 Aufnahmen mit Philly Joe Jones machte und bei den ersten Aufnahmen der Concert Band von Mike Westbrook dabei war, gehörte er von da an der englischen Free-Szene der ersten Stunde an.

 

Splinters hiess eine Allstar-Band, bestehend aus Tubby Hayes (ts, fl), Trevor Watts (as), Kenny Wheeler (tp, flh), Jeff Clyne (b) sowie John Stevens und Phil Seamen (dm). "Split The Difference" (Reel Recordings, 2009) enthielt zwei längere Livetracks von 22. Mai 1972.

 

Diese im "100+-Club in London aufgezeichneten Stücke und weiteres Material von einem Auftritt am 12. September 1972 im Grass Roots Club wurden in Form der Triple-CD "Inclusivity" (Jazz In Britain, 2021) herausgebracht. Die Splinters machten keine Studioaufnahmen.

 

Im Januar 1973 nahm er mit "Song For Someone" (Incus, 1974) seine zweite Aufnahme unter eigenem Namen auf, eingespielt mit einem Grossorchester. Weitere Big Band-Aufnahmen aus jener Zeit wurden später unter dem Titel "Live 71': The Kenny Wheeler Big Band & Friends" (PBJ, 2023) zugänglich gemacht.

 

Dank Derek Bailey und Evan Parker wurde Kenny Wheeler Mitglied des Globe Unity Orchestras von Alexander von Schlippenbach. Zwischen 1971 und 1975 bildete er mit Dave Holland (b) und Barry Altschul (dm) das Anthony Braxton Quartet.

 

Wheeler ist auf "The Complete Braxton" (Freedom, 1973), "At Moers Festival" (Ring, 1976), "New York, Fall 1974" (Arista, 1975), "Five Pieces 1975" (Arista, 1975) und "The Montreux/Berlin Concerts" (Arista, 1977) zu hören. Er wurde 1976 durch George Lewis (tb) ersetzt.

 

"Kenny Wheeler Quintet" (Radio Canada International, 1976) war in seiner alten Heimat mit Art Ellefson (ts), Garry Williamson (e-p), Dave Young (b) und Marty Morell (dm) entstanden. Die Aufnahmen wurden später unter dem Titel "1976" (Just A Memory, 1996) noch einmal auf den Markt gebracht.

 

"Gnu High" (ECM, 1976) war eine Quartettaufnahme mit Keith Jarrett (p), Dave Holland (b) und Jack DeJohnette (dm). "Deer Wan" (ECM, 1978) entstand im Quintett mit Jan Garbarek (ts, ss), John Abercrombie (g, e-mand), Dave Holland (b) und Jack DeJohnette (dm) bzw. im Sextett zusätzlich mit Ralph Towner.

 

Ab Ende der 1970erJahre bildete Wheeler mit Norma Winstone (vcl) und John Taylor (p) die Gruppe Azimuth. Winstone, Taylor und Wheeler spielten auch in anderen Besetzungen miteinander, so auf "Live At Roccella Jonica" (Ismez/Polis Music, 1985) einer Aufnahme mit Paolo Fresu (tp), Paolo Damiani (b) und Tony Oxley (dm).

 

"Around 6" (ECM, 1980) war eine Sextett-Aufnahme mit Evan Parker (ss, ts), Jean-François Jenny-Clark (b), Edward Vesala (dm), Tom van der Geld (vib) und Eje Thelin (tb). "Double, Double You" (ECM, 1984) kam im Quintett mit Michael Brecker (ts), John Taylor (p), Dave Holland (b) und Jack DeJohnette (dm) zu Stande.

 

Für die LP "Gigolo" (ITM, 1986) der italienischen Sängerin Simona Tiziana bestand das Kenny Wheeler Quartet aus Giuseppina Runza (cello), Jean-Jacques Avenel (b) und Nene Limafilho (dm, perc). Eine Quartettaufnahme mit Claudio Fasoli (ts, ss), J.-F. Jenny-Clark (b) und  Daniel Humair (dm) hiess "Welcome" (Soul Note, 1987).

 

Nur im Trio ohne Humair entstand später "Land" (Innowo und New Sound Planet, 1989). Dazwischen war mit "Visions" (Justin Time, 1988) eine Aufnahme erschienen, die Wheeler mit dem L'orchestre De Chambre De Montréal oder in Duos mit Tim Brady (g) zeigt. Dazu kamen Solotracks von Brady.

 

"Flutter By, Butterfly" (Soul Note, 1988) war eine weitere Aufnahme des Kenny Wheeler Quintets. Darauf waren neben dem Leader Stan Sulzman (ts, ss, fl), John Taylor (p), Dave Holland (b) und Billy Elgart (dm) zu hören.  Auf "The Widow In The Window" (ECM, 1990) traten John Abercrombie (g) an Stelle von Sulzman und Peter Erskine (dm) für Elgart.

 

Für "Music For Large & Small Ensembles" (ECM, 1990) holte Wheeler insgesamt 18 Musiker dazu. Solo- bis Sextettaufnahmen von 1995 mit Ray Warleigh (as, fl), Stan Sulzman (ts), John Parricelli (g), Chris Laurence (b) und Tony Levin (dm) erschienen erst später als "Dream Sequence" (psi, 2003).

 

Ab Mitte der 1990er Jahre an war Wheeler auch wieder vermehrt in Kanada tätig. Mit dem ebenfalls aus Kanada stammenden Paul Bley (p) spielte er die CD "Touché" (Justin Time, 1996) ein. Dazu kamen Aufnahmen mit Sonny Greenwich (g) und anderen.

 

"Angel Song" (ECM, 1997) nahm er im Quartett mit Lee Konitz (as), Dave Holland (b) und Bill Frisell (g) auf. Für "A Long Time Ago (Music For Brass And Solists)" (ECM, 1999) engagiert er zehn Musiker, darunter John Taylor (p) und Henry Lowther (tp), alle unter der Leitung von Tony Faulkner.

 

"Live At Birdland Neuburg" (Double Moon, 2000) hiess eine Aufnahme des drummerlosen Lee Konitz/Kenny Wheeler Quartets, dessen andere Hälfte aus Gunnar Plümer (b) und Frank Wunsch (p) bestand.  Auf "Wake, Awake!" (Berlin Classics, 2001) spielen die Bamberger Symphoniker Big Band, der Chor des Bamberg Sinfonie-Orchesters und Wheeler Werke von Bach, Stravinsky, Hindemith, Wheeler und anderen.

 

"That's For Sure" (Challenge, 2002) und "Brand New" (Challenge, 2005) waren Trioaufnahmen mit John Abercrombie (g) und Marc Copeland (p). "Moon" (Egea, 2002) enthielt Trios und Duos mit John Taylor (p) und teilweise Gabriele Mirabassi (cl).

 

"Where Do We Go From Here?" (Cam, 2004) war eine reine Duoeinspielung mit John Taylor (p). "What Now?" (Cam, 2005) war eine drummerlose Quartettaufnahme mit Chris Potter (sax), John Taylor (p) und Dave Holland (b).

 

Die Fellini-Hommage "Fellini Jazz" (CamJazz, 2006) entstand mit Enrico Pieranunzi (p), Chris Potter (sax), Charlie Haden (b) und Paul Motian (dm). Für "It Takes Two!" (CamJazz, 2006) holte Wheeler John Abercrombie und John Parricelli (g) sowie Anders Jormin (b) ins Studio.

 

Auf "Other People" (CamJazz, 2008) liess er sich von John Taylor (p) und dem Hugo Wolf String Quartet begleiten. Auf "As Never Before" (CamJazz, 2008) spieler er an der Seite von Enrico Pieranunzi (p), Marc Johnson (b) und Joey Baron (dm). Auf "Nineteen Plus One" (SAM, 2009) – eine Anspielung auf die LP "Miles Ahead" (CBS, 1957) von Miles Davis + 19 und Gil Evans - wurde er vom Colours Of Jazz Orchestra unter Massimo Morganti begleitet.

 

"One Of Many" (CamJazz, 2011) war eine Trioaufnahme mit John Taylor (p) und Steve Swallow (e-b). "The Long Waiting" (CamJazz, 2012) nannte sich eine Aufnahme der Kenny Wheeler Big Band.

 

Mit Norma Winstone von Azimuth sowie mit dem London Vocal Project entstand "Mirrors" (Edition, 2013).  "Six For Six" (CamJazz, 2013) war eine Aufnahme mit Bobby Wellins (ts), Stan Sulzmann (ts, ss), John Taylor (p), Chris Laurence (b) und Martin France (dm). Kenny Wheeler starb am 18. September 2014 in London im Alter von 84 Jahren.

 

Seine letzten, 2013 realisierten Aufnahmen, das Album "Songs For Quintet" (ECM, 2015) mit Stan Sulzmann (ts), John Parricelli (g), Chris Laurence (b) und Martin France (dm), erschien rund eineinhalb Jahre nach seinem Tod posthum. "On The Way To Two"(CamJazz, 2015) enthielt Duoaufnahmen von 2005 mit dem inzwischen ebenfalls verstorbenen John Taylor (p). 

 

Unter dem Titel "The Complete Remastered Recordings On Black Saint & Soul Note" (Black Saint und Soul Note, 2015) wurden fünf Alben für dieses Label wiederveröffentlicht. Kenny Wheeler besitzt bei discogs.com fast 1000 Einträge als Musiker. Allein als Leader oder Co-Leader veröffentlichte er an die 80 Aufnahmen.

 

Dazu kamen solche als mit Gruppen wie Kenny Wheeler Big Band, Kenny Wheeler Christian Maurer Quintet, Kenny Wheeler Quintet, Lee Konitz/Kenny Wheeler Quartet, Bobby Wellins/Kenny Wheeler Quintet, Coe, Wheeler & Co und The Kenny Wheeler And Sonny Greenwich Quintet.

 

Er war Mitglied Dutzender von Gruppen. Selbst auf Pop- und Rockplatten ist Wheeler zu hören, etwa bei Aufnahmen von Sally Oldfield, der englischen Bluesrock-Formation Savoy Brown, solchen von Japan-Leader David Sylvain oder auf der Doppel-LP mit der Musik zum Musical "Jesus Christ Superstar" (MCA, 1970).                                     09/25

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