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Spontaneous Music Ensemble

  • musicmakermark
  • 9. Sept.
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 11. Sept.

Englische Free Jazz/Free Improv-Pionierformation von John Stevens (dm, perc, co), entstanden Ende 1965/Anfang 1966 in London. Stevens hatte Ende der 1950er Jahre die Royal Air Force Music School besucht und dort 1959 Bekanntschaft mit Trevor Watts (as) und Paul Rutherford (tb) gemacht.


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Watts und Rutherford leiteten danach mehrere eigene Gruppen und wurden Mitglieder des New Jazz Orchestras, mit dem sie 1965 ihr Schallplatten-Debut gaben. Stevens wurde Mitglied der Londoner Modern Jazz-Szene, spielte oft im Ronnie Scott's-Club oder war für die Popgruppe The Carefrees tätig.

 

1965 machte er Aufnahmen mit einem Septett, die bis heute noch nicht veröffentlicht wurden. Gegen Ende 1965 kreuzten sich die Wege von Stevens auf der einen sowie Rutherford und Watts auf der anderen Seite erneut.

 

Stevens wurde Mitglied einer Rutherford/Watts-Gruppe. Er eröffnete am 3. Januar 1966 im Obergeschoss eines Pubs im Londoner West End seinen "Little Theatre Club". Am Eröffnungsabend traten dort Stevens, Watts und Rutherford zusammen mit den beiden Bassisten Jeff Clyne und John Ryan auf.

 

Im März 1966 machte das Spontaneous Ensemble, wie die Formation inzwischen hiess, erstmals Aufnahmen. Zum Kerntrio mit Stevens, Rutherford und Watts stiessen bei insgesamt drei Sessions Kenny Wheeler (flh) sowie entweder Jeff Clyne oder Bruce Cale (b).

 

Diese Aufnahmen kamen unter dem Titel "Challenge" (Eyemark, 1966) auf den Markt. Sie wurden zusammen mit einem weiteren Track vom April 1967 später unter dem selben Titel auf einer CD (Emanem, 2001 und 2013) zweimal wiederveröffentlicht.

 

Auf dem zusätzlichen, rund 15-minütigen Stück ist das SME am 22. April 1967 in der Besetzung Watts, Stevens, Evan Parker (ss) und Chris Cambridge (b) zu hören. Zwischen den beiden Sessions entstanden weitere Aufnahmen.

 

Vom Juni 1966 stammten jene von Stevens, Rutherford, Watts und Cale, die erst Jahrzehnte später unter dem Titel "Question And Answer 1966" (Rhythm And Blues, 2021) veröffentlicht wurden. Im September/Oktober 1966 und im März 1967 wurden jene Stücke gespielt, die später auf der CD "Withdrawal" (Emanem, 1997) zugänglich gemacht wurden.

 

Das SME war dabei in der Besetzung Stevens, Rutherford, Watts, Wheeler, Evan Parker (ss, ts), Barry Guy (b) und teilweise auch noch mit Derek Bailey (g) zu hören. Watts, Rutherford und Guy kehrten der Gruppe danach den Rücken, während Wheeler und Bailey nur noch sporadisch mitmachten.

 

Musikalisch wurde Stevens trockenes Spiel auf seinem Mini-Kit-Schlagzeug immer dominierender. Fortan agierte das SME um die Achse John Stevens und Evan Parker. Im August und September 1967 machten Stevens und Parker sowohl im Studio, als auch live Aufnahmen.

 

Bei einem Auftritt in der "Les Cousins"-Kaffee-Bar in London gesellte sich Peter Kowald (b) dazu. Diese Duo- und Trioaufnahmen erschienen erst viel später als "Summer 1967" (Emanen, 1995). Stevens und Parker gingen später auch unter ihren Namen im Duo ins Studio (siehe John Stevens in Duoaufnahmen).

 

Weitere Bassisten, die sich Ende der 1960er Jahre dem SME für eine Weile anschlossen, waren Barre Phillips und Dave Holland. Im Februar gingen Stevens und Parker mit Dave Holland (b), Kenny Wheeler (tp, flh) und Derek Bailey (g) ins Studio.

 

Dabei entstand mit "Karyobin" (Island, 1968) die zweite veröffentlichte SME-Aufnahme. Sie erschien fast zur gleichen Zeit wie Peter Brötzmanns epochale Aufnahme "Machine Gun" (Brö, 1968), wo Evan Parker ebenfalls mit von der Partie war. Dann fiel das SME in dieser Besetzung auseinander.

 

Zwischen 1968 und 1976 bildete der zum SME zurückgekehrte Trevor Watts Stevens einziger ständiger musikalischer Partner. Zu diesen beiden Musikern gesellten sich auf der LP "Oliv And Familie" (Marmalade, 1969) in einem Stück noch Derek Bailey (g), Kenny Wheeler (flh), Peter Lemer (p), Johnny Dyani (b) sowie Carolann Nicholls, Maggie Nicols und Pepi Lemer (vcl).

 

Ein zweiter Track auf dieser LP stammte vom Quartett Stevens, Watts, Dyani und Maggie Nicols. Die "Olive and Familie"-Aufnahmen wurden später (Emanem, 2014) mit 31 Minuten zusätzlichem Material wiederveröffentlicht.

 

In einer grösseren und neuen Besetzung nahmen Stevens und Watts mit Ray Warleigh (as, fl), Brian Smith (ts, ss), Kenny Wheeler (tp, flh), Bob Norden und Chris Pyne (tb), Mike Pine (p) sowie Marcio Mattos und Ron Mathewson (b) am 18. November 1970 "The Source - From & Towards" (Tangent, 1971) auf.

 

Am 27. Januar 1971 fanden sich Stevens, Watts, Wheeler und Bailey zu einer Art Reunion zusammen. Mit Dave Holland (b) als fünftes Mitglied wurde "So, What Do You Think" (Tangent, 1973) eingespielt.

 

Am 7. Mai 1971 trat Stevens in der Notre Dame Hall in London mit der SME Big Band und einem neuen Quartett bestehend aus Watts, Julie Discoll/ Tippetts (vcl) und Ron Herman (b) auf. Auf "Live Big Band And Quartet" (Vinyl, 1979) fand sich je ein längerer Track der beiden Formationen.

 

Am 9. Juli 1971 traf die neue Quartett-Ausgabe des SME auf Bobby Bradford (tp) und Bob Norden (tb). Das Ergebnis war auf der LP "Bobby Bradford With John Stevens And The Spontaneous Music Ensemble" (Freedom und Intercord, 1974) zu hören.

 

Die gesamten Aufnahmen wurden einige Jahre später unter den Titeln "Volume One" (Nessa, 1980) und "Volume Two" (Nessa, 1981) auf zwei LPs verteilt und später auf einer Doppel-CD (Nessa, 2009) wiederveröffentlicht. Am 27. Juli 1971 spielte das SME in Frankreich in der Besetzung Stevens, Watts, Driscoll/Tippetts und Herman die LP "Birds Of A Feather" (BYG, 1972) ein.

 

Live-Aufnahmen dieses Quartetts, die im selben Jahr in Norwegen mitgeschnitten worden waren, kamen später unter dem Titel "1, 2 Albert Ayler" (Affinity, 1982) heraus. Wie schon 1967 mit Evan Parker so machten auch Watts und Stevens in dieser Zeit auch Aufnahmen im Duo, allerdings als SME.

 

Solche von 1972 und 1973 wurden erst viel später unter dem Titel "Bare Essentials" (Emanem, 2007) auf einer Doppel-CD veröffentlicht. Weitere stammten vom November und Dezember 1973 und wurden als "Face To Face" (Emanem, 1975) auf den Markt gebracht.

 

Am 3. Februar 1974 traten Stevens und Watts mit Evan Parker (ss), Derek Bailey (g) und Kent Carter (b, cello) im Club "ICA" im London auf. Mitschnitte dieses Auftritts erschienen auf "Eighty-Five Minutes, Part 1" und "Eighty-Five Minutes, Part 2" (beide Emanem, 1986).

 

Sie wurden später mit einem Mitschnitt von Duo-Auftritten vom 11. und 18. Oktober 1973 von Stevens und Watts (11.10.) bzw. Stevens und Carter (18.10.) im Little Theatre Club als "Quintessence 1" und "Quintessence 2" (beide Emanem, 1997) auf einzelnen CDs wiederveröffentlicht.

 

Die gesamten "Quintessence"-Aufnahmen wurden zehn Jahre später als Doppel-CD "Emanem, 2007) erneut noch einmal auf den Makt gebracht. Auf "Frameworks" (Emanem, 2007) wurden Aufnahmen dreier unterschiedlicher SME-Formationen erstmals herausgebracht.

 

Es handelte sich um solche vom 14. Juli 1968, als Stevens mit Norma Winstone (vcl), Kenny Wheeler (flh), Paul Rutherford (tb) und Trevor Watts (bcl) spielte. Dazu kam ein Quartettstück vom 25. April 1971 mit Watts (ss), Julie Tippetts (vcl) und Ron Herman (b) sowie die erwähnten Duo-Aufnahmen vom 11. Oktober 1973 von Stevens und Watts.

 

1975/76 bestand das SME aus Stevens, Watts und Roger Smith (g). Aufnahmen des Trios Crystal Palace mit Barry Leigh, Roy Ashbury und Will Embling sowie des SME in der Duobesetzung Watts/Stevens, beiden mitgeschnitten 1975, erschienen noch im selben Jahr auf einer Split-Kassette (Nondo, 1975). Sie wurden später unter dem Titel "Crystal Palace Plus Spontaneous Music Ensemble" (Nondo, 2013) auf CD-R oder als DL wieder veröffentlicht.    

 

Als Watts die Gruppe 1976 zum zweiten Male verliess, holten Stevens und Roger Smith mit Nigel Coombes (vio) und Colin Wood (cello) zwei Streicher in die Gruppe. "Biosystems" (Incus, 1977) war eine erste Aufnahme dieser Formation. Sie wurden 2006 auf "psi" mit 35 Minuten weiterem Material aus diesen Sessions noch einmal veröffentlicht.

 

Weitere Aufnahmen dieses ungewöhnlichen Quartetts vom November 1977 wurden zusammen mit Trioaufnahmen von Stevens, Smith und Coombes vom Februar 1984 und Oktober 1988 unter dem Titel "Low Profile 1977-1988" (Emanem, 1999) erstmals zugänglich gemacht. Colin Wood hatte die Gruppe 1978 verlassen und war nach Indien gezogen.


"Trio & Triangle" (Emanem, 2008) zeigt das SME in zwei unterschiedlichen Formationen. Zwei Tracks vom 17. November 1978 stammten vom Trio Stevens, Smith und Coombes. Die restlichen drei vom 8. Mai 1981 zeigten das selbe Trio durch Lol Coxhill und Trevor Watts (ss), Alan Tomlinson (tb), Paul Rutherford (tb, euph), Jon Corbett (tp), Maggie Nicols (vcl) sowie teilweise Howard Riley (p) verstärkt.


Das Trio Stevens, Coombes und Smith blieb bis 1992 zusammen. Eine Auswahl von Tracks, die 1980 und 1991 bei verschiedenen Sessions entstanden waren, wurden auf "Hot And Cold Heroes" (Emanem, 1996) veröffentlicht. Auf einem Stück wurde das Trio durch Neil Metcalfe (fl) und John Rangecroft (cl) zum Quintett erweitert.

 

"New Surfacing" (Emanem, 2013) enthielt Aufnahmen des Trios Stevens, Coombes und Smith von einem Auftritt 1978 in Newcastle und von einer Studiosession von 1992. Der grösste Teil dieses Materials war schon auf anderen Aufnahmen zu finden, wurde aber vorerst nur ab Kassetten kopiert.

 

Für diese CD wurden die Originalbänder als Quelle benutzt. "SME + SMO In Concert" (Sweet Folk & Country, 1982) zeigt das SME im Trio, Quintett und Nonett live bei einem Auftritt am 8. Mai 1981 in London. Die CD-Wiederveröffentlichung (Emanem, 2008) enthielt zudem noch Material von 1978.

 

Die allerletzte SME-Besetzung vor Stevens Tod am 13. September 1994 bestand aus Stevens, Roger Smith (g) und John Butcher (sax). "A New Distance" (Acta, 1995) zeigt diese Gruppe in Aufnahmen von Januar und Mai 1994. Die Aufnahmen wurden später unter dem selben Titel (Emanem, 2005) mit Material ergänzt, das Stevens, Smith und Butcher im Februar 1994 teilweise mit Neil Metcalfe (fl) eingespielt hatten.

 

Ab 1970 hatte Stevens unter dem Namen Spontaneous Music Orchestra immer wieder grössere Formation zusammengestellt, die zum Teil auch aus unerfahrenen und unbekannten Musikerinnen und Musiker bestanden. 

                                   09/25

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