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Phil Woods

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Amerikanischer Jazz-Altsaxophonist, Komponist und Bandleader, geboren am 2. November 1931 in Springfield, Massachusetts. Er begann im Alter von 12 Jahren Saxophon zu spielen und trat 13-jährig in einer Jugendband auf. Seinen ersten Job als Berufsmusiker verschaffte ihm Joe Morello, ein Altersgenosse aus Springfield, der später lange Schlagzeuger bei Dave Brubeck war.



Bevor er dauerhaft nach New York City zog, fuhr er fünf Wochen lang einmal pro Woche dorthin, um bei Lennie Tristano zu lernen und die neuesten Aufnahmen von Charlie Parker zu kaufen. Nach einem Sommersemester an der Manhattan School of Music schrieb er sich 1948 an der Juilliard School of Music für ein Vier-Jahres-Studium ein.

 

Sein Hauptfach wurde die Klarinette. Er interessierte sich für klassisches Klarinettenspiel. Er komponierte eine Klaviersonate, ein Streichtrio und drei Stücke für Solo-Klarinette. Es waren seine einzigen Versuche als Komponist im Bereich der klassischen Musik.

 

Seine Zukunft, sowohl in der Komposition als auch beim Spielen, sah er im Jazz. Als er aus finanziellen Gründen – seine Frau erwartete ein Kind – für zwei Monate in Charlie Barnets Band mitwirkte, lernte er zwischen den Auftritten für sein Abschlussexamen, das für den Tag nach dem letzten Auftritt mit der Band angesetzt war.

 

Am letzten Abend im Theater wurde seine Klarinette gestohlen und er musste ein ganzes Jahr warten, um die Prüfung nachzuholen, die er bestand. Nach Juilliard hatte er Auftritte in New York und später mit einer eigenen Combo auf Staten Island, bevor ihm eines Abends ein betrunkener Profi-Boxer mit der Faust auf den Mund schlug und er für drei Monate pausieren musste.

 

Seine ersten eigenen Aufnahmen hatte er zuvor am 12. Oktober 1954 gemacht, als er mit Jon Eardley (tp), George Syran (p), Teddy Kotick (b) und Nick Stabulas (dm) vier Titel einspielte, die unter dem Titel "Phil Woods New Jazz Quintet Introducing Jon Eardley" (New Jazz, 1954) auf einem 10"-Album herausgebracht wurden.

 

Am 4. Februar 1955 entstanden mit den selben Musikern vier weitere Titel, die unter dem Titel "Encores" (Prestige, 1955) auf den Markt kamen. Noch im selben Jahr, am 25. November 1955, stand er mit John Williams (p), Teddy Kotick (b) und Nick Stabulas (dm) in Hackensack, New Jersey, im Studio, um die LP "Woodlore" (Prestige, 1956) aufzunehmen.

 

Diese beiden 10"-Alben und die LP wurden später unter dem Titel "New Jazz Quintet & Quartet" (Fresh Sound, 2016) auf einer CD zusammengefasst. "Woodlore" war die erste von rund 20 Aufnahmen, die Woods unter dem Gruppennamen The Phil Woods Quartet veröffentlichte. Bis Ende der 1960er Jahre kam Woods als Leader diverser Gruppen zu mehreren weiteren Aufnahmesessions.

 

Mit Gene Quill (as) als Co-Leader sowie mit Sol Schlinger (bars), Dave McKenna (p), Buddy Jones (b) und Shadow Wilson (dm) trat er als Phil Woods-Gene Quill Sextet in Erscheinung. Eine Quintettversion dieser Gruppe bestand neben den beiden Leader aus George Syran oder Bob Corwin (p), Teddy Kotick oder Sonny Dallas (b) sowie in beiden Fällen aus Nick Stabulas (dm).

 

Mit Donald Byrd (tp) als Co-Leader leitete er das Phil Woods-Donald Byrd Quintet mit Al Haig (p), Teddy Kotick (b) und Charlie Persip (dm) als weitere Musiker. Seine beiden Co-Leader Donald Byrd und Gene Quill waren zudem auch normale Musiker im Phil Woods Septet, das zudem noch aus Kenny Dorham (tp), Tommy Flanagan (p), Doug Watkins (b) und Philly Joe Jones (dm) bestand.

 

Das Phil Woods Sextet bestand neben dem Leader aus Idrees Sulieman (tp), George Wallington (p), Curley Russell (b) und Denzil Best (dm). Mit Red Garland (p) als Co-Leader sowie mit Ray Copeland (tp), Teddy Kotick (b) und Nick Stabulas (dm) spielte er unter der Gruppenbezeichnung Phil Woods-Red Garland Quintet.

 

Neben eigenen Aufnahmen war er Mitglied mehrerer anderer Gruppen. Er spielte in der Dizzy Gillespie Big Band und bei Friedrich Gulda. 1958/59 spielte er im Quintett von Buddy Rich und dann in der Quincy Jones Big Band, mit der er 1959/60 auf Europatournee ging und bis 1961 blieb. 1962 arbeitete er bei Benny Goodman und wirkte in den folgenden Jahren als Sessionmusiker.

 

Als Leader war er gegen Ende 1957 nur dreimal mit Bob Corwin (p), Sonny Dallas (b) und Nick Stabulas (dm) als Phil Woods Quartet im Studio, ehe er 1958 und 1960 gar keine eigenen Aufnahmen machte. Dazwischen reichte es 1959 auch nur zu einer Session und zwar am 3. März als Phil Woods Quintet mit Howard McGhee (tp), Dick Hyman (p), Teddy Kotick (b) und Roy Haynes (dm).

 

Im Januar und Februar 1961 war er zweimal mit seinem Phil Woods Octet im Studio, ehe er sechs Jahre lang kein Aufnahmestudio mehr als Leader betrat. Erst Anfang 1967 hatte er zwei Sessions mit seinem Phil Woods Orchestra. Dabei entstand "Greek Cooking" (Impulse!, 1968).

 

Dann zog er mit seiner Frau Chan Richardson nach Paris, wo er mit George Gruntz (p), Henri Texier (b) und Daniel Humair (dm) Phil Woods And His European Rhythm Machine gründete. Ab 1974 war Phil Woods wieder in den USA daheim, wo er auftrat und weitere Aufnahmen veröffentlichte.

 

Während Woods mit seinem Quartett ab Mitte der 1950er Jahre aktiv war, erschienen die ersten Aufnahmen seines Phil Woods Quintets erst Ende der 1970er Jahre, auch wenn er schon vorher in Quintettgrösse aktiv war. Die erste hiess "Song For Sisyphus" (Gryphon, 1978). Seine Begleiter waren Harry Leahey (g), Mike Melillo (p), Steve Gilmore (b) und Bill Goodwin (dm).

 

1982 und 1983 kamen überhaupt keine eigenen Aufnahmen zu Stande, zumal er mit Aretha Franklin, Spyro Gyra, Lena Horne oder Michel Legrand auftrat und Aufnahmen machte. 1984 präsentierte er The New Phil Woods Quintet mit Tom Harrell (tp), Hal Galper (p), Steve Gilmore (b) und Bill Goodwin (dm).

 

1988 machte er unter dem Gruppennamen Phil Woods With Big Bang Orchestra Aufnahmen, 1988 und 1991 als Phil Woods And Space Jazz Trio mit Enrico Pieranunzi (p), Enzo Pietropaoli (b) und Alfred Kramer oder Roberto Gatto (dm).

 

Phil Woods With Tommy Flanagan Trio und Phil Woods The Little Big Band hiessen weitere Gruppen, mit denen Woods neben seinem Quartett oder Quintett ins Studio bis Mitte der 1990er Jahre ins Studio ging. Eine Duoaufnahme mit Franco D'Andrea (p) erschien unter dem Titel "Our Monk" (Phililogy, 1995).

 

Mit Antonio Hart und Vincent Herring (as), Anthony Wonsey (p), Reuben Rogers (b) und Carl Allen (dm) tat er sich Anfang Juni 1995 zur Alto Legacy zusammen, um "Alto Summit" (Milestone, 1996) aufzunehmen. "Woods In Italy 2000" (Philology) war der Obertitel einer Reihe von Aufnahmen, die Woods Mitte Mai 2000 in Italien realisierte. Beim selben Label hatte Woods schon vorher viele Aufnahmen veröffentlicht (siehe Phil Woods in Italien).

 

Von Mitte der 2000er Jahre wurden die Aufnahmen spärlicher. Sie stammten vom Phil Woods Quintet, seiner Little Big Band oder entstanden zusammen mit dem DePaul University Jazz Ensemble oder im September 2010 im Duo mit Bill Mays (p), die als "Phil & Bill/Woods & Mays" (Palmetto, 2011) herauskamen.

 

Woods musste in seinen letzten Jahren seines Lebens wegen eines Lungenemphysems bei Konzerten eine Sauerstoffflasche mit sich führen. Am 4. September 2015 erklärte er anlässlich eines Konzerts in Pittsburgh mit Mitgliedern des dortigen Sinfonieorchesters und eines Jazztrios, bei der er die Musik des Albums "Charlie Parker with Strings" interpretierte, dass er künftig nicht mehr auftreten werde.

 

Er starb nur drei Wochen später am 29. September 2015 in Stroudsburg, Pennsylvania, im Alter von 83 Jahren an den Folgen seiner Erkrankung. Von Phil Woods und seinen vielen Gruppen bzw. unter seinem Namen oder von Woods als Co-Leader kamen im Laufe der Jahre über 200 Alben heraus.

 

Von Woods erschienen an die 30 Compilations, darunter viele CD-Sets, auf denen frühere Alben gemeinsam wiederveröffentlicht wurden. Solche waren die Doppel-CD "Modern Jazz Archive" (Documents, 2004), das 4-CD-Paket "Moonlight In Vermont" (Quadromania, 2005) sowie die beiden Doppel-CD "Three Classic Albums Plus" (Avid, 2014) und "Four Classic Albums" (Avid, 2015). Über vier CDs erstreckte sich "The Classic Album Collection 1954-1961" (Entlightenment, 2018).

 

Phil Woods besitzt bei der Datenbank discogs.com 1000 Credits als Musiker. Er war auch auf Aufnahmen von Jimmy Raney, Eddie Costa, Sahib Shihab, Herbie Mann, George Russell, Gene Krupa, Carmen McRae, Benny Bailey, Jimmy Smith, Pony Poindexter, Curtis Fuller, Joe Morello, John Lewis, Benny Goodman, Benny Carter, Oliver Nelson, Jimmy Rushing, Gary Burton, Gary McFarland, Thelonious Monk, Clark Terry, George Wallington, und Ray Brown zu hören.

 

Zudem machte er bei Aufnahmen von Sergio Mendes, Oscar Peterson, Wes Montgomery, Shirley Scott, Herbie Hancock, Miles Davis, Lee Konitz, Lou Donaldson, Rolf Kühn, Sonny Rollins, Gil Evans, Bill Evans, Steely Dan, Paul Simon, Ted Curson, Billy Joel, Art Farmer, Mel Tormé, Gigi Gryce, Carly Simon, Hal Crook, Franco Ambrosetti, Meredith D'Ambrosio, Eric Dolphy, Kenny Burrell, Steve Miller, Stéphane Grapelli, Rahsaan Roland Kirk, Ben Webster und vielen anderen mit.                      01/25

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