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Jon Hassell

  • musicmakermark
  • 17. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit

Amerikanischer Trompeter, Multiinstrumentalist und Komponist, geboren am 22. März 1937 in Memphis, Tennessee. Nach dem Abschluss seines Musikstudium ging er 1965 nach Europa, wo er sich bei Karlheinz Stockhausen mit elektronischer Musik vertraut machte.


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In Köln, im Umfeld von Stockhausen, lernte er Holger Czukay und Irmin Schmid kennen, die später mit Can eine wegweisende Band gründeten. 1967 kehrte er in die USA zurück. Jon Hassell begann er sich mit Klangskulpturen zu beschäftigen, die als "Landscape Music" eine Art Serie bildeten.

 

Sein wichtigstes Werk in dieser Richtung war "Solid State" (1969). Es war dies eine Klangmasse, wleche die Zuhörerinnen und Zuhörer mit sich verändernden Schwingungsformen umgab. Zu Beginn der 1970er Jahre spielte er in den Gruppen der Minimal Music-Komponisten La Monte Young und Terry Riley.

 

Bei letzterem wirkte er auch bei den Aufnahmen zur Originalversion von "In C" (CBS, 1970) mit. Mit La Young spielte er dessen Zyklus "Dreamhouse" ein. Zudem wuchs bei La Young Hassells Interesse an indischer Musik.

 

1972 reiste er nach Indien, um bei Pandit Pran Nath zu studieren. Indem er dessen Vokaltechnik auf die Trompete übertrug, fand Hassell zu einer neuen Spielweise. Sie führte ihn auch zu einer Kompositionstechnik, die ethnische Stile mit elektronischer Musik kombinierte.

 

Hassell selber nannte sie "Fourth World Music". Dieses Konzept prägte Hassells Aufnahmen unter eigenem Namen von Beginn weg. "Vernal Equinox" (Lovely, 1978) entstand mit Hilfe von Nana Vasconcelos (div perc), David Rosenbloom (tablas, mbira, dumbek, perc), Miguel Frasconi (perc), Nicolas Kilbourn (perc, mbira), William Winant (perc) und Drone (synth).  

 

Auf der zweiten Aufnahme "Earthquake Island" (Tomato, 1978) waren  neben Vasconcelos Clarice Taylor (vcl), Miroslav Vitous (b), Dom Um Romao und Badal Roy (perc) sowie Ricardo Silviera und Claudio Ferreira (g) zu hören.

 

Mit dem Ambient-Pionier Brian Eno (g, synth) nahm Hassell "Fourth World Vol. 1 - Possible Musics" (Editions EG, 1980) auf. Die Fortsetzung davon war "Fourth World Vol. 2 - Dream Theory In Malaya" (Editions EG, 1981). Das nächste eigene Album hiess "Aka/Dabari/Java Magic Realism" (Edition EG, 1983).

 

Die EP "Words With The Shaman" (Virgin, 1985) enthielt gemeinsam von David Sylvian, Jon Hassell, Steve Jansen und Holger Czukay entwickelte Tracks. Diese Musker bildeten auch einen Grossteil jenes Ensembles, das David Sylvain für die Aufnahmen seines Albums "Alchemy-An Index Of Possibilities" (Virgin, 1985) einsetzte.

 

Es bestand aus Material, das Sylvain und Mitmusiker schon für dessen erstes Soloalbum "Brilliant Trees" (Virgin, 1984) entwickelte hatte. "Power Spot" (ECM, 1986) enthielt Aufnahmen vom Dezember 1984 und Oktober 1983, die Hassell unter anderem mit Hilfe von Brian Eno (e-b) und J.A.Deane (perc, e-perc, fl) gemacht hatte.

 

Ein Teil der Musiker begleitete Hassell auch auf der LP "The Surgeon Of The Nightsky Restores Dead Things By The Power Of Sound" (Intuition, 1987). Mit Harold Budd und Gavin Bryars teilte sich Hassell die Split-LP "Myths 3. La Nouvelle Sérénité" (Sub Rosa, 1987).

 

"Flash Of The Spirit" (Intuition, 1988) war eine Aufnahme, die mit dem Balafon-Ensemble Farafina aus Burkina Faso sowie einigen weiteren Musikern entstanden war. "City: Works Of Fiction" (Opal, 1990) nannte sich eine mehr Hip Hop-orientierte Aufnahme.

 

"Trespass" (Sire und Warner, 1993) war ein Album von Ry Cooder (mbira, div g, key) mit Hassell (tp) und Jim Keltner (dm) als weitere beteiligte Musiker. Es entstand für den gleichnamigen Film von Walter Hill.

 

Ursprünglich hatte John Zorn den Soundtrack komponiert, doch seine Version wurde zurückgewiesen. Die Zorn-Version erschien später auf "Filmworks II" (Tzadik, 1996). Bluescreen nannte sich ein Ensemble, mit dem Hassell "Dressing For Pleasure" (Warner, 1994) einspielte.

 

Neben anderen Musikern machten dabei Buckethead (g), Kenny Garrett (sax), Tevor Dunn (b) und Adam Rudolph (dm, perc) mit. Die CD und Komposition "Sulla Strada" (Materiali Sonori, 1995) entstand für die Performancegruppe von Federico Tiezzi, der auf der CD neben anderen als Erzähler wirkte.

 

"The Vertical Collection (Sketches)" (Earshot, 1997) hiess ein zweites Album in der Bluescreen-Serie, entstanden mit dem Co-Produzenten Peter Freeman als Co-Leader. Auf Hassells eigenem "Fourth World"-Label erschienen einige Live- sowie andere Aufnahmen.

 

"The Vertical Collection" (1997) war eine Collage aus Tracks der bisherigen Alben von Hassell. Dazu kamen Konzertmitschnitte wie die beiden mit Eno eingespielten CDs "Live At The World Financal Center" (1989) und "Live In Holland 1985" (1985). "Live At The Manca Festival, Nice, France" (1997) war eine Aufnahme mit Bluescreen II.


Auf "Fascinoma" (Water Lily Acoustics, 1999) liess sich Hassell unter anderem von Jacky Terrasson (p) und Ry Cooder (g) begleiten. Ronu Majumdar, Ry Cooder und Abhijit Banerjee waren mit Hassell Co-Leader auf "Hollow Bamboo" (Water Lily Acoustics, 2000). Für den Film "The Million Dollar Hotel" (Island, 2000) schrieb Hassel den Soundtrack.


Nach einer Pause meldete sich John Hassel mit "Maarifa Street" (Magic Realism 2)" (Nyen, 2005) zurück. Die CD war bei drei Auftritten entstanden. Die Mitschnitten wurden im Studio nachbearbeitet.

 

Begleitet wurde Hassell dabei von Dhafer Yousef (vcl), Paolo Fresu (tp), Peter Freeman (e-b, perc, progr), Rick Cox (g), John Beasley (key) und Abdou Mboup (dm). Maarifa Street nannte sich danach ein Ensemble, mit dem Hassell "Last Night The Moon Came Dropping It's Clothes In The Streets" (ECM, 2009) aufnahm.

 

Nach neun Jahren Pause veröffentlichte Hassell mit "Listening To Pictures (Pentimento Volume One) " (Ndeya, 2018) wieder einmal ein neues Album. Dafür hatte er eine ganze Reihe von Musikerinnen und Musiker ins Studio geholt.

 

Das galt auch für die Fortsetzung "Seeing Through Sound (Pentimento Volume Two)" (Ndeya, 2020). Jon Hassell starb am 26. Juni 2021 Los Angeles, California, im Alter von 84 Jahren.

 

In Form von Doppel-LPs erschienen nachträglich "The Living City", "Psychogeography" und "Further Fictions" (alle Nyen, 2023). Es handelte sich um Livemitschnitte, die Ende der 1980er Jahre aufgezeichnet worden waren.   

 

Hassell machte weitere Aufnahmen mit David Sylvain, Peter Gabriel sowie den Talking Heads. Für letztere schrieb er die Blechbläser-Arrangements für das Stück "Houses in Motion" auf der LP "Remain In Light" (Sire, 1980).

 

1982 schrieb Jon Hassell für die Biennale in Venedig die Musik zu Magazzini Criminalis' Kerouac-Dramatisierung von "On the Road". Für Peter Sellar, dem künstlerischen Leiter des American National Theater, komponierte er die Musik zu einem Stück des 1922 verstorbenen russischen Futuristen Velimir Chlebnikov, das 1986 im Museum of Contemporary Arts in Los Angeles uraufgeführt wurde.  

 

Für das Kronos Quartet schrieb Hassell 1985 "Pano da Costa". Die Komposition erschien zusammen mit Werken anderer Komponisten auf dem Album "White Man Sleeps" (Nonesuch, 1987). Dazu wirkte Hassell bei Aufnahmen von Lloyd Cole and the Commotions, Alice, Tears For Fears, Stina Nordenstam, Techno Animal, David Toop, k.d. lang, Jackson Browne, Ibrahim Ferrer, Paul Haslinger, Punkt, Jon Balke und vielen anderen mit. 

                                                       08/25

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