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Astor Piazzolla

  • musicmakermark
  • 17. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Aug.

Argentinischer Bandoneon-Spieler und Komponist, geboren am 11. Müarz 1921 in Mar del Plata als Ástor Pantaleón Piazzólla. Er gilt als Begründer des Tango Nuevo, einer Weiterentwicklung des traditionellen Tango Argentino.


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Er war das einzige Kind seiner italienischstämmigen Eltern und gerade mal vier Jahre alt, als seine Familie wegen der schlechten Wirtschaftslage in Argentinien nach New York City auswanderte. Im Greenwich Village betrieb sein Vater einen Friseursalon.

 

Die musikalische Begabung des jungen Astor wurde früh erkannt. Neben Klavier lernte er seinem Vater zuliebe auch Bandoneon. Er selber begeisterte sich für Jazz und die Musik Johann Sebastian Bachs. Auch die Begegnungen des Neunjährigen mit der Tangolegende Carlos Gardel, einem Freund der Familie, änderte an diesen Prioritäten nichts.

 

1937 kehrte die Familie nach Buenos Aires zurück, wo eine Aufführung des Tango-Ensembles von Elvino Vardaro zu einem Schlüsselerlebnis für Piazzolla wurde. Dabei erlebte er erstmals eine neuartige Tango-Interpretation, die ihn begeisterte.

 

Er begann sein Bandoneonspiel zu perfektionieren. 1939 wurde er Mitglied des Orchesters von Anibal Troilo, für das er auch Stücke arrangierte. Eine Begegnung mit dem Pianisten Arthur Rubinstein bestärkte Piazzolla im Wunsch, einen akademischen Weg zu gehen.

 

Ab 1940 nahm Piazzolla Kompositionsunterricht bei Alberto Ginastera, der damals mit ersten Ballett- und Instrumentalwerken für Aufsehen sorgte. 1944 verliess Piazzolla das Orchester von Troilo und arbeitete für zwei Jahre als Solist und Arrangeur im Orchester von Francisco Fiorentino.

 

1946 gründete er sein erstes eigenes Orquesta Típica, das bis 1948 Bestand hatte. In dieser Zeit veröffentlichte er unter seinem Namen die ersten Schallplatten. 1949 löst sich dieses Ensemble auf. In der ersten Hälfte der 1950er Jahre komponierte Astor Piazzolla einige Orchester- und Kammermusikwerke.

 

Dabei entstanden die "Rapsodía porteña" (1952), die Sinfonie "Buenos Aires" (1953) und die "Sinfonietta" (1954). Von seinen frühen Tangos aus den 1940er Jahren distanzierte er sich in der Öffentlichkeit, da er als Komponist ernst genommen werden wollte, was ihm mit Tango zu jener Zeit unmöglich schien.

 

Zwar feierte in Europa, ausgehend von Paris, eine harmlos-tanzbare Tango-Variante Triumphe, aber in Argentinien hatte der Tango sehr lange einen schlechten Ruf, vor allem bei der Oberschicht. 1954 erhielt Piazzolla im Zusammenhang mit dem Preis für seine "Sinfonietta" ein Stipendium für Europa.

 

Er ging nach Paris, um bei Nadia Boulanger Komposition zu studieren. Beim ersten Vorspielen verschwieg er, dass er in Bordellen und Kabaretts von Buenos Aires gespielt und solche Musik auch komponiert hatte.

 

Boulanger entdeckte beim Durchsehen von Piazzollas Partituren Einflüsse von Ravel, Strawinsky, Bartók und Hindemith, vermisste jedoch eine individuelle Handschrift und bat Piazzolla, einen Tango auf dem Klavier zu spielen und gab ihm den Rat, bei dieser Musik zu bleiben.

 

Piazzolla nahm den Rat an und belegte zusätzlich Dirigierkurse bei Hermann Scherchen. 1955 kehrte Piazzolla nach Argentinien zurück. Er gründete das Octeto Buenos Aires mit zwei Bandoneons, zwei Violinen, einem Bass, einem Cello, einem Klavier und einer elektrische Gitarre.

 

Mit diesem Ensemble begann die Neuinterpretation des Tangos, der Tango Nuevo genannte wurde. Viele von Piazzollas Tangos sind nicht mehr im traditionellen Sinne tanzbar, sondern in erster Linie Musik zum Zuhören. Die Harmonie des Tango weitete er mit Mitteln des Jazz aus sowie nach den Vorbildern Igor Strawinsky und Béla Bartók.

 

Piazzolla weitete die Spieltechnik der Instrumente im Tango durch Anleihen aus der Neuen Musik aus. 1960 gründete Piazzolla  ein Quintett mit Violine, Gitarre, Klavier, Bass und Bandoneon. Anfänglich stiessen seine Werke auf Kritik und Ablehnung, da sie vom ursprünglichen Tango stark abwichen.


Die Anfeindungen gingen so weit, dass Piazzolla und seine Familie sich in Buenos Aires mitunter kaum auf die Strasse wagen konnten. Doch er arbeitete weiter und komponierte, konzertierte und erstellte Arrangements seiner Werke für unterschiedliche Besetzungen mit enormer Produktivität. Im Laufe seines Lebens komponierte er über 300 Tangos und Musik für fast 50 Filme und spielte rund 40 Schallplatten ein.

 

Dabei arbeitete er mit Schriststeller wie Jorge Luis Borges und Horacio Ferrer zusammen oder mit der Schauspielerin Jeanne Moreau oder mit dem Regisseur Fernando Solanas. Er initiierte und leitete genre-überschreitende Projekte, unter anderem mit dem Kronos Quartet und mit Jazz-Musikern wie Gary Burton oder Gerry Mulligan.

 

Ausserdem schrieb er für Pina Bauschs Tanztheater die Musik zum Ballett "Bandoneón". Auch Musiker wie Gidon Kremer, Al DiMeola, Daniel Barenboim, Yo-Yo Ma, Giora Feidman, Richard Galliano und andere spielten seine Werke.

 

Astor Piazzollas Schaffen wurde auf über 350 Alben und 250 Compilations verewigt. Die umfangreichsten Compilations sind die 10-CD-Box "Astor Piazzolla" (Documents, 2004) mit Aufnahmen von 10 Alben, die zwischen Ende der 1960er und Mitte der 1980er Jahre eingespielt worden waren. Unter Piazzollas Namen erschien die 5-CD-Box "The History Of Tango" (Déjà vu, 2006).

 

Diese enthielt aber nur auf drei der fünf CDs Musik von Piazzolla. Die restlichen zwei CD tragen die Titel "The History Of Tango Vol.1 und 2" und zeigen andere Tango-Musiker wie Carlos Gardel, Osvaldo Pugliese, Juan D'Arienzo, Julio De Caro, Francisco Canaro, Aníbal Troilo, Pedro Laurenz und andere.

 

Über acht CD erstreckte sich das Set "Hommage a Piazzolla. The Complete Astor Piazzolla Recordings" (Nonesuch, 2012) mit Gidon Kremer, der Kremerata Baltica und The Astor Quartet als Interpreten. Neun CDs stark war "Tanguísimo" (Le Chant Du Monde, 2012).

 

Während der argentinischen Militärdiktatur (1976–1983) hatte er in Italien gelebt, kehrte aber immer wieder nach Argentinien zurück. Insbesondere die Zeit von 1978 bis 1988 gilt als Höhepunkt seines Schaffens. In dieser Zeit arbeitete er mit seinem zweiten Quintett, in dem Pablo Ziegler (p), Fernando Suarez Paz (vio), Horacio Malvicino (g), und Hector Console (b) mitwirkten.

 

Im August 1990 erlitt er in Paris einen Schlaganfall, der ein weiteres Komponieren unmöglich machte. Er starb zwei Jahre später am 4. Juli 1992 71-jährig in Buenos Aires.                                                   08/25

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