Amerikanische Funk-, Psychedelic-, Soul- und Rock-Band, entstanden 1964 in Plainfield, New Jersey, als Begleitgruppe für die Mitte der 1950 Jahre von George Clinton gegründete Doo Wop-Formation The Parliaments. Funkadelic bestand in dieser Ur-Form aus Frankie Boyce (g), seinem Bruder Richard Boyce (b) und Langston Booth (p). Die drei Musiker wurden 1966 von der Armee eingezogen.
Frankie Boyce fiel im Vietnam-Krieg. Als Ersatz holte Clinton zuerst Billy Bass Nelson (e-b) und Eddie Hazel (g) und danach Tawl Ross (g) und Tiki Fulwood (dm) dazu. The Parliaments hatten vorerst keine Hits, doch als Clinton 1967 in seiner Funktion als Produzent für das Label "Motown" in Detroit beschäftigt war, nahm er mit Hilfe dortiger Musiker und Sänger, aber als The Parliaments, die Single "(I Wanna) Testify" (Revilot, 1967) auf.
Damit hatten Clinton und The Parliaments endlich einen Hit. Der Song landete auf Platz 3 der R&B-Charts und auf Platz 20 der Billboard Hot 100. Weitere Hits konnte die Gruppe aber nicht feiern. Weil Clinton im Zusammenhang mit dem Bankrott des "Revilot"-Labels den Namen The Parliaments Ende der 1960er Jahre nicht mehr verwenden durfte, nannte er die Band fortan Funkadelic.
Zudem baute er die nun in Detroit, Michigan, stationierte Band, inspiriert von Jimi Hendrix, James Brown und Sly & The Family Stone radikal um. Aus der Doo Wop-Formation wurde eine Gruppe zwischen Funk, Soul, Rock und Psychadelic Rock.
In den 1970er Jahren erschienen von der personell immer umfangreicher werdenden Band mehrere Aufnahmen. Das erste Album hiess wie die Band "Funkadelic" (Westbound, 1970) und kam zwei Monate vor dem Debutalbum der Schwesterband Parliament heraus, das "Osmium" (Invictus, 1970) hiess. Die Funkadelic-LP schaffte es auf Platz 8 der R&B-Charts und auf Platz 126 der Billboard 200.
Die nächsten, alle ebenfalls von "Westbound Records" herausgebrachten Alben "Free Your Mind And Your Ass Will Follow" (1970), "Maggot Brain" (1971), "America Eats Its Young" (1972), "Cosmic Slop" (1973), "Standing On The Verge Of Getting It On" (1974), "Let's Take It To The Stage" (1975) und "Tales Of Kidd Funkadelic" (1976) landeten alle im Bereich zwischen Platz 11 und 22 der R&B-Charts.
Bei den Billboard 200 reichte es nur einmal für einen Platz unter den 100 bestklassierten Alben. Dies galt auch für "Hardcore Jollies" (Warner, 1976), das erste Album für ein anderes Label. Auch die vielen Singles, die ausgekoppelt wurden, tauchten meist in beiden Charts auf, ohne jedoch Spitzenklassierungen zu erreichen.
Bei zehnten Funkadelic-Album "One Nation Under A Groove" (Warner, 1978) brachen dann alle Dämme. Die LP und der Titeltrack als Single-Auskoppelung verkauften sich je über eine Million Mal und standen in den R&B-Charts ganz oben. Die Single schaffte es auch in die Top-20 der Billboard Hot 100 und in die Top-10 in England. Das Album schaffte Platz 16 bei den Billboard 200 und Platz 56 in England.
Das nachfolgende Album "Uncle Jam Wants You" (Warner, 1979) war mit Platz 2 bei den R&B-Alben und Platz 18 bei den Billboard 200 fast gleich erfolgreich. Mit "(Not Just) Knee Deep" enthielt die LP zudem einen weiteren Nummer-1-R&B-Hit. Andere Singles dieser beiden Hit-Alben sowie weitere Singles danach waren nicht annähernd so erfolgreich.
Auch das folgende Album "The Electric Spanking Of War Babies" (Warner, 1981) reihte sich chartsmässig wieder unter die anderen Funkadelic-Alben ein. Funkadelic und die gleichzeitig aktive Schwesterband Parliament waren personell oft gleich besetzt. Sie boten bei ihren langen Konzerten üppige Shows mit viel Spektakel. Diese neue Stilrichtung zwischen Funk und Psychedelic bekam den Namen P-Funk.
Gegen Ende der 1970er Jahre geriet das Imperium von George Clinton finanziell und personell ins Straucheln. Ab den 1980er Jahren veröffentlichte George Clinton vorerst unter seinem eigenen Namen, aber unterstützt von ehemaligen Musikern, mehrere Aufnahmen.
Mit "Live: Meadowbrook, Rochester, Michigan – 12th September 1971" (Westbound, 1996) veröffentlichte das frühere Label der Band nachträglich einen Konzertmischnitt von Funkadelic. Ab den 1990er Jahre verwendete Clinton die Namen Funkadelic, Parliament und P-Funk All Stars meist gemeinsam für Aufnahmen.
Erst in den 2000er Jahren erschienen weitere reine und chartsmässig nicht notierte Funkadelic-Alben wie "By Way Of The Drum" (Hip-O, 2007) und "Toy" (Westbound, 2008) mit bisher unveröffentlichtem Material aus der Zeit für dieses Label. "First Ya Gotta Shake The Gate" (The C Kunspyruhzy, 2014) war drei CD stark und ging stark in Richtung Hip Hop.
Sly Stone (vcl, e-b), die ehemaligen James Brown-Begleiter Fred Wesley (tb), Maceo Parker (as) und Bootsy Collins (e-b) sowie Bernie Worrell (key) waren neben Clinton selber die prominentesten Musiker auf dieser Monster-Produktion. "Shake The Gate Version Excursion" (C Kunspyruhzy, 2015) war eine 12"-EP mit den Gästen Ice Cube und Kendrick Lamar in einem der sechs Tracks.
"Reworked By Detroiters" (Westbound, 2017) enthielt auf drei LPs verteilt House- und Detroit Techno-Remixes von Funkadelic-Tracks von Recloose, Alton Miller, Marcellus Pittman, Moodymann, Andrés, The Dirtbombs, Underground Resistance, Gay Marvine, The Fantasy, Amp Fiddler, Anthony Shakir & Tyler Dancer, Claude Young, Mophono & Tom Thump, Kenny Dixon Jr., Ectomorph und BMG.
Von Funkadelic wurden auch Dutzende von Compilations und Reissue-Pakete auf den Markt gebracht. "Funkadelic Picture Compact Disc Box Set" (Westbound, 1990) bestand aus vier frühen Funkadelic-Alben in Form von Picture Disc-CDs. Davon erschien später noch ein "Volume 2" (Westbound, 1994).
Die beiden Hitalben "One Nation Under A Groove" und "Uncle Jam Wants You" sowie das Album davor und danach wurden unter dem Titel "The Complete Recordings 1976-81" (Charly, 2000) im Rahmen einer 4-CD-Box wieder veröffentlicht. Dazu kamen viele "Best Of"-Alben, meist in Form von Doppel-CD. 05/24
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