Amerikanische Country-Sängerin, geboren am 8. September 1932 als Virginia Patterson Hensley in Gore, Frederick County, Virginia. Sie wuchs in ärmlichen Verhältnissen im nicht weit von Washington D.C. gelegenen Winchester auf und interessierte sich früh für Musik. Im Alter von zwölf Jahren hatte sie ihre ersten öffentlichen Auftritte.
Auf Vermittlung des Country-Sängers Wally Fowler hatte sie 1948 erstmals Gelegenheit, dem Management der Grand Ole Opry vorzusingen. Obwohl einige einflussreiche Persönlichkeiten Interesse zeigten, kam kein Engagement zustande. Notgedrungen trat sie weiterhin in ihrer Heimatstadt Winchester auf.
Sie schloss sich der Band Bill Peer & His Melody Boys an. Peer, mit dem sie eine längere Affäre hatte, verpasste ihr den Spitznamen Patsy. Der zweite Teil ihres Künstlernamens stammte aus einer kurzen Ehe mit Gerald Cline, die 1953 geschlossen wurde.1954 kehrte Patsy Cline nach Nashville zurück.
Sie trat in Ernest Tubbs Midnight Jamboree auf, die im Anschluss an die Grand Ole Opry-Sendung übertragen wurde. Im gleichen Jahr nahm sie nach dem Gewinn eines Talentwettbewerbs ihre erste Schallplatte auf. Wenig später erhielt sie vom "Four Star"-Label einen Vertrag, der ihr aber wenig gestalterische Freiheiten einräumte und sie auch finanziell benachteiligte.
Aufgrund des schlechten Songmaterials waren ihre ersten Singles "A Church, A Courtroom, and Goodbye", "Hidin' Out", "I Love You Honey" und "I've Loved and Lost Again" alle Flops. Aufgenommen wurden im "Decca"-Studio in Nashville unter der Leitung von Owen Bradley, der in diesen Jahren seine ersten Schritte als Produzent tat. Mit "Walkin' After Midnight" (Decca, 1957) hatte Cline ihren ersten grossen Hit, der sich auf Platz 2 der Country-Charts und auf Platz 12 der Billboard Hot 100 platzieren konnte.
Dieser Song fand sich auch auf dem ersten Album "Patsy Cline" (Decca, 1957), das nicht in die Charts kam. Mit den nächsten Singles und EPs konnte Cline ihren Erfolg allerdings nicht wiederholen. Es begann eine längere Durststrecke, in der sie zusammen mit ihrem zweiten Ehemann mühsam ums Überleben kämpfte.
Während dieser Zeit erschienen mit "Songs By Patsy Cline" (Coral, 1957) und "Patsy Cline" (Decca, 1957) auch zwei EPs. Gegen ihren Willen wurde sie von ihrem Produzenten Owen Bradley vom Honky Tonk in Richtung Pop-Musik gedrängt. Doch dann stellte sich fast augenblicklich der Erfolg ein. Mit dem von den jungen Songwritern Hank Cochran und Harlan Howard geschriebenen "I Fall To Pieces" (Decca, 1960) erreichte sie 1961 Platz 1 der Country-Charts und Platz 12 der Billboard Hot 100.
Auch ein schwerer Autounfall konnte ihre Karriere nicht stoppen. Mit dem vom noch unbekannten Willie Nelson geschriebenen "Crazy" (Decca, 1961) gelang ihr erneut ein Crossover-Hit, der sie endgültig zum Star machte. "Crazy" landete auf Platz 2 der Country-Charts und auf Platz 9 der Billboard Hot 100.
"I Fall To Pieces" und "Crazy" stammten von ihrem zweiten Album "Showcase" (Decca, 1961). Ein Beleg für ihre über das Genre Country-Musik hinausgehende Popularität waren Engagements in der "Hollywood Bowl" und in Las Vegas. Sie war eine führende Repräsentantinn des Nashville Sounds und weibliches Gegenstück von Eddy Arnold und Jim Reeves.
Es folgte eine Serie von weiteren Top-10-Hits in den County-Charts, darunter ihre zweite Nummer-1-Single "She's Got You" vom dritten und letzten Album "Sentimentally Yours" (Decca, 1962). "Patsy Cline's Golden Hits" (Everest, 1962) war ihre einzige Compilation zu Lebzeiten.
Am 3. März 1963 traten Patsy Cline, George Jones, Cowboys Copas, Hawkshaw Hawkins, George Riddle & The Jones Boys, Billy Walker, Dottie West, Wilma Lee & Stoney Cooper, George McCormick sowie The Clinch Mountain Boys bei einem Benefizkonzert für den tödlich verunglückten Discjockey Cactus Jack Call in Kansas City, Kansas, auf.
Auf dem Rückflug nach Nashville stürzte das Flugzeug am Abend des 5. März 1963 wegen des schlechten Wetters in Camden, Tennessee, ab. Cowboys Copas, Patsy Cline, Hawkshaw Hawkins und Patsy Clines Manager Randy Hughes, der das Flugzeug pilotierte, kamen dabei ums Leben.
Der tragische Tod machte die damals 30-jährige Patsy Cline noch populärer. Postum erschienen eine ganze Reihe von weiteren Aufnahmen - meist in Form von Compilations, die sich durchweg hervorragend verkauften. Darunter befand sich die Doppel-LP "The Patsy Cline Story" (Decca, 1963), die in die Top-10 der US-Country-Charts gelangte.
Auf der LP "Remembering Patsy Cline & Jim Reeves" (MCA, 1982) mit den grössten Hits der beiden Country-Künstler wurde der Cline-Hit "I Fall To Pieces" zu einem künstlichen Duett zusammengeschnitten, da der 1964 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene Jim Reeves ebenfalls diesen Titel gesungen hatte. Davor war schon der auf einer Single veröffentlichte Titel "Have You Ever Been Lonley?" (RCA, 1981) zu einem künstlichen Duett von Cline und Reeves verarbeitet worden.
"Sweet Dreams" (MCA, 1985) hiess der Soundtrack zum gleichnamigen Film über das Leben von Patsy Cline mit Jessica Lange und Ed Harris in den Hauptrollen. Die Background-Vocals wurden nachträglich dazugestellt. Das Album verkaufte sich insgesamt eine halbe Million Mal. Mit "Live At The Opry" (MCA, 1988), "Live Vol. 2" (MCA, 1989) und "Live At The Cimarron Ballroom" (MCA, 1997) kamen nachträglich auch drei Live-Alben auf den Markt.
Clines Single-Hit "Crazy" platzierte sich auch 1990 noch in den Charts. Von Patsy Cline erschienen über 300 Compilation, viele davon nicht offizielle.