Joachim Kühn
- musicmakermark
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Deutscher Jazz-Pianist, Komponist und Bandleader, geboren während des Zweiten Weltkrieges am 15. März 1944 in Leipzig. Er ist der 15 Jahre jüngere Bruder des Klarinettisten, Bandleaders und Komponisten Rolf Kühn (1929-2022). Joachim liess sich als klassischer Pianist ausbilden und trat jung als Konzertpianist auf.

Unter dem Einfluss seines Bruders begann er sich für den Jazz zu begeistern. 1962 spielte er an der Seite von Ernst-Ludwig Petrowsky, Heinz Becker, Klaus Koch und Wolfgang Henschel. In den Jahren darauf war er Mitglied des Werner Pfüller Quintetts, mit dem er zu ersten Aufnahmen kam.
Er spielte in der Bigband von Klaus Lenz und der tschechoslowakischen Formation SHQ. 1964 gründete er mit Klaus Koch (b) und Reinhard Schwartz (dm) sein erstes Trio, das zusammen mit Rolf Kühn auch als Rolf & Joachim Kühn Quartet auftrat. "Re-Union In Berlin" (CBS, 1965) hiess eine in der DDR eingespielte, aber in Westdeutschland veröffentlichte Aufnahme dieser Gruppe.
1965 war Kühn nach einem Auftritt bei einem Musikwettbewerb in Wien nicht mehr in die DDR zurückgekehrt. Zusammen spielten die beiden Kühn-Brüder Mitte/Ende der 1960er Jahre auch eine Reihe von weiteren Aufnahmen ein.
Auf "Transfiguration" (Saba, 1967) wurden sie von Karl Berger (vibes), Beb Guerin (b) und Aldo Romano (dm) begleitet. "Impressions Of New York" (Impulse!, 1968) zeigt die beiden Musiker bei einem New York-Aufenthalt in Begleitung des Coltrane-Bassisten Jimmy Garrison und Aldo Romano (dm).
Auf den eher jazzrock-orientierten Aufnahmen "The Kühn Brothers & The Mad Rockers" (Metronome, 1969) und "Bloody Rockers" (BYG, 1969) umgaben sich die beiden Kühn-Brüder mit Volker Kriegel (g), Günter Lenz (e-b) und Stu Martin (dm).
Weitere Aufnahmen machte er ab Ende der 1960er bis Ende der 1970er Jahre mit Barney Wilen, Slide Hampton, Alan Silva, Eje Thelin, Jean-Luc Ponty, Anthony Braxton, Association P.C., Toots Thielemans, George Gruntz, Joe Henderson, Billy Cobham, Zbigniew Seifert, Jan Akkerman, Alphonse Mouzon, Larry Coryell, Gary Bartz, Lee Konitz, Charlie Mariano, Jackie McLean und anderen.
Erste Aufnahmen als Leader realisierte Kühn auf "Bold Music" (MPS, 1969). Darauf wurde er von Jean-François Jenny-Clark (b, cello), Jacques Thollot (dm, steel-dm, perc, vcl) und Stu Martin (dm, bells, vcl) unterstützt. Kühn selber spielte auf dieser Aufnahme, wie oft um diese Zeit, auch Altsax andere Blas- sowie Perkussionsinstrumente.
"Sound Of Feelings" (BYG, 1969) und Paris Is Wonderful" (BYG, 1970) waren Trioaufnahmen mit Jenny-Clark und Romano. Auf der zweiten Aufnahme trommelte an Stelle von Romano teilweise Jacques Thollot.
Kühn realisierte im Verlaufe der Jahre viele weitere Trioaufnahmen (siehe Joachim Kühn in Trioaufnahmen). Mit seinem Bruder sowie mit John Surman (bars), Eje Thelin (tb), Barre Philips (b) sowie Jacques Thollot und Stu Martin (dm) entstand an den Berliner Jazztagen 1969 "Monday Morning" (Hör Zu Black Label, 1969).
Von The New Joachim Kühn-Eje Thelin Group erschien die Doppel-LP "In Paris" (Metronome, 1970). Weitere Musiker neben Kühn und Eje Thelin (tb) waren Adelhard Roidinger (b) und Jacques Thollot (dm). In Paris entstand Mitte März 1971 Kühns erste Solo-LP "Solos" (Futura, 1971).
Im Laufe der Jahre kamen viele weitere Soloaufnahmen heraus (siehe Joachim Kühn in Soloaufnahmen). Auf der Doppel-LP "This Way Out" (MPS, 1973) war Kühn mit einem Quartett, bestehend aus Gerd Dudek (ts, ss, fl), Peter Warren (b) und Daniel Humair (dm) zu hören.
"Cinemascope" (MPS, 1974) entstand mit Toto Blanke (g), John Lee (b, e-b), Gerry Brown (dm, perc) sowie mit einem Orchester, geleitetet von Rolf Kühn, der auch die Aggangements schrieb.
"Duo In Paris" (Dreyfus, 1975) war eine Kassette, die Kühn bei einem Festivalauftritt im Duo mit Martial Solal (p) zeigt. Später erschienen viele weitere Duoaufnahmen (siehe Joachim Kühn in Duoaufnahmen). Dazu kamen auch viele weitere Ensemble-Veröffentlichungen.
Mitte der 1970er Jahre lebte Kühn einige Zeit in Kalifornien, wo er unter anderem bei den Aufnahmen des Albums "Black Narcissus" (Milestone, 1976) von Joe Henderson (ts) mitwirkte. "Springfever" (Atlantic, 1976) war eine Produktion mit John Lee (b, e-b) und Gerry Brown (dm) als Rhythmusgruppe sowie hier mit Philip Catherine (g).
In den 1980er Jahren machte Kühn zudem Aufnahmen an der Seite von Leadern wie Stéphane Grapelli, Mark Nauseef, Torsten De Winkel, Jan Akkerman, Christof Lauer, Helen Merrill, Eartha Kitt und anderen.
"Europeana" (Act, 1995) hiess eine Aufnahme, bei der Kühn von Albert Mangelsdorff (tb), Klaus Doldinger und Christof Lauer (sax), Markus Stockhausen (tp), Richard Galliano (acc), Django Bates (horn), Douglas Boyd (oboe) und der Radio Philharmonie Hannover NDR unter Michael Gibbs begleitet wurde.
Zum 70. Geburtstag von Kühn 2014 wurden diese Aufnahmen mit bisher unveröffentlichten Liveaufnahmen des Trios Kühn, Jenny-Clark und Humair von 1987 und 1995 unter dem Titel "Birthday Edition" (Act, 2014) in Form einer Doppel-CD (wieder)veröffentlicht.
Mit dem Marokkaner Majid Bekkas (vcl, guembri, oud, kalimba) und dem Spanier Ramon Lopez (dm, tabla) gründete Kühn (p, as) Mitte der 2000er Jahre ein langlebiges Trio (siehe Joachim Kühn - Majid Bekkas - Ramon Lopez), von dem mehrere Aufnahmen erschienen.
Andere Gruppen hiessen Joachim Kühn/Daniel Humair/J.-F. Jenny-Clark, Joachim Kühn Band, Joachim Kühn French Trio, Joachim Kühn New Trio, Joachim Kühn Quartett, Joachim Kühn Trio, , Rolf & Joachim Kühn Quartet, Rolf + Joachim Kühn Quintet, The Joachim Kühn Group, The Kühn Brothers & The Mad Rockers sowie The New Joachim Kühn-Eje Thelin Group.
Unter seinem Namen, als Leader, Co-Leader oder Gast veröffentlicht er rund 100 Alben. Bei discogs.com besitzt Joachim Kühn 300 Einträge
Joachim Kühn machte auch Aufnahmen mit Anthony Braxton Creative Music Orchestra, B. P. Convention & Friends, Christian Lillingers Grund, Emile Parisien Quintet, Ernst-Ludwig Petrowsky Quartett, European Free Jazz Orchestra Des Art Ensembles Of Chicago, European Jazz Ensemble, Information, Jean-Luc Ponty "Experience", Jukka Tolonen Band, Klaus Lenz Big Band, Piano Conclave Zbigniew Namysłowski Quartet und anderen.
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