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John Stevens

  • musicmakermark
  • 9. Sept.
  • 6 Min. Lesezeit

Englischer Contemporary Jazz/Free Improv/Free Jazz-Schlagzeuger, Perkussionist, Kornettist und Bandleader, geboren am 10. Juni 1940 in Brentford, Middlesex. Beeinflusst von seinem Vater, einem Step-Tänzer, wandte er sich schon früh der Musik zu.


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Nach seiner Schul- und Hochschulzeit in Ealing, studierte er an der Musikschule der Royal Air Force. Er spielte in Militärbands, wo er auf seine späteren musikalischen Mitstreiter Paul Rutherford und Trevor Watts traf. Zu dieser Zeit war Stevens besonders an Skiffle, Traditional Jazz und Modern Jazz interessiert.

 

Damals spielte er mit Francis Boland und Tubby Hayes. 1964/65 arbeitete er in London mit Ronnie Scott, Stan Tracey und danach erneut mit Tubby Hayes. Dazu gründete er erste eigene Gruppen. Eine davon war 1964 ein Quartett mit John McLaughlin (g), Ian Carr (tp) und Jeff Clyne (b).

 

Mit Trevor Watts (as) an Stelle von McLaughlin spielte diese Formation 1966 die erst drei Jahre später veröffentlichte LP "Springboard" (Polydor, 1969) ein. Mit Trevor Watts verband ihn eine lebenslange Freundschaft (siehe Trevor Watts/John Stevens). Mitte der 1960er Jahre gründete er mit Trevor Watts das Spontaneous Music Ensemble, um dort freie Improvisation ohne einen vorgegebenen Rahmen zu erforschen.

 

Das SME wurde zum Sprungbrett der jungen Generation britischer Jazzmusiker – von Evan Parker über Derek Bailey, Paul Rutherford, Howard Riley, Maggie Nicols, Julie Tippetts bis hin zu Barry Guy und James Muir. Eine Big Band-Ausgabe des SME mit zum Teil auch unerfahrenen Musikern und Musikerinnen trat als Spontaneous Music Orchestra in Erscheinung.


Dazu war Stevens auch ausserhalb dieser Szene tätig. John Lennon (g) und Yoko Ono (vcl) spielten mit Stevens (dm), Mal Evans (org) und John Tchicai (sax) den seitenfüllenden Track "Cambridge 1969" ein, der auf der A-Seite der LP "Unfinished Music No. 2: Life With The Lions" (Zapple, 1969) veröffentlicht wurde.

 

Im selben Jahr war er mit Jeff Clyne (b) auf der Debut-LP "Prayer For Peace" (Transatlantic, 1969) der Gruppe Amalgam von Trevor Watts zu hören. Nach weiteren Aufnahmen wurde Stevens Mitte der 1970er Jahre bei Amalgam durch Liam Genockey (dm) abgelöst. Stevens spielte zu jener Zeit auch an der Seite von Bob Downes, Steve Lacy, John Martyn, Bobby Bradford, Howard Riley und Dudu Pukwanas Spear.


Zu Beginn der 1970er Jahre erwachte sein Interesse an klarer definierten Rhythmen und Strukturen. Splinters hiess eine Gruppe mit Tubby Hayes (ts, fl), Trevor Watts (as), Kenny Wheeler (tp, flh), Stan Tracey (p), Jeff Clyne (b) sowie mit Phil Seamen (dm) als zweiter Schlagzeuger. Ein Livemitschnitt dieser Gruppe vom Mai 1972 kam später unter dem Titel "Split The Difference" (Reel Recordings, 2009) heraus.

 

Noch einmal Jahre später erschienen im Rahmen der 3-CD-Box "Inclusivity" (Jazz In Britain, 2021) die vollständigen Aufnahmen der beiden Sets im "100 Club" sowie auf CD 3 eine weitere Splinters-Liveaufnahme vom September 1972.

 

Unter dem Gruppennamen Free Space versammelte Stevens 1973 Musiker wie Trevor Watts (ss), Herman Hauge (as), John Russell (g), Nigel Coombs (vio), Ron Herman und Marc Meggido (b) sowie Dave Soloman (perc). Von dieser Gruppe erschienen nur gerade rund 15 Minuten Musik und zwar auf der CD "Life Amid The Artifacts" (Emanem, 2011).

 

Der Rest dieser CD bestand aus Aufnahmen der verwandten Formation Otherways, einem Trio bestehend aus Hauge, Meggido und Solomon. 1974 spielte John Stevens mit Paul Lytton, Frank Perry, Eddie Prevost und Trevor Taylor für die Compilation "Improvising Percussionist" (FMR, 2002) Solostücke ein.

 

The John Stevens Dance Orchester hiess eine andere Formation, die Mitte der 1970er Jahre entstand. Auf der LP "Ah!" (Vinyl, 1978) bestand diese Gruppe aus Robert Calvert (ss, ts), Dave Cole (g), Nigel Moyse (g, effects), Jeff Young (key), Ron Herman (b), Nick Stephens (e-b) und Stevens selber.

 

Auf weiteren Aufnahmen aus den Jahren 1977, 1979 und 1981, die später auf der CD "A Luta Continua" (Konnex, 1994) herausgebracht wurden, spielten im Dance Orchestra eine ganze Reihe von weiteren Musikern, darunter Paul Rutherford (tb, euph), Alan Tomlinson (tb), Jon Corbett (tp), Elton Dean (saxello), Lol Coxhill (ss), Trevor Watts (ss) und der Singer/Songwriter John Martyn (g, vcl).

 

Aus dem selben Musikerkreis rekurutierte er auch seine Mitmusiker in der Jazz Rock/Free Improv-Formation Away, die 1975 entstand und mehrere Aufnahmen veröffentlichte. Dazu war er auch ausserhalb von festen Gruppen unter seinem Namen tätig.

 

"Touching On" (Vinyl, 1977) war eine Quartettaufnahme mit Allan Holdsworth (g), Jeff Young (p) und Ron Mathewson (b). Die CD-Wiederveröffentlichung wurde um einem Track des John Stevens Dance Orchestras erweitert. Mit Barry Guy in zwei und Ron Mathewson in einem Track als Bassisten nahm Stevens mit diesen Musikern auch "Re Touch" (Vinyl, 1977) auf.

 

Auf "Chemistry" (Vinyl, 1977) wurde Stevens von Kenny Wheeler (tp), Ray Warleigh und Trevor Watts (as) sowie Jeff Clyne (b) begleitet. Die ersten von mehreren Duoaufnahmen hiessen "The Longest Night Vol. 1 und 2" (Ogun, 1977 bzw. 1978) und zeigen Stevens mit Evan Parker (ss). Es folgten mehrere weitere Duoaufnahmen (siehe John Stevens in Duoaufnahmen).


"No Fear" (Spotlite, 1978) und "Application Interaction And..." (Spotlite, 1979) waren Trioaufnahmen mit Trevor Watts (as) und Barry Guy (b). Auch sein Schaffen mit Trios ist auf mehreren weiteren Aufnahmen dokumentiert (siehe John Stevens in Trioaufnahmen).

 

Mit Gordon Beck (key), Allan Holdsworth (g) und Jeff Clyne (g) nahm John Stevens schon 1977 "Conversation Piece - Part 1 & 2" (View, 1980) auf. Auf "4,4,4," (View, 1980) sind Evan Parker (ts, ss), Paul Rutherford (tb), Barry Guy (b) und John Stevens (dm) am Werk.

 

Diese Aufnahmen wurden später mit vier  noch unveröffentlichten Tracks unter dem Titel "One Four And Two Twos" (Emanem, 2012) (wieder) veröffentlicht. "Freebop" (Affinity, 1982) enthielt Aufnahmen vom Bracknell Jazz Festival 1982 mit Jon Corbett (tp), Paul Rutherford (tb), Gordon Beck (p) und Jeff Clyne (b).

 

Die zweite Freebop-Aufnahme mit Aufnahmen vom Bracknell Jazz Festival 1986 hiess "Live Tracks" (Impetus, 1988) und zeigte Stevens mit  Pete King (reeds), Courtney Pine (ss, ts), Evan Parker (ts), Bobby Bradford (co), Annie Whitehead (tb), Ted Emmett (tp), Eddie Parker (fl), Dave Marchant und Nigel Moyse (g) sowie Nick Stephens und Ron Herman (b).

 

Ähnlich besetzt war ein weiteres Ensemble. 1988 trat Stevens mit Evan Parker (ts), Dudu Pukwana (as, ss), Annie Whitehead (tb, vcl), Harry Beckett (tp), Pinise Saul (vcl) und Nick Stephens (b) auf. Mitschnitte von Konzerten erschienen nachträglich auf den CD-R "Fast Colour" (Loose Torque, 2004) und "Antwerp 1988" (Loose Torque, 2005).

 

1981 hatte John Stevens den Norweger Frode Gjerstad (ts, as, ss, bcl) nach England geholt. Zwischen diesen beiden Musikern entstand eine musikalische Freundschaft, die sich vor allem in der Gruppe Detail niederschlug. Detail war im Prinzip ein Trio, dem als dritter Musiker Johnny Dyani (b) angehörte. Nach Dyanis Tod 1986 übernahm Kent Carter dessen Platz. Gjerstadt holte Stevens auch in sein Circulasione Totale Orchestra.

 

Ab 1983 war Stevens musikalischer Leiter des Outreach Community Music Projekt der britischen Jazz Centre Society. Anschliessend war er die treibende Kraft hinter der Community Music Limited, einer unabhängigen Stiftung, die die musiktherapeutische Funktion frei improvisierter Musik bei Kindern und in der Psychiatrie nutzte und erweiterte.

 

Unter dem Gruppennamen Folkus und mit einer ganzen Reihe von Musikern entstand "The Life Of Riley" (Affinity, 1984). Zu jener Zeit trommelte Stevens im Charlie Watts Orchestra und im London Jazz Composers Orchestra.

 

Die CD ">Re-Touch & Quartet<" (Konnex, 1993) enthielt die beiden Werke der erwähnten LP "Re-Touch" von 1977 sowie ein Quartett-Track von 1971 mit Trevor Watts (ss), Julie Tippetts (g, vcl) und Ron Herman (b), der auf der LP "Live Big Band And Quartet" (Vinyl, 1979) unter dem Namen des Spontaneous Music Ensembles erschienen war.

 

Unter dem Gruppennamen John Stevens Ensemble versammelte Stevens Ed Jones und Iain Ballamy (as, ss), Evan Parker (ts, ss), Paul Rutherford (tb, euph), Byron Wallen (tp, flh, p-tp), Mike Pyne (p), Phil Lee (g) sowie Jeff Clyne und Ron Mathewson (b). Bei einem Auftritt am 19. Mai 1993 wurde "Blue" (Culture Press, 1997) mitgeschnitten.

 

Als John Stevens Quartet spielten Stevens, Ed Jones (ts, ss), Byron Wallen (tp, flh) und Gary Crosby (b) 1992 "New Cool" (The Jazz Label, 1994) ein. Kurz vor seinem Tod am 13. September 1994 im Alter von 54 Jahren in Ealing bei London, vollendete er sein Werk "Celebration With Voices" für grossen Chor, Streichquartett und Jazzoktett.

 

Stevens war an der Entwicklung des britischen Free Jazz und seinen weiterführenden Entwicklungen massgeblich beteiligt. Er propagierte im Gegensatz zum Powerplay-Spiel seiner Black Music-Kollegen in den USA das kammermusikalische Spiel, das er als "nicht-linear" bezeichnete. Er entwickelte theoretische Methoden, mit denen seine Musik auch von grösseren Gruppen gespielt werden konnte.          09/25

 

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